DaimlerChrysler: Deutscher Vertrieb soll gestrafft werden

Der deutschen Vertriebsgesellschaft von DaimlerChrysler stehen einschneidende Umstrukturierungen ins Haus. "In drei bis vier Jahren soll Mercedes-Benz bei der Kunden- und Händlerzufriedenheit sowie bei der Profitabilität des Vertriebsnetzes in Deutschland wieder an der Spitze stehen", sagte Peter-Christian Küspert, Mitglied der Geschäftsleitung der DaimlerChrysler Vertriebsorganisation Deutschland (DCVD) und zuständig für den Verkauf der Marken Mercedes-Benz und Maybach, der Zeitung "Die Welt" (Montagsausgabe). Der 44-Jährige, der seit knapp 100 Tagen im Amt ist, will vor allem bei der Kundenbindung Akzente setzen. Er werde auf die mit den Partnern beschlossenen Standards und Regeln pochen, sagte Küspert. Dies betreffe nicht die Ausstattung der Niederlassungen und Vertretungen, sondern vor allem auch die Prozesse im Autohaus. Als Beispiel nannte er die Ansprache des Kunden, das Verhalten der Berater oder auch die Übergabe des neuen Fahrzeugs. Auch nach dem Verkauf des Autos sollen die Kundenberater aktiver werden. Im Zuge der Neuorganisation kündigen sich zudem Stellenstreichungen an. Küspert sagte, die Anpassungen würden sich auch auf die Zahl der Beschäftigten im Innen- und Außendienst auswirken. Nach seinen Angaben sind in der Berliner DCVD-Zentrale rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, in der Außerorganisation knapp 20.000. Genaue Angaben, wie viele Stellen wegfallen könnten, machte der Vertriebschef nicht. Aus gut unterrichteten Kreisen verlautete gegenüber AUTOHAUS Online zudem, dass DCVD-Chef Christoph Köpke am vergangenen Freitag die Gründung eines neuen Konzern-Bereichs mit dem Namen "DCOR" (DaimlerChrylser Own Retail) bekannt gegeben habe. Die DCOR mit Sitz in Berlin soll dem Vernehmen nach die gesamten Eigenretail-Aktivitäten der Mercedes Car Group in Europa koordinieren. Die DCOR-Leitung soll Harald Schuff übernehmen, der bislang den internationalen Netzbereich leitete. Keine Incentives für Maybach in Deutschland Küspert sagte der "Welt", der Marktanteil von Mercedes-Benz solle künftig auf "vergleichbarem Niveau" wie heute liegen. Derzeit liegt er in Deutschland bei knapp zehn Prozent. Für dieses Jahr erwartet Küspert einen Deutschland-Absatz für Mercedes-Benz von rund 315.000 Fahrzeugen, was ungefähr dem Vorjahresniveau entspricht. 2006 sollen die Verkäufe in ähnlicher Größenordnung liegen. Zuversichtlich zeigte sich der Manager für die Entwicklung der Luxusmarke Maybach. Im nächsten Jahr werde der Absatz allein durch den neuen Maybach 57 S – im Gegensatz zum Maybach 62 hauptsächlich für Selbstfahrer gedacht – über dem Verkaufsvolumen von 2005 liegen. Absatzfördernde Maßnahmen soll es für die Marke in Deutschland nicht geben. "Lieber verzichte ich auf Menge", sagte Küspert. In den USA gewährt der Autobauer Hotels und Händlern teilweise einen Rabatt von 50.000 US-Dollar beim Kauf eines Maybach. Kapazitäten nach unten anpassen Unterdessen hat auch Mercedes-Chef Dieter Zetsche seine Mitarbeiter nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" in einem Brief auf weitere Sparanstrengungen eingeschworen. "Die Mercedes Car Group hat im dritten Quartal die Trendwende geschafft", zitiert die Zeitung Zetsche aus dem Schreiben. Das Ergebnisniveau sei aber "noch immer unbefriedigend". Angesichts der Markt- und Wettbewerbssituation sei es unabdingbar, die Kapazitäten nach unten anzupassen. "Das bedeutet vor allem, dass wir den erforderlichen Stellenabbau in vollem Umfang realisieren", kündigte Zetsche der Belegschaft an. "Wir haben auch für die Zukunft keine Wahl: Wir müssen schneller, schlanker und effizienter werden, um wieder vorne im Wettbewerb mitspielen zu können." (pg)