Rechtsanwalt Bernd Höke (63), usrprünglich mal Schadenchef der Signal-Iduna, Vorstand der ADLER-Versicherung und Vorsitzender der GDV-Kraftfahrt-Schadenkommission, sagte 2010 der Assekuranzwirtschaft adieu. Mit 53 wechselte er am 1. Oktober 2010 nochmals komplett die Seiten, da ihm die damalige Entwicklung im Kfz-Schadenmanagement nicht mehr gefiel und stieg bei der Münchner Kanzlei Voigt ein. Den guten Namen, den die seinerzeit am Bavariaring (direkt neben dem Oktoberfestgelände) gelegene Einzelkanzlei im Verkehrsrecht bereits hatte, baute Höke binnen eines Jahrzehnts nachhaltig aus. Rund 30 Niederlassungen entstanden sternförmig über das ganze Land. Sein Credo: Verkehrsrecht sollte bundesweit verfügbar sein. Wichtig war Höke auch der Verbund im ETL-Netzwerk (European Tax Law), einem noch weiter greifenden Verbund mit nationalen und internationalen Rechtsanwalts- und Steuerkanzleien, um für die vorwiegend aus dem Automotive-Bereich stammenden Kunden – Autohäuser, Speditionen, Fuhrparks etc. – auch alle sonstigen Rechtsgebiete mit Spezialleistungen abdecken zu können, wenn dies erforderlich war.
Keine Aufträge von Versicherungen
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen im Markt legte Höke größten Wert darauf, auch bei Verkehrsunfällen, Bußgeldsachen etc. ausschließlich die Angelegenheiten geschädigter Autofahrer zu vertreten und keine Aufträge aus der Versicherungswirtschaft anzunehmen. Diese Haltung wurde zur Maxime für alle Niederlassungen der "ETL Kanzlei Voigt Rechtsanwalts GmbH". Fast zehn Jahre lang war Bernd Höke Geschäftsführer und das "Gesicht" der Kanzlei Voigt im Markt – unter anderem auch bei mehreren Auftritten im Rahmen des AUTOHAUS Schadenforums.
Bereits in seiner Zeit als Schadenverantwortlicher in der Versicherungswirtschaft galt Höke bei Verbänden und Mitgliedsbetrieben des Kfz-, Karosseriebauer- und Lackierer-Handwerks als ein Mann des Ausgleiches – immer darauf bedacht, einen Partner nicht zu übervorteilen. Sein Rat war gefragt und 2009 entsandte ihn sogar der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) als offiziellen Festredner zum Galaabend des AUTOHAUS-Schadenforums, als der seinerzeitige Verbandspräsident Rolf-Peter Hoenen aufgrund diverser Auslandstermine nicht selbst nach Potsdam kommen konnte.
Frühe Digitalisierung
Höke verfügt unzweifelhaft über exzellente Kenntnisse zu den Strategien und Abwicklungsmechanismen von Autoversicherern. Von daher war es immer sein Anspruch, Schadenfälle für seine Mandanten möglichst effizient abzuwickeln. In der Welt der Paragraphen und Gesetze ist der auch betriebswirtschaftlich beschlagene Jurist nicht zuletzt durch seine Aktivitäten in der Fortbildung von Verkehrs- und Versicherungsjuristen bekannt, die er zusammen mit Richtern vom Bundesgerichtshof (BGH) und an der Deutschen Richterakademie wahrgenommen hat. Darüber hinaus war Höke Co-Autor in einem wichtigen Kommentar zum Versicherungsrecht im Bereich der Kfz-Versicherung sowie im Praktiker-Handbuch für die außergerichtliche Streitbeilegung im Kapitel "Der Abfindungsvergleich" für Personenschäden. Viele Jahre war er zudem national und international hoch nachgefragter Referent für Themen wie "Rationelle und schnelle Abwicklung von Schadenfällen" sowie "sein" Kardinalthema, das Schadenmanagement. Zusammen mit seinem Nachfolger an der Voigt-Zentrale in Dortmund, RA Henning Hamann, setzte er die digitale Schadenakte um und transformierte das gesamte Unternehmen erfolgreich ins digitale Zeitalter – auch das war ein sichtbares Zeichen von effizienter Schadenabwicklung.
Aktive Unfallopfer-Hilfe
Alle beruflichen Stationen und Aktivitäten von Bernd Höke – u.a. beim IEVR (Institut für europäisches Verkehrsrecht) und beim Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar – aufzuführen, würde den Rahmen dieses Beitrages bei weitem sprengen. Erwähnt sein darf aber sein wegbereitender Einsatz für Disease-Management, heute besser gebräuchlich unter dem Begriff Reha-Management. "Schnellstmöglich schwer- sowie schwerstverletzte Unfallopfer und Komapatienten in exakt diejenige Klinik einzuweisen, die auf die Verletzungsart am besten spezialisiert ist", lautete stets sein Bekenntnis. Maximal mögliche Wiederherstellung der Gesundheit von Schwerstverletzten und damit Re-Integration in Beruf und Familie, waren ihm ganz persönliche Anliegen, für die der Jurist schon aus seinem Amt in der Versicherungswirtschaft heraus nachhaltig kämpfte. Unzähligen Verkehrsunfallopfern hat er damit zu einem "neuen", wieder lebenswerten Leben verholfen, was auch der GDV einmal in seiner Zeitschrift "Positionen" anerkennend festgestellt hatte. Bernd M. Schweiger