Ausgabe 12/2009: Automobile Zeitreise

Automobile ZeitreiseVW Historie E 72 Jahre automobile Tradition aus Wolfsburg Von Prof. Hannes BrachatWie kaum ein anderer Hersteller prägte VW die automobile Identität des Landes: Vom Wiederaufbau über die Wirtschaftswunderjahre bis hin zur „Generation Golf“ lieferte der Wolfsburger Autobauer über sieben Jahrzehnte nicht nur Autos, sondern machte Mobilität demokratisch. Eine Zeitreise in Schlaglichtern durch 72 Jahre VW-Tradition.1937 Baubeginn des Volkswagenwerks mit pompöser Grundsteinlegung. Erste produzierte Fahrzeuge 1940. Serienfertigung des Kübelwagens beginnt. Eine militärische Variante des KdF-Wagens. 1945 Amerikanische Truppen besetzen die „Stadt des KdF-Wagens“. Im Juni geht die Zuständigkeit für das Werk auf die britische Militärregierung über. Das Unternehmen wird beschlagnahmt. Der Demontage-Befehl wird für vier Jahre ausgesetzt.1947 werden die ersten Importeursverträge geschlossen (Niederlande, Schweiz (1948), Belgien, Luxemburg, Schweden, Dänemark, Norwegen). Der Übersee-Export startet 1950. 1952 waren es 45 Länder. Brasilien (1953), USA (1955), Südafrika (1956), Frankreich (1960), China (1982), Japan (1982), Indien (2007). 1948 Der Ex-Opel-Manager Heinrich Nordhoff wird von der britischen Militärregierung zum Generaldirektor ernannt. Der Geschäftssitz wird von Berlin nach Wolfsburg verlegt.1949 kümmern sich in den drei Westzonen 16 Generalvertretungen, 31 Großhändler, 103 Händler und 81 Vertragswerkstätten um Verkauf und Kundendienst. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 48 Stunden, der durchschnittliche Verdienst 1,19 DM pro Stunde. Die Lehrlingsvergütung liegt bei 78,33 DM im Monat. Im Oktober zieht sich die britische Militärregierung aus dem Volkswagenwerk zurück. In deren Zeit (1945 – 1948) erfolgte der Anlauf der Serienproduktion, der Aufbau der Kundendienst- und Verkaufsorganisation. Der Traum vieler Deutscher, der Käfer, kostet in der Standardausführung 4.600 DM. Bei einem Monatsentgelt von 346 DM musste ein Arbeiter 13 Monate sparen. Und heute?1954 Die inländische Händler-Organisation hat 66 Großhändler, 239 Händler und 531 Vertragswerkstätten. Dahinter stehen 63 Verkaufsleiter und 1.997 Verkäufer. Nur 13 Prozent der Neuwagen gehen an Endkunden, 87 Prozent an Gewerbetreibende. Lieferfristen von acht Monaten waren Standard.1965 Die Daimler-Benz-Tochter „Auto Union GmbH“ mit Sitz in Ingolstadt geht in den Besitz der Volkswagenwerk AG über. Die Auto Union wird als selbstständige Tochter eingegliedert und bildet den Auftakt zum Markenverbund. 1967 Mit dem Ende des „Wirtschaftswunders“ erlebt der Volkswagen Konzern seine erste Absatzkrise. Der Fahrzeugabsatz sinkt um 200.000 Fahrzeuge. Die Reaktion: Ein preislich reduzierter „Sparkäfer“. 1969 Die „Auto Union GmbH“ wird mit der „NSU Motorenwerke AG“ zur „Audi NSU Auto Union AG“ verschmolzen. Die Konzernmutter übernimmt im Mai 1974 den Vertrieb der Audi- und NSU-Fahrzeuge. Die Audi NSU Auto Union AG wird 1985 zur „Audi AG“ umbenannt, der Firmensitz zieht nach Ingolstadt.1974 Die Modellpalette ändert sich tiefgreifend: Die Serienproduktion des Golf und des Audi 50 beginnt. Dank seiner Popularität entpuppt sich der Golf als Nachfolger des Käfers. 1975 Mit 22 Volkswagen und Audi Vertriebszentren in Deutschland ordnet Volkswagen seine Absatzstruktur neu. Die Vertriebszentren, an denen die Volkswagen AG mit je 26 Prozent beteiligt ist, übernehmen die Großhandelsfunktion der bisherigen 80 Volkswagen Generalvertretungen und sieben werkseigenen Audi und NSU Vertriebszentren. 1977 wird das Engagement im Nutzfahrzeuggeschäft verstärkt. Der mit MAN geschlossene Kooperationsvertrag sieht die gemeinsame Entwicklung und Produktion vor. 1978 Mit der Bezeichnung V.A.G erhält die Absatzorganisation für Volkswagen und Audi eine markenübergreifende Identität. Die Vertriebsorganisation basiert nach wie vor auf dem Franchise-System, d. h. die Einzelhändler nehmen als freie Unternehmer die Vertriebsaufsgaben nach Konzern-Richtlinien wahr. Die weltweite V.A.G-Organisation beschäftigt in 10.600 Betrieben über 211.000 Mitarbeiter. 1978 Mit einer Mehrheitsbeteiligung an der „Triumph Werke Nürnberg AG“ steigt Volkswagen in die Büromaschinentechnik ein. Das Engagement dauert bis 1986. 1986 übernimmt die Volkswagen AG zunächst 51 Prozent des Aktienkapitals des spanischen Automobilherstellers Seat, der als dritte eigenständige Marke in den Volkswagen Konzern integriert wird. 1989 Volkswagen gründet nach der Wiedervereinigung mit der VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen in Chemnitz die Planungsgesellschaft „Volkswagen IFA-Pkw GmbH“. 1990 werden in der früheren Trabant-Fabrik Polo montiert, ab 1991 Golf. 1990 Volkswagen erhält von der tschechischen Regierung den Zuschlag für die Übernahme von Skoda und verschafft sich dadurch Zugang zu den Märkten Mittel- und Osteuropa.1994 Im Werk Kassel geht das weltweit größte Teilezentrum in Betrieb, das für den internationalen Produktionsverbund des Volkswagen Konzerns die Teile bereithält. 1995 Mit Einführung der Marke „Volkswagen Nutzfahrzeuge“ wird dieser Unternehmensbereich eine Konzernmarke. 1998 Die Marken Bentley und Bugatti gehen in den Markenverbund ein. 1999 Als erster europäischer Automobilhersteller produziert der Konzern 100 Millionen Fahrzeuge. 2000 Der Volkswagen Konzern eröffnet im Rahmen der Expo 2000 die Autostadt. 2001 Die Volkswagen AG eröffnet in Dresden die „Gläserne Manufaktur“. Mit dem Phaeton stößt die Marke Volkswagen in die Oberklasse vor. 2002 Anlässlich der 42. Hauptversammlung präsentiert die Volkswagen AG das „1-Liter-Auto“.2002 Der Golf wird mit 21.517.415 Einheiten zum meistgebauten VW-Modell. 2003 Die neun selbstständigen deutschen Vertriebsgesellschaften werden in der „Volkswagen Original Teile Logistik“ mit Sitz in Baunatal gebündelt. Volkswagen hält 52 Prozent der Anteile, die restlichen befinden sich im Besitz von ehemaligen Volkswagen-Großhändlern. 2005 Porsche erwirbt 18,5 Prozent der Stammaktien der Volkswagen AG und wird zum größten Anteilseigner. 2006 Volkswagen erwirbt eine strategische Beteiligung von 15,06 Prozent an der MAN AG. 2007 erhöht Volkswagen die Beteiligung auf 29,9 Prozent und ihre Beteiligung an Scania auf 37,4 Prozent. 2007 Der Volkswagen Konzern liefert 6,2 Millionen Fahrzeuge aus. In den Wachstumsmärkten China, Brasilien und Osteuropa vermeldet das Unternehmen Zuwächse von bis zu 32 Prozent. 2009 Die „VW-Werksmannschaft“, der VfL Wolfsburg, wird erstmals Deutscher Fußballmeister. z60 Jahre Finanzdienstleistung1949 Die „Volkswagen-Finanzierungs-Gesellschaft mbH“ wird gegründet. Die Kunden- und Lagerwagenfinanzierung ist ein Instrument der Absatzförderung. Die Einkaufsfinanzierung für die VW-Händler wird 1964 auf Lagerhaltung und Vorführwagen, 1971 auf Ersatzteile ausgedehnt. 1973 erhält die Finanzierungsgesellschaft „Vollbank-Funktion“ und wird zur „VW Kredit Bank GmbH“. 1991 fasst Volkswagen alle Finanzdienstleistungen unter dem Dach der „Volkswagen Finanz GmbH“ zusammen. Den Kern der organisatorischen Neuordnung bildet die Zusammenlegung von Leasing und Bank. 1999 wird der „Volkswagen-Versicherungsdienst GmbH“ (VVD) in die Volkswagen Financial Services AG integriert. 2005 stellt VW die seit 50 Jahren erfolgreiche Kooperation mit der Allianz AG auf eine neue Grundlage. Durch Gründung einer eigenen Rückversicherung, die „Volkswagen Reinsurance AG“, gewinnt die Volkswagen Financial Services AG stärkeren Einfluss auf die Entwicklung der Versicherungsprodukte. Der Wolfsburger Konzern ist größter automobiler Finanzdienstleister Europas.

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