Hohe Energiepreise und die Inflation drücken nach Angaben des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK das Konsumklima auf ein Fünf-Jahres- Tief. Auch das Wiederaufflammen der Finanzmarktkrise habe die Haushalte im Juli stark verunsichert, berichtete das GfK am Montag. Für den Konsumklimaindex erwartet die GfK im kommenden Monat daher nur noch einen Wert von 2,1 Punkten nach 3,6 Punkten im Juli. Damit rutschte das Barometer für die Verbraucherstimmung auf den niedrigsten Wert seit Juni 2003. Immer mehr Verbraucher sähen ihren Kaufkraftzuwachs nach den Lohnerhöhungen in der ersten Jahreshälfte von der hohen Teuerung aufgezehrt. Hohe Inflationsrate So ist die Inflationsrate im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen im Juli auf 3,3 Prozent geklettert, nach 3,0 Prozent im Juni. Besonders stark verteuerten sich binnen eines Jahres Haushaltsenergien mit einem Anstieg von fast 16 Prozent, teilte das Landesamt für Statistik in Düsseldorf mit. Auch die Lebensmittel legten deutlich um 7 Prozent binnen Jahresfrist zu. „Höchstwerte bei den Preissteigerungsraten, ausgelöst in erster Linie durch die explodierenden Energiepreise, lassen die Verbraucher zunehmend um ihre Kaufkraft fürchten“, betonte die GfK. Entsprechend sank die Einkommenserwartung auf ein Niveau, das zuletzt vor knapp vier Jahren - im August 2004 - gemessen worden sei. Selbst die gute Arbeitsmarktlage trete derzeit in den Hintergrund. GfK-Chef Klaus Wübbenhorst fürchtet, dass sich die hohen Energiepreise auch mittel- und langfristig als eine Konsumbremse erweisen könnten. „Wir müssen uns bei Energie wahrscheinlich auf ein hohes Kostenniveau einstellen. Das wird sicherlich auf die Konsumneigung durchschlagen“, sagte Wübbenhorst in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Umsatz machen noch die Discounter Von den zunehmend knappen Kassen vieler Haushalte dürften nach Wübbenhorsts Einschätzung allenfalls Lebensmittel-Discounter profitieren. Dagegen könnte die wachsende Konsumzurückhaltung bei Herstellern langlebiger auf die Umsätze drücken. „Die Leute fahren einfach ihr Auto ein halbes Jahr länger, verschieben die Renovierung ihres Bades und sagen sich: ‚Eigentlich brauche ich im Moment gar keinen neuen Fernseher’“, prognostizierte er. Es fehlen Impulse! Handwerk und Bauwirtschaft forderten unterdessen stärkere Steuer- Anreize, damit private Haus- und Wohnungsbesitzer wieder mehr Aufträge erteilen. „Der Binnenmarkt braucht dringend Wachstumsimpulse. Denn gerade die am heimischen Markt aktiven Handwerksbetriebe sind von der schwachen Nachfrage betroffen“, sagte Handwerkspräsident Otto Kentzler. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Hans-Hartwig Loewenstein, verlangte, den Steuerbonus für Handwerker-Arbeiten zu erhöhen. „Dadurch könnten Anreize geschaffen werden, private Handwerksaufträge aus der Schwarzarbeit herauszuholen.“ Sinnvoll wäre auch eine Prämie für Energiesparer. (dpa)
Schlechte Stimmung: Konsumklima auf Fünf-Jahres-Tief

Die Stimmung unter den deutschen Verbrauchern ist so schlecht wie seit Jahren nicht mehr.