Valeo: Partner der OEMs

Die IAA Mobility 2025 ist für Zulieferer das Schaufenster, um Zukunftstechnologien sichtbar zu machen. Valeo nutzte die Bühne in München, um ein breites Spektrum zu präsentieren - von bidirektionalen Ladegeräten über magnetfreie Motoren bis hin zu innovativen Licht- und Wischsystemen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie Elektromobilität und automatisiertes Fahren alltagstauglich werden. AUTOHAUS sprach mit Holger Schwab, National President Germany, über die Messe-Highlights, die Herausforderungen im globalen Wettbewerb und die Chancen für Handel und Industrie. AH: Herr Schwab, die IAA ist traditionell Schaufenster für neue Technologien. Welche Innovationen hat Valeo in diesem Jahr auf die Messebühne gebracht? H. Schwab: Auf der IAA zeigten wir, wie alltagstaugliche Elektromobilität aussieht. Dazu gehören neue Ladegeräte, die nicht nur schneller laden, sondern auch Energie zurück ins Netz speisen können. Wir präsentierten außerdem magnetfreie Motoren, leistungsstarke Kühlsysteme und unser Aquablade-Wischersystem, das für mehr Sicherheit sorgt und gleichzeitig Wasser und Gewicht spart. AH: Welche Markttrends sehen Sie derzeit? H- Schwab: Wir erleben eine enorme Bandbreite an Lösungen, von Hybrid über Range Extender bis zum vollelektrischen Antrieb. Das Nachfrageverhalten schwankt stark und zwingt uns, parallel viele Technologien bereitzuhalten. Für uns bedeutet das höhere Investitionen, aber auch Chancen, weil wir ein sehr breites Portfolio abdecken können. AH: Welche Test- und Entwicklungsinfrastruktur haben Sie in Deutschland aufgebaut, um diese Trends technisch umzusetzen? H. Schwab: In Bietigheim haben wir eine europaweit einzigartige Teststrecke, auf der wir Lidar-Systeme bis 300 Meter Reichweite simulieren können. Dort demonstrieren wir auch automatisiertes Parken und weitere Assistenzfunktionen in realen Fahr-situationen. Solche Investitionen zeigen unser klares Bekenntnis zum Standort und zu modernster Technologie. AH: Neben den Produktneuheiten auf der IAA zählt die Nähe zu den großen OEMs. Welche Rolle spielt Volkswagen für Valeo in diesem Zusammenhang? H. Schwab: Wir liefern für die MQB-Plattform von Volkswagen die Steuergeräte, Sensorik und Software für Level-2-Plus-Fahrerassistenzsysteme. Unter anderem dafür wurden wir in Wolfsburg mit dem "Best Supplier Award" ausgezeichnet. Das zeigt, dass Volkswagen unsere Technologie in Serie einsetzt und uns als Partner für künftige Entwicklungen im Bereich automatisiertes Fahren sieht. AH: Das Schlagwort "softwaredefiniertes Fahrzeug" geistert seit Jahren durch die Branche. Was genau verbirgt sich hinter Ihrer offenen Plattform "Valeo Answer"? H. Schwab: Valeo Answer ist eine offene Softwarearchitektur, die wie ein Betriebssystem für das Auto funktioniert. Sie ermöglicht Herstellern und Partnern, eigene Anwendungen einzubinden und neue Funktionen schnell bereitzustellen. Damit schaffen wir die Grundlage für das softwaredefinierte Fahrzeug. AH: Ein weiteres Highlight sind Ihre neuen Onboard-Ladegeräte. Welche Vorteile bringen diese Generationen in der Praxis? H. Schwab: Die neuen Ladegeräte ermöglichen deutlich schnelleres Laden und bieten bidirektionale Funktionen. Das heißt, Strom kann sowohl ins Fahrzeug geladen als auch wieder ins Netz oder Haus zurückgespeist werden. Mit unserem Baukasten von sieben bis 22 Kilowatt decken wir alle Markt-bedürfnisse ab. AH: Warum ist Valeo überzeugt, dass Lidar-Systeme eine Schlüsselrolle für automatisiertes Fahren spielen? H. Schwab: Lidar ergänzt Kamera und Radar und liefert ein hochpräzises dreidimensionales Bild der Umgebung. Diese Genauigkeit ist entscheidend, um auch komplexe Situationen wie dichten Stadtverkehr oder schlechte Witterung sicher zu bewältigen. Deshalb sehen wir Lidar als unverzichtbare Technologie für höhere Stufen des automatisierten Fahrens. AH: Welche Bedeutung haben 800-Volt-Architekturen und Siliziumcarbid-Technologien für die Zukunft der Elektromobilität? H. Schwab: 800-Volt-Architekturen sind der Schlüssel, um Reichweite und Ladegeschwindigkeit auf das nächste Niveau zu heben. In Kombination mit Siliziumcarbid-Bausteinen erreichen wir höhere Schaltgeschwindigkeiten, geringere Verluste und damit deutlich effizientere Antriebe. Für Fahrer bedeutet das kürzere Ladepausen und mehr Fahrspaß bei gleicher Batteriegröße. AH: Remanufacturing wird immer wichtiger. Mit welchen Partnern arbeitet Valeo hier zusammen und wie ist die Standortstrategie ausgerichtet? H. Schwab: Ein wichtiges Beispiel ist unsere Kooperation mit Stellantis, mit der wir erstmals auch LED-Scheinwerfer wiederaufbereiten. Neben Frankreich haben wir vor allem in Tschechien spezialisierte Zentren, die auf kleine Motoren und Aktuatoren fokussiert sind und bereits Serienfertigung mit Recycling verbinden. So bündeln wir bestehendes Know-how, sichern Kostenvorteile und leisten gleichzeitig einen messbaren Beitrag zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. » 800-Volt-Architekturen sind der Schlüssel, um Reichweite und Ladegeschwindigkeit auf das nächste Niaveau zu heben. « Holger Schwab National President Valeo Germany AH: Wie funktioniert die Wiederaufbereitung von Komponenten wie LED-Scheinwerfern? H. Schwab: Bei der Wiederaufbereitung zerlegen wir die Scheinwerfer, tauschen verschlissene Teile aus und führen die funktionstüchtigen Komponenten zurück in den Kreislauf. Damit sparen wir bis zu 80 Prozent Material und über 50 Prozent CO2-Emissionen gegenüber einer Neuproduktion. Das ist ein direkter Beitrag zur Nachhaltigkeit und gleichzeitig ein attraktiver Business Case. AH: Im internationalen Wettbewerb, gerade mit Blick nach China, steht die Branche unter Druck. Wie positioniert sich Valeo hier? H. Schwab: Wir treten in allen Märkten gerne in den Wettbewerb, solange die Bedingungen fair sind. In Europa belasten uns jedoch hohe Strom- und Personalkosten, während chinesische Unternehmen von massiven Subventionen profitieren. Deshalb setzen wir uns in Brüssel und Berlin für einen Mindestwertschöpfungsanteil pro Fahrzeug ein, damit europäische Anbieter langfristig wettbewerbsfähig bleiben. AH: Sie waren selbst CEO des Joint Ventures mit Siemens. Welche Vorteile hat diese Partnerschaft Valeo für die heutige Elektromobilitäts-Strategie gebracht? H. Schwab: Das Joint Venture hat uns früh Zugang zu Hochvolt-Technologien verschafft, von E-Achsen über Inverter bis zu Ladegeräten. Wir konnten damit schon vor vielen Wettbewerbern leistungsstarke Systeme mit hoher Reichweite und Effizienz anbieten. Heute ist dieses Know-how vollständig bei Valeo integriert und bildet das Fundament unserer breiten Aufstellung von 12-Volt-Systemen bis zu 800-Volt-Architekturen. AH: Sie fordern einen "Mindestwertschöpfungsanteil" für Fahrzeuge in Europa. Warum ist das notwendig und wie könnte es konkret umgesetzt werden? H. Schwab: Wir wollen faire Wettbewerbsbedingungen schaffen, denn europäische Anbieter kämpfen mit hohen Stromkosten, Löhnen und bürokratischen Hürden, während andere Regionen massiv subventioniert werden. Ein Mindestwertschöpfungsanteil würde sicherstellen, dass ein definierter Teil der Produktion und Technologie in Europa entsteht. So bleibt die Industrie hier wettbewerbsfähig und sichert Arbeitsplätze sowie Know-how. AH: Wenn wir in die Zukunft blicken: Wo liegen in den nächsten drei bis fünf Jahren die größten Wachstumsfelder in Ihren drei Divisionen Power, Brain und Light? H. Schwab: Im Bereich Power geht es um effizientere Antriebe, 800-Volt-Systeme und Thermomanagement, die zusammen Reichweite und Leistung steigern. Im Bereich Brain erwarten wir enormes Wachstum durch Fahrerassistenzsysteme, automatisiertes Fahren und softwaredefinierte Fahrzeuge. Und im Bereich Light verbinden wir Sicherheit mit Design, etwa durch hochflexible LED-Lösungen und neue Konzepte für Fahrzeugfronten. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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