Top-100-Händlergruppen: Dynamisches Wachstum

Die Entwicklung und Bedeutung der großen Autohausunternehmen stellen schon seit Ende der 1990er Jahre wesentliche Forschungsschwerpunkte am Institut für Automobilwirtschaft (IfA) dar. Aus den jährlichen Untersuchungen, die das Institut mittlerweile in Kooperation mit der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) durchführt, lassen sich so auch die Entwicklungslinien der vergangenen zwei Dekaden nachvollziehen sowie geeignete Optimierungsansätze ableiten. So lässt sich etwa darlegen, dass ein Unternehmen der TOP-100-Händlergruppen in den Jahren 2001 bis 2010 durchschnittlich zwischen 5.500 und 6.700 Neuwagen absetzen konnte (Abb. 1). In der nächsten Dekade bis 2020 waren es dann im Durchschnitt bis zu 7.800 (2019) Neufahrzeuge im Jahr. Insgesamt wuchsen die TOP-100-Unternehmen beim Neuwagenabsatz in den vergangenen zwei Dekaden um mehr als 28 Prozent. Ebenso konnten die großen Automobilhändler ihren Marktanteil schrittweise auf 25 Prozent steigern (2020). Noch 2001 lag der Marktanteil der TOP-100-Automobilhändlergruppen bei 17 Prozent sowie im Jahr 2010 bei 18,7 Prozent, zwischen 2011 und 2020 konnten sie massiv in ihrer Marktbedeutung zulegen (Abb. 2). Starke Dynamik bei TOP-20-Händlern Noch stärker war die Wachstumsdynamik bei den TOP-20-Automobilhändlergruppen. Während ein Unternehmen im Jahr 2001 im Durchschnitt rund 12.700 Neufahrzeuge absetzen konnte, waren es 2010 rund 13.900. Im Vergleich von 2011 mit durchschnittlich 15.900 Neuwagen je Unternehmen schneidet das Jahr 2020 mit einem Zuwachs von 1.500 Fahrzeugen - also mit 17.400 Fahrzeugen - ab (Abb. 1). Top-Jahr war 2019 mit einem Durchschnitt von 19.200 Fahrzeugen je TOP-20-Unternehmen. Insgesamt konnten die TOP-20- Händler ihren Neuwagenabsatz von rund 253.000 im Jahr 2001 um 37 Prozent auf 347.000 Fahrzeuge im Jahr 2020 steigern (Abb. 3). Bei Analyse der einzelnen Dekaden fällt auf, dass die TOP-20-Unternehmen zwischen 2001 bis 2010 auf 278.000 Fahrzeuge - also um 9,7 Prozent - zulegen konnten, dann aber von 2011 bis 2020 ihre Performance lediglich auf 347.000 Fahrzeuge - also nur um 9,2 Prozent - steigern konnten, wobei der Spitzenwert bei rund 385.000 Fahrzeugen im Jahr 2019 lag. Die Corona-Pandemie hat also auch die ganz großen Gruppen beim Absatz ausgebremst. Der Marktanteil der TOP-20-Händler am Neuwagenmarkt hat ausgehend von 2001 mit acht Prozent auf 11,9 Prozent im Jahr 2020 zugenommen (Abb. 2). Konsolidierung setzt sich fort Strukturell ist davon auszugehen, dass der Konsolidierungsprozesses innerhalb des Branchenzweigs noch lange nicht abgeschlossen ist. Konnten noch zu Beginn der ersten Dekade rund 18.000 Autohausunternehmen gezählt werden, waren es 2020 nur noch 6.800. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Konsolidierungsprozesses ist davon auszugehen, dass von aktuell rund 6.800 Autohausunternehmen in Deutschland bis 2030 weniger als 4.000 im Markt verbleiben werden (Abb. 4). Unter den großen Autohausunternehmen spielen insbesondere die großen TOP-20-Händlergruppen wegen der nahezu ungebrochenen Übernahmebereitschaft eine tragende Rolle. Es zeigt sich zudem, dass sich die Übernahmen der großen Händler inzwischen tendenziell auf das Mittelfeld der TOP-100-Händlergruppen konzentrieren. Übernahmen von kleineren Unternehmensgebilden am Ende des Feldes verlieren dagegen an Bedeutung. Im Ranking der vorderen Ränge ist ohnehin eine gewisse Stabilität nachvollziehbar. Das Tableau aus dem Jahr 2010 weist 14 Unternehmen aus, die auch 2020 unter den TOP-20 rangieren - teils auf ähnlichen Rängen bezüglich ihrer Absatztätigkeit. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht alle kontaktierten Unternehmen jährlich ihre Daten bereitstellen, wodurch das Bild geringfügig verzerrt wird. Herausforderungen Trotz des Bedeutungszuwachses stehen die TOP-Autohausunternehmen einer Reihe von Herausforderungen (Abb. 5) gegenüber, die auch Eingang in die Untersuchungen finden. Insgesamt wird die Bedeutung der Kontaktqualität auch im Rahmen der Digitalisierung des Automobilvertriebs als Erfolgs- und Differenzierungsfaktor an Bedeutung für das einzelne Autohausunternehmen hinzugewinnen. Nicht zu vernachlässigen ist dabei die Qualifizierung der Mitarbeiter am Point of Sale sowie in den Werkstätten - deren Bedeutung wird künftig noch zunehmen. Wegen des Attraktivitätsgefälles zwischen Automobilindustrie und Kfz-Gewerbe nimmt ebenfalls die Bedeutung der Arbeitgebermarke - das sogenannte Employer Branding - für das einzelne Autohausunternehmen zu. Optimierungsdruck steigt Nicht zuletzt aufgrund der Vorhaben von Automobilherstellern zum Direktvertrieb, zu Online-Vertriebsstrukturen sowie zur damit einhergehenden Straffung der Händler- und Servicenetze ist davon auszugehen, dass der Übernahme- und Optimierungsdruck auf der Handelsstufe noch zunehmen wird. Automobilhandelsgruppen mit einem nachfragestarken Markenportfolio sowie mit kundenorientierten Prozessen und Dienstleistungsangeboten werden dabei weiterhin an Bedeutung gewinnen. Die Präsentation des Produktprogramms, die persönliche Beratung sowie insbesondere der Wartungs-, Reparaturund Instandsetzungsbedarf der Bestandsfahrzeuge erfordern auch in Zukunft stationäre Vertriebs- und Serviceformate. Dennoch sind die Weichen im Hinblick auf zukunftsgerichtete Strategien für Automobilhändlergruppen zentrale Elemente, um den aktuellen und künftigen Herausforderungen in geeigneter Weise und bestandssichernd zu begegnen (Abb. 6). Digitale und damit medienbasierte Informations- und Beratungselemente werden zwar verstärkt auch in den stationären Autohauskonzepten Einzug halten, sie werden aber den persönlichen Kundenkontakt nicht vollständig ersetzen. Während für neue Fabrikate am Markt nicht vorhandene Netze eine Hürde beim Marktzugang darstellen, können etablierte Automobilhersteller bzw. -importeure auf den persönlichen Kontakt über ihre Vertragspartner vertrauen. Zur Studie Das IfA hat seine Autohandelsstudie mittlerweile zum 17. Mal aufgelegt. Die 2021er Analyse gibt es unter: https://top100.dat.de Die Erhebungen für die 2022er Studie beginnen im März.

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