Der deutsche Automarkt hat im ersten Halbjahr geschwächelt. Von Januar bis Juni wurden nur 1,403 Millionen Pkw neu zugelassen – das waren 4,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie aus am Donnerstag veröffentlichten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervorgeht. Der Juni verschärfte den Rückgang dabei noch einmal durch ein besonders hohes Minus von fast 14 Prozent auf 256.193 Neuzulassungen. Die Unternehmensberatung EY sprach von einem Automarkt im Krisenmodus.
Der Rückgang traf allerdings nicht alle großen heimischen Konzerne. So konnten sich BMW mit 119.000 (plus 3,8 Prozent) und Mercedes-Benz mit 127.000 Neuzulassungen (plus 0,1 Prozent) im ersten Halbjahr knapp im Plus halten. Platzhirsch Volkswagen rutschte dagegen mit 286.000 knapp in die Verlustzone (minus 1,1 Prozent) – auch weil die Neuzulassungen der Wolfsburger im Juni um rund ein Fünftel einbrachen.
Auch die zum VW-Konzern gehörenden Premiummarken Audi und Porsche mussten zwischen Januar und Juni Rückgänge verkraften, die ausländischen Töchter Seat und Skoda fuhren dagegen ins Plus. Zulegen konnte auch Ford (plus 3,8 Prozent), während Opel rund 20 Prozent weniger Neuzulassungen registrierte.
Tesla büßt fast zwei Drittel ein
Im Vergleich zur katastrophalen Entwicklung bei Tesla stehen diese Marken aber gut da. Das Unternehmen von Multimilliardär Elon Musk büßte im ersten Halbjahr in Deutschland 58,2 Prozent seiner Neuzulassungen ein und kam lediglich auf 8.890 Fahrzeuge. Das ist ein Marktanteil von gerade einmal 0,6 Prozent. (Weitere Details finden Sie unten im Marken-Ranking!)
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Dabei entwickelte sich der Markt für Elektroautos eigentlich stark, blickt man auf die reinen Zahlen. So stiegen die BEV-Neuzulassungen um gut 35 Prozent auf 248.726 Fahrzeuge. Das Wachstum sei allerdings zu gering und nach wie vor beschönigt durch den Einbruch der Neuzulassungen im vergangenen Jahr, ordnete der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) ein. Der Marktanteil von 17,7 Prozent liege weiterhin unter dem für die CO2-Zielerreichung notwendigen Niveau.
CO2-Ziele ohne Förderung nicht erreichbar
Der VDIK zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Bundesregierung die versprochene Senkung der Stromsteuer zurückgenommen habe. "Wir bräuchten dringend die angekündigten Maßnahmen zur Förderung der E-Mobilität, um einen Anteil von deutlich über 20 Prozent BEVs an den Neuzulassungen und damit die CO2-Flottengrenzwerte zu erreichen", erklärte Verbandspräsidentin Imelda Labbé.
Positive Impulse für private E-Auto-Käufer wünscht sich auch das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK). "Wir brauchen dringend günstigere Ladestrompreise, beispielsweise durch eine Senkung der Stromsteuern auf den europäischen Mindestsatz, sowie eine deutliche Entlastung bei den Netzentgelten", sagte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn. Ebenso wichtig sei mehr Transparenz bei den Ladetarifen.
Neben den reinen Elektroautos wuchs in den ersten sechs Monaten 2025 auch die Zahl der Plug-in-Hybride (PHEV). 138.905 Einheiten bedeuten laut KBA eine Steigerung um über 55 Prozent. Deutlich rückläufig war die Nachfrage nach Neuwagen mit klassischen Antrieben: Die Benziner liegen per Ende Juni um 27,8 Prozent hinter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums, bei den Diesel-Pkw steht ein Minus von 23,2 Prozent in der Halbjahresbilanz. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß ging im gleichen Zeitraum um rund elf Prozent auf 109,6 g/km zurück.
Sondereffekt im Juni
Die Unternehmensberatung EY weist für den schwachen Gesamtmarkt auf einen Sondereffekt im Juni hin. Der Vergleichsmonat aus dem Vorjahr sei sehr stark gewesen, hieß es. Damals habe es Vorzieheffekte wegen neuer Vorschriften für Assistenzsysteme gegeben.
Dennoch bleibe die Lage auf dem Markt angespannt, so EY-Experte Constantin M. Gall. "Die Nachfrage nach Neuwagen ist und bleibt sehr schwach. Das liegt an der anhaltenden Wirtschaftsflaute, die zu Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen und Arbeitsplatzsorgen bei den Verbrauchern führt. Auch die hohen Neuwagenpreise, die nicht zuletzt ein Ergebnis zunehmender Regulierung sind, spielen eine Rolle." Hinzu komme Verunsicherung bei Privatpersonen und Unternehmen. "Und Verunsicherung ist Gift für den Neuwagenmarkt." Einen Aufschwung im Markt sieht er vorerst nicht, "weder in Deutschland noch in Europa".