Der geplante Einstieg bei Volkswagen hat die Aktien des erfolgsverwöhnten Sportwagenherstellers Porsche am Montag an der Börse auf Talfahrt geschickt. Die Papiere sanken in der Spitze um mehr als elf Prozent. Führende Banken zweifelten an den von Porsche genannten strategischen Vorzügen einer Partnerschaft mit Europas größtem Autokonzern. Umgekehrt lobten sie aber die Perspektive für VW. Die VW-Aktie verlor leicht. Aktionärsschützer und Politiker begrüßten den Porsche-Einstieg bei VW. Aus Sicht von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sind dadurch keine Arbeitsplätze bei VW in Deutschland gefährdet. Porsche hatte am Sonntag angekündigt, insgesamt 20 Prozent an VW übernehmen zu wollen. Damit will der Sportwagenhersteller den Wolfsburger Konzern vor einer feindlichen Übernahme schützen und so die fruchtbare Partnerschaft mit VW langfristig sichern. Derzeit schützt das VW-Gesetz den Wolfsburger Autobauer vor einer feindlichen Übernahme. Die EU-Kommission klagt gegen das Gesetz. Wulff sagte, der Einstieg von Porsche stütze den "notwendigen Reformkurs" bei Volkswagen. "Letztlich bedeutet der Einstieg, dass wir mit einem großen befreundeten Aktionär über strategische Ziele reden können, gegenüber anonymen ausländischen Finanzinvestoren, deren Absichten wir nicht kennen." Volkswagen fährt derzeit einen harten Sparkurs. Porsche sei das Autounternehmen in Deutschland, das am stärksten auf Produktion im Land Wert lege und auch den Betriebsrat stark in den unternehmerischen Erfolg mit einbeziehe, sagte Wulff, der auch Aufsichtsrat bei VW ist. Niedersachsen ist bisher mit 18,2 Prozent der Stammaktien größter Anteilseigner von Volkswagen. Niedersachsen stehe weiterhin in vollem Umfang zu dieser Beteiligung, versicherte Wulff. Eine Kapitalerhöhung sei nicht beabsichtigt. Porsche hält derzeit nach eigenen Angaben noch weniger als fünf Prozent an VW. 20 Prozent der stimmberechtigten VW-Stammaktien würden nach aktuellen Berechnungen mehr als drei Milliarden Euro kosten. Wie Porsche auf insgesamt 20 Prozent der VW-Aktien kommen will, war am Montag unklar. Analysten halten es jedoch für denkbar, dass Porsche über Partner indirekt doch bereits VW-Aktien aus dem Streubesitz erworben hat. Lob und Kritik Aktionärsschützer bewerteten den geplanten Einstieg von Porsche bei Volkswagen positiv. "Die Anleger profitieren zum einen durch die günstige Kursentwicklung. Zum anderen ist nun ein Großaktionär im Boot, der dem angestoßenen Prozess der Veränderung bei VW noch mehr Dynamik verleiht", sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertbesitz, Jürgen Kurz. Porsche werde starken Druck ausüben, damit VW wieder gute Gewinne erwirtschafte. Für Porsche sei der Einstieg auf Grund der bisherigen Zusammenarbeit strategisch eine richtige Entscheidung.
VW-Coup verstimmt Börsianer
Porsche-Aktien gehen auf Talfahrt / Kritik von Analysten, Lob von Aktionärsschützern und Politikern / Börsenaufsicht schaltet sich ein