Platz ist in der kleinsten Hütte – heißt es. Doch wer mehr Raum wünscht, könnte mit dem neuen VW Tayron fündig werden. Mit knapp 4,80 Metern Länge, bis zu sieben Sitzen und einem kräftigen Diesel unter der Haube spricht er vor allem Großfamilien und Langstreckenfahrer an. Allerdings hat das Paket seinen Preis – und der ist nicht ohne.
Der auf der aktuellen Evolutionsstufe der MQB-Plattform basierende Tayron teilt sich seine technische Basis mit Modellen wie dem neuen Passat, dem T7 Multivan und dem neuen Skoda Kodiaq. Er tritt die Nachfolge des 2024 eingestellten Tiguan Allspace an. Dabei will er allerdings mehr als nur eine gestreckte Tiguan-Variante sein.
Die 20-Zöller werden verschluckt
Optisch wirkt der Längenzuwachs im Vergleich zum stimmigen Tiguan nicht aus jedem Blickwinkel überzeugend. Zwar gelingt es den Designern, dem Tayron einen eigenständigen Auftritt zu verleihen, doch die schwarz lackierten 20-Zoll-Räder mit flachen Sportreifen der von uns getesteten R-Line-Version wirken in den eckigen Radhäusern seltsam verloren. Auch das ausladende Heck polarisiert – zwischen stattlich und plump bleibt Interpretationsspielraum.
Unstrittig sind hingegen die praktischen Vorzüge des Formats. In der getesteten TDI-Version bietet der Tayron bei aufgestellter dritter Sitzreihe 345 Liter Gepäckraum, im Fünfsitzer-Modus 850 und im Zweisitzer-Modus sogar 1.905 Liter. Dabei lassen sich die Lehnen der mittleren Sitzbank im Verhältnis 40:20:40 umlegen. Wird der Tayron ohne dritte Sitzreihe bestellt, sind sogar bis 2.090 Liter möglich. Die mittlere Rücksitzbank ist längsverschiebbar, die Lehnen zudem neigungsverstellbar. Nützliche Details wie die elektrische Heckklappe, Fernentriegelungshebel, Taschenhaken, Verzurrösen und ein seitliches Ablagefach im Kofferraum ergänzen den hohen Nutzwert.
VW Tayron (2024)

Zwei-Liter-Diesel ist souverän
Der Aufenthalt in der dritten Sitzreihe ist eher Kindern und außerdem nur auf kurzen Strecken empfehlenswert. Auch wegen des Kardantunnels in Reihe zwei ist der Tayron primär ein komfortabler Viersitzer, kann aber notfalls bis zu sieben Personen transportieren. Vorn hingegen herrschen großzügige Platzverhältnisse – selbst mit dem großen Glasschiebedach (1.395 Euro) bleibt genügend Kopffreiheit. Die optionalen und angenehm konturierten ergoActive-Plus-Sitzen (ca. 2.400 Euro) mit Massagefunktion tragen erheblich zum Langstreckenkomfort bei.
Auch technisch zeigt sich der Tayron bestens gerüstet für lange Reisen. Der 2,0-Liter-TDI mit 142 kW / 193 PS liefert in Kombination mit 4Motion-Allradantrieb und 7-Gang-DSG souveräne Fahrleistungen. Dank 400 Nm Drehmoment ab 1.750 U/min beschleunigt der SUV in acht Sekunden auf 100 km/h und erreicht über 220 km/h. Die Gangwechsel erfolgen nahezu unterbrechungsfrei, der Durchzug bleibt stets kraftvoll. Wer gerne lange flott auf der linken Spur das Zeitfenster seiner Reise verkleinern will, wird in der Vierzylinder-Klasse und in diesem Größenformat kaum bessere Alternativen finden. Der Verbrauch liegt bei zurückhaltender Fahrweise um die sieben Liter, kann aber bei schnellerem Tempo auf acht Liter steigen.
Leisetreter statt Dieseldröhner
Das adaptive Fahrwerk DCC Pro erlaubt eine spürbare Abstufung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Die Progressivlenkung (225 Euro), Sportreifen (500 Euro) und das serienmäßige R-Line-Sportlenkrad ergänzen den dynamischen Fahreindruck. Auch akustisch bleibt der Tayron auf Distanz zur Dröhnigkeit vieler Diesel-SUV.
VW Tayron Test (2025)

Riesiges Info-Display und Drehsteller
Ein Highlight ist das Infotainmentsystem mit großem Touchdisplay, das unter anderem Android Auto flüssig integriert. Das Bedienkonzept verzichtet weitgehend auf Knöpfe – bis auf einige Tasten am Lenkrad, darunter auch der Wählhebel fürs DSG. Etwas verwirrend: Der große Drehsteller in der Mittelkonsole mit mittig integriertem Touchdisplay ist nicht für die Bedienung vom Getriebe gedacht, sondern für gleich mehrere andere Einstellungen nutzen. Über ihn lässt sich die Lautstärke des Audiosystems regeln sowie das Fahrprofil oder die Farbe der Ambientebeleuchtung wechseln. Ein schickes Kleinod bietet der Tayron da.
Testwagenpreis 77.500 Euro
Wer einen Tayron will, muss dafür mindestens 43.700 Euro einplanen. Mit dem starken Allraddiesel und als R-Line geht die Preisliste erst bei 59.500 Euro los. Dank zahlreicher Extras summierte sich der Preis für unser Testexemplar auf sogar rund 77.500 Euro. Für diesen Preis bietet der VW Tayron ein hochwertiges Gesamtpaket – mit Abzügen in der B-Note: Im unteren Bereich des Interieurs finden sich spürbar einfachere Kunststoffe, die nicht ganz zur Premiumanmutung des übrigen Fahrzeugs passen. Dafür überzeugt der Tayron mit Raum, Komfort, Technik und Langstreckentauglichkeit – wer sich mit dem Preis anfreunden kann, bekommt ein rundes Gesamtpaket.