Der schwache Automarkt in Europa und hohe Investitionskosten in neue Modelle und Produktionsanlagen nagen beim Volkswagen-Konzern am Ergebnis. Im dritten Quartal sank der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Fünftel auf 2,3 Milliarden Euro, obwohl der Umsatz überraschend stark um gut ein Viertel auf 48,8 Milliarden Euro anzog. Seit Jahresbeginn liegt der Betriebsgewinn nun bei 8,8 Milliarden Euro – und damit leicht unter den neun Milliarden Euro zuvor. Die Börse reagierte positiv, der Titel legte bis zum Nachmittag um rund drei Prozent zu.
Konzernchef Martin Winterkorn bestätigte am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen die Ziele für 2012. "Für das operative Ergebnis besteht weiterhin das Ziel, das Niveau des Jahres 2011 wieder zu erreichen", betonte der Konzern. Beim Betriebsgewinn peilt Volkswagen damit rund 11,3 Milliarden Euro an.
Bei Absatz und Umsatz liegt die Gruppe mit ihren zwölf Marken weltweit weiter auf Rekordkurs. "Volkswagen hat sich in jeder Region der Welt besser geschlagen als der Gesamtmarkt", sagte Vertriebsvorstand Christian Klingler in einer Telefonkonferenz. Insgesamt verbuchte der Weltkonzern damit in den ersten neun Monaten ein Umsatzplus von 24 Prozent auf 144,2 Milliarden Euro. Trotz der Absatzflaute in Europa, die viele Konkurrenten in arge Schieflage gebracht hat, lieferte VW im Zeitraum zwischen Juli und September fast 13 Prozent mehr Autos aus als vor einem Jahr.
In Westeuropa gingen die Auslieferungen, die mehr als ein Drittel des Gesamtvolumens ausmachen, aber um vier Prozent zurück – und das, obwohl der Porsche-Absatz erstmalig mit berücksichtigt ist. Für die nächsten Monate erwarten die Niedersachsen eine Verschärfung der Absatzkrise auf dem Heimatkontinent. Winterkorn sprach von "wachsendem Gegenwind". Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch betonte jedoch: "Wir sind weltweit breit aufgestellt und finanziell solide wie kaum ein Zweiter." In einer Telefonkonferenz warnte er aber zugleich vor weiter wachsendem Preisdruck. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen meinte: "Die Krise ist bei VW angekommen."
Dickes Finanzpolster
Nach Steuern verdiente Volkswagen 11,3 Milliarden Euro – allerdings ist ein Großteil davon auf die Komplettübernahme der Sportwagenschmiede Porsche Anfang August zurückzuführen. Nach deren Integration waren erstmals auch die Zahlen des Sportwagenherstellers in den Geschäftszahlen von Volkswagen enthalten. Für die Monate August und September lag der Absatz der Marke bei 22.000 Fahrzeugen, das operative Ergebnis bei 389 Millionen Euro. Trotz der Übernahmekosten von rund sieben Milliarden Euro ist Volkswagen weiter mit Reserven von rund 18 Milliarden Euro gegen Krisenzeiten gewappnet.