Ausgabe 19/2007: Stark im Service

EDV / Das Autohaus Dincher in Kleinblittersdorf, ehemaliger Opel-Händler, bietet heute Service für Opel, VW, VW-Nutzfahrzeuge, Audi, Skoda und Peugeot. Die Abwicklung für alle Marken erfolgt mit dem DMS "WerWiSo" von Betzemeier.Stark im Service Von Sabine TilpDas Autohaus Dincher ist kein unbekanntes Unternehmen – als eines der ersten Autohäuser hatte es die Möglichkeiten der GVO 2002 genutzt und zusätzlich zum damals noch bestehenden Opel-Händler-Vertrag einen VW-Servicevertrag übernommen. Seitdem ist einige Zeit vergangen – und auch für das Autohaus Dincher hat sich einiges verändert. Im positiven Sinne. Dass man keinen Opel-Händler-Status mehr hat, sehen die geschäftsführenden Brüder Maik und Torsten Dincher nicht als nachteilig, im Gegenteil. Als freier Fahrzeughändler können sie den Kunden trotzdem Fahrzeuge der ursprünglichen Stammmarke bieten – und das ohne die vergleichsweise hohen Auflagen durch den Hersteller und mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand.Mittlerweile sind zum Opel- und VW-Logo am Autohaus auch Audi, Skoda und Peugeot hinzugekommen. Für alle diese Marken hat das Unternehmen einen Servicevertrag. Spätestens hier stellt sich mancher die berechtigte Frage: Wie lässt sich diese konzernübergreifende Markenvielfalt EDV-seitig bewältigen? Maik und Torsten Dincher erinnern sich: "In der Anfangszeit war das allein schon mit nur zwei Marken tatsächlich ein Problem. Wir hatten ein DMS für Opel und eines für VW. Das bedeutete, ständig zwischen zwei PCs hin- und herschalten zu müssen, unterschiedlich zu buchen, betriebswirtschaftliche Auswertungen umständlich in Excel zu erfassen, um Zahlen konsolidieren zu können usw. Wir mussten im Prinzip alles doppelt haben – zwei Finanzbuchhaltungen, zwei Kassen – und hatten EDV-technisch betrachtet zwei Betriebe." Vor dem Hintergrund, dass Maik Dincher schon sehr früh mit weiteren Serviceverträgen liebäugelte, ein unhaltbarer Zustand. 2006 entschieden sich die Brüder, die das elterliche Unternehmen seit 1998 zusammen führen, das DMS "WerWiSo" von Betzemeier Automotive Software einzusetzen. Das "menschliche" UmstellungsproblemVerbunden mit den hinlänglich bekannten "menschlichen" Umstellungsproblemen: Im Zuge der Übernahme des VW-Service-Vertrages hatte man auch Mitarbeiter eingestellt, die aus dem VW-Umfeld kamen und demzufolge über Jahre mit dem DMS Vaudis gearbeitet hatten und es quasi im Schlaf beherrschten, im Opel-Bereich verhielt es sich mit dem bisher genutzten DMS ähnlich. Torsten Dincher: "Natürlich gab es Anfangsschwierigkeiten. Bei näherer Betrachtung waren aber etwa 80 Prozent unserer Probleme nicht systembedingt, sondern Anwenderfehler, die wir durch entsprechende Schulungsmaßnahmen sowie mithilfe der telefonischen Betreuung von Betzemeier sehr gut in den Griff bekamen. Sowohl die Hotline-Betreuung als auch der zuverlässige Call-Back-Service haben uns positiv überrascht." Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des einheitlichen DMS für alle Marken sei auch, so Maik Dincher, dass die Mitarbeiter weniger Scheu haben, das System auch außerhalb "ihrer" angestammten Marke zu nutzen. "Wenn man verschiedene DMS im Einsatz hat, ist diese Hürde fast unüberwindbar. Durch die einheitliche Optik und Logik in WerWiSo ist es für die Mitarbeiter jetzt deutlich einfacher, markenübergreifend die EDV zu nutzen."Mehrmarken-KommunikationFür Mehrmarkenbetriebe ist immer wieder das Thema Kommunikation mit dem Hersteller ein schwieriger Punkt. Wer dabei meint, dass das in reinen Servicebetrieben kein aufregendes Thema ist, ist zumindest teilweise auf dem Holzweg. Natürlich fällt der Bereich Neuwagen nicht an, jedoch ist auch der Servicebereich heute nicht allein mit der Einbindung von Arbeitswerten und Teilekatalogen abgedeckt, die elektronische Verflechtung mit Herstellersystemen ist mittlerweile verhältnismäßig tief. Maik Dincher: "Wir haben mit "WerWiSo" ein DMS, mit dem wir ohne zusätzlichen Aufwand sowohl die elektronische Garantieabwicklung mit den einzelnen Herstellern nutzen können als auch beispielsweise den automatischen Teilenachschub bei Opel (RIM) und VW (Autopart)." Apropos Teile: Zu Beginn des "Mehrmarkenlebens" gab es im Autohaus Dincher verschiedene Lager – strikt unterteilt nach Marken, um die verschiedenen DMS bedienen zu können. Mittlerweile gibt es auch EDV-seitig nur noch ein Lager, in dem die Teile für alle Marken verwaltet werden, ebenso markenübergreifende Teile wie Betriebsstoffe etc. Torsten Dincher: "Bei VW und Skoda zum Beispiel gibt es identische Teile, die auch unter derselben Nummer geführt werden. Sie sind im System mit einem Präfix gekennzeichnet. Wir können so am besten unseren Einkauf steuern und preisliche Vorteile und Aktionen nutzen." Überblick behaltenDer Bereich Finanzen/Controlling stellt sich in Mehrmarkenbetrieben oftmals als Problemfall und Zeitfresser dar. Auch im Autohaus Dincher war das zu Beginn der Mehrmarken-Ära ähnlich, wie Torsten Dincher bestätigt: "Wir hatten alles mehrfach – Tagesabschlüsse, Buchhaltung, teilweise rudimentäre Auswertungen. Um einen Überblick über das Gesamtunternehmen zu bekommen, mussten wir nachträglich die betriebswirtschaftlichen Zahlen aus den verschiedenen Marken- und Systemwelten manuell zusammenführen, was viel Zeit und zusätzlichen Aufwand erforderte." Mit "WerWiSo" sieht die Controllingwelt wieder freundlicher aus – alle Marken werden in einer Finanzbuchhaltung gebucht, über das Mehrmarkentool von DATEV, die mit Betzemeier eng kooperieren, ist dennoch ohne zusätzlichen manuellen Aufwand aus dem System heraus ein markenbezogenes Reporting möglich. Torsten Dincher: "Wir haben heute per Mausklick aktuelles Zahlenmaterial zur Verfügung, können verschiedenste Statistiken erstellen, Auswertungen markenspezifisch und betriebsübergreifend fahren und haben jederzeit einen Überblick über das Gesamtunternehmen von der Produktivitätsstatistik bis hin zur kurzfristigen Erfolgsrechnung. Das erleichtert sowohl das tägliche Arbeiten als auch das Erkennen von Tendenzen, um rechtzeitig aktiv gegensteuern zu können. IT-InfrastrukturNur eitel Sonnenschein am Mehrmarkenhimmel also? Natürlich nicht – auch nicht im IT-Bereich. Während sich schon mancher "Ein-Marken-Händler" die Haare rauft hinsichtlich der Vielfalt der elektronischen Systeme, mit denen der Hersteller die Partner beglückt, haben Mehrmarken-Betriebe wie das Autohaus Dincher das zweifelhafte Vergnügen mit der Hersteller-IT-Infrastruktur eben auch gleich mehrfach. Torsten Dincher: "Die Frage der Infrastruktur ist nicht zu unterschätzen – wir brauchen für jeden Hersteller einen eigenen DSL-Anschluss, jeder verlangt eine eigene VPN-Leitung für die Kommunikation. Da summieren sich schon allein die Infrastruktur-Kosten monatlich sehr schnell. Zusätzlich fallen je nach Marke auch Mietkosten an, wie zum Beispiel bei Peugeot für POP (Peugeot-Online-PC)."Noch mehr Marken?Vor dem Hintergrund der bereits angebotenen Vielfalt stellt sich fast automatisch die Frage: Liebäugelt das Autohaus Dincher mit Serviceverträgen für weitere Marken? Torsten und Maik Dincher sehen die Sache sehr bodenständig: "Der Weg, den wir mit dem Mehrmarkenservice eingeschlagen haben, ist in jedem Fall der richtige. Allerdings geht es nicht darum, beliebig Marken zu sammeln, nur um ein zusätzliches Logo anbringen zu können." Die beiden sind sich einig, dass man auf Dauer nur mit Opel in der bestehenden Betriebsgröße nicht hätte überleben können. Trotzdem bleiben sie realistisch: "Die Aufnahme einer zusätzlichen Marke bedeutet auch immer einen zusätzlichen Aufwand. Dabei geht es nicht allein nur um die finanzielle Seite – Spezialwerkzeuge, Teile-Erstausstattung, Testgeräte usw. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Marken-Know-how der Mechaniker. Auch wenn unsere Mechaniker geschult sind, ein breit gefächertes Wissen haben und markenübergreifend eingesetzt werden können, so benötigt man doch für jede Marke einen Spezialisten, den man sich im Zweifelsfalle dazu kaufen muss. – und auch dieser wird krank, hat Urlaub, ist zur Schulung etc. Zudem muss die Wettbewerbssituation auf dem Servicemarkt genau analysiert werden, bevor man sich entscheidet." So geschehen in Kleinblittersdorf zum Beispiel im Hinblick auf den Ford-Bereich. Nach eingehender Überlegung fiel die Entscheidung des Autohauses gegen einen Servicevertrag – was allerdings nicht heißt, dass man vorhandene Marktchancen nicht nutzt. Maik Dincher: "Wir sind sehr stark im Teile-Geschäft mit freien Werkstätten, liefern 2x täglich – auch im Ford-Bereich. Wir haben uns entschieden, diesen Bereich weiter auszubauen – heute versorgen wir freie Werkstätten und Karosserie- und Lackbetriebe in der Umgebung auch mit Ford-Teilen, die wir selbst über Ford-Teilegroßhändler beziehen."

Ausgabe 19/2007: Stark im Service

Stark im Service

MEISTGELESEN

AUTOHAUS BankenMonitor 2025: MKG Bank ist Top-Finanzierer im Handel

Mercedes-Netz: F/G/M und Endres Gruppe fusionieren

Automarkt: Schwaches Halbjahr endet mit schlechtem Juni

STELLENANGEBOTE

Verkaufsleiter Neue Automobile (m/w/d)

Automobilverkäufer (m/w/d) in Pfullendorf

Leiter Fahrzeugaufbereitung (m/w/d)

Kfz-Meister (m/w/d) - Werkstattleiter

Kommunikations-Elektroniker /Hochvolttechniker (m/w/d) in Pfullendorf

NEWSLETTER