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Ex-Chef Müller zu VW-Dieselaffäre: Winterkorn wie ein "Häufchen Elend"

07.02.2024 12:11 Uhr | Lesezeit: 2 min
Ex-Chef Müller zu VW-Dieselaffäre: Winterkorn wie ein "Häufchen Elend"
Matthias Müller lenkte von September 2015 bis April 2018 Europas größten Autobauer.
© Foto: VW

Mit Matthias Müller spricht nach Herbert Diess der zweite frühere VW-Konzernchef vor Gericht über die Dieselaffäre. Die Botschaft: Er wusste von nichts – und auch Winterkorn wirkte "völlig irritiert".

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Der frühere Volkswagen-Chef Matthias Müller hat seinen Vorgänger Martin Winterkorn im Investorenprozess zur Dieselaffäre in Schutz genommen und jede eigene Verantwortung zurückgewiesen. "Mir war das ganze Thema fremd" sagte der 70-Jährige am Mittwoch als Zeuge im Oberlandesgericht Braunschweig. Winterkorn sei in den Tagen des Auffliegens des Skandals im September 2015 "völlig irritiert" gewesen und habe eine schnelle Reaktion gefordert.

Müller will erst nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Manipulationen richtig mit dem Thema konfrontiert worden sein. Der Manager war damals Chef des Sportwagenbauers Porsche und wurde, wie er selbst vor Gericht sagte, überraschend Nachfolger Winterkorns als Konzernvorstand. Er habe nie daran gezweifelt, dass sich das Unternehmen an gesetzliche Vorgaben halte, sagte Müller auch mit Blick auf seine früheren Positionen im VW-Konzern.

In dem Prozess nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz ringen Anleger seit Jahren um Schadenersatz, nachdem sie Kursverluste in Milliardenhöhe erlitten hatten. Der Skandal flog am 18. September 2015 auf, als die US-Umweltbehörde EPA über Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos informierte. Die klagenden Investoren fühlen sich von Volkswagen zu spät informiert.

Betroffenheit im Konzernvorstand

In der Konzernvorstandssitzung am 22. September herrschte nach den Worten Müllers "große Betroffenheit". Am Folgetag übernahm Winterkorn mit seinem Rücktritt die "politische Verantwortung", wie Müller sagte. In einem Vieraugengespräch an diesem Tag habe er wie "ein Häufchen Elend" gewirkt. Winterkorn habe es sich einfach nicht vorstellen können, dass so etwas in diesem Unternehmen passiere, sagte Müller.

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"Wenn der früher davon gewusst hätte, dann hätte er früher etwas dagegen unternommen", so Müller weiter. Das sei seine persönliche Meinung über Winterkorn. Ihm selbst seien Begriffe wie Akustikfunktion oder Defeat Device vor dem Skandal nicht bekannt gewesen. "Es tut mir leid, ich hatte mit diesen Dingen nichts zu tun", sagte Müller etwa mit Blick auf das Jahr 2007, in dem er als Leiter des Produktmanagements zu VW kam.

In dieser Rolle habe man eher eine Vogelperspektive, sagte Müller. "Ich glaube nicht, dass ich in die Tiefe der Aggregate abgetaucht bin." Mit diesen Details sei er nicht beschäftigt gewesen. Er sei immer fest davon ausgegangen, dass alles im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben geschehe, sagte Müller zu Fragen nach den Jahren 2007 und 2012.

Lange Zeugenliste

Nach mehreren Jahren Verfahrensdauer will das Gericht derzeit insgesamt mehr als 80 Zeugen hören. Nach Ex-Konzernchef Herbert Diess und Müller steht ab kommender Woche Mittwoch Winterkorn auf der Zeugenliste.


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KOMMENTARE


E. Kamprad

08.02.2024 - 15:48 Uhr

Die Aussage von Herrn Müller sehe ich mit starker Skepsis, ich erinnere mich an das 1. Interview von Herrn Müller als Konzernchef (Tagesschau), in dem er die Frage nach den Abschaltvorrichtungen damit beantwortete, dass es nicht MÖGLICH gewesen sei, einen saubereren Motor zu produzieren. Diese Aussage habe ich mit großer Heiterkeit zur Kenntnis genommen, als ich noch Mechaniker war, habe ich mich die meiste Zeit mit der Nachrüstung von Sonderausstattungen beschäftigt und aus dieser Tätigkeit wußte ich, dass sich annähernd alles nachrüsten lässt (also auch eine auf AdBlue oder Ammoniak basierende) Abgasreinigungsanlage, wenn die Kosten untergeordnet sind und gesetzliche Grenzwerte eingehalten werden müssen. Wenn die betroffenen Autos € 1.000,00 teurer gewesen wären, hätte sich das vergleichsweise wenig auf die Verkaufszahlen ausgewirkt. Die Wahrheit kam nur wenig später bei einem Interview mit einem Entwicklungsingenieur aus der VW- Motorenentwicklung an´s Licht, der sagte, es sei nicht möglich gewesen, im gegebenen Kostenrahmen einen saubereren Motor zu produzieren. Darüberhinaus stellt sich die Frage, mit was für Managern wir es bei einem der größten Arbeitgeber unseres Landes zu tuin haben, wenn die nicht mal wissen, was bei so einer wichtigen Fragestellung in ihren Betrieb passiert. Von Einkommen und Bonuszahlungen wollen wir garnicht weiter sprechen...


Werner Schäfer

11.02.2024 - 10:11 Uhr

Wie heißt es in einem bekannten Sprichwort: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus !!!! Mehr kann ich hierzu nicht sagen, einfach beschämend.


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