Ersatzteile: Top in Schuss

Altes Fahrzeug, aber fabrikneues OE-Ersatzteil? Das macht für die meisten Kunden nicht unbedingt Sinn. Doch hochwertige Gebrauchtteile werden von den wenigsten Autohäusern und Werkstätten angeboten. Dabei hatten Ersatzteile bis zuletzt einen deutlichen Preisanstieg zu verzeichnen. Allein 2024 sind die Preise für Ersatzteile laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Schnitt um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Und dieser Trend dürfte anhalten. Durch die Verzögerungen bei der E-Mobilität werden auch ältere Gebrauchte länger gefahren. Die Nachfrage nach Ersatz- und Verschleißteilen steigt dadurch nur noch weiter an. Das treibt die Preise massiv in die Höhe. Gebrauchtteile auf dem Vormarsch Dabei ist der Handel mit gebrauchten Fahrzeugteilen in anderen Märkten Europas längst nichts Ungewöhnliches mehr. In Frankreich beispielsweise müssen Werkstätten und Autohandelsunternehmen seit 2017 per Gesetz den Kunden neben den OE-Teilen der Hersteller und den Aftermarket-Teilen anderer Anbieter auch Gebrauchtteile anbieten. Privatkunden sollen die Wahl haben, welche Art von Ersatzteil bei der Reparatur zum Einsatz kommt. Auch in Ländern wie Schweden, den Niederlanden und den USA gehören gebrauchte Teile längst zum Sortiment in Kfz-Werkstätten. Dass es hierzulande ebenfalls einen Markt dafür gibt, dieser aber noch nicht erschlossen ist, dachte man sich auch bei Alzura. Der E-Commerce-Spezialist, der nach eigenen Angaben unter anderem einen Automotive-B2B-Marktplatz mit über 2.000 Lieferanten und mehr als 40.000 gewerblichen Nutzern in Europa betreibt, möchte auch im Segment Gebrauchtteile von Beginn an zu den führenden Anbietern gehören. Zu diesem Zweck hat Alzura die Berliner CMS CarMobileSystems GmbH mit den dazugehörigen Plattformen autoteile-markt.de und gebrauchte-autoersatzteile.de übernommen. "Mit der Stärkung und Erweiterung unseres Marktplatzportfolios um den Bereich ,gebrauchte Autoteile' tragen wir der wachsenden Nachfrage nach kostengünstigen und nachhaltigen Reparaturlösungen Rechnung und sichern uns gleichzeitig neue Marktpotenziale", erklärt Michael Saitow, CEO und Gründer der Alzura AG. An beide Plattformen sind europaweit Autoverwerter angeschlossen. "Autoteile-markt.de ist ein etablierter Marktplatz für neue und gebrauchte Autoteile mit einem Sortiment von über zehn Millionen Teilen, während gebrauchte-autoersatzteile.de auf den Handel mit gebrauchten Autoteilen spezialisiert ist", so Saitow weiter. Oft nur teure OE-Teile Die Kunden haben somit in Zukunft die Wahl, wie viel Geld sie für ein Ersatzteil ausgeben möchten. Denn dass die Gebrauchtteile günstiger sind als die Originalteile, ist keine Überraschung. Dass es außer den Produkten der Hersteller aber in vielen Fällen keine Alternative gibt, dagegen schon. "Viele OE-Teile, zum Beispiel von der Karosserie, sind vom Design her geschützt. Daher darf es keine neuwertigen Aftermarket-Teile von anderen Produzenten geben. Deshalb mussten Kunden in so einem Fall bisher immer auf das teure Original ausweichen", erklärt Sebastian Cyran, Geschäftsführer von CMS CarMobileSystems. Um das potenzielle Volumen herauszufinden, verfolgte Alzura auf seiner B2B-Plattform, wie viele Suchanfragen zu eben jenen OE-Teilen gestellt wurden, für die es kein günstigeres Aftermarket-Pendant gibt. Diese Suchanfragen stellte man dann testweise auf den beiden Portalen von CarMobileSystems. Und siehe da: Für über 90 Prozent der gesuchten Teile fand sich dort ein wesentlich günstigeres Gebrauchtteil. Hohe Qualitätsstandards Gebrauchte Teile haben etliche Vorteile. Ein wesentlicher Faktor ist der Preis. Laut Alzura lassen sich bei einer Reparatur Materialkosten zwischen 60 und 70 Prozent einsparen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie qualitativ schlechter sind. "Die Verwerter sind zertifiziert und agieren europaweit als Teile-Logistiker. Die Ersatzeile werden nach Zustand kategorisiert und müssen entsprechend hohe Qualitätsstandards erfüllen", erklärt Michael Saitow. Dazu kommt, dass die Reparaturen wiederverwerteter Teile oftmals schneller erfolgen können. Autohäuser und Werkstätten finden per FIN-Suche und Explosionszeichnung schnell das passende Teil. Durch das große Teilesortiment gibt es viele Fälle, in denen gebrauchte Teile ohne große Anpassungen direkt verwendet werden können - etwa eine komplette Fahrzeugtür oder Heckklappe in passender Farbe und Ausstattung. Das spart in der Werkstatt nicht nur Personal, das aufgrund des Fachkräftemangels eh schon knapp ist, sondern dem Kunden auch zusätzliche Wartezeit. Der Markt ist da Fahrzeuge in Deutschland fahren inzwischen immer länger. Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes belegen, dass das Fahrzeugalter in Deutschland aktuell im Schnitt rund zehn Jahre beträgt - Tendenz steigend. Das bedeutet nicht nur höhere Auslastung in den Werkstätten, sondern auch einen Mehrbedarf an Ersatz- und Verschleißteilen. Manches davon muss natürlich neuwertig eingebaut werden, zum Beispiel eine Bremse. Bei den anderen Teilen ist es durchaus realistisch, dass mehr und mehr Kunden sich bald für ein günstigeres und schnell verfügbares Gebrauchtteil entscheiden könnten. Denn das Auto und sein Unterhalt werden für viele Kunden zunehmend auch eine finanzielle Herausforderung. Und bei größeren Reparaturen droht schnell ein wirtschaftlicher Totalschaden, auch wenn das Fahrzeug noch gar nicht so alt ist. Dazu kommt ein weiterer und nicht zu unterschätzender Aspekt: der Umweltschutz. Auch Auto- und Motorradfahrer machen sich Gedanken um die Nachhaltigkeit ihrer eigenen Mobilität. Deshalb könnte der Gedanke, durch ein gebrauchtes Ersatzteil Ressourcen und das Klima zu schonen, für viele ein weiteres Pro-Argument sein. Auch in anderen Branchen wird der Reparaturaspekt immer wichtiger, und die Konsumenten bekommen durch das Recht auf Reparatur die Möglichkeit, ihre Geräte länger zu nutzen. Bei der Elektromobilität könnte es durch höhere Anschaffungskosten und wartungsärmere Fahrzeuge ebenfalls zu einer längeren Nutzungsdauer durch die Kunden kommen. Die Autos werden also auch in Zukunft länger und bewusster gefahren. Dass sich bis dahin auch Gebrauchtteile am Markt etabliert haben könnten, ist also durchaus realistisch.

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