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Exklusiv-Interview: Das Beste aus beiden Welten

22.04.2024 05:28 Uhr | Lesezeit: 8 min
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Freuen sich sichtlich über die Zusammenarbeit der beiden großen Dachorganisationen: ­GTÜ-Chefin Gabriele Schmidt-Rauße und ihr SSH-Kollege Tobias Plester.
© Foto: GTÜ, SSH

Mit einem umfassenden Leistungsportfolio, breitem Expertenwissen bis in alle Marktnischen hinein, einer gemeinsamen IT-Welt und leistungsfähigen Bildungseinrichtungen gehen GTÜ und SSH zuversichtlich ins Jahr 2024. Die frischgebackenen Kooperationspartner wollen gemeinsam den ­Full-Service-Gedanken im deutschen Sachverständigen-Markt aktiv vorantreiben.

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Am 1. Februar kam offiziell zusammen, was in der lokalen und regionalen SV-Praxis bereits seit vielen Jahren zusammengehört: Die beiden Dachorganisationen für unabhängige Kfz-Sachverständige und Prüfingenieure, namentlich die Gesellschaft für Technische Überwachung mbH (GTÜ) sowie die SSH Schaden-Schnell-Hilfe GmbH, verkündeten die Unterzeichnung einer bundesweiten Kooperation. Wa­rum dieser Schritt in der aktuellen Marktsituation ebenso folgerichtig wie notwendig war, woher die maßgeblichen Impulse dafür kamen und welche Ziele man künftig von Stuttgart und Hamburg aus gemeinsam verfolgen will, erläutern die GTÜ-Geschäftsführerin Gabriele Schmidt-Rauße und SSH-Chef Tobias Plester im AUTOHAUS-Interview.

AH: Frau Schmidt-Rauße, bereits traditionell gab es viele Berührungspunkte und Überschneidungen zwischen den SSH- und GTÜ-Partnernetzwerken. Was hat Ihre Unternehmen bewogen, sich auch auf Systemebene zusammenzuschließen?

G. Schmidt-Rauße: In der Tat gab es immer wieder Gespräche über eine mögliche Kooperation unserer Organisationen. Die Zugehörigkeit zu beiden Netzen hat sich in der Arbeit unserer Sachverständigen überall dort bewährt, wo sowohl hoheitliche Aufgaben, als auch klassische Gutachten- und Bewertungsleistungen gefragt waren. Neben der engen Zusammenarbeit mit Autohäusern und Kfz-Werkstätten, einer klassischen Stärke der GTÜ, konnten die Büros SSH-Aufträge für Großkunden wie Kfz-Versicherungen, Flotten, Leasing- oder Mietwagenunternehmen bearbeiten. Genau weil unsere Leistungsportfolios sich in der Praxis so gut und sinnvoll ergänzen, wurde der Wunsch einer bundesweiten Kooperation vonseiten der Partnerbüros an die Zentralen in Stuttgart und Hamburg herangetragen. Aus unserer Sicht war die Zeit dafür reif, diesen Schritt konsequent gemeinsam zu gehen.

AH: Herr Plester, welche Gründe sprachen aktuell für eine weitere Ausbaustufe der Zusammenarbeit zwischen GTÜ und SSH?

T. Plester: Aus meiner Sicht kommen mehrere Aspekte zusammen. Zum einen sind wir gemeinsam besser dafür gerüstet, den momentanen und künftigen Marktbedürfnissen erfolgreich gerecht zu werden. Freiberufliche Kfz-Sachverständige müssen nicht nur technisch auf der Höhe der Zeit sein, sie brauchen geeignete IT-Unterstützung, ein funktionierendes Auftragsmanagement, attraktive und marktgerechte Produkte und ein starkes Netzwerk, um auch künftig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. All das können wir den SV-Büros zusammen bieten, die das richtige Mindset haben, um den deutschen Prüf- und Schadenmarkt aktiv zu gestalten. Nicht zuletzt hat auch die Chemie zwischen den handelnden Personen eine entscheidende Rolle gespielt – wir wollten eine Lösung finden, um die sich ergebenden Synergien bestmöglich zu nutzen. Unser gemeinsames Ziel ist es, den Full-Service-Gedanken, den unsere Partnerbüros in ihrer Region erfolgreich umgesetzt haben, auf den nächsten Level zu heben.

Sachverstand und Beratung

AH: Sie haben das passende Mindset angesprochen, welche Eigenschaften werden künftig den Unterschied machen?

T. Plester: Den Kunden ist es immer wichtiger, ein umfangreiches Leistungspaket aus einer Hand zu erhalten. Oberstes Kriterium ist dabei die Arbeitsqualität der Kfz-Sachverständigen, weiterhin sind Neutralität, Effizienz, aber auch Flexibilität und Transparenz gefragt. Dies gilt nicht mehr nur bei den klassischen Großkunden aus dem FLI-Sektor. Fusionen und Übernahmen machen es auch im Autohaus-Geschäft immer wichtiger, überregional aktiv zu sein. Selbst große Büros mit mehreren Filialen kommen bei den AH-Ketten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und hier wollen wir zusammen ansetzen. Statt vermeintlichen Megatrends nachzulaufen, besinnen wir uns auf unsere vorhandenen Stärken und kombinieren menschliche Expertise und Empathie mit modernster Technik. Gerade durch die unterschiedlichen Regulierungsoptionen, etwa im Totalschadenfall oder künftig beim Einsatz von Gebrauchtteilen, werden Sachverständige ihren Kunden immer stärker auch beratend zur Seite stehen müssen. Hier sehe ich eine der Stärken der SSH, die es gewohnt ist, kundenindividuelle Anforderungsprofile erfolgreich und flexibel umzusetzen.

AH: Die Herausforderungen an die Partner in Sachen Know-how und Qualitätsstandards werden also immer komplexer. Wie wollen GTÜ und SSH gemeinsam Schritt halten?

G. Schmidt-Rauße: Indem wir alle Chancen nutzen, die sich aus einer Kooperation in der Praxis ergeben. Ich denke dabei an ein gemeinsames IT-System, basierend auf CombiPlus/CombiConnect, über das die notwendige Konnektivität hergestellt wird, um Aufträge schnell und effizient zu koordinieren. Wir sind gefordert, die notwendigen Prozesse aus Kundensicht zu durchdenken und optimal umzusetzen. Durch die Kooperation sind wir in der Lage, unsere leistungsfähigen Netzwerke noch einmal zu erweitern und auftretende Belastungsspitzen zusammen abzufedern – zum Beispiel nach Massenschadenereignissen durch Hagel. Neben unseren klassischen Dienstleistungen wie Haupt- oder Abgasuntersuchungen, Sicherheits-, Werkzeug- oder Arbeitsschutzprüfungen werden wir vermehrt auch Gebrauchtwagenchecks, Leasingrücknahmen, Gutachten- und Schadenmanagementgeschäft in den Fokus nehmen. Damit wir uns erfolgreich so breit aufstellen können, ist die ständige Fort- und Weiterbildung unabdingbar. Sowohl die GTÜ als auch die SSH können mit hauseigenen Akademien gewährleisten, dass unsere Sachverständigen stets auf der Höhe der Zeit sind. Neben der zahlenmäßigen Leistungsfähigkeit unserer Bildungseinrichtungen bieten wir gemeinsam Expertenwissen zu allen denkbaren Aspekten – was das Portfolio noch einmal erweitert.

Einzigartige Bandbreite

AH: Wie wird die Zusammenarbeit in der Praxis aussehen, was ändert sich für Kunden und die Partnernetzwerke?

T. Plester: An den bestehenden Geschäftsbeziehungen ändert sich nichts, außer, dass die Büros in der Lage sein werden, über das erweiterte Netzwerk zusätzliche Dienstleistungen aktiv anzubieten oder ihr jeweiliges Einzugsgebiet auszuweiten. Natürlich werden wir versuchen, diese Vorteile aktiv zu kommunizieren und so zusätzliche Kunden von unserer Leistungsfähigkeit zu überzeugen. Entsprechende Pilotprojekte, in denen wir die Chancen und Möglichkeiten testen und Synergien effektiv nutzen wollen, laufen bereits. Zielgruppen dafür sind sämtliche Unternehmen, die im weitesten Sinne als Mobilitätsdienstleister unterwegs sind. Diese wollen wir vom Schaden bis zur Abrechnung begleiten, mit einem Netz, das in Sachen Qualität, Flächendeckung und Motivation bundesweit einzigartig ist. Mit dem PremiumCheck als hauseigenem Beleg- und Qualitätsprüfer sowie dem Zukunftsthema Gebrauchtteilreparatur über net.casion/green.casion bringen wir auf vielen Ebenen frischen Wind in die SV-Landschaft mit Aspekten, die auch für engagierte Autohäuser und AH-Ketten immer wichtiger werden.

G Schmidt-Rauße: Entscheidend wird sein, dass die Zusammenarbeit in beiden Unternehmen zur Chefsache erklärt worden ist. Wir haben auf Basis der Kooperationsvereinbarung Projektgruppen gebildet, denen neben der jeweiligen Geschäftsführung mit Stefan Schüssler, Leiter neue Dienstleistungen GTÜ, und Thilo Walter, Leiter SSH-Akademie, markterfahrene Praktiker angehören, die sich eng abstimmen und einen straffen Zeitplan definiert haben. Für das kommende halbe Jahr steht beispielsweise auf der Agenda, das angesprochene Auftragsmanagement-Tool mit Leben zu erfüllen und sich beim Abarbeiten von Auftragsüberhängen bestmöglich zu unterstützen. Somit werden wir noch flexibler und dynamischer, was uns sowohl für bestehende als auch potenzielle Großkunden attraktiv macht. Erklärtes Ziel ist dabei auch, bei den Themen Nachhaltigkeit, Generationswechsel, Leistungsbereitschaft noch mehr Leben in die jeweiligen Partnernetze zu bringen. Aus meiner Sicht haben wir eine hochspannende Mitschung aus erfahrenen und etablierten Partnern und extrem motivierten Newcomern, die etwas bewegen wollen.

AH: Frau Schmidt-Rauße, Herr Plester, herzlichen Dank für dieses Gespräch. 
Karsten Thätner

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