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Kommentar: Vier-Tage-Woche im Autohaus – ein realistisches Modell?

29.09.2023 12:19 Uhr | Lesezeit: 3 min
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

Gedanken zu dem komplexen Thema von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat.

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Da traf ich dieser Tage in Frankfurt einen agilen, jungen VW-Händlergeschäftsführer. Mittelständischer Familienbetrieb. Meine Frage nach der Vier-Tage-Woche. Er: "Wir haben das miteinander in der Firma besprochen und gehen das beherzt an, sammeln Erfahrungen und entscheiden. Möglicherweise müssen wir dann auch wieder etwas zurücknehmen. Dennoch, die Debatte über Arbeitszeit ist sehr wichtig." Ein anderer namhafter, innovativer Autohausinhaber aus Halle: "Das machen wir seit 20 Jahren und haben dazu je nach Art der Arbeit mit flexiblen Arbeitszeitkonten gute Modelle geschaffen."

Oder anders: Warum nicht eine Fünf-Tage-Woche mit mehr Flexibilität und Freiheit? Dann kommt die Argumentation, dass eine Vier-Tage-Woche nur dann eine Verbesserung der Situation von Beschäftigten darstellt, wenn sie mit einer Verkürzung der Arbeitszeit einhergeht. Jeden Tag zehn Stunden Erwerbsarbeit sei auf Dauer eine Überforderung. Und dann: Welches Autohaus kann bei einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich kurzfristig einen Ausgleich in der Größenordnung von 20 Prozent realisieren? Es müssten im Gegenzug die Stundenproduktivität je Erwerbstätigen um 25 Prozent gesteigert werden. Wie sehen generell die Wünsche der Mitarbeiter zu dieser Frage aus? Irgendjemand muss ja noch freitags oder samstags im Autohaus arbeiten. Pro Vier-Tage-Woche ist ferner zu vernehmen, dass sie ein Mittel gegen Personalknappheit sein kann. Gewiss, die einzelnen Aspekte verkörpern ein komplexes Thema.

Wir reden hier ausschließlich über bezahlte Erwerbsarbeit. Es gibt aber noch einen großen Bereich an unbezahlten Arbeiten, für die der einzelne Mitarbeiter vielfach in seinem privaten Haushalt, eben auch mit seinen Angehörigen Verantwortung zu tragen hat. Kinderbetreuung, Hausarbeit, Pflege älterer Menschen, Ehrenamt u.a. In diesen Bereichen sind viele der Mitarbeiter zu Hause weiter produktiv tätig. Diese unbezahlte, sehr wichtige Arbeit muss irgendjemand leisten. Denkbar, dass beide Partner ihre Arbeitszeit beispielsweise auf jeweils 32 Stunden reduzieren können und so Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Sorgearbeit besser aufteilen können. Der Leistungsbegriff sollte also weiter gefasst werden. Die vielen unbezahlten Arbeiten, die gleichermaßen für eine menschliche Gesellschaft sehr wichtig sind, sollten nicht ohne jede Anerkennung bleiben. Erwerbs- und Sorgearbeit sind als Ganzes zu betrachten.

Lesen Sie die ZDK-Stellungnahme zur Vier-Tage-Woche, die ZDK-Hauptgeschäftsführer Kurt-Christian Scheel im Beitrag auf AUTOHAUS-Online abgegeben hat.


Zur Person: Prof. Hannes Brachat

Hannes Brachat, Jahrgang 1948, ist seit vielen Jahren Kenner und Beobachter der deutschen Kfz-Branche. Von 1984 bis 1993 wirkte er als Chefredakteur von AUTOHAUS, seitdem ist er Herausgeber des Fachmagazins. Von 2002 bis 2014 war er Professor für Automobilwirtschaft, Schwerpunkt Autohaus-Management, an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen. Ab 2014 nahm er diese Aufgabe in Form eines Lehrauftrages wahr.

Seit dem Start von AUTOHAUS.de im Jahr 1998 ist Brachat engagierter Kolumnist und Kommentator des aktuellen Branchengeschehens. Seinen Blog "HB ohne Filter" finden Sie hier!



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