Von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
Wir trauern um eine Verlagsinstitution, die 33 Jahre, von 1963 bis 1996, aktiv mit am Räderwerk des AUTOHAUS-Verlags gedreht hat: der Techniker Klemens Lang. Keiner wusste so gut wie er, dass die Räder, die quietschen, am meisten Fett abbekommen. Als Kfz-Meister wusste er vieles technisch ganz natürlich und trivial auf den Punkt zu bringen. Es ist doch klar: Wenn ein Auto stehen bleibt, dann muss man als erstes prüfen, ob noch Sprit drin ist. Und solche Pointen wusste Lang als Bayer stets humorig locker herauszuarbeiten.
Seine Lehre als Kfz-Mechaniker machte Klemens Lang in der Mercedes-Benz-Niederlassung München. Die Arnulfstraße war ihm auch in seiner AUTOHAUS-Zeit eine Art zweite Heimat. Erlebte er doch mit dem legendären und späteren Niederlassungsdirektor Karl Dersch seine Lehrzeit. Und das sei hier festgehalten: "Karli" war ihm immer eine echter Freund und für ihn da, obwohl dieser sich um den spezifischen MB-Mechanismus in der Staatskanzlei auf duzender Ebene mit Franz Josef Strauss und dessen Dienstwagen-Armada im Schatten des BMW-Zylinders zu kümmern hatte. Oder dass auch die städtische Busflotte statt auf MAN- auf Mercedes-Rädern sichtbar daher kam.
Lebenswerk "Das Bayerische Kfz-Handwerk"
Klemens Lang betrat 1963, also mit 32 Jahren, die AUTOHAUS-Redaktion in Ottobrunn. Sein eigentliches Werk, das in Folge auch zu seinem Lebenswerk wurde, war die Zeitschrift "Das Bayerische Kfz-Handwerk", wo er über viele Jahre als Chefredakteur wirkte. Bayern, Auto, Kfz-Technik, Werkstattausrüstung, das war sein Metier. Und das vertrat in Bayern keiner so glaubwürdig und fundiert wie er. Klar, damals gab es noch 15 Hebebühnenhersteller, heute noch vier. Klemens Lang kannte jeden, persönlich. Auch Richtbänke und die ersten größeren Diagnosegeräte waren aufkommendes Highlight. Er kannte die Konstrukteure, die Produzenten und deren Produktionsstandorte. Er ging auch beim ASA-Verband aus und ein, war mit dem langjährigen Präsidenten Hans-Joachim Laube und dem Vize Wolfgang Eser per Du, ja befreundet. Warum? Klemens Lang war rundherum ein anständiger Kerl. Freundschaften hatten damals wirklich noch einen viel höheren Stellenwert als heute. Wertschätzung! Man vertraute sich. Man konnte sich aufeinander verlassen. Manche würden jetzt von Kungelei sprechen. Nein, da gab selbstredend solide Grenzen, die respektiert wurden.
Klemens Lang trug einen weiteren markanten Charakterzug in sich. Ich sehe sein strahlendes Gesicht vor mir, wenn er am AUTOHAUS-Abend im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse oder beim ASA-Abend auf der Automechanika all seine Freunde traf. Das waren Freudenfeste für ihn. Und sie ließen ihn hochleben.
Ein echter Gastfreund!
Ich kam 1983 als Jungspund zu AUTOHAUS. Am liebsten war mir sein Büro, das er mit seiner und später auch meiner ebenso hochgeschätzten Sekretärin Ursula Eisele teilte. Es war schlichtweg das "Herzenszimmer" in unserem Verlag. Dort konnte man offen abladen und wurde mental wieder ermutigend aufgebaut. Klemens Lang brachte mir dann bei, wie man in Bayern richtig schnupft und dabei den Niesreflex vermeidet. Das gehörte in Folge zu unserem eisernen Ritual. Bei mehr belastenden Vorgängen oder auch freudigen Anlässen, zog er dann aus dem Seitenschrank gelegentlich einen "Klaren". Aber nur einen! Ein echter Gastfreund! Nachdem Klemens Lang Gott und die Welt kannte, konnte man mit ihm uferlos fachsimpeln. So bildeten sich nach und nach einmalige Anekdoten. Er war technisch so gut drauf, dass er einem auch immer sagen konnte, worauf es wirklich ankommt oder wo die Schwachpunkte auszumachen sind. Im Rahmen seiner 33-jährigen Redaktionstätigkeit hat er auch zahlreiche junge Redakteure nachgezogen und geformt, die sich heute sehr dankbar an ihn erinnern werden. 1996 trat er seinen Ruhestand an.
Nun müssen wir uns mit dem 14. Januar 2021 endgültig von einem Bilderbuch-Kollegen verabschieden. Im Mai hätte Klemens Lang seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er war für uns alle eine hochanerkannte und sehr beliebte Verlagsinstitution, die auch bei unserem Verleger und AUTOHAUS-Gründer Herbert Bartsch besondere Reputation fand. Wir danken Klemens Lang für sein großartiges Wirken und werden ihm stets in ganz besonderer Erinnerung verbunden bleiben.
Ingo Meyer