Premiere auf dem AUTOHAUS-Schadenforum: Da Dr. Neofitos Arathymos, Geschäftsführer Abteilung Technik, Sicherheit, Umwelt beim ZDK, sein Referat wegen eines gecancelten Fluges absagen musste, erklärte sich ZKF-Präsident Peter Börner spontan dazu bereit, diesen Vortrags-Part mit zu übernehmen. Das Thema Digitalisierung beleuchtete Börner vor dem Hintergrund der EU-Typengenehmigungs-Verordnung und des alten Widerstreits Marken-Autohaus vs. freier Reparaturfachbetrieb. Darüber hinaus nutzte er die Gelegenheit, einige bereits auf dem Event angesprochene Reizthemen aus seiner Warte einzuordnen.
Schadenmanagement nicht ohne die freien Werkstätten
Gleich zu Beginn nahm Börner Bezug auf die am Schadenforum seitens Audi und Toyota vorgestellten Konzepte zum digitalen Schadenmanagement der OEMs. Insbesondere das Vorhaben Toyotas, den Werkstattkunden durch ein Tracking am Reparaturverlauf teilhaben zu lassen, bezeichnete er als mutig. Denn was tue Toyota, wenn der Kunde dann über das Tracking sehen könne, dass der Karosserie- und Lackieranteil bei der Reparatur ohne sein Wissen extern an einen freien Werkstattbetrieb weitervergeben worden sei und dies dann hinterfrage? Es gäbe ja auch Autohäuser, die beispielsweise die mittlerweile mögliche Ortung der Fahrzeuge per APP während einer Reparatur nicht ohne Grund deaktivieren würden.
Prinzipiell sehe auch er einen gewissen Anspruch des Kunden, zu wissen, in welcher Phase des Reparaturprozesses sein Fahrzeug befindlich sei. Seitens der EUROGARANT AutoService AG arbeite man natürlich mit seinen Softwarepartnern ebenfalls an solchen Lösungen. Man müsse sich bei der Umsetzung allerdings vor Augen halten, dass im Handwerk alles funktioniere – außer einem geplanten Ablauf. Nicht jeder Schritt des Handwerkers, jeder Clip und jedes Staubkörnchen in der Lackieroberfläche sei planbar. Ob es sinnvoll sei, dies via Tracking auch dem Kunden live darzustellen, stellte Börner zur Diskussion.
Konfrontation unnötig
Er glaube zudem nicht, dass die handwerkliche Qualifikation im markengebundenen Betrieb bei der Reparatur von Fahrzeugen aus dem eigenen Hause grundsätzlich besser ausfalle, nur weil ein Markenemblem an der Hauswand hänge. Ebenso gehe er nicht davon aus, ergänzte Börner seine Einschätzung, dass die Anzahl von Aufträgen für die 3.500 freien K&L-Fachbetriebe zurückgehen würde, wenn es denn Autohäusern beispielsweise durch digitales Schadenmanagement gelänge, wieder mehr Kunden an sich zu binden. Denn letztendlich sitze dort die Kompetenz für die Karosserie- und Lackierarbeiten, deren Durchführung auf der anderen Seite für die meisten Autohäuser einfach nicht wirtschaftlich wäre.
Deswegen, so Börner, plädiere er als Vertreter der freien Werkstätten dafür, dass jeder in der Schadenbranche das tue, was er am besten könne. Dann nämlich sei der Kunde der Gewinner, alles andere regele ohnehin der Markt. Sein versöhnliches Fazit Richtung OEMs lautete dann auch, dass dabei durchaus ein gedeihliches Nebeneinander von Autohaus und freier Werkstatt im Schadenbusiness möglich und sinnvoll sei.
Datenflut sinnvoll bewältigen
Die Typgenehmigungs-Verordnung von 2018 verpflichtet die Hersteller darauf, dem Markt nun auch die Telemetriedaten, die live im Fahrzeug erzeugt werden, ab 2020 diskriminierungsfrei zur Verfügung zu stellen. Das klingt gut, bedeutet aber eine enorme Herausforderung für Verbände, Organisationen, aber auch für Lieferanten von Werkzeugen und Teilen. Wie sich der ZKF zusammen mit dem ZDK als Interessenvertreter der freien Werkstätten dieser Herausforderung stellt, das erfahren Sie in der Jahresschlussausgabe von SchadenBusiness, die gemeinsam mit AUTOHAUS 23/24 am 17. Dezember erscheinen wird. Bis dahin halten wir Sie wie gewohnt mit unserem Brancheninformationsdienst AUTOHAUS Schaden§manager auf dem Laufenden. (se)