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Parkgebühren werden verdreifacht: Paris sagt SUV den Kampf an

05.02.2024 11:14 Uhr | Lesezeit: 5 min
VW Tiguan 2024 Seitenansicht, VW ist in knallrot lackiert und hat die R-Line-Ausstattung
Auch zahlreiche Modelle aus der deutschen Pkw-Bestsellerliste sind betroffen: Der neue VW Tiguan wiegt bis zu 1,75 Tonnen.
© Foto: VW

Seit Jahren treibt Paris eine Verkehrswende voran, die den Platz für Autos verknappt. Nun werden Parkgebühren für SUV nach einer Bürgerbefragung erhöht. In Deutschland wird das mit Interesse verfolgt.

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Seit Jahren kämpft die Pariser Stadtverwaltung für eine Verkehrswende und weniger Autoverkehr – nun sind SUV von einer drastischen Entscheidung betroffen, die auch in Deutschland aufhorchen lässt. Bei einer Bürgerbefragung hat sich eine Mehrheit am Sonntag für eine Verdreifachung der Parkgebühren für schwere Stadtgeländewagen ausgesprochen.

Damit setzte sich die Stadtverwaltung mit ihrem Plan durch, für einstündiges Parken von SUV und anderen schweren Autos im Zentrum 18 Euro statt üblicherweise sechs Euro zu verlangen und in den Außenbezirken zwölf Euro statt vier Euro. Für sechs Stunden Parken im Zentrum werden gar 225 Euro statt bislang 75 Euro fällig. Die neue Regelung soll ab dem 1. September greifen.

Rund 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Hauptstadt waren zu der Abstimmung unter dem Motto "Mehr oder weniger SUV in Paris?" aufgerufen. Rund 54,5 Prozent stimmten für die Erhöhung der Parkgebühren, rund 45,5 Prozent dagegen. Die Beteiligung an der Abstimmung lag allerdings nur bei knapp sechs Prozent. Einwände, dass das Ergebnis mit 78.000 Teilnehmenden kaum repräsentativ sei, wollte die Stadtverwaltung nicht gelten lassen. Schließlich hätten Zehntausende Menschen die Möglichkeit der direkten Bürgerbeteiligung genutzt.

"Die Pariser sind die Avantgarde einer Bewegung, viele Städte werden sicher nachziehen", sagte Bürgermeisterin Anne Hidalgo nach dem Entscheid. "Sie wollen diesen schweren Autos in den Straßen den Platz nehmen, aus Umweltgründen und wegen der Sicherheit." Die Entscheidung sei gut für den Planeten und für die Gesundheit. Die schweren Karossen sorgten für eine erhöhte Umweltverschmutzung, beanspruchten viel öffentlichen Raum und gefährdeten die Verkehrssicherheit, argumentiert die Stadt. Dieselben Kritikpunkte werden auch in Deutschland immer wieder vorgebracht.

Nur Besucher werden stärker zur Kasse gebeten

Den Sondertarif für SUV in Paris sollen ausschließlich Besucher bezahlen. Anwohner sollen ebenso ausgenommen werden wie Handwerker und Pflegedienste. Greifen soll der Tarif für Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. Für private Parkhäuser gilt die Regelung nicht. In Paris ist der Kampf gegen SUV Teil einer Verkehrswende, die schon seit Jahren von der sozialistischen Bürgermeisterin Hidalgo und der rot-grünen Stadtregierung vorangetrieben wird.

Bisher nicht erläutert wurde, wie die Überwachung der neuen Parkgebühren genau funktionieren wird. Wer in Paris parkt, gibt am Parkautomaten das Kennzeichen seines Wagens ein und bezahlt für die gewünschte Zeit. Politessen sind seit einigen Jahren Geschichte. Videokontrollwagen fahren durch die Straßen und erfassen die Kennzeichen aller abgestellten Fahrzeuge. Wer nicht gezahlt hat, bekommt ein Knöllchen zugeschickt. Bei diesem System müsste es mit dem Kennzeichen künftig auch Zugriff auf den Fahrzeugtyp geben – und wie es sich mit ausländischen Kennzeichen verhält, ist eine weitere Frage. 

Auch Deutschland schaut auf die Pläne in Paris. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) etwa plädiert dafür, das Parken für SUV zu verteuern. Die Pariser Bürgerbefragung zeige, dass die Debatte um den knappen öffentlichen Raum und eine angemessenere Bepreisung fürs Parken geführt werden müsse, sagte er. Vor dieser Herausforderung stünden alle europäischen Großstädte. 

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Ebenfalls mit Blick nach Paris hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) jüngst alle deutschen Städte dazu aufgerufen, höhere Parkgebühren für immer größer werdende Stadtgeländewagen festzulegen. "Diese Monster-SUV blockieren zunehmend Gehwege und Grünflächen und gefährden Menschen, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) hält höhere Parkgebühren dagegen für keine geeignete Lösung. Sein Einwand: Betroffen davon wären auch Fahrzeuge, bei denen es sich nicht um klassische SUV handelt. 

Skeptisch äußerte sich der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Eine Staffelung von Parkgebühren nach Fahrzeuggröße sei in der Praxis schwer umzusetzen und werde bislang von nur wenigen Städten angestrebt. Das Bundesverwaltungsgericht habe 2023 festgestellt, dass Gebührensprünge orientiert nach Fahrzeuglänge nicht zu groß sein dürften. Eine rechtswidrige Ungleichbehandlung müsse ausgeschlossen sein.


Parkaufschlag für SUV in Paris - zahlreiche Modelle sind betroffen

Fällig wird der SUV-Aufschlag bei Modellen mit Verbrennungsmotor ab einem Gewicht von 1,6 Tonnen. Die Grenzlinie zieht sich damit durch die kompakte Crossover-Klasse: Bleibt der VW T-Roc mit bis zu 1,578 Tonnen noch darunter, ist der knapp 26 Zentimeter längere Tiguan mit bis zu 1,750 Tonnen bereits drüber. Zumindest, wenn man die Modellvariante mit dem höchsten Leergewicht berücksichtigt. Die Spanne zwischen Minimum und Maximum kann 200 bis 300 Kilogramm betragen – schwer sind dabei vor allem Modelle mit Plug-in-Hybrid oder Diesel sowie Varianten mit viel Ausstattung.

Bei E-Autos wird der Aufschlag aufgrund des zusätzlichen Gewichts der Batterien erst ab 2 Tonnen fällig. Auch dieser Wert erreichen bereits Kompakt-SUV wie der VW ID.4 (bis 2,239 Tonnen) oder der Mercedes EQA (bis 2,105 Tonnen). Unter den acht 2023 in Deutschland meistverkauften SUV bleiben neben dem T-Roc der Opel Mokka, VW T-Cross und Cupra Formentor deutlich unter der Gewichts-Grenze. Nur sehr knapp drunter oder drüber liegen neben VW Tiguan und ID.4 Tesla Model Y, BMW X1 und Mercedes GLC.

Welche Gewichtsdaten die Pariser Stadtverwaltung genau zur Bewertung nutzen will, geht aus der Mitteilung zum Abstimmungsergebnis nicht hervor. Neben dem Maximal- und Minimalgewicht einer Baureihe wäre auch ein Mittelwert oder das konkrete Gewicht eines Fahrzeugs denkbar, wie es sich aus dem Fahrzeugschein ergibt. Nicht klar ist, wie genau "SUV" und "Geländewagen" definiert werden. Denn auch normale Limousinen wie eine Mercedes C-Klasse oder ein BMW 3er reißen bereits in vielen Varianten die Zwei-Tonnen-Grenze. Klar gefasst Regeln dürften spätestens im Herbst vorliegen.



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KOMMENTARE


Gentleman-Driver

05.02.2024 - 17:42 Uhr

Populismus auf höchstem Niveau und schon über der Grenze zur Diskriminierung. Frau Hidalgo legt also jetzt fest, welches Modell als SUV gilt und welches nicht? Und was ist mit einer schweren (klassischen) Limousine über 1,6t, die ganz klar kein SUV ist??? Was für ein Schwachsinn! Aber einfacher Rat: Konsequent wegbleiben aus dieser Stadt und sein Geld dort ausgeben, wo man als Autofahrer noch willkommen ist. Wenn die Einnahmen für Hotelübernachtungen, Restaurant-Besuche und sonstigen Konsum durch zumindest den Teil der Gäste, die noch mit dem Auto in diesen zunehmend versifften Großstadt-Moloch reisen, drastisch zurückgehen, ist das eine klare Botschaft und einfachste Reaktion der verprellten "schlimmen" Autofahrer.


Verkehrsbeobachter

07.02.2024 - 21:01 Uhr

Ein Moloch war das alte autofahrerdominierte Paris. Die '75' war in ganz Frankreich gefürchtet und man hat als Fußgänger hat man um sein Leben fürchten müssen. Die Maßnahmen, aus Paris wieder eine lebenswerte Stadt zu machen, werden letztlich mehr Touristen dorthin führen.


C.F.

10.02.2024 - 09:30 Uhr

sind beliebte Busse wie z.b. Ford Tourneo Custom und vergleichbare den keine großen Autos? Nur weil ein Automobil eine Erscheinung hat eines SUV wird es bestraft??? Ein kompakt Fahrzeug leigt heute schon bei locker 1,6 tonnen und mehr.


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