Kooperation und Schulterschluss dürften zwei der Worte sein, die bei der SSH Schaden-Schnell-Hilfe GmbH in den vergangenen Monaten mit am häufigsten gefallen sind. Kurz vor dem 50-jährigen Marktjubiläum hat sich die traditionsreiche Sachverständigen-Organisation neu organisiert und mit dem neuen Deutschland-Chef und bewährten Schadenmanager Tobias Plester sowie der erfahrenen Vertriebsleiterin Katharina Heyme ein vielversprechendes Führungstandem installiert. Auf welchen bewährten Stärken man aufbauen will und was sich demächst ändern wird, erläutert die SSH-Spitze im AUTOHAUS-Interview.
AH: Herr Plester, Sie haben zum 1. Mai 2020, also mitten in der ersten Corona-Hochphase, die Geschäftsführung von SSH und PremiumCheck übernommen. Wie fällt rund sieben Monate später Ihr Fazit aus?
T. Plester: Die Rahmenbedingungen für meinen Amtsantritt in Hamburg hätten sicherlich angenehmer sein können. Auch haben sich durch die Pandemie die zu Beginn des Jahres sehr starken Zahlen leider nicht so weiterentwickelt, wie wir uns das gewünscht hätten. Wir erwarten, hagelbereinigt 15 Prozent unter den Ergebnissen des Vorjahres zu liegen. Das geht aber unseren Marktbegleitern ganz ähnlich. Intern haben wir die Zeit dafür genutzt, uns neu zu fokussieren: die SSH-Zentrale wurde umgebaut, unser Profil gegenüber Partnern und Kunden deutlich geschärft. Wir investieren in die Qualität unserer Produkte, die IT-Umgebung und einen transparenten Austausch mit Auftraggebern und den Partnerbüros. Auf Basis der Erfahrungen aus dem Pfingsthagel 2019 haben wir einen neuen Hagelprozess mit allen Dienstleistern auf die Beine gestellt. Als eine der traditionsreichsten Sachverständigen-Organisationen Deutschlands wollen wir deshalb 2021 gemeinsam richtig am Markt angreifen!
Weiterentwicklung unabdingbar
Wie soll diese Offensive im Einzelnen aussehen?
T. Plester: Unsere Branche befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch, auf den auch wir uns einstellen müssen. Dieser Prozess, der durch Corona weiter beschleunigt wurde, erfordert Veränderungsbereitschaft von jedem Unternehmen – in Zeiten der Digitalisierung ist Tradition alleine kein erfolgversprechendes und zukunftsgerichtetes Geschäftsmodell mehr. Die SSH hatte ihre Basis viele Jahrzehnte lang in den Unionsversicherern. Das sind auch weiterhin wichtige Bestandskunden, deren Ansprüche und Erwartungen an Sachverständigenprodukte aber ebenfalls einem Wandel unterliegen. Es ist also notwendig, sich weiter zu entwickeln und das Portfolio um neue Services und Dienstleistungen zu erweitern. Über die reine Ermittlung und Begutachtung hinaus wollen wir den gesamten Schadenprozess mit intelligenten Lösungen begleiten. Die Mittel dazu haben wir an der Hand.
Frau Heyme, warum sehen Sie die SSH in diesem verschärften Wettbewerb gut aufgestellt?
K. Heyme: Weil wir eine große Bandbreite abdecken. Die SSH steht für Qualität und Sicherheit. Auf diese Rückmeldung zu unseren Produkten sind wir sehr stolz. Wir können aber mehr: Durch die enge Zusammenarbeit mit net.casion als Restwertbörse und den Belegprüfungsexperten von PremiumCheck bieten wir alles aus einer Hand. Durch die Kooperation mit ClaimBird erweitern wir unsere Kompetenz auch in Richtung der KI-gestützten Schadenbewertung und werden digitale Prozesse wie die SSH-App oder die Videobegutachtung weiter forcieren. Dies macht uns für Werkstattnetze, Flotten und Leasinggesellschaften ebenso interessant wie für kleinere Versicherungen, die in der Schadensachbearbeitung kompetente Unterstützung brauchen. Wir bekommen die Schäden gemeldet und übernehmen die Verteilung innerhalb der Organisation und die Erstellung maßgeschneiderter Produkte – von schlank und preiswert bis zu komplexen Sondergutachten. Hier bieten unsere Partnerbüros die komplette Bandbreite an Sachverständigenleistungen ab, durch Schulungen und Wissenstranfer profitiert unsere gesamte Organisation von diesem Experten-Know-how.
Sachverstand und Qualität
Bei aller Digitalisierung bleibt der Faktor Mensch mit seiner Erfahrung also wichtig?
T. Plester: Ein ganz klares Ja! Erfolg werden wir dann haben, wenn wir in der Lage sind, das Beste aus beiden Welten zu bieten. Künstliche Intelligenz kann einiges abfangen und wird dort zum Einsatz kommen, wo es um erste Einschätzungen oder Standardprodukte geht. Unsere Software wird aktualisiert und unseren Sachverständigen alle Möglichkeiten der mobilen und stationären Zusammenarbeit bieten. Aber ich sage an dieser Stelle ganz klar: SSH-Produkte haben auch künftig einen Markenkern aus Sachverstand und Qualität, mit Herz und Verstand. Statt auf externe Dienstleister zu setzen, haben wir mit PremiumCheck absolute Experten im eigenen Haus, deren Kapazitäten gerade noch einmal ausgebaut wurden. Jedes Gutachten erfüllt also auch ohne Nachprüfung genau die Qualitätsstandards, die im Vorfeld mit dem Kunden festgelegt worden sind. Das sind Stärken, die es zu bewahren gilt!
Das Herz schlägt in Hamburg
Welche Rolle kann die Dachorganisation SSH in dieser Transformation spielen?
K. Heyme: Wir wollen als Zentrale von Hamburg aus künftig eine wichtigere Rolle einnehmen, als dies in der Vergangenheit teilweise der Fall war. Wir verteilen die Aufträge, betreuen die Großkunden, entwickeln zukunftsfähige Produkte. Darüber kommunizieren wir offen und transparent und haben alle wichtigen Kennzahlen im Blick, um für die gesamte Organisation auf Basis gründlicher Analysen Kurskorrekturen vornehmen zu können. Das Herz der SSH schlägt in Hamburg.
T. Plester: Auf dieser Basis wollen wir unser Partnernetzwerk, die unabhängigen Unternehmer deutschlandweit, stärken. Indem wir die Marke SSH bekannter machen, alle auf dem neuesten Stand der Fahrzeugtechnik halten und uns neuen Mobiliätsformen nicht verschließen. Ob es um Caravan-Schäden, Karbonfasern, Elektrofahrzeuge oder E-Bikes geht – wie kein Zweiter trauen wir uns die komplette Bandbreite der Sachverständigentätigkeiten zu. Gerade bei Sondergutachten im Bereich Landmaschinen oder Baukräne haben es unsere Partner oft mit millionenschweren Unternehmern zu tun. Wer da nicht von Beginn an Kompetenz ausstrahlt, bekommt keinen Auftrag mehr. Dafür steht die SSH als Ganzes.
Sie gehen also mit positiven Aussichten ins Jahr 2021, in dem die SSH ihr 50-jähriges Marktjubiläum feiern wird?
T. Plester: Verlässliche Prognosen kann in dieser verrückten Zeit niemand seriös aufstellen. Was ich unseren Sachverständigen-Büros, Kunden, Partnern und Auftraggebern aber mit auf den Weg geben kann, ist die feste Überzeugung, dass wir auf kommende Aufgaben gut vorbereitet sind und unsere Prozesse im Griff haben. Am meisten hat mir in den ersten Monaten bei der SSH der persönliche Kontakt zur Branche gefehlt. Deswegen möchte ich mich umso mehr für das in unser Team gesetzte Vertrauen bedanken und hoffe auf ein gesundes Wiedersehen zu unserer Jubiläumsfeier im September 2021 in Hamburg.
Frau Heyme, Herr Plester, vielen Dank für das Gespräch. (kt)