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Werkstattpraxis: Zukunftsthema Kalibrierung

30.11.2019 12:16 Uhr
Werkstattpraxis: Zukunftsthema Kalibrierung
Alle Werkstätten sollten sich bereits heute mit der Thematik FAS-Kalibrierung auseinandersetzen, so die Meinung der Experten in Potsdam (v.l.): Dr. Harald Neumann (Bosch), Michael Zierau (ZKF), Unternehmer Rainer Schwanfelder, Imre Makra (Beissbarth) und Moderator Dietmar Winkler (ASP).
© Foto: Udo Geisler

Der Umgang mit Fahrerassistenzsystemen wird schon bald zu den täglichen Aufgaben im Reparaturbetrieb gehören. Die Experten auf dem AUTOHAUS-Schadenforum in Potsdam rieten deshalb übereinstimmend zum frühzeitigen Einstieg in die nötige Technik.

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Ein Touchieren des Bordsteins ist, vor allem im Winter, schnell passiert. Geschieht das Malheur mit einem modernen Auto inklusive vieler Fahrerassistenzsysteme, ist bereits eine Überprüfung der empfindlichen Technik notwendig. Auch nach jedem Unfall inklusive eigentlich harmlosen Parkremplern sollte ein FAS-Check durchgeführt werden. Das Thema wird bald alle Werkstätten betreffen. Vielen Autobesitzern fehlt heute jedoch noch das Bewusstsein für diese Fakten. Es wird also Aufklärungsarbeit zu leisten sein, ab wann man sich nicht mehr ungeprüft auf die elektronischen Helferlein im Fahrzeug verlassen sollte.

Täglich im Einsatz

Deutschlandweit mit am besten vorbereitet ist man dafür in Rednitzhembach bei Nürnberg: Der Unternehmer Rainer Schwanfelder hat in seinem dortigen K&L-Betrieb, der unlängst 25-jähriges Jubiläum feiern konnte, eine top-moderne Prüfstraße gebaut, in der keine Arbeiten – außer der größtenteils berührungslosen Vermessung und Kalibrierung – durchgeführt werden. Trotz des großen Investments ist der Inhaber sicher, dass die Anlage sich schnell rentieren wird: "Gerechnet haben wir mit zehn Jahren. Intern gehe ich allerdings davon aus, dass sich unsere Halle nach 36 Monaten amortisiert hat. Fahrerassistenzsysteme sind heute auch in einem Ford Fiesta verbaut, so dass wir zwischen ein und drei Mal am Tag die Anlage nutzen – 670 bis 1.000 Mal per anno. Diese Zahl wird sich in den kommenden Jahren massiv erhöhen", blickt Schwanfelder in die Zukunft.

Bruchteil des Zeitaufwands

Die Zeitersparnis im Vergleich zu analogen Systemen ist dank der modernen Technik massiv: "Innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten sind wir in der Lage, bis zu zehn Komponenten am Fahrzeug zu vermessen: Bereifung, Bremsen, Gelenkspiel und Achsgeometrie. Bisher dauerte der selbe Vorgang zwischen 45 und 90 Minuten. Kameras und Radarsensoren kalibrieren wir in 15 Minuten. Anders als in der herkömmlichen Service-Annahme lässt die Elektronik nichts weg oder vergisst etwas. Zudem sind die aktuellen Herstellervorgaben in den Systemen", erläutert Schwanfelder das High Tech-Konzept.

Da die Fahrerassistenten über keine Eigenüberwachung verfügen, es aber um Menschenleben gehen kann, empfiehlt sich die Bedienung solcher Anlagen durch geschultes Personal: "Es kann nicht jeder kalibrieren, der Besuch von Schulungen und das Interesse an entsprechenden Weiterbildungen ist fundamental. Die häufigsten Fehler bei den Messergebnissen basieren auf Fehleingaben. Bei uns übernehmen deshalb meine Söhne diese Aufgabe, ein weiterer Mitarbeiter wird gerade angelernt", beschreibt Schwanfelder seine Strategie.

Probefahrt dringend angeraten

Dass nicht jeder Betrieb die notwendigen Investitionen stemmen kann, liegt auf der Hand. Imre Makra, Produktmanager bei Beissbart und Dr. Harald Neumann von Bosch betonten dennoch die Wichtigkeit entsprechender Möglichkeiten für die unternehmerische Zukunft. "Eine Überprüfung der Fahrerassistenzsysteme ist im Rahmen jedes Werkstattaufenthalts zu empfehlen. Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal zu viel gecheckt, als einmal zu wenig", unterstrich Makra. Zudem sei es oft notwendig, die statischen Tests im Betrieb im Rahmen einer Probefahrt zu verifizieren: "Oft melden die Systeme Probleme erst nach einer gewissen Fahrstrecke oder ab Überschreitung von Geschwindigkeitsgrenzen. Auf dem Prüfstand sind solche Fehler nicht eindeutig festzustellen, was dazu führen kann, dass Fahrerassistenzsysteme nach einem Werkstattaufenthalt einfach abschalten", erläuterte Dr. Neumann.

Alleine oder gemeinsam?

Jeder Unternehmer sei deswegen angehalten, seine eigenen Zahlen zu überprüfen: "Das Thema ist heute bereits vorhanden und wird in den kommenden Jahren zunehmend wichtiger werden. Natürlich steckt hinter Räumlichkeiten, Hard- und Software, den notwendigen Schulungen und Weiterbildungen ein großer Aufwand. Fragen Sie sich also, ob sie die Kalibrierung alleine oder gegebenfalls mit einem Partner zusammen angehen wollen – wobei sie dabei den Zeitverlust durch Fahrzeugtransporte berücksichtigen sollten", empfahl Makra den anwesenden Werkstattinhabern.

Je nach bisheriger Ausstattung kommen laut den Experten Ausgaben in fünfstelliger Höhe auf die Betriebe zu: "Für manche Marken reicht der vorhandene Scheinwerfereinstellplatz aus. Generell sind zehn Meter Länge und sechs Meter Breite zu empfehlen, manchmal mehr. Gerade die Karosserie-Werkstätten hinken aktuell noch etwas hinterher, was die Diagnose-Ausstattung angeht", so Dr. Neumann.

Zukunftsthema früh besetzen

Dementsprechend musste Michael Zierau, Referatsleiter Technik beim ZKF, die Frage von Moderator Dietmar Winkler, ob die Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen heute bereits gelebte Praxis sei, auch für viele Betriebe verneinen: "Sicherlich nicht in allen 3.500 Mitgliedswerkstätten. Sprechen wir dagegen von den immerhin 600 Eurogarant-Partnern, so sind diese verpflichtet, die entsprechende Ausrüstung vorzuhalten."

Aktuell sei die Kundenklientel noch nicht bei allen Unternehmen entsprechend, räumte Zierau ein, aber: "Es lohnt sich in jedem Fall, die Entwicklung auf dem eigenen Hof genau im Auge zu behalten. Selbst wenn Sie heute in ihrem Betrieb noch überwiegend ältere Modelle reparieren: Sobald drei Mal in der Woche ein entsprechender Auftrag hereinkommt, sollte man sich langsam mit dem Thema beschäftigen. Fangen Sie lieber jetzt damit an!"

Was Michael Zierau vom ZKF den anwesenden Betriebsinhabern riet, um bei der Amortisierung der nötigen Ausgaben auf der sicheren Seite zu sein und wie die Prüfhalle von Rainer Schwanfelder im Detail ausgestattet ist, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe von SchadenBusiness. Diese wird am 16. Dezember gemeinsam mit AUTOHAUS 23/24 erscheinen. (kt)

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