Unternehmensgruppe Bleker: Spezial-Manufaktur sucht Partner

Da sitzt jeder Handgriff. Die Mitarbeiter der Activa Automobil-Service bauen inzwischen einen Citroen Berlingo in 35 Stunden zum behindertengerechten Fahrzeug um. "Bei der ersten Kassette haben wir noch 70 Stunden gebraucht", berichtet Verkaufsberater Laszlo Kocsis. Mittlerweile haben die zwölf Spezialisten des Anbieters, der zur Unternehmensgruppe Bleker gehört, so viel Erfahrung mit dem Umbau, dass sie das in der halben Zeit schaffen. Genau das macht die Zusammenarbeit mit dem Betrieb im münsterländischen Borken so attraktiv für andere Autohäuser. Hinzu kommt die enge Zusammenarbeit der Spezialisten mit Partnern, die europaweit die Zulieferteile herstellen. Für Schnelligkeit sorgt auch, dass die gängigen zum Umbau nötigen Bauteile meistens vorrätig sind. Seit 1992 werden Erfahrungen gesammelt Die Unternehmensgruppe Bleker, die mittlerweile nach eigenen Angaben 40 Prozent ihres Geschäfts außerhalb des normalen Autohandels macht, ist seit 1992 im Sonderfahrzeugbau unterwegs. Nach dem Mauerfall entdeckte der Alfa Romeo-, Lancia-, Jeep-, Citroen-, Peugeot-, Renault und Dacia-Händler diesen Bereich für sich. Der Nachholbedarf an Neu- und Gebrauchtwagen war nämlich nicht nur bei den Bürgern vorhanden, sondern auch bei den Beerdigungsinstituten. "Bestattungswagen" waren denn auch die ersten Sonderfahrzeuge, die gebaut wurden. Mittlerweile sind über 100 Umbauversionen im Angebot. Vom Behindertentransportfahrzeug über Hygiene- und Kühlfahrzeuge, Pharmatransporter bis zu Schwerlastbegleitfahrzeugen reicht das Angebot. Nur "Rettungs- und Feuerwehrwagen machen wir nicht. Das ist eine eigene Welt", sagt Kocsis. Umzug auf eigenes Gelände ist Startschuss für Expansion Seit dem letzten Jahr befindet sich der Unternehmenszweig in einem eigenen Gebäude auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände, das Bleker gekauft hat. Der Startschuss für weitere Expansion: "Wir wollen den Absatz in den nächsten sechs Jahren verdreifachen", setzt der geschäftsführende Gesellschafter Hermann Bleker das Ziel. Während die Sparte 2014 rund 250 Sonderfahrzeuge baute, sollen es 2020 bereits 750 Einheiten sein. Dafür soll Geschäftsführer Christian Voßkamp sorgen. Der diplomierte Kaufmann ist seit 13 Jahren im Unternehmen und ist in dieser Zeit durch die Bleker-Schule gegangen. Umgebaut werden alle Marken. Citroen- und Peugeot-Partner können die Fahrzeuge zur Bearbeitung sogar ab Werk direkt nach Borken liefern lassen. Activa arbeitet bereits jetzt mit 25 Partnern zusammen - und sucht weitere. Drei Außendienstmitarbeiter sind bundesweit unterwegs. Aus Voßkamps Sicht profitieren beide Seiten von der Zusammenarbeit. Der Partner verkauft das Fahrzeug und sorgt im Anschluss für den Service. Um den individuellen Umbau und die Auslieferung kümmert sich Activa. "Unser erfolgreichster Partner hat im vergangenen Jahr 25 Fahrzeuge verkauft." In diesem Geschäft ist noch Geld zu verdienen In diesem Geschäft ist noch Geld zu verdienen, denn der Preis spielt für die Kunden zwar eine Rolle, aber keine Hauptrolle wie beim Neuwagengeschäft. Denn jeder Kunde hat seine eigenen Probleme und Vorstellungen. Diese müssen gelöst werden. Ein Wagen vom Fließband ist da keine Alternative. Für die großen Automobilhersteller ist der Geschäftsbereich viel zu klein, für kleinere Autohäuser wiederum zu groß. Ideal für den Mittelständler Bleker. Zwar gibt es diverse Wettbewerber, die sich in dem Nischenmarkt tummeln, doch vor neuen Playern fürchtet sich der Unternehmer nicht: "Wer Fuß fassen will, braucht mindestens fünf bis zehn Jahre." Neben Zeit sind nämlich auch diverse Investitionen nötig, die ein kleineres Unternehmen nicht leicht stemmen kann. "Wir investieren jedes Jahr rund 100.000 Euro in die Entwicklung." Und: Man müsse immer damit rechnen, dass 5.000 oder 10.000 Euro verloren sind, weil man einen falschen Weg eingeschlagen hat. Investitionen müssen über Menge amortisiert werden Wenn eine Entwicklung gelungen ist, muss diese mindestens zehn Mal verkauft werden, damit sich die Investition rechnet. Ein Beispiel für die gelungene Umsetzung einer Idee ist die von mehreren Partnern konstruierte Kopfstütze, die in einem für Rollstuhlfahrer umgebauten Fahrzeug eingebaut wird. "Für eine einfache Kopfstütze summieren sich die Kosten schnell auf 30.000 Euro. Ohne gute Kooperationspartner wäre das nur schwer zu stemmen." Deutlich mehr musste Bleker in die neuen Pharmatransporter investieren. Das entwickelte Kühlsystem soll dafür sorgen, dass die Arzneimittel trotz extremer Temperaturen zwischen minus 20 und plus 40 Grad immer die idealen Bedingungen haben. Bislang hat das Unternehmen bereits 30 solcher Transporter verkauft. Zwar reicht dies noch nicht aus, um die Investitionen von 100.000 Euro zu amortisieren, doch der Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass dies bald der Fall sein wird. Gelohnt hat sich die Entwicklung bereits jetzt. Denn quasi als Abfallprodukt ist ein Hygiene- bzw. Kühlfahrzeug entstanden. Damit erschließt sich das Unternehmen einen neuen Kreis von rund 17.000 potenziellen Kunden. Kurzfassung Vom behindertengerechten Umbau von Pkws und Transportern über Service- und Einsatzfahrzeuge für Hilfsorganisationen bis zum fahrenden Arbeitsplatz für Handwerker und speziellen Lieferfahrzeugen für den Handel - der Unternehmensbereich Sonderfahrzeugbau von Bleker kann Autohäuser in vielen Bereichen unterstützen.

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