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Mediziner und Unfallursachenforscher: Goldener VdM-Dieselring für Dr. Wolfram Hell

28.06.2024 17:41 Uhr | Lesezeit: 6 min
Laudator Professor Andre Seeck, Dieselringträger Dr. Wolfram Hell, VdM-Vorsitzender Werner Bicker (v.l.).
Laudator Professor Andre Seeck, Dieselringträger Dr. Wolfram Hell, VdM-Vorsitzender Werner Bicker (v.l.).
© Foto: VdM

Verkehrssicherheit geht ihm nach eigenem Bekunden über alles und auch für die Vision Zero der völligen Vermeidung von tödlich verunglückten Menschen im Straßenverkehr kämpft er weiter unermüdlich. Die Rede ist von Dr. Wolfram Hell, dem neuen Dieselring-Preisträger 2024 des Verbands der Motor- und Mobilitätsjournalisten (VdM).

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Die feierliche Übergabe des Goldenen Dieselrings an Dr. Wolfram Hell fand im Rahmen eines Galaabends im Bischoff DEKRA Club-Restaurant in Stuttgart statt. Der heute 65-Jährige hat sich seit 40 Jahren der Unfallursachenforschung als seinem "Herzensprojekt" verschrieben. Für seine Verdienste und sein großes Engagement auf diesem Gebiet wurde Hell jetzt vom VdM besonders gewürdigt.

Bereits als angehender Mediziner entschied sich der neue Preisträger im Jahr 1984 für eine Promotion bei BMW zum Thema Motoradunfälle mit der Aufgabenstellung, künftig Verletzungen und Unfälle in diesem Bereich zu reduzieren und damit die Motorradmobilität sicherer zu gestalten. Anschließend war Hell zwölf Jahre Bereichsleiter Biomechanik und Medizin am Institut für Fahrzeugsicherheit München IFM (Prof. Danner, Prof. Langwieder) sowie 14 Jahre Leiter der Abteilung Biomechanik und Unfallanalyse am Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. 

Botschafter der Vision Zero

Seit 2016 ist der Mediziner auch Präsident der gmttb: Gesellschaft für Medizinische und Technische Traumabiomechanik e.V. (D-A-CH), seit 1995 im Vorstandsausschuss des DVR Erste Hilfe und Verkehrsmedizin und hat am Verkehrssicherheitsprogramm 2030 der Bundesregierung mitgewirkt. Sein Spezialgebiet sind die biomechanische Unfallforschung und die Präventionsarbeit. Ein Schwerpunkt liegt bei der Erforschung von HWS-Distorsionsverletzungen (drei EU-Forschungsprojekte).

Hier wurde mit Hilfe von Freiwilligenversuchen ein weiblicher HWS-Dummy (BIORID) entwickelt. Weitere Highlights in Hells beruflichem Leben sind der aktuelle Fahrzeugsitz- und Kopfstützen-Teststandard IIHS und der Euro-NCAP, die er initiiert und mitgestaltet hat. Darüber hinaus wurden unter seiner Initiative Kindersitz- und Fahrradhelm-Teststandards optimiert.

In Großzahluntersuchungen hat Hell außerdem typische Verletzungsmuster bei Pkw-Kollisionen herausgearbeitet. Weitere Untersuchungen betrafen die Verletzungsmuster von Fußgängern, Fahrradfahrern, Motorradfahrern und Lkw- und Businsassen. Der renommierte Unfallursachenforscher verfügt zudem über langjährige Erfahrung in Gerichts- und Versicherungsgutachten bei Unfällen. Hell ist darüber hinaus Botschafter der schwedischen "Vision Zero" in D-A-CH sowie in Indien und den VAE und engagiert sich bei der Verkehrsopferhilfe Deutschland VOD.

Forderung nach einem interdisziplinärem Ansatz

Ein Kernanliegen im Bereich der Unfallursachenforschung ist dem Mediziner seit jeher das Zusammenspiel von Mensch, Fahrzeug und Umfeld und damit die ganzheitliche interdisziplinäre Betrachtung und Vernetzung dieser Bereiche. Hell: "Es gilt, den Menschen von der Medizin und Psychologie her, aber auch mit Blick auf Alkohol und Drogen in den Fokus zu rücken; das Fahrzeug muss in puncto Sicherheitsgurte/Airbags und steifer Fahrgastzelle fokussiert werden und schließlich heißt es, das Umfeld in Bezug auf Straßenbau und Straßenarchitektur unter die Lupe zu nehmen. Sämtliche Elemente sind hoch relevant, wenn es darum geht, Unfälle zu verhindern."

Datenbank für Schwerstverletzte

Hells großer Wunsch bezüglich der Verkehrssicherheit ist jetzt die Erstellung einer Schwerstverletzten-Datenbank, aus der stichprobenartig Querschnittsgelähmte oder Koma-Patienten beispielsweise nach Pkw-Unfällen erfasst werden können, um zu prüfen, warum es dazu kommen musste und wie es mit einfachen, bezahlbaren Mitteln verhindert hätte werden können. Ein weiterer Herzenswunsch, um die Zahl der Verkehrstoten mit Hilfe vernünftiger Sicherheitsmaßnahmen weiter deutlich zu reduzieren, ist für Hell beispielsweise eine Trennung mit Mittelleitpfosten auf Landstraßen wie in Schweden mit minus 90 Prozent der Verkehrstoten durch diese Maßnahme.

Sicherheits-Innovationen für alle verfügbar machen

Auch in Zeiten zunehmender Fahrerassistenzsysteme und autonom fahrender Autos hat für Hell das Thema Verkehrssicherheit nach wie vor oberste Priorität. So sei bei den unter 40-jährigen Deutschen die häufigste Todesursache der Verkehrsunfall. Gerade angesichts der Gefahren durch SMS und WhatsApp im Straßenverkehr müsse dringend eingegriffen und überlegt werden, wie Telefone während der Fahrt analog zur Fliegerei in den Flugmodus geschaltet werden können.

Sein eindringlicher Appell an die Branche bezüglich der Sicherheit: "Ich bin überzeugt, dass jede einzelne Erfindung in Sachen Sicherheit, wie seinerzeit der Polio-Impfstoff des Immunologen Jonas Salk, für alle weltweit freigegeben werden sollte. Sprich, Sicherheitssysteme sollten nicht nur gegen Aufpreis erhältlich sein und weltweit sollten alle Fahrzeuge den gleichen Sicherheitsstandard besitzen. Sicherheit hat schließlich mit Menschenleben und -würde zu tun. Beides ist unantastbar."

Preis mit langer Tradition

Der goldene VdM-Dieselring wird seit 1955 alljährlich an herausragende Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Verkehrssicherheit verdient gemacht haben. Der Ring, in dem ein Splitter des ersten Versuchsmotors von Rudolf Diesel aus dem Jahre 1893 eingearbeitet ist, symbolisiert auch die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, der sich die VdM Mitglieder verpflichtet fühlen.

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