Ausgabe 14-15/2007: Von Annemarie Schneider

Beteiligungsmodelle / Autohäuser können mit Beteiligungsmodellen nicht nur Liquidität und Bonität verbessern, sondern auch operative Unterstützung ins Haus holen. Neue Quellen Von Annemarie SchneiderRund ein Viertel der deutschen Unternehmen können sich vorstellen, Beteiligungskapital aufzunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles IHK-Unternehmensbarometer. Vor allem für Umstrukturierungen, Sanierungen und Investitionen sind Beteiligungen eine Option. Weitere Gründe: Die Unternehmensnachfolge muss geregelt werden oder das Rating soll sich verbessern. Laut IHK ist trotz des hohen Interesses bei Mittelständlern in der Größenklasse zwischen 20 bis 250 Mitarbeitern die Nachfrage verhalten. Abstoßend wirkt für viele das Mitspracherecht des Kapitalgebers. Dabei können Beteiligungsmodelle entwickelt werden, in denen die Mitsprache individuell geregelt wird.Autohaus Schmalz: Für aktive MitspracheEin Händler, der sich intensiv mit den Chancen und Risiken der verschiedenen Beteiligungsmodelle auseinander gesetzt hat, ist Volvo-Händler Andreas Schmalz aus Paderborn. "Ich habe mir viele Gedanken gemacht über stille Beteiligungen und GmbH-Beteiligungen. Aber ich wollte nicht mit zehn Gesellschaftern verhandeln, von denen vielleicht acht keine Kenner der Autobranche sind", sagt Schmalz. Deshalb beschritt er einen ganz anderen Weg und wählte Ende 2003 die Beteiligungsform einer kleinen Aktiengesellschaft, deren Vorstand er seither ist. Schmalz selbst hat 120.000 Euro in die Autohaus Schmalz AG eingebracht und stellt damit 50 Prozent des Grundkapitals. Die andere Hälfte haben Kunden und Mitarbeiter investiert. Um die schnelle Handlungsfähigkeit der vorherigen GmbH mit einer verantwortlichen Person beizubehalten, wurde die Aktiengesellschaft so aufgestellt, dass die drei Aufsichtsräte eine starke Position einnehmen. So können die aktuellen Sachlagen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat in kleinem Kreis diskutiert und entschieden werden. Die Scheu vieler Autohändler vor einer Aktiengesellschaft versteht Schmalz nicht: "Bei einer kleinen AG, die nicht börsennotiert ist, müssen letztendlich die gleichen Voraussetzungen erfüllt werden wie bei der GmbH. Die wenigen Unterschiede liegen beispielsweise in einer etwas umfangreicheren Dokumentationspflicht, der notariellen Beurkundung aller Gesellschafterversammlungen und in der Pflicht zur Wirtschaftsprüfung." Für den Vorstand sind dies Punkte, die jeder ordentliche Kaufmann erfüllen würde, der mit dem Geld anderer arbeitet. Die Aktiengesellschaft empfindet er daher als einen Befreiungsschlag. Denn er muss sich keine Sorgen mehr machen, was mit dem Unternehmen passiert, wenn er ausfallen würde. Der Aufsichtsrat wird in diesem Fall sofort tätig und kann das Fortbestehen sichern, indem er die Verantwortung übernimmt oder einen neuen Vorstand einsetzt. Gleichzeitig ist die Motivation der Mitarbeiter deutlich gestiegen. Was Schmalz ebenfalls erreicht hat: Er hat das Interesse unter den Kollegen geweckt. Einige Händler haben sich bei ihm bereits gemeldet und wollten wissen, wie die AG in der Praxis funktioniert. "Umgesetzt hat es aber noch keiner, weil sie in der Regel dem Aufsichtsrat und den Aktionären nicht Rede und Antwort stehen wollen."Ausgangssituation bestimmt BeteiligungsformWelche Beteiligungsformen sich für ein Autohaus überhaupt eignen, hängt von der jeweiligen Ausgangssituation ab. "Grundsätzlich ist entscheidend, welche Zielsetzung die Beteiligungswilligen haben. Handelt es sich um eine mögliche Vorstufe einer Unternehmensübernahme, um eine Marktausweitung oder Produktergänzung? Und können Synergien genutzt werden?", fragt Steuerberater Jürgen Woestmeyer, Inhaber der gleichnamigen Unternehmensberatung und Geschäftsführer der REWO-Concept Steuerberatungsgesellschaft mbH in Münster. Auf Basis der Antworten entwickelt er dann mit seinen Mandanten aus dem Automobilhandel eine individuelle Lösung. Als klassische Formen kommen dabei meist das Management Buy in (MBI) und das Management Buy out (MBO) zum Einsatz. Bei Ersterer kaufen oder beteiligen sich Manager, die bis dato nicht der Unternehmensführung angehört haben, und bei Letzterer erwerben interne Manager Teile des Betriebes oder das gesamte Autohaus. "Das MBO wird in vielen Fällen bevorzugt, wenn der Unternehmer keinen geeigneten Nachfolger hat und in seinem Unternehmen Personen vorhanden sind, die das Autohaus weiterführen können", sagt Woestmeyer, der rund 50 Händler bundesweit betreut. MBI komme eher zum Tragen, wenn notwendige Marktausweitungen vorgenommen oder wirtschaftliche Schwierigkeiten gemeistert werden müssen.Sobald klar ist, welche strategische Ausrichtung das Autohaus verfolgt und wie sich alle Beteiligten einbringen, werden die Modelle in ihre rechtliche Form gegossen. Dabei unterscheidet man grundsätzlich nach direkter und indirekter Beteiligung. Direkte Beteiligungen finden stets unmittelbar statt, beispielsweise als Aktionär, Kommanditist oder GmbH-Gesellschafter. Bei einer indirekten Beteiligung investieren die Kapitalgeber dagegen nur mittelbar. Das heißt, zwischen dem Unternehmen und den Investoren ist ein so genannter Mittler zwischengeschaltet, der das Kapital zur Verfügung stellt. In der Regel handelt es sich hier um eine Beteiligungsgesellschaft. Daneben gibt es die Sonderform der stillen Beteiligung. Per Definition handelt es sich um eine Innengesellschaft, die nach außen nicht in Erscheinung tritt und grundsätzlich bei Unternehmen jeder Rechtsform möglich sei, konstatiert die IHK Stuttgart in der Broschüre "Alternativen zur Kreditfinanzierung". Innerhalb der Beteiligungsform wird nochmals differenziert zwischen einer typischen und atypischen stillen Gesellschaft. Während eine typische stille Beteiligung am Gewinn und Verlust des Unternehmens teilhat, ist die atypische außerdem am Vermögen des finanzierten Unternehmens beteiligt. "Am häufigsten ist sicherlich die GmbH-Beteiligung zu finden. Denn damit lassen sich die Anteilsübertragungen, Darlehensregelungen und Haftungsregelungen relativ unproblematisch handhaben", sagt Woestmeyer. Er fügt hinzu: "Ebenfalls anzuführen ist die GmbH & Co. KG als Rechtsform, die ja steuerrechtlich als Personengesellschaft gilt." Eine Vielzahl von Vorteilen hat für den Steuerberater die kleine Aktiengesellschaft. In der Praxis ist sie aber die Ausnahme. Eine pauschale Auskunft darüber, welche Beteiligungsform wann die richtige ist, kann er nicht geben: "Denn im Rahmen von Unternehmensübernahmen oder -beteiligungen werden auch Anteilskäufe, so genannte Share Deals, durchgeführt und einzelne Wirtschaftsgüter gekauft, so genannte Asset Deals. Oft werden einzelne Wirtschaftsgüter gekauft oder neue Gesellschaften zur Übernahme oder Beteiligung gegründet, um möglichst nicht die gesamten Verbindlichkeiten des alten Unternehmens zu übernehmen. Deshalb ist immer auf den Einzelfall abzustellen."infos zum themaFolgende Internet-Adressen informieren über Beteiligungsmöglichkeiten: Die IHK Stuttgart stellt auf ihrer Website eine umfangreiche Broschüre über Beteiligungsformen bereit. Download unter www.stuttgart.ihk24.de/servicemarken/aktuell/Versteckte_Dateien/Broschueren/Alternativen_zur_Kreditfinanzierung.pdfa www.bvk-ev.de: Auf der Homepage des Bundesverbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften kann unter anderem nach passenden Finanzierungspartnern anhand einer Suchmaske gesucht werden.a www.dihk.de: Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag informiert über die Entwicklungen am Beteiligungsmarkt.a www.next-change.org: Das Portal des DIHK und mehrerer Kooperationspartner bringt Unternehmen, die Nachfolger suchen, mit Führungskräften und geeigneten Interessenten zusammen, die ein Unternehmen übernehmen möchten.a www.mitarbeiter-beteiligung.de: Die Gesellschaft für innerbetriebliche Zusammenarbeit bietet ausführliche Informationen zu Möglichkeiten von Mitarbeiterbeteiligungen.

Ausgabe 14-15/2007: Von Annemarie Schneider

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