Ausgabe 17/2008: Autohaus 17/2008

Autohaus 17/2008Vermögenssicherung / Wie man im Insolvenzfall die private Existenz rettet.Kontrollierte InsolvenzVon Manfred SchlegelVom Unternehmer zum Hartz-IV-Empfänger – der Konkurs eines Autohauses kann für den Inhaber schlimmstenfalls genau diesen Sturz bedeuten. Insolvenzen sind derzeit leider in der Autohandelsbranche an der Tagesordnung. Das ist Grund genug, sich langfristig vorzubereiten, um im Ernstfall Schlimmstes zu verhindern.Peter Rauscher, Steuerberater in der Kanzlei Rauscher & Branzk, und Markus Wieser, Inhaber der 2005 insolvent gewordenen VW-Autohaus Waburg GmbH & Co. KG, Wittenberg, erläuterten im Gespräch mit AUTOHAUS die wichtigsten Aspekte und Strategien.Vermögen pfändungssicher verwahrenIm Kern geht es um zwei Fragestellungen: 1. Welche Vorkehrung müssen langfristig im Vorfeld getroffen werden? 2. Was ist im unmittelbar drohenden Falle der Insolvenz zu tun? So pervers es sich anhört, so klar ist es: Am besten schützt ein Unternehmer sein Vermögen, indem er gar keines hat. Sprich das Vermögen, zumindest das private, muss pfändungssicher verwahrt sein. Dies findet im einfachsten Falle über Familienangehörige statt. Je früher die versteuerten Gewinne zu Dritten hin transferiert werden, umso sicherer ist das Geld vor Gläubigern. Es nutzt jedoch so gut wie nichts, große Geldmassen unmittelbar vor einer Insolvenz auf Familienangehörige zu übertragen. Hier greift die so genannte Gläubigervorsorge. Über sie können Übertragungen von Geldmitteln an Verwandte der zurückliegenden zehn Jahre angefochten werden.Am klügsten ist es, das Vermögen direkt bei den Kindern zu bilden. Hier drängt sich unmittelbar die Vertrauensfrage auf: Was mache ich, wenn meine Kinder mit dem Ersparten durchbrennen? Die so genannte Familienvermögensverwaltungsgesellschaft bietet hier Lösungsansätze. Die Gewinne fließen in diese Gesellschaft, welche anteilig den Kindern beziehungsweise dem Partner gehört, ein. Der Autohaus-Inhaber fungiert als Geschäftsführer dieser Gesellschaft. Von ihr bekommt er Wohnrecht und Unterhalt gestellt. Den Geschäftsführer, also den Autohaus-Inhaber, schützt eine sehr langfristige Kündigungsfrist (bis zu 30 Jahren) gegen Missbrauch seiner Erträge oder Kündigung durch die Gesellschaftseigner (Ehefrau, Kinder). Diese Form des Vermögensschutzes entspricht dem Modell der süddeutschen Höfenachfolge, die sich seit hunderten von Jahren bewährt hat.Selbstverständlich dürfen die Familienmitglieder in diesem Falle auf keinen Fall Verbürgungen mit dem Autohaus eingehen. Über diese Bürgschaften würde das aus der Haftung mühsam "herausgeschaufelte" Vermögen wieder dem Autohaus als Haftungsmasse zugeführt.Ausländische FamilienstiftungFalls eine Familienlösung nicht in Frage kommt, gibt es die Möglichkeit einer ausländischen Familienstiftung. Diese sind beispielsweise in Liechtenstein möglich. "Dies hat nichts mit den ,Liechtenstein-Skandalen' zu tun", betont Steuerberater Rauscher. Denn bei den eingezahlten Geldern handelt es sich ja um bereits in Deutschland ordnungsgemäß versteuerte Gewinne. Familienstiftungen zeichnen sich dadurch aus, dass der Stifter selbst der Begünstigte ist. Ein Stiftungstreuhänder verwaltet die Stiftung. Der entscheidende Punkt: Im Falle einer Insolvenz kann auf das Vermögen der Stiftung nicht zugegriffen werden.Wichtig ist in diesem Falle, dass die Auszahlung an bestimmte Lebensumstände gekoppelt ist und nicht aufgrund einer bloßen Willenserklärung gekündigt werden kann. Denn diese Willenserklärung kann im Insolvenzfall vom Insolvenzverwalter abgegeben werden. Über eine Familienstiftung ist das Kapital vor dem Zugriff gesichert und kann auch im Falle "schlechter Jahre" nicht angegriffen werden. Sie schützt damit auch vor dem Hauptproblem, dass aus (verständlicher!) emotionaler Zuneigung zum Autohaus diesem immer mehr Privatkapital zugeführt wird. Allerdings kann das Vermögen auch nicht zu anderen Zwecken aus der Stiftung entnommen werden. Es ist also nicht mehr frei verfügbar.Rentenprodukte prüfenRentenprodukte – also eine Form der Altersvorsorge des Autohaus-Unternehmers – können, müssen aber nicht pfändungssicher sein. Sie müssen vertraglich so gestaltet sein, dass auf sie nicht wie auf eine "normale" Kapitalanlage zugegriffen werden kann. Sie dürfen nur eine Verrentung im Altersfalle ermöglichen. Lebensversicherungen können beispielsweise mit einem unwiderruflichen Bezugsrecht für Familienangehörige ausgestattet werden, um sie pfändungssicher zu machen.Das Reizvolle: Auch sehr kurzfristig vor der Insolvenz kann noch pfändungssicher in die Rentenversicherung eingezahlt und so die Gläubigervorsorge umgangen werden. Bis ca. 193.000 Euro kann ein 60-Jähriger über diese Methode pfändungssicher in eine Rentenversicherung einzahlen.Droht die Insolvenz unmittelbar – und das tut sie nach Ansicht von Peter Rauscher bereits dann, wenn es das Unternehmen nicht mehr schafft, die Rechnungen zur Fälligkeit hin zu bezahlen –, ist es höchste Zeit für Akutmaßnahmen. Übrigens weisen nach einer aktuellen Auswertung der Creditreform 15 Prozent aller GmbHs eine Überschuldung aus. Steuerberater-Kreise gehen indes sogar davon aus, dass 50 Prozent der GmbHs zahlungsunfähig sind.Steht die Insolvenz also unmittelbar vor der Türe, gibt es mehrere Strategien, die je nach individueller persönlicher und wirtschaftlicher Lage gegeneinander abzuwägen sind.Wenn die Insolvenz unmittelbar bevorstehtAm einfachsten, aber nicht immer am klügsten ist es, Eigenkapital nachzuschießen. Genau in diese Falle treten besonders oft mittelständische Unternehmen. Ohne eine notwendige Sanierung durchzuführen, schießen die Eigentümer, meist aus sehr verständlichen emotionalen Gründen, Kapital nach, bis wirklich nichts mehr geht.Handelt es sich bei dem Autohaus um eine Kapitalgesellschaft (GmbH oder AG), so muss bei andauernder Zahlungsunfähigkeit spätestens nach 21 Tagen der Insolvenzantrag gestellt werden. Dieser Pflicht unterliegen Personengesellschaften (Einzelkaufmann (EK) oder Kommanditgesellschaften (KG)) nicht. Somit kann eine Lösungsalternative auch die bewusste Aufgabe der Haftungstrennung sein. Der Inhaber der Kapitalgesellschaft macht sich in der Krise bewusst zum Einzelunternehmer. Dies ist jedoch meist nur dann sinnvoll, wenn der Unternehmer selbst über keine pfändbare freie Vermögensmasse verfügt. Ziel dieser Maßnahme ist es, Zeit zu gewinnen. Zeit für unternehmerische Sanierungsmaßnahmen.Eine mögliche Sanierungsmaßnahme ist das Insolvenzplanverfahren. Im Rahmen dieses Verfahrens bietet das Autohaus den Gläubigern eine Teilbefriedigung (Teilvergleich) an. Stimmen diese mehrheitlich zu, so kann der Unternehmer das Planverfahren durchziehen.Eine andere Art der Sanierung besteht in der Gründung einer Auffanggesellschaft und der geplanten Insolvenz des Ursprungsunternehmens. Die Auffanggesellschaft kauft hier die betriebsnotwendige Geschäftsausstattung zum Verkehrswert auf. Aus den Verkaufserträgen und den noch vorhandenen Ausstattungen werden die Forderungen der Gläubiger befriedigt. Besonders warnen Peter Rauscher und Markus Wieser davor, aus Angst vor der drohenden Insolvenz weiter Geld in die Firma einzulegen oder die Gesellschaft mit einer liquiden Gesellschaft zu verbinden. Dies erhöhe definitiv die Bonität – gleiche aber oft eher Reanimationsversuchen an einem Toten. Autohaus 17/2008

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Kontrollierte Insolvenz

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