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HB ohne Filter vom 27. März 2009

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Datum:
27.03.2009

15 Kommentare

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Heute mit den Themen: Dramatische Wirtschaftszeichen, Strahlender Wüstenstern, Kroymans-Pleite, Konjunkturklammer Verschrottungsprämie, Das billigste Auto der Welt und Lidls "Auto-Schnäppchen".



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22. März – Sonntag



Dramatische Wirtschaftszeichen. Bundespräsident Horst Köhler, als ehemaliger IFW-Präsident ausgewiesener Weltmarktexperte, meinte diese Woche in seiner vierten Berliner Rede: "Die kommenden Monate werden sehr hart. Wir werden Ohnmacht empfinden und Hilflosigkeit und Zorn." Das geht einher mit wachsenden Arbeitslosenzahlen, weiteren Firmenpleiten und Wohlstandsverlust. Allein das Kfz-Gewerbe hatte schon 2008 sage und schreibe 1.100 Insolvenzen zu verzeichnen. 2009 wird dieser Größenordnung vermutlich nicht nachstehen. Marschieren wir gar auf einen Pleiterekord in der Branche zu?



Köhler sprach auch den ewigen Wachstumsfetischisten ins Gewissen. Da vertritt Porsche-Chef Wiedeking immer noch die Auffassung: "Wachsen oder weichen!" Köhler: "Wir haben uns eingeredet, permanentes Wirtschaftswachstum sei die Antwort auf alle Fragen. Die Deutschen mögen nicht länger nur aufs Wirtschaftswachstum starren, ihr persönliches Glück und den Wert der Demokratie nicht nur am Wohlstandspuls messen. Dank Wachstum (und Schulden) überkleistert der großzügige Sozialstaat viele Risse zwischen Oben und Unten in der Gesellschaft." Sparsamkeit, so Köhler, soll Ausdruck von Anstand werden. Demokratie ist mehr als die Sicherstellung materieller Zuwächse.



Hoffentlich nehmen das auch namhafte Wirtschaftswissenschaftler mal zur Kenntnis. Klima und Umwelt verkraften nicht länger ein ungebremstes Wachstum. Den Bankern hätte der Präsident etwas näher treten dürfen. Da setzt sich Herr Ackermann aktuell wieder mit seinem Gehaltsverzicht in Szene. Hatte er 2007 noch ein Salär von 14 Millionen Euro, so ist dies 2008 abgeschmolzen auf soziale 1,4 Millionen. Das ist bei vier Milliarden Euro Verlust bei der Deutschen Bank in 2008 immer noch ein exzessives Gehalt, wird aber öffentlich als Sozialverhalten gepriesen. Warum werden an vielen Schaltstellen die "ehemaligen Vorstände" nicht verklagt? Folgenlose Misswirtschaft! Das schafft alles andere als Vertrauen.



Wer möchte nicht lieber mit ein wenig Optimismus Unrecht behalten als Recht mit Pessimismus zu haben? Machen wir uns nichts vor, zwischen der gefühlten Krise und der Realität herrscht eine starke Diskrepanz. Die Abwrackprämie erinnert einen symbolisch an ein letztes Aufbäumen?! Die günstigen Spritkosten und die erträglichen Lebensmittelpreise vertuschen noch das anstehende Gebräu. Der Schuldenberg des Staates wird wachsen. Die Sozialkassen werden aufgrund ansteigender Arbeitslosigkeit wieder über fehlende Milliardenbeträge stöhnen. Wer das anders sieht, betreibt "Wahlkampflüge". Ich habe mit genügend Opel-Händler gesprochen, die mir ihre Herzenslage anvertraut haben. Das reichte bis zum "Merkleeffekt"! Da wird die Sicht der Chancen in der Krise relativ. Zuggeleise sollten und dürfen aber bei Gott für niemanden der letzte Ausweg sein.



23. März – Montag



Strahlender Wüstenstern. Der Stern zu Untertürkheim scheint für die Scheichs in Abu Dhabi und Dubai heller und goldener zu leuchten wie aus der schwäbischen Urzelle. Über das Drucken neuer Aktien und einer notwendig gewordenen Kapitalerhöhung des Grundkapitals um zehn Prozent flossen rund zwei Milliarden Euro Barmittel aufs Stuttgarter Konto. Nach einem Aktienkursverfall bei Daimler von 80 Euro im Vorjahr war nun ein Schnäppchenpreis von 20,27 Euro fällig. Für Wirtschaftsminister Guttenberg hat die neue strategische Partnerschaft zumindest den Vorzug, dass er nicht in Kürze einen zweiten Opel-Fall auf den Tisch bekommt. Es werden derzeit international Finanzinvestoren gesucht, aber selbst die "Heuschrecken" zucken u.a. aufgrund der Negativerfahrung im Verbund von Chrysler und Cerberus zurück. Die Scheichs (Aabar – Staatsfonds) sind bereits am österreichischen Mineralölkonzern OMV beteiligt und investieren bereits für die Zukunft ohne Öl.



24. März – Dienstag



Kroymans-Pleite. Die niederländische Autohandelsgruppe, positioniert unter den zehn größten europäischen Handelsgruppen, ist operativ zumindest für Deutschland pleite. Dazu gehören auch diverse Importeursaktivitäten. In Deutschland war man mit 15 Autohäusern in pointierten Städten wie München und Berlin unterwegs. Frits Kroymans, der die Immobilien meist in Privathand hält, wurde aufgefordert, bei 700 Millionen Euro Schulden, einen stärkeren finanziellen Eigenbeitrag zu leisten. Das vermied er.



Ich beschränke mich darauf, was ich in HB ohne Filter am 15. Februar 2008, also vor gut einem Jahr, an dieser Stelle schrieb: "Das atemberaubende Engagement der Kroymans Gruppe lässt sich nach außen strategisch mit wirtschaftlicher Vernunft nicht nachvollziehen. Unabhängig, dass der bisherige Macher Johannes Cürten – so ist zu hören – bald ausscheidet, kann man nur vermuten, dass der Firmeninhaber selbst von 'ganz hohen automobilen Mächten' von hinten liquiden Mittelzufluss erhält."



Wir hatten bei Kroymans nach der Kündigung des SsangYoung-Importeurvertrags angefragt, wie es denn für die betroffenen Händler nun weitergehe? Die Antwort aus dem ganz großen Handelshaus: "Leider gibt es keinerlei Informationen – auch nicht darüber, wann es Informationen geben wird." Welch eine Geringschätzung für angeschlossene Partner! Ich schrieb damals: "In der bayerischen Aschermittwochsansprache würde man die Verantwortlichen als Gauner vor´s hohe Haus zitieren." Herr Cürten rief damals an und wies meine Darstellung als "unhaltbar und unwahr" zurück und bedauerte die unglückliche Importeursaussage, die allerdings nicht mehr in seinen Aufgabenbereich fiel.



Vermutlich wird die Geschäftsführerposition bei Kroymans für den Abfindungsmillionär Johannes Cürten die letzte leitende Stelle in der Branche gewesen sein. Komisch, dass manche auf jedem Platz nur verbrannte Erde hinterlassen. Natürlich staunt man, wie sich die Marken Opel, Ford, Fiat, Nissan, Volvo und Saab auch materiell auf den deutschen Kroymans-Verbund eingelassen haben. Diesem Deal fiel manch anderer Händler zum Opfer! Wer wird dafür zur Rechenschaft gezogen? Wir halten außerdem fest, es trifft nicht nur kleine Betriebe in Sachen Insolvenz, da sind große gleichermaßen betroffen. Da funktionieren nur die Mittelzuflüsse anders.



25. März – Mittwoch



Konjunkturklammer Verschrottungsprämie. Man will aufgrund der widersprüchlichen Meldungen der vergangenen Tage noch gar nicht glauben, dass in Berlin die Würfel für eine vernünftige Prämienlösung gefallen sein sollen. Verlängerung bis zum Jahresende! Ansonsten würde der 30. März in den Autohäusern wie in Eschborn zum Chaostag. Wir haben heute über AUTOHAUS Online in einer Briefaktion an Wirtschatsminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg zur politischen Frontinitiative aufgerufen. Es packt einen der Zorn, dass ausgerechnet der Wirtschaftsflügel der CDU sich gegen eine Fortsetzung der Abwrackprämie ausspricht. Und das als Partei des Mittelstandes? Welche politischen Bremsertypen sind da in welchem Auftrag am Werk? Dem Herrn Dr. Michael Fuchs, CDU-MdB aus Koblenz, habe ich als Contra-Wortführer klare Zeilen geschrieben. Da nimmt sich tröstlich aus, dass es die CSU war, die als erste Partei die Fortsetzung einforderte. Warum?



Es sind 16 Millionen Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre alt sind. Wenn nunmehr 600.000 Fahrzeuge ausgetauscht würden, sind das bislang ganze 3,5 Prozent. Nochmals: ganze 3,5 Prozent! Weitere 3,5 Prozent sind nun allein mit den "Angsthasen" vor drohendem Prämienverlust zu machen. Die Prämienerweiterung würde der gesamten Automobilwirtschaft in Deutschland nur dienlich sein. Wir halten in Sachen Formular- und Verfahrensumstellung in Sachen Abwrackprämie zum 30. März fest, dass die Bürokratie es leider immer noch versäumt, statt mit Juristen primär mit Praktikern vor Ort zu sprechen.



Zu den Kritikern der Abwrackprämie gehört neben den "Grünen", die es hinnehmen, dass unter den Fahrzeugen älter als zehn Jahre alt fünf Millionen jenseits jeglicher Abgasregelung, also als untragbare Stinker, unterwegs sind, selbstredend "Deutschlands Auto-(B)a(b)st" Ferdinand Dudenhöffer: "Die Wirtschaftskrise hat erst begonnen. Wenn in sechs Monaten der Topf leer ist, fallen wir in ein noch tieferes Loch. Außerdem begünstigt die Prämie zu stark ausländische Hersteller." Erstaunlich, wie ein Beamter redet. Die Wahrheit ist, dass jedes zweite Auto aus dem Prämientopf von einem deutschen Hersteller stammt. Nach Dudenhöffers deutschnationaler Normvorgabe mit Minimalexportanteil müssten das 66,66 Prozent sein! Dudenhöffer ist gut dabei, zum Negativsymbol freier Meinungsäußerung zu werden.



26. März – Donnerstag



Das billigste Auto der Welt. Diese Woche wurde erneut das unterste Ende in der automobilen Angebotsskala vorgestellt. In Indien. Mit erheblicher Verspätung und eingeschränkter Produktionskapazität geht der indische Autobauer Tata Motors mit dem Nano an den Start. 1.440 Euro soll der Tata Nano kosten. Tata hat 2008 Land Rover und Jaguar übernommen. Ganz so glücklich soll das alles nicht laufen. Mit dem Nano will man in Indien die Massenmotorisierung nach vorne treiben. Nachdem man allerdings in Indien in den Zentren selbst mit dem Fahrrad vier Stunden im Stau steht, kommt der Nano möglicherweise schneller als angekündigt nach Europa. 2011 soll er dann für 5.000 Euro in Deutschland zu haben sein. Welcher deutsche Autobauer kann in diesem Segment unter wirtschaftlichen Aspekten mithalten?



27. März – Freitag



Lidl-Autos - keine wahren Schnäppchen. Stiftung Warentest hat die Lidl-Offerte geprüft und kommt zum Ergebnis, dass vergleichbare Nachlässe bei allen EU-Importwagen drin sind. Bemängelt wird am Lidl-Angebot außerdem die lange Lieferzeit von drei bis fünf Monaten. Außerdem müsse der Kunde das Fahrzeug innerhalb von acht Tagen in Heinsberg abholen. Vor einer Vorauszahlung wird gewarnt. Geht nämlich der besagte Importeur pleite, ist das Geld verschwunden. Erst bezahlen, wenn die Ware entgegen genommen wurde. Herstellergarantie ist erst dann gegeben, wenn eine Übergabeinspektion ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Dazu gehört auch ein komplett ausgefülltes Kundendienstscheckheft. Ansonsten hat das möglicherweise noch Nachteile bei Kulanzansprüchen. Man staune: Bemängelt wird auch die schlechte Erreichbarkeit des Vertragspartners, der eigentlich die Fahrzeuge verkaufen möchte. Für professionelles, glaubwürdiges und flexibles Verkaufsgebaren spricht das alles nicht.



Spruch der Woche:


"Die Erzeuger der Krise haben nichts mit der Krise zu tun." (Spezialgruß an die Banker)



Mit meinen besten Grüßen und Wünschen



Ihr



Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE

michael Heine

27.03.2009 - 12:58 Uhr

Lieber Herr Prof.Brachat, Sie sollten sich einmal mit der sogn. zweiten Reihe unserer Automobilhersteller befassen. Hier finden sich die wirklich Schuldigen der Überproduktion. Denn keiner dieser Damen und Herren hat je die Stirn gehabt zu seinem Chef zu gehen und zu sagen" Halt die Produktion an, die Händler ersticken im Lagerstock" Nein, diese Garde von Gebietsleitern, Verkaufsleitern usw. buckelt nach oben und tritt nach unten. Somit konnte die weltweite unsinnige Überproduktion immer mehr zunehmen und damit alle kaufmännisch vernnüftigen Regeln sind abhanden gekommen. MH


Woli

27.03.2009 - 14:54 Uhr

Lieber Herr Brachat, warum werden die Gegner einer Verlängerúng der Abwrackprämie von Ihnen so kritisiert. Der Markt muß sich doch irgendwann wieder normalisieren oder soll die Prämie immer weiter laufen. Jetzt werden teilweise wieder Sonderschichten gefahren, um die Nachfrage zu befriedigen. Es wird der kurzfristige Erfolg gesucht anstatt die strukturellen Probleme anzugehen. Ein weiteres Problem sehe ich zukünftig bei den notleidend werdenden Finanzierungen. M.E.haben die Halter der über 9 Jahre alten Autos ihre neuen Fahrzeuge voll finanziert und gehören bestimmt zu den unteren Einkommensbezieher.


LEO

27.03.2009 - 18:27 Uhr

Da ist er ja wieder unser Ferdinand - schon ein schlaues Kerlchen! Mit seiner Aussage das viele ausländische Hersteller von der Abwrackprämie profitieren hat er vielleicht und ausnahmsweise ein bischen recht. Allerdings scheint er nicht zu wissen, das auch in Autohäusern von Importmarken Arbeitnehmer beschäftigt sind und es ist wichtiger diese mittelständischen Unternehmen zu schützen als irgendwelche Konzerne!!!!!! Aber was weiss ein Beamter wie Ferdinand Dudenhöffer schon von Unternehmern oder Selbständigen, die selbst und ständig arbeiten um ihren Betrieb auf Kurs zu halten, da Ihnen im Falle des Scheiterns niemand eine Abfindung zahlt oder den Betrieb mit Stattshilfen rettet ..... Ausserdem wird doch der VW Fox in Mexiko, viele andere deutsche Modelle in Polen, Spanien etc. gebaut..... Liebe Kollegen, nicht entmutigen lassen und Gas geben Gruß LEO, Automobilverkäufer


efficentix

27.03.2009 - 22:05 Uhr

Ein Gedanken zum Doping, oder alternativ zum Thema "Alkoholismus" Schon der - leider abhandengekommene gesunde Menschenverstand - wuerde eine Abwrackpraemie verhindern. Nehmen wir als Beispiel einen Alkoholiker: wir (welche Anmahssung) wollen Ihn heilen. Nach verschiedenen Versuchsreihen die durchgefuehrt wurden, hat die Verabreichung von weiteren Alkohol in ansteigender Dosierung die anscheinend besten Resultate gebracht, auf Untersuchung von Folgeschaeden wurde verzichtet. Jetzt diskutieren wir eine Absetzung oder Fortfuehrung der Therapie. ............ Das Ende der Geschichte kennt jeder. Und was mit dem Autohandel passieren wird, wenn die Verschrottungspraemie abgesetzt wird will heute niemand sehen.


Tomsclub

27.03.2009 - 22:14 Uhr

Die Grünen haben begriffen, daß die "Umweltprämie" nichts mit Umweltschutz zu tun hat, sondern eine Sondersubvention für den Autohandel bedeutet. Eine einseitige auf Eigeninteressen gemachte Aussage. Vernetztes Denken kann man lernen... So sehr es mich für den Handel und deren Verkäufern freut, der Kater nach diesem Verkaufsrausch ist absehbar.


E. Thoma

28.03.2009 - 04:54 Uhr

Lieber Herr Prof. Brachat, Wahre Worte gelasen ausgesprochen, bravo! Wenn es mit der Schrottprämie gelingt, den Bestand an "Stinkern" auch nur um 10 Prozent zu drücken, ist neben der gesamten Autobranche auch der Umwelt geholfen. Dafür lohnt es sich einzustehen. Zu Kroymans, mir war diese Expansionsgeschichte schon vor mehr als einem Jahr suspekt, leider einmal mehr recht behalten, Schade um die Mitarbeiter und die verbrannte Erde... Prof. Dudenhöffer wird viel zu wichtig genommen, eigentlich sollte das Autogewerbe der Presse wöchentlich mitteilen, dass der leider vom Steuerzahler entlöhnte Dummhöffer nicht das Schwarze auf dem Papier wert ist... Kopf hoch, die Krise wird jetzt noch grossgeredet, damit die wenigsten merken, dass sie schneller vorbei ist als gedacht!


Bodenständiger

28.03.2009 - 11:49 Uhr

Welche gr0ße Gruppe ist die nächste? Jetzt Kroymans und danach die Weller-Gruppe? Alles die Wachstums-Fetischisten und Gurus der Branche, die alles besser können und von den einschlägigen Fachjournalisten immer als Beispiel hingestellt wurden. Gruß Ein Bodenständiger


MiMo

28.03.2009 - 12:12 Uhr

@Woli Ich muß widersprechen, dass die Halter von Fahrzeugen älter 9 Jahren Ihr neues Auto voll finanzieren. Bei uns im Autohaus ist die Finanzdienstleistungsquote auf 25 % gefallen. Die meisten Leute, die jetzt ein Auto kaufen und ihre altes verschrotten, sind BARZAHLER. Die haben früher alle 4-5 Jahre ein neues Auto finanziert. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit der letzten Jahre wurde der letzte Kauf aufgeschoben und die Leute konnten, anstatt die letzten Kauf abzuzahlen, für den neuen sparen. Und diese Spareinlagen kommen jetzt in den Wirtschaftskreislauf, was in der Krise sicher nicht schlecht ist. Ich stimme vollumfänglich zu, dass wir uns nicht immer auf Wachstum ausrichten können und unser Wirtschafen auf eine neue Basis stellen müssen. Das heißt auch, das wir nach der Umweltprämie uns auf Veränderungen einstellen müssen, die sicherlich auch weh tun können. Doch haben wir vielleicht bis dahin die Chance, dass sich die anderen Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Krise wieder gebessert haben und wir somit besser durch die Krise durchkommen. Wir stellen bei uns auch eine leichte Steigerung an "normalen" Geschäften ohne Umweltprämie fest. Nichts entwertet das eigene Auto mehr, als wenn der Nachbar ein neues kauft. Möge die Umweltprämie auch eine Initalzündung für den sonstigen Automobilverkauf sein. In diesem Sinne ein schönes Wochenende MiMo


Karsten Wünsche

28.03.2009 - 13:28 Uhr

Lieber Herr Professor Brachat, über keinen Bestandteil des Konjunkturpaetes der Bundesregierung ist so viel geschwafelt worden wie über die Umweltprämie. Warum? Sie bewegt die Menschen, was dazu führt, dass die vielen selbsternannten Experten aus ihren Löchern kriechen um sich zu sonnen im Lichte garantiertem öffentlichen Interesses. Die Substanz ihrer Beiträge entlarvt die Ferne zum Thema der Herren Dudenhöfer und sonstiger Apologeten. Meine Beobachtungen der letzten acht Wochen: Es ist Leben in der Bude, aber wie! Ja, wir verkaufen verdammt viele Autos, sozial ausgewogen, sprich Kleinwagen unter € 10.000,-Schreiende Kleinkinder sehr junger Familien, betagte Rentnerpaare und viele andere typische Gebrauchtwagenkunden, die zum Jahreswechsel an alles Mögliche gedacht haben, nur nicht an den Kauf eines neuen Autos. Die Umweltprämie ist ein wirtschaftspolitischer Volltreffer! Wer von vorgezogenen Neuwagenverkäufen spricht und den Untergang des Abendlandes nach Auslaufen der Prämie voraussieht, offenbart damit nur eines, seine Ahnungslosigkeit. Ein großer Vorteil unserer Gesellschaft ist, dass sie pluralistisch ist, jeder seine Meinung frei äußern kann. Unabhängig davon gilt nach wie vor. "Wenn keine Ahnung, einfach mal die Fresse halten." Karsten Wünsche


J.F.(K.)

28.03.2009 - 20:53 Uhr

Jetzt ist es wieder Zeit zum Jubeln und Feiern!! Die Abwrackprämie wird verlängert und die zahlreichen Starverkäufer können wieder aufatmen. Der Kunde kommt wie in letzter Zeit gehabt, weiterhin von selbst ins Autohaus und muss nicht durch nervige, zeitaufwendige und in den Augen der Verkäufer „überflüssige“ Aquisemaßnahmen ins Autohaus geholt werden. Meines Erachtens ist die Verlängerung der Abwrackprämie ein Schuss in den sogenannten Ofen. Hier wird durch die „unsichtbare Hand“ geleitet, was vielleicht nicht geleitet werden sollte oder anders gesagt: Dem stotternden Absatzmotor wird ein Prämienadditiv beigefügt, was zeitlich begrenzt wirkt, aber die eigentlichen Ursachen der Leistungsschwäche langfristig nicht zu beseitigen vermag. Oder noch einfacher: ATU-Ölwechsel statt Hersteller-Inspektion. Kurzfristige Überholung statt langfristiger Sanierung ist das Motto in der Krisenzeit. Man kann gespannt sein, nach was gerufen wird, wenn die Prämie ausläuft. Wenn ich an meine letzten Erfahrungen denke, als ich einen Gebrauchtwagen für 15.000 EUR kaufen wollte, sehe ich auch in Zukunft schwarz für den Handel. Auch in Krisenzeiten keine Spur von Kundenorientierung, Kontaktpflege oder Kundenservice. Da wird per E-Mail angefragt - Keine Antwort-, per Telefon kontaktiert - Kein Rückruf-, persönlich vorbeigesehen -Keine Ansprache- und ich bin in dieser Hinsicht kein Einzelfall. So sieht in Wahrheit die Servicewüste Deutschland aus. Das ist ein Problem, welches durch keine staatliche Unterstützung gelöst werden kann. Hier ist Eigeninitiative der Händler angesagt. Ein wirksames und individuelles Marketingkonzept, welches sich nicht nur auf die bloße Schaltung von Anzeigen beruht, sondern auch die Mitarbeiter einbezieht. Was nutzen dem AH zahlreiche Anrufe zur Erkundung der Kundenzufriedenheit, wenn die daraus gewonnenen Erkenntnisse nicht umgesetzt werden. Eine effektive Schulung der Verkäufer. Die seit Jahren praktizierte Zertifizierungsmanie ist m.E. vergeudete Zeit und Geldverbrennung, wenn die Verkäufer und ihr Handeln nicht regelmäßig überprüft werden. Man sieht ja, was aus den teuren Lehrgängen hängen bleibt. Ein eigenes kundenorientiertes individuelles Servicekonzept. Auch daran fehlt es in vielen Unternehmen. Denn wenn ich folgendes Zitat betrachte „Wir haben es in den letzten Jahren ja auch geschafft. Also müssen wir irgendetwas richtig gemacht haben. Ich weiß aber nicht was.“ fällt mir auch nichts mehr weiter ein. Ergebnis: Die Absatzkrise ist in vielen Punkten selbstgemacht!! Zum viel diskutierten Thema Opel: Auch wenn es hart und unmenschlich klingt. Keine staatliche Unterstützung für ein Unternehmen, welches seine Gewinne in den USA abführt und die Verluste in Deutschland lässt. Die herrschende Krise ist eine Marktbereinigung, die vor allem Unternehmen trifft, die nicht innovativ genug und nachhaltig geplant haben. Unverschuldet in die Krise geraten ist Opel jedenfalls nicht. Auch wenn es bei Opel um eine Vielzahl von Arbeitsplätzen geht. Der Mittelstand, der eine Vielzahl mehr an Arbeitsplätzen stellt, wird nicht staatlich unterstützt. Entweder alle oder keiner. Jedenfalls werden diese mehr als überfällige Marktbereinigung die Unternehmen überstehen, die seit jeher innovativ, nachhaltig und vor allem langfristig geplant haben und aus dieser Krise gestärkt hervorgehen. Alle anderen waren in den meisten Fällen auch vor der Krise schon mehr oder weniger lädiert.


Automobilist

30.03.2009 - 17:16 Uhr

Lieber Herr Brachat, warum so Angriffslustig? Auch Kritiker haben eine Chance verdient. Das hat nichts mich "Nörgelei" zu tun, sondern gilt eher der Wahrheitsfindung. Interessant ist doch die Frage: "Wieviele Autos werden mit der Abwrackprämie MEHR verkauft?" und "Wann fehlen die Einheiten die jetzt verkauft werden?" Die strukturellen Probleme der Hersteller werden nach wie vor nicht angegangen, da hilft auf Dauer auch keine Abwrackprämie.


GM in A.

31.03.2009 - 17:12 Uhr

Bin selbst Opelhändler und verstehe alle die Schmerzen die durch diese Finanz-und Wirtschaftskrise entstehen und ausgehalten werden müssen. Obwohl ich und auch sonst niemand einen zur Zeit tauglichen Vorschlag für eine einigermassen humane Lösung hat, denke ich, sollte von staatlichen Direkthilfen unbedingt abgesehen werden. Diese intelektuellen Wachstumsidioten,auch von Opel, haben jahrelang ihre unabdingbaren Bedingungen gepredigt und gefordert. Ueberheblich und ignorant. Alle, auch wir haben gewusst, dass dieser Produktionswahnsinn nicht gut gehen kann. Und jetzt wollen wir mit staatlicher Hilfe diesen Wahnsinn weiterführen? Und dies wie lange? Wenn in einem Dorf 3 Bäckereien über lange Zeit anstatt für 2000 Einwohner, für deren 4000 Einwohner Brot backen und bereitstellen, fällt niemandem ein diese Ueberproduktion finanziell auf ewig zu finanzieren und jeden Tag die Ueberproduktion hinter dem Haus verfaulen zu lassen. Bei der Fahrzeugproduktion sind wir dabei genau dies zu zementieren. Auch nur mittelfristig kann damit niemand glücklich werden. Wir haben uns jetzt lange genug wie Idioten benommen , einmal sollten wir zur Einsicht und zur Vernunft gelangen. Vielleicht tatsächlich in dem wir schmerzliche Erfahrungen machen müssen.


Controller

31.03.2009 - 18:33 Uhr

Ich kann auch nicht verstehen, wofür die Abwrackprämie nun verlängert wurde. Jedem vernünftig denkenden Mensch ist doch klar, dass die jetzt verkauften Einheiten hinterher fehlen werden. Obwohl es mich als Mitarbeiter eines Autohauses selbst betrifft bin ich der Meinung, dass durch diese Subventionierung lediglich ein Aufschub der Krise erreicht wird. Mehr nicht. Denn alle Subventionen haben eines gemeinsam (und darüber sollte sich auch Herr Professor Brachat nicht täuschen): Mit einer Subention wird etwas am Leben erhalten, was alleine nicht lebensfähig ist! Egal ob Autohersteller, Landwirte oder Kohleabbau. Hier wird teures Geld für etwas bezahlt, was in sich in dieser Form überlebt hat.


Striker

02.04.2009 - 14:22 Uhr

Herr Brachat, ich schätze Sie und Ihre Offenheit sehr. Aber Ihr vehementes Eintreten für die Abrackprämie halte ich inzwischen für den falschen Weg. Ich habe diesem Instrument von vorn herein skeptisch gegenüber gestanden. Ich habe gedacht, höchstens 300.000 Autos werden weggehen, habe mich also grandios getäuscht. Den Händlern gönne ich den Erfolg, da sie über diesen Weg wieder Geld in die Kasse bekommen haben. Aber eine Party muss auch einmal zu Ende sein. Diesen Zeitpunkt haben wir nun auch überschritten und Händler wie Kunden richten sich in diesem System von Subventionen ein. Ich halte das für ein Zeichen an die Hersteller, ihre Preispolitik gnadenlos zu reformieren. Unabhängig von Vorzieheffekt usw. werden wir im dritten und vierten Quartal wieder in das echte Leben zurückkehren. Folgt man den Frühindikatoren, wie z. B. Auftragseingänge der Industrie, Exportaufträge aber auch den Auftragseingängen unserer Hersteller im Großkundengeschäft, den prognostizierten Wachstumszahlen aber auch der Entwicklung am Arbeitsmarkt, wird es ein Absturz sein, der bislang ohne Beispiel ist. Doch die Hersteller wie die Verbände kommen in Sachen "Neues Geschäftsmodell" über politische Willensbekundungen nicht hinaus. Der Leidensdruck ist auf beiden Seiten (noch) nicht groß genug und es wird wertvolle Zeit verschenkt.


autoluchs

04.04.2009 - 19:38 Uhr

Zur Umweltprämie ! Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette von A bis Z, mit den Inhalten was wirklich passiert, so spiegelt die Antragsflut am 01.04.09 den Wahn der Massen wider. Traurig genug das die Politik (ohne Fach und Sachkompetenz) dieses Treiben noch fördert, gar iniziert hat. Wir rasen von einer Fehleinschätzung in die andere. Bedenke man hier nur alleine bei der neuen online Antragsstellung, aufgrund verschiedener Umstände, dass die Herdentiere für EIN vermeintlich zu lieferndes Fahrzeug aus *Gier* mehrfach die Tasten drücken. Hierbei einmal Fakes ganz ausser acht gelassen. Oder gar bestellte Fahrzeuge die nach dem Onlineverfahren zu den Antragstellern gehören, jedoch mit Ihrer *D Zug Reserierungskarte* am Bahnhof stehen bleiben werden, weil der Zug - vollkommen überfüllt -, bereits abfährt. Rechnet man alle nicht zustande kommenden Bestellungen zurück, die in der Realität, durch nicht zustande kommenden Lieferungen, nicht zustande kommenden Finanzierungen, nicht korrekt eingereichten Anträgen, zurück, so wird im Januar 2010 grosses Erstaunen herrschen. Der Leitragende wird mal wieder der Autohandel sein, der sich auf Zusagen einlässt, um an der Massenhisterie zu partiziereren. Warten wir gespannt auf en *Tag danach*. Es wird heulen und zähneknirschen alleorts sein.


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