Im VW-Stammwerk Wolfsburg tanzen die Roboter. Zwischen Hochgeschwindigkeitsfräsen und Laser-Lötgeräten entsteht auf einer Fläche von 24 Fußballfeldern die Karosserie des neuen Golf VII. Neuartige Zickzack-Schweißnähte ("Wobbel-Nähte") und aufwändige Stahlbiegeverfahren schaffen nicht nur mehr Festigkeit, sondern sparen auch Material – und damit Gewicht und Geld. Weniger als 250 Kilogramm wiegt die Karosse. Damit bringt der neue Golf insgesamt 100 Kilogramm weniger auf die Waage als der Vorgänger – und ist 22 Kilogramm leichter als der nächste Wettbewerber, verkündet das VW-Management.
Der Golf mit seinen technischen Finessen im Innenbereich variiert in siebter Generation die Grundform des Ur-Golf und schickt seinen Vorgänger in Rente. Als Neuentwicklung ist er der große Hoffnungsträger des Weltunternehmens, das unmittelbar nach der Premiere am 4. September in Berlin seine europaweiten Werbekampagnen starten will. Beim ersten Lüpfen des Schleiers der Geheimhaltung wurde Medienvertretern am Dienstag in Wolfsburg bereits Einblick ins neue Golf-Innenleben gegeben – die äußeren Rundungen der jüngsten Schöpfung des Herstellers blieben durch eine Hülle verborgen.
Mit 1.153 Kilogramm hat "der Neue" gehörig abgespeckt und liegt noch unter dem Niveau des Golf IV. Die hohen Ansprüche an die Aufprallssicherheit hatten bisher bei jedem neuen Modell ein wenig mehr Gewicht auf die Waage gebracht. "Beim Golf 7 haben wir es erstmals geschafft, die Gewichtsspirale zu durchbrechen", freut sich der zuständige Manager Markus Kleimann. Möglich macht es ein neues Produktionsverfahren, bei dem die Stahlbauteile auf 930 Grad erhitzt, in Form gebogen und dann innerhalb weniger Sekunden auf 180 Grad abgekühlt werden. Zudem werden unterschiedliche Metalldicken nur an den Stellen platziert, wo sie die Karosserie versteifen.
"Der Golf war und ist eine große Herausforderung, er wird es auch logistisch sein", sagt Produktionsvorstand Hubert Waltl. Der populäre Kompaktwagen mit der stolzen Ahnenreihe ist die nahtlose Fortführung einer Erfolgsstory, die dem Konzern eine neue Klasse und auch eine langjährige erfolgreiche Positionierung in diesem Segment bescherten. Auch wenn allzu revolutionäre Extravaganz mit Blick auf die Wiedererkennbarkeit der Marke vermieden wurde: Der flinke Flitzer entfacht bei den Wolfsburgern eine Emotionalität, die dem Management glänzende Augen beschert.
Nagelprobe für den Konzern
Kein Wunder, denn die Weiterentwicklung des erfolgreichen Modells bedeutet in vielfacher Hinsicht einen Meilenstein. Für den Konzern hängt mehr ab als nur ein Modellerfolg. Er betritt mit einer neuartigen Produktionsmethode – dem Modularen Querbaukasten (MQB) – technisches Neuland. Hakt es beim Start dieser ehrgeizigen Plattform, drohen auch bei anderen Modellen Probleme. Schon jetzt teilen sich der Audi A3 und der Golf VII den Baukasten, aus dem mittelfristig auch noch andere Mittel- und Kompaktklassewagen bedient werden sollen.