TÜV Süd: Schadenmanagement im Visier

Aufgrund der Kaufzurückhaltung bei Neufahrzeugen erwartet TÜV Süd im kommenden Jahr keine großen Steigerungen im Prüfgeschäft. Anders im Bereich Schadenmanagement. Hier profitieren Kunden aus dem Autohandel von der deutschlandweiten Präsenz der Sachverständigenorganisation. AH: Herr Fruth, wie hat sich das Prüfgeschäft in diesem Jahr entwickelt? P. Fruth: In allen Märkten, in denen wir weltweit aktiv sind, hat sich das Prüfgeschäft stabil entwickelt. Dabei sind die Rahmenbedingungen im Sinne des Einsatzes digitaler Tools und Prozesse sehr unterschiedlich. Mit dem Fokus auf Deutschland stellen wir fest, dass der Kraftfahrzeug-Bestand seit Jahren stetig wächst. Dieser Anstieg betrug 2024 0,7 Prozent. (Stichtag 01.01.2025). Infolge verzeichnen wir ein stabiles Prüfgeschäft bei der Hauptuntersuchung. Insgesamt hat der HU-Markt im ersten Halbjahr 2025 um 2,3 Prozent zugelegt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Homologationsgeschäft bleibt in Deutschland aber weiter auf einem niedrigen Niveau. AH: Wie hoch ist der Marktanteil des TÜV Süd? Gab es Verschiebungen? P. Fruth: Wir konnten im ersten Halbjahr 2025 leichte Zugewinne verzeichnen. Unser HU-Marktanteil liegt bundesweit aktuell bei 20,2 Prozent. AH: Wie sind die Aussichten für das kommende Jahr? P. Fruth: Aufgrund der Kaufzurückhaltung bei Neufahrzeugen erwarten wir keine großen Steigerungen. Grund hierfür sind auch rückläufige Besitzumschreibungen bei Gebrauchtwagen, bei denen die HU oft beim Verkauf vorgezogen wird. Andererseits werden die Fahrzeuge heute länger gehalten und gefahren. Ein Indiz dafür ist auch das seit Jahren ständig wachsende Durchschnittsalter des Fahrzeugbestandes. AH: Wie hat sich das freiwirtschaftliche Geschäft entwickelt? P. Fruth: Das Geschäft ist leicht rückläufig. Hier lassen sich jedoch durch einen aktiven Vertrieb Volumina kompensieren. In Summe drücken jedoch die Sparmaßnahmen der Hersteller auf die Absätze und die Zurückhaltung der Endkunden ist auch deutlich spürbar. Schadenmanagement AH: Sie haben in den vergangenen Monaten den Fokus auf das Schadenmanagement gelegt. Mit welchem Ergebnis? P. Fruth: Unsere Servicemodelle kommen bei den Werkstätten gut an. Durch die Modularität erhält jeder Kunde ein auf seine Bedürfnisse maßgeschneidertes Paket. Vom kleinen Autohaus bis zur großen Handelskette können wir damit alle unsere Kunden gleichermaßen unterstützen und entlasten. Das Feedback, das wir dazu bekommen, ist durchweg positiv. AH: Ist das also ein Feld, in dem man noch wachsen kann? P. Fruth: Ja, hier lassen sich noch deutliche Potenziale heben. AH: Welche speziellen Angebote gibt es hier für die großen Autohausgruppen? P. Fruth: Große Autohandelsgruppen profitieren vor allem von unserer deutschlandweiten Präsenz. Ob ein Standort in Flensburg oder München liegt, der Kunde bekommt den gleichen Service an allen Standorten in allen benötigten Bereichen. Zentrale Beauftragung und Rechnungsstellung - wenn gewünscht - sind dabei selbstverständlich. Im besten Sinne alles aus einer Hand. AH: Der Verzicht auf Verbrennungsmotoren verläuft jetzt moderater. Die Autobauer werden also länger daran festhalten. Hat das Auswirkungen auf ihr Geschäft? P. Fruth: Mit dem Hochlauf der Elektromobilität wäre eigentlich ein Rückgang bei der Abgasuntersuchung (AU) zu erwarten gewesen. Die Absätze bleiben in diesem Feld aber stabil. Elektromobilität AH: In welcher Form ist der TÜV Süd im Bereich Elektromobilität inzwischen involviert? P. Fruth: Der TÜV Süd-Konzern begleitet die Elektromobilität schon von Anfang an. Mittlerweile können wir nahezu alle notwendigen Prüfdienstleistungen anbieten. Das beinhaltet zum Beispiel die Prüfung der Traktionsbatterien, die wir mit unserem weltweiten Labornetzwerk abdecken, also nicht nur in Deutschland, sondern auch in Asien oder Amerika, also direkt dort, wo die Batterien hergestellt werden. Das Portfolio ist mannigfaltig: Beispiele sind hier die Prüfung von Ladekabeln und Wallboxen, zur elektromagnetischen Verträglichkeit oder Hochvolt-Sicherheit und natürlich auch die Homologation der kompletten Fahrzeugsysteme. AH: Gibt es Erkenntnisse aus der HU für Elektromobile im Unterschied zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren? P. Fruth: Es gibt natürlich modellspezifische Unterschiede, aber grundsätzlich stellen wir, bedingt durch das höhere Gewicht der Elektromodelle, einen höheren Verschleiß an den Fahrwerksteilen fest. Mehr Mängel sehen wir auch bei den mechanischen Bremsen, infolge seltenerer Nutzung wegen der Rekuperation. AH: Durch eine Übernahme ist der TÜV Süd jetzt zum Beispiel in Schweden verstärkt aktiv. Werden Sie die Akquisitionen fortsetzen, um in Europa weiter zu wachsen? P. Fruth: Wir beobachten permanent die verschiedenen Märkte weltweit. Priorität hat für uns nach der Akquisition immer der weitere Ausbau des Bestandsgeschäftes sowie die Implementierung des Dienstleistungsportfolios. Wir werden uns aber auch weiterhin anorganisch vergrößern. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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