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ADAC Luftrettung in Ulm: Mit Nightvision in die vierte Welle

06.12.2021 04:54 Uhr | Lesezeit: 5 min
ADAC Luftrettung in Ulm: Mit Nightvision in die vierte Welle
Im Cockpit von "Christoph 22" bei Nacht über Ulm.

© Foto: ADAC Luftrettung gGmbH

Dank Nachtsicht-Ausstattung ist der Rettungshubschrauber "Christoph 22" ab sofort auch abends zu Notfalleinsätzen bei Dunkelheit alarmierbar. Die ADAC Luftrettung setzt mit dieser Maßnahme auf eine weitere Verbesserung der Hilfe aus der Luft und Entlastung für überbelegte Kliniken.

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"Christoph 22", der am Ulmer Bundeswehrkrankenhaus stationierte Rettungshubschrauber der gemeinnützigen ADAC Luftrettung, kann ab sofort bis 20 Uhr alarmiert werden. So sind auch in der Dämmerung und bei Dunkelheit Notfalleinsätze und Patientenverlegungen möglich, wenn Patienten mit Schlaganfall, Herzinfarkt oder schweren Verletzungen in der nächstgelegenen Klinik keine Aufnahme finden, da vielfach die Kapazitäten durch Corona-Patienten bereits voll ausgeschöpft sind.

ADAC-Projekt soll weiter ausgedehnt werden

"Wir sind froh, dass das Innenministerium Baden-Württemberg als Träger der Luftrettung dieses Projekt insbesondere auch in der derzeit angespannten Coronalage unterstützt", lobte Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. Die für das Winterhalbjahr 2021/2022 genehmigten Flüge nach Sonnenuntergang sind Teil einer bundesweiten Initiative der ADAC Luftrettung, die das Ziel hat, den Rettungsdienst aus der Luft mit einer Erweiterung der Einsatzzeiten in die Dämmerung und Dunkelheit hinein deutlich zu verbessern: Und zwar ressourcen- und kostenschonender als ein 24-Stunden-Betrieb, für den es flächendeckend in vielen Regionen in Deutschland – vor allem in den Nachtstunden – keinen Bedarf gebe.

Die Testphase mit "Christoph 22", die vom Ulmer Bundeswehrkrankenhaus im Rahmen eines zivil-militärischen Projekts mit der ADAC Luftrettung wissenschaftlich begleitet wird, soll die Chancen der sogenannten bedarfsgerechten Randzeitenerweiterung im Rettungsdienst aufzeigen. Das von der ADAC Luftrettung entwickelte Konzept wird in Mainz bereits bis 22 Uhr erfolgreich umgesetzt – und soll grundsätzlich auf weitere Stationen ausgeweitet werden.

Sichere Starts und Landungen mit Nachtsichtbrillen

Für die fliegenden Gelben Engel in Ulm bedeutet die Alarmierung bis 20 Uhr eine deutliche Verbesserung der notfallmedizinischen Versorgung in der Region. Bisher werden Rettungshubschrauber in den meisten Regionen nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang eingesetzt. Technisch möglich werden die Rettungsflüge bei Dunkelheit durch spezielle Nachtsichtbrillen. Sie sind Teil eines hochmodernen "Night-Vision-Imaging-Systems" (NVIS). Es ermöglicht den Piloten auch bei minimalen Lichtverhältnissen an unbekannten und unbeleuchteten Einsatzorten, sicher zu starten und zu landen.

Für die NVIS-Einsätze wurde die Ulmer Crew in den vergangenen Wochen intensiv geschult. Der ADAC Rettungshubschrauber, der zu den modernsten Maschinen gehört, wurde zeitgleich mit einem zusätzlichen Scheinwerfer zur besseren Ausleuchtung von Einsatzorten ausgerüstet. Die ADAC Luftrettung hat langjährige Erfahrung im Nachtflug: Seit 2011 fliegen die Crews bei nächtlichen Verlegungstransporten mit Nachtsichtbrillen. 2020 starteten die ADAC Rettungshubschrauber fast 3000-mal in der Dämmerung und bei Nacht. Nach Sanderbusch (Niedersachsen), Senftenberg (Brandenburg), Mainz (Rheinland-Pfalz) und Greven (Westfalen) ist Ulm die fünfte Station, die die hochmoderne NVIS-Technologie nutzt.

Notfallhilfe bei Unfällen, Herzinfarkten, Schlaganfällen etc.

"Christoph 22" ist mit einer Einsatzgeschwindigkeit von rund 230 Stundenkilometern unterwegs und deckt einen Einsatzradius von 70 Kilometern rund um Ulm ab. Er wird schwerpunktmäßig im Raum Ulm/Neu-Ulm, Schwäbischer Alb sowie Teilen von Oberschwaben und Bayerisch-Schwaben eingesetzt. Alarmiert wird der Helikopter vor allem wegen Verletzungen nach Unfällen, bei internistischen Notfällen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen sowie neurologischen Notfällen. Hier kann er seine Vorteile besonders ausspielen.

Der ADAC Rettungshubschrauber ist tagsüber in rund zwei Minuten startklar, bei NVIS-Alarmierungen werden vor dem Start aus Sicherheitsgründen ein bis zwei weitere Minuten benötigt, um die nötigen Wetterdaten einzuholen. Anschließend bringt der Hubschrauber Notarzt und Notfallsanitäter auf schnellstem Wege zum Patienten. Auch die Landung erfolgt vorsichtiger als am Tag und benötigt etwas mehr Zeit. Ziel der wissenschaftlichen Begleitung ist es zu überprüfen, in welchen Situationen der Einsatz des Rettungshubschraubers auch nach Einbruch der Dunkelheit und trotz des etwas erhöhten Zeitbedarfs sinnvoll möglich ist.

50 Jahre Luftrettung in Ulm

Für "Christoph 22" sind an der Station in Ulm insgesamt 28 Teammitglieder im wechselnden Einsatz: drei Piloten der ADAC Luftrettung sowie 18 Notärzte und sieben Notfallsanitäter (TC HEMS) der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Bundeswehrkrankenhauses Ulm. 2020 hob "Christoph 22" zu fast 1.500 Einsätzen ab.

Ulm ist der zweite Standort der Luftrettung in Deutschland. Am 1. November 2021 feierte die Station 50-jähriges Bestehen. Bis 2003 wurde sie mit Piloten und Hubschraubern der Luftwaffe betrieben - mit dem Rufnamen "SAR Ulm 75". Danach wurde der Hubschrauber gelb und fliegt seitdem unter dem zivilen Rufnamen "Christoph 22". Aktuell ist die Maschine bei Einsätzen mit der "50 Jahre Christoph"-Sonderbeklebung der ADAC Luftrettung unterwegs. (bs)

Blick durch die Nachtsichtbrille
© Foto: ADAC Luftrettung gGmbH
Notfall-Einsatzstart am Bundeswehr-Krankenhaus Ulm
© Foto: ADAC Luftrettung gGmbH
Beide Piloten mit aufgesetzten Nachtsichtbrillen
© Foto: ADAC Luftrettung gGmbH
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