Ähnlich wie der Kunstmarkt hat sich auch der Handel mit klassischen Automobilen in den letzten Jahren nachhaltig entwickelt. Speziell in den USA und in den Benelux-Staaten existiert eine aktive Szene. Seltene Fahrzeuge werden heute für bis zu 60 Millionen Euro verkauft. Solche Preise rufen allerdings auch kriminelle Elemente auf den Plan: "Es gibt Betriebe, die darauf spezialisiert sind, historische Fahrzeuge nachzubauen – teilweise so gut, dass ein Sachverständiger sie bei einer reinen Sichtprüfung nicht mehr als neues Auto entlarven kann", sagt beispielsweise Fabian Ebrecht.
Inspiration aus anderen Sammlermärkten
Seit mehr als zehn Jahren ist Ebrecht mit seinem Kollegen Sebastian Hoffmann mit der FSP Schaden- und Wertgutachterdienst GmbH als Prüf- (nur als Sachverständiger) und Sachverständigen-Partner des TÜV Rheinland für private Sammler, Händler und Versicherer tätig. Mit dem IFAF (privates Institut für automotive Forensik GmbH) kümmern sie sich zudem seit anderthalb Jahren um die Weiterentwicklung von Forschungs- und Prüfmethoden im Bereich der klassischen Fahrzeuge. Ebrecht und Hoffmann gehören hierzulande zu den absoluten Top-Experten für historische Fahrzeuge und die zuverlässige Enttarnung von Fälschungen.
Die beiden Fachleute lassen sich immer wieder auch durch andere Sammlerbereiche inspirieren, in denen ebenfalls Fälscher unterwegs sind: "Kunstexperten haben zum Beispiel schon vor Jahren angefangen, Bilder zu röntgen. Warum tut man das? Künstler malen im seltensten Fall ein Bild in einem Zug fertig. Wo ein Baum stand, kommt ein See hin, solche Dinge. Diese unterschiedlichen Schichten eines Bildes kann man beim Röntgen sehen. Fehlen solche Schichten, dann ist das schon mal ein erster Indikator für eine Fälschung", berichtet Fabian Ebrecht von seinen Erfahrungen.
Checks fast wie beim Radiologen oder im Röntgenraum
Mit Röntgen, Ultraschall, magnetoptischen Resonanz- und zahlreichen anderen Verfahren decken seine Kollegen und er auf, ob unsichtbare Schweißnähte existieren, Seriennummern geändert wurden oder Lacke nachträglich aufgetragen wurden. Zu tief möchten sich die Fachleute dabei nicht in die Karten schauen lassen, denn auch jene, die mit Vorsatz Autos manipulieren, entwickeln ihre Techniken stetig weiter.
Zerstörungsfreie Prüfung
Das Unternehmen FSP beobachtet insgesamt eine zunehmende Nachfrage nach seinen Leistungen, da immer mehr Sammler potenzielle Neuerwerbungen vor dem Kauf untersuchen lassen wollen – bereits das kann als Indikator für die Authentizität eines Fahrzeugs dienen: "Alles, was wir machen, ist zerstörungsfrei, denn wir müssen keine Materialproben mehr entnehmen, wie das früher der Fall war. Wenn sich Verkäufer auf solche Untersuchungen nicht einlassen wollen, kann das schon verdächtig sein."
Von Chrom und Stahl zum Multimaterialmix
Eine zukünftige Herausforderung besteht laut Ebrecht darin, dass inzwischen auch Fahrzeuge bis zum Baujahr 1990 als Oldtimer eingestuft werden: "Im Automobilbau der älteren Generationen werden wir vor allem mit Materialien wie Stahl, Chrom oder Aluminium konfrontiert und verfügen über entsprechend viel Erfahrung. In den 80er Jahren dagegen ging es vor allem im Sportwagenbau mit Carbon und Kunststoffen los, an die wir ganz anders herangehen müssen." Mit einem engen, weltweiten Netzwerk von rund 650 Experten bleiben Fabian Ebrecht und Sebastian Hoffmann von der FSP GmbH und dem Institut IFAF für den TÜV Rheinland am Ball, um auch weiterhin zuverlässig und verbindlich klassische Fahrzeuge auf ihre Authentizität hin prüfen zu können. (wkp)