Energieeffizienz in der Lackiererei: Ins Sparen investieren

Autohäuser mit eigener Lackiererei haben an dieser lukrativen Abrundung ihres Leistungsspektrums in aller Regel richtig Freude. Die meisten Anlagen arbeiten jahrzehntelang ohne große Investitionen, weil sich die Lackierer intensiv um die regelmäßige Wartung kümmern. Denn ein schlechtes Lackierergebnis fällt sofort auf, und eine mangelhafte Wartung kann auch die Gesundheit gefährden. Nach 20, spätestens 30 Jahren aber machen die Brenner Probleme. Dann ist es höchste Zeit, über eine Sanierung nachzudenken. Dabei sind "30 Prozent" das doppelte Mindestziel: 30 Prozent weniger Strom- und Brennstoffkosten und 30 Prozent mehr Durchgänge. Grundsätzlich sollte in diesem Fall der Fachberater der Herstellerfirma hinzugezogen werden. Bei diesen sind oft noch Pläne und ursprüngliche Informationen für die vorhandene Anlage zu finden. Zusätzlich aber ist eine unabhängige Beratung empfehlenswert, denn: - das gesamte Autohaus muss in das Energiekonzept mit einbezogen werden; - ein Blockheizkraftwerk wird aufgrund der ganzjährigen Wärmeabnahme noch wirtschaftlicher; - zum Angebot der Herstellerfirma sollten andere Sanierungsvarianten geprüft werden; - mögliche Zuschüsse sind zu beantragen; - die Beratung wird bis zu 80 Prozent bezuschusst (bisher durch die KfW und Bafa, künftig nur noch durch die Bafa). Ein Praxisbeispiel Die Bald AG aus Siegen betreibt in der Filiale Altenkirchen eine Lackiererei mit zwei Kombikabinen und einem separaten Trockner. Die Aggregate der 30 Jahre alten, mit Heizöl betriebenen Anlage mussten komplett erneuert werden. An der Kabine waren - wie in den meisten Fällen - nur geringfügige Reparaturen erforderlich. Die Anlage wurde auf Erdgas umgestellt, wie auch die neue Heizung für das Mercedes-Benz Autohaus mit Pkwund Lkw-Werkstatt. Dies allein spart 20 bis 25 Prozent der Brennstoffkosten. Die erste Entscheidung betrifft die Art des Brenners, wobei die Hersteller in diesem Punkt verschiedener Meinung sind. Zum einen gibt es den bewährten atmosphärischen Brenner: er ist preisgünstig, die Wartung auch durch eine Heizungsfirma möglich, das Abgas wird über den Kamin geführt. Dann gibt es den Gasflächenbrenner, der mittlerweile mehrheitlich eingebaut wird. Dieser ist doppelt so teuer, hat Vorteile beim Anfahrverhalten und der Modulierbarkeit und damit einen um 10 bis 15 Prozent geringeren Verbrauch. Der entscheidende Unterschied ist, dass das Abgas durch die Kabine geführt wird. Obwohl Messungen keine Überschreitung der MAK-Werte ergeben, beschweren sich Lackierer nach einer Umrüstung auf Gasflächenbrenner immer wieder über Geruchsbelästigungen. Die auch in Internetforen kursierende Angst, die durch die Kabine geführten Abgase seien gesundheitsschädlich, sollte vor einer Entscheidung mit dem Personal besprochen werden. Ich stelle jedoch auch fest, dass nach 2 bis 3 Jahren aufgrund des Gewöhnungseffekts die Beschwerden weniger werden oder entfallen. Auch gesundheitliche Probleme wurden bisher nicht bekannt. Ob bei der weiteren Sanierung ein Teiloder Komplettaustausch der Aggregate nötig ist, hängt vom Zustand der Anlage ab. Eine neue Steuerung ist zumeist erforderlich. Bei der Bald AG wurden komplett neue Aggregate gewählt, da der Einzeltausch von Komponenten nicht wesentlich günstiger gewesen wäre. Es wurde eine neue Steuerung, Energiesparschaltungen wie z. B. die Stand-by-Schaltung über die Spritzpistole gewählt, dazu Maßnahmen wie neue Motoren und Wärmerückgewinnung, für die ein Zuschuss durch das Bafa-Programm "systemische Optimierung" beantragt werden konnte (siehe Kasten). Bei der Firma Bald konnten für den Standort Altenkirchen für die Gesamtinvestition von 185.859 Euro 20 Prozent Zuschuss in Höhe von 37.172 Euro beantragt werden (Maßnahmen siehe Kasten). Bei einem KMU-Betrieb wären das sogar 30 Prozent und somit rund 55.000 Euro gewesen. Größeres BHKW mit vier Jahren Amortisationszeit In AUTOHAUS habe ich schon mehrfach über den wirtschaftlichen Einsatz von Blockheizkraftwerken in Autohäusern berichtet. Vor allem im Zusammenhang mit einer Lackiererei wird das Standardargument mancher BHKW-Skeptiker ("Wohin mit der Wärme im Sommer?") hinfällig: Durch den zusätzlichen Strom- und Wärmebedarf kann ein größeres BHKW mit schnellerer Amortisationszeit von etwa 4 Jahren gewählt werden. Beim Autohaus Bald wurde ein 33 kW Strom und 70 kW Wärme produzierendes BHKW gewählt (Kostenpunkt unter 70.000 Euro). Apropos: In Nordrhein-Westfalen konnte die Firma Lewandowski in Duisburg für denselben Typ BHKW den "NRW progres Zuschuss" von 14.000 Euro zusätzlich zum Bafa-Zuschuss beantragen (www.progres.nrw.de). Auch die Entwicklung von 50-Grad-Lacken, oder die bei einigen Betrieben für die Teilelackierung verwendeten 21-Grad-Lacke sind günstig für den BHKW-Einsatz ohne zusätzliche Brenner. Schon jetzt ist bei 60 Grad Trocknungstemperatur die Alleinversorgung über Wärmetauscher möglich. Wärmetauscher und doppelt so große Pufferspeicher erfordern jedoch viel Platz, auch die Regelung ist sehr aufwendig. Ohne Probleme sind separate Brenner für die 25 Grad der Lackieranlage durch Wärmetauscher zu ersetzen. Für den separaten Trockner bietet sich der Einbau eines Wärmetauschers in die Zuluft an, der durch das BHKW versorgt wird. Zu achten ist auf einen frostfreien Betrieb, der durch einen separaten Glykolkreislauf sichergestellt werden kann. Fazit: Durch Preisvergleich unter verschiedenen Anbietern und den Bafa-Zuschuss verringern sich die ursprünglich geschätzten Sanierungskosten erheblich. Dazu sind 50 Prozent geringere Energiekosten für den Gesamtbetrieb möglich, auch weil ein BHKW für ein Autohaus & Lackiererei größer als nur für ein Autohaus geplant werden kann, mit 600 bis 1.000 zusätzlichen Betriebsstunden. Kurzfassung .Eine 30 Jahre alte, mit Heizöl betriebene Lackieranlage (zwei Kombikabinen, ein separater Trockner) im Autohaus Bald in Siegen musste erneuert werden. Für das 185.859 Euro teure Maßnahmenpaket gab es durch das Bafa Programm "systemische Optimierung" 20 Prozent bzw. 37.172 Euro Zuschuss. Zudem wird durch die Sanierung nun eine jährliche Energiekostenersparnis in Höhe von rund 46.000 Euro erzielt. Bafa-Zuschuss Bafa-Zuschuss für eine "systemische Optimierung":- 30 % gibt es für KMU bis 250 Mitarbeiter und bis zu 42 Mio. Euro Bilanzsumme.- 20 % gibt es für Betriebe bis 500 Mitarbeiter und bis zu 100 Mio. Euro Umsatz; auch für die Energieberatung wird der Zuschuss gewährt.- Voraussetzung für den Zuschuss: Mehrere Technologien kombiniert müssen über 30.000 Euro Investition ergeben. Die maximale Höhe des Zuschusses liegt bei 100.000 Euro. Für Filialbetriebe kann der Gesamtzuschuss über mehrere Filialen ebenfalls bis 100.000 Euro betragen.- Ein Energiesparkonzept und die Evaluierung der Maßnahme durch einen KfW- oder Bafa-zugelassenen Berater ist erforderlich.

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