Nissan: Mit neuem Auftritt in die Zukunft

Die Nissan-Händler sind seit Jahren gebeutelt: Die Modellpalette wird immer kleiner, die Verkäufe haben zum Teil dramatisch abgenommen. Der Marktanteil sank von fast zwei auf ein Prozent. Allein im März dieses Jahres hat die Marke nach Angaben des Importeurs 1.500 Zulassungen verloren. Zuletzt gab es sogar Gerüchte, die Marke würde sich ganz aus Europa verabschieden. Ende Mai präsentierte aber der Konzern, zu dem auch die Marken Renault und Mitsubishi gehören, einen Plan für seine Neuausrichtung. Darin wurden die zukünftige Aufteilung der Zuständigkeiten und Schwerpunkte veröffentlicht. Nissan Center Europe (NCE)-Geschäftsführer Guillaume Pelletreau und Marketingdirektor Vincent Ricoux zeigten den Händlern Mitte Juli auf, was das für die Marke Nissan in Deutschland bedeutet.Produktportfolio weiter gestrafftDie Kernbotschaft: Das Produktportfolio wird weiter gestrafft. Die Marke will sich hierzulande auf die Segmente Elektrofahrzeuge und Crossover konzentrieren. So werde der Hersteller seine Stärken nutzen: Bei den Elektrofahrzeugen habe man mit dem "Leaf" schon lange Erfahrung und das Crossover-Segment mit dem "Qashqai" quasi erfunden. Pelletreau räumte ein, dass diese Konzentration schmerzhaft ist: "Auch wenn ein Auto nicht erfolgreich war, gab es trotzdem Kunden dafür." Die können jetzt nicht mehr bedient werden, was die Händler immer wieder bemängelt haben. Pelletreau gab aber folgenden Ausblick: Der Bestseller Qashqai werde ersetzt. Was aus dem X-Trail werden könnte, könne man bereits in USA sehen. Der "Micra" kommt zukünftig auf einer Plattform von Renault. Die Franzosen sind innerhalb der Allianz für die Kleinwagen und auch für die kleinen Elektrofahrzeuge zuständig.Neue Ikone AriyaNeue Markenikone für Nissan soll der batterieelektrische Crossover Ariya werden. Das C-Segment-Fahrzeug soll voraussichtlich 2021 in Europa auf den Markt kommen und auch der Vorreiter einer neuen Nissan-Designsprache werden. Er soll als Erster das neue Logo tragen, das auch am Fahrzeug mit 20 LEDs beleuchtet wird. Und die Bedeutung des Elektroantriebs soll im Portfolio ständig zunehmen. Waren im Jahr 2019 nur neun Prozent der Fahrzeuge im Nissan-Antriebsmix elektrifiziert, sollen es in diesem Jahr schon 13 Prozent und bis 2024 fast 60 Prozent sein. Im Gegenzug nimmt die Bedeutung des Diesel weiter ab: Waren 2019 noch 25 Prozent der Fahrzeuge Selbstzünder, sollen es 2024 nur noch acht Prozent sein.Neues Logo ab NovemberWie viele andere Marken stellt auch Nissan auf ein zweidimensionales Logo um. Das macht das Markenemblem flexibel genug für verschiedene Einsatzbereiche. In die Nissan Händlerbetriebe hält das neue Logo zunächst auf den Displays und Screens Einzug. Die Umrüstung der Außensignalisation und der Showrooms auf die neue visuelle Identität (VI) der Marke startet ab November. Nach Aussage von Pelletreau zunächst nur für Neubauten und Betriebe, die die aktuelle CI noch nicht umgesetzt haben. Für die anderen werde der neue Look nicht Pflicht. Auf der anderen Seite werden einige Standards künftig zurückgenommen, zum Beispiel müssen kleinere Betriebe den so genannten "Drive", ein Überdach über einem Fahrzeug, der dieses im Showroom hervorheben soll, nicht mehr bauen. Auch bei den Bildschirmen gibt es Abstriche. Nissan-Händler, die auf dem Land unter 80 Einheiten verkaufen, müssen zum Beispiel zukünftig nur noch eine "Lite"-Version der CI umsetzen. Das soll um 35 Prozent günstiger sein als der bisherige Standard.Gesund wachsenGroße Sprünge wird die Marke hierzulande dennoch nicht machen. Pelletreau sieht für das Geschäftsjahr 2020 (bei den Japanern gehen die Geschäftsjahre immer von April bis März des Folgejahres) sogar einen Rückgang auf 43.000 Zulassungen von 44.480 in 2019. Auch 2021 soll mit 45.000 Zulassungen eher moderat besser werden. Den ersten größeren Zuwachs sieht der NCE-Verantwortliche in 2022, wenn der Ariya zur Verfügung steht und dann für insgesamt 56.000 Verkäufe der Marke hierzulande sorgen soll. Bis 2024 sollen es dann 60.000 werden. Pelletreau legt Wert darauf, gesund zu wachsen, zum Beispiel durch weniger Tageszulassungen. Deren Zahl soll von 45 Prozent in 2017 auf 26 Prozent sinken. Die Erträge für die Händler sollen steigen. 2019 lag die durchschnittliche Händlerrendite nach Angaben des Importeurs bei 1,5 Prozent. Dabei waren 20 Prozent der Händler im Minus. Zum Vergleich: Im Jahr davon waren es noch 31 Prozent. Bis Ende des Jahres soll es kaum noch Verlust machende Standorte geben. "Wir erwarten ein solides Betriebsergebnis von Händlern in diesem Jahr."Zusammenarbeit mit HändlernAber: Es wird in diesem Jahr weiter schwierig bleiben. Pelletreau ist es deshalb wichtig, aktiv am Markt zu sein. Deswegen gebe es einmal wöchentlich eine Abstimmung mit dem Verband der Nissan Vertragspartner (VDNV). "Höchste Agilität ist gefragt", so der Manager. Sein Credo: "Wir werden so schnell wie möglich wachsen - aber so langsam wie nötig." Open Points gebe es aber nicht mehr viele. Essen und Mülheim würde mit zusätzlichen Standorten durch das schon bisher mit mehreren Betrieben im Ruhrgebiet für die Marke tätige Autohaus Bernds bedient. In Köln, wo Dirkes in diesem Jahr wegbrach, werde der Markenpartner Moll aus Aachen übernehmen. Auch in Nürnberg würden bereits gute Gespräche mit einem Interessenten geführt. Mit den fast 400 Händlerstandorten und zwischen 500 und 600 Werkstätten sei man gut aufgestellt, hieß es.Online-Verkauf in VorbereitungNissan arbeitet daran, zukünftig auch den Online-Verkauf von Fahrzeugen zu ermöglichen, teilte der Importeur auf Anfrage mit. Derzeit funktioniere dies bereits in Ansätzen über die Websites der Handelspartner. So kann der Kunde dort ein Auto konfigurieren, bestellen und Finanzierungsanfragen stellen. Fortgeführt wird der Kaufprozess aktuell noch beim Händler, was sich aber ändern soll. NCE legt aber Wert auf die Feststellung: "Der Online-Verkauf von Fahrzeugen erfolgt stets Hand in Hand mit unseren Partnern und wird über sie abgewickelt."KurzfassungKonzentration auf Elektrofahrzeuge und Cross-over-Modelle, Reduzierung der CI-Standards und weniger Tageszulassungen, dabei höchste Agilität am Markt. Mit diesen Maßnahmen will Nissan in Deutschland wieder gesund wachsen. Ein neues Logo soll den neuen Kurs verdeutlichen.

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