Arbeitgeber und IG Metall haben sich auf einen neuen Tarifvertrag in der Metall- und Elektroindustrie geeinigt und damit in letzter Minute Streiks in der wichtigsten deutschen Branche abgewendet. Nach einem fast 23-stündigen Verhandlungsmarathon vereinbarten beide Seiten am Mittwoch in Sindelfingen eine zweistufige Entgelterhöhung von insgesamt 4,2 Prozent, Einmalzahlungen sowie die Möglichkeit für Sonderregelungen in den Betrieben. Unmittelbar nach der Einigung im Tarif-Pilotbezirk Baden- Württemberg schloss Südwestmetall-Chef und Verhandlungsführer Stefan Roell einen Arbeitsplatzabbau in der Branche nicht aus. In der vergangenen Woche hatten sich 550.000 Beschäftigte an bundesweiten Warnstreiks beteiligt und den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Die IG Metall hatte ursprünglich acht Prozent mehr Geld gefordert, die Gegenseite bot 2,1 Prozent plus Einmalzahlungen. Mit der Einigung konnte der erste Streik in der deutschen Schlüsselindustrie seit sechs Jahren im letzten Moment noch abgewendet werden. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser empfahl den Arbeitgebern die Übernahme des Kompromisses. "Die Tarifparteien haben bewiesen, dass sie auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig sind. Wir werden empfehlen, die Einigung in allen Bezirken zu übernehmen", sagte Kannegiesser nach der hart umkämpften Einigung. Der IG Metall- Vorsitzende Berthold Huber betonte ebenfalls: "Natürlich werden auch wir empfehlen, die Einigung in allen Bezirken zu übernehmen." Dudenhöffer: Tarifabschluss ist "falsches Signal" für Autobauer Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat den Tarifabschluss als zu hoch kritisiert und als "falsches Signal" für die kriselnde Autoindustrie bezeichnet. Der "Bild"-Zeitung (Donnerstag) sagte Dudenhöffer: "Der Abschluss ist ein falsches Signal für die Autobauer und Zulieferer. Er passt nicht in die Zeit." Vor allem bei den Autozulieferern drohe weiterer Jobabbau wegen steigender Kosten. Gleichzeitig warnte Dudenhöffer vor Firmenpleiten. "Die Zulieferer werden es wegen der höheren Kosten jetzt noch schwerer haben, bezahlbare Kredite zu bekommen. Damit steht die wirtschaftliche Substanz auf dem Spiel", sagte der Experte der Zeitung.
Nach Verhandlungsmarathon: Einigung im Metall-Tarifkonflikt

Arbeitgeber und IG Metall verständigten sich auf eine zweistufige Entgelterhöhung von insgesamt 4,2 Prozent, Einmalzahlungen sowie die Möglichkeit für Sonderregelungen. Dudenhöffer sieht darin ein "falsches Signal" an die Autobauer.
Gunar Fortwängler