"HB ohne Filter" vom 30. März 2007
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Datum:
30.03.2007Heute mit den Themen: Hyundai-Händler contra Grauimporte, Parlamentarischer Abend in Berlin, Ökoauto-Absatz, Feinstaub-Plakettenbezug, Händlerpolitik
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26. März – Montag
Hyundai-Händler contra Grauimporte. Der Hyundai-Händlerverband hat nach langen Verhandlungen mit dem Importeur das Zepter contra Grauimport-Unwesen selbst in die Hand genommen und eine eigene Einkaufsgesellschaft für die Grauware gegründet. Immerhin wurden 2006 rund 15 Prozent, sprich 7.500 Einheiten von außen über legale Wege auf den deutschen Markt geschoben. Noch auf der Händlertagung im Dezember hatte Verbandspräsident Peter Schumann die Malaise vorgetragen. Die Änderungschance über den Schattenkanal liegt weniger bei Hyundai Motor Deutschland, sondern bei Hyundai Motor Europe.
Vermutlich ist das aber dort den "Euro-Koreanern" egal, wichtig für sie ist, ihre Autos vom Hofe zu haben. Sie haben offensichtlich noch nicht verstanden, dass einzig sie allein über marktkonforme Mengensteuerung für Ordnung auf dem Markt sorgen müssen. Ansonsten gehen die "Fehllieferungen" voll zu Lasten des jeweiligen Importeurs wie der deutschen Hyundai-Händler. Wenn Huyndai Motor Europe nicht einsichtig reagiert, ist eine zweite "graue" Vertriebsschiene unabdingbar. Es kann und sollte nicht sein, dass beispielsweise ein Mazda-Händler neue Hyundai-Modelle bis zu 5.000 Euro günstiger anbieten kann als der autorisierte deutsche Hyundai-Partner. Offensichtlich ist die europäische Preislandschaft bei Hyundai noch verdammt weit auseinander. Die Vorgehensweise des Händlerverbands kann man nur begrüßen.
27. März – Dienstag
Parlamentarischer Abend in Berlin. Der Kfz-Landesverband Bayern macht immer stärker von sich reden. Erst fand Anfang Februar in München ein Neujahrsempfang mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in Anwesenheit von 1.000 Kfz-Unternehmern statt. In Kürze sollen neue Wege in der Tarifpolitik aufgezeigt werden. Jetzt lud der Bayerische Landesverbandspräsident und Landesinnungsmeister Klaus-Dieter Breitschwert (MdL) namhafte politische Vertreter in das Automobilforum Berlin, Unter den Linden, ein. Er stellte dort den Politikern das zentrale Anliegen Investitionsschutz vor. Ein weiterer politischer Vorstoß galt der Kraftfahrzeugzulassung in Autohäusern. Breitschwert artikulierte die Sichtweise des Gewerbes zu Auto & Umwelt und geißelte den Tanktourismus via Österreich und Tschechien. Breitschwert: "Wenn wir politisch etwas erreichen wollen, dann müssen wir die Verbindung zu jenen Kräften suchen, die das politisch unmittelbar zu entscheiden haben." Gratulation!
28. März – Mittwoch
Ökoauto-Absatz. Wer seit dem Genfer Autosalon die einschlägigen Automagazine studiert, stellt fest, mit welchem Wohlwollen das Ökobemühen der deutschen Automobilhersteller bedacht wird. Es werden die verschiedenen Motor-Techniken vorgestellt, die umweltfreundlichen Modelle der Hersteller, Entwicklungschefs kommen als Saubermänner zu Wort, Vertriebschefs vertuschen die Fakten zu Gunsten globaler Gesamtsichten. Die industriefreundliche "Automobilwoche", die seit fünf Jahren vor lauter Erfolg alle zwei Wochen erscheint, trifft die Feststellung: "Ökoautos finden kaum Kunden."
Und siehe, es wird schon wieder beschwichtigt. "AMS" tituliert: "Porsche wagt den Spagat. Kräftig sparen. Der Direkteinspritzer im Cayenne bringt 15 Prozent Minderverbrauch." Man beschränkt sich auf die wirksame Prozentzahl. Dass der Wagen bei Vollgas dann immer noch 60 Liter schluckt, wird vor lauter Industriefreundlichkeit weggelassen. Und das alles einen Monat nach Beginn einer einschlägigen Debatte, die anhalten wird und von grundsätzlicher Bedeutung ist. Man suggeriert der Öffentlichkeit, der Kunde wolle gar keine Ökoautos.
Wer da die ersten zwei Monate 2007 zum Maßstab macht, sollte statt der Statistik besser die Händler befragen. Dort wird von den schlimmsten zwei Zulassungsmonaten der Nachkriegsgeschichte gesprochen. Und auch der März sieht alles andere als erfreulich aus. Die gewerblichen Zulassungen liegen noch auf verträglicher Achse. Wo aber bleiben die Privatkunden? Deren Zurückhaltung liegt nicht primär an der Mehrwertsteuererhöhung. Wenn beispielsweise DaimlerChrysler auf Wachstum verweist, dann nur deshalb, weil in den ersten beiden Monaten mehr Autos an die Autovermieter als im gesamten Jahr 2006 geliefert wurden. Das waren natürlich alles Ökofahrzeuge aus der ersten Reihe! Wenn die Zulassungsmalaise weiter anhält, steht manches Handelshaus vor dem Aus. Bei den Herstellern/Importeuren brennen derzeit auch nachts die Zulassungslichter. Es werden massive Zulassungsspritzen ausgeheckt. Der "Dudenhöffereffekt" erhält möglicherweise inflationär noch größere Dimensionen.
29. März – Donnerstag
Feinstaub-Plakettenbezug. In Bezug auf die autorisierten Stellen, die zur Abgabe von Feinstaub-Plaketten berechtigt sind, gibt es offensichtlich unterschiedliche Auffassungen. Tatsache ist, dass die für die Durchführung von Abgasuntersuchungen anerkannten Stellen direkt von den Plakettenherstellern beliefert werden dürfen. Schauen sie einmal auf der Internetseite des Jüngling-Verlags, Produktgruppe Auto & Verkehr, Feinstaub-Plaketten rein. Dort gibt es zusätzlich diverse Werbematerialien. Ein Preisvergleich zu den verschiedenen Anbietern einschließlich ihrer Kfz-Innung lohnt sich!
30. März – Freitag
Händlerpolitik. Prof. Dr. Carl H. Hahn schrieb uns vor einiger Zeit zu unserer Jubiläumsausgabe und unserem Jubiläumsbuch folgende Zeilen: "Beide sind für mich nostalgisch-interessante und wichtige Publikationen. Mein Vater hatte mich von Kindesalter an auf Händlerpolitik quasi trainiert, mir vorexerziert, wie man erfolgreiche Händlerpolitik der Menschlichkeit praktiziert. Sonst hätte in den ersten Jahren nach der Währungsreform unmöglich DKW seine Fahrzeuge über die Händlerorganisation ohne jegliche Händlerspanne (außer Verkäufervergütung) verkaufen können. Dies war damals Voraussetzung, um wieder bei Unterkapitalisierung das aufzubauen, was heute als das stolze Audi-Unternehmen dasteht." Händlerpolitik der Menschlichkeit, das ist die Osterbotschaft, die ich als "alter Hase" manchem Vertriebschef und seiner Umgebung ins Stammbuch schreiben möchte!
Spruch zur Oster-Woche:
"Ist es nicht verrückt", sagt der erste von drei Geschäftsleuten in einem Zug, "wie schnell die Landschaft an uns vorbeirast."
"Nein", sagt der zweite, "das ist nicht die Landschaft. Die Landschaft steht ganz still. Wir sind es, wir rasen an der Landschaft vorbei."
"Nein", sagt der dritte, "das sind nicht wir. Wir sitzen ganz still. Der Zug ist es. Der Zug rast an der Landschaft vorbei."
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen für ein frohes Osterfest
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Andy
Tom Witzel