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Deutscher Städetag: "Dem Auto auch öffentliche Räume entreißen"

03.09.2020 08:45 Uhr
Deutscher Städetag: "Dem Auto auch öffentliche Räume entreißen"
"Unsere Städte sind keine Parkplätze, Städte sind Orte zum Leben. Es sind Städte für Menschen und nicht Städte für Autos", so Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages.
© Foto: picture-alliance/MIKE WOLFF TSP

Der Deutsche Städtetag hat sich für eine Verkehrswende mit einer deutlich verringerten Rolle des Autos ausgesprochen.

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Der Deutsche Städtetag hat sich dazu geäußert, wie aus seiner Sicht die Verkehrswende aussehen sollte – und welche Rolle das Auto dabei spielt. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Es ist noch keine Verkehrswende, wenn wir jeden Verbrenner durch ein E-Auto ersetzen. Es geht darum, dem Auto auch öffentliche Räume zu entreißen. Unsere Städte sind keine Parkplätze, Städte sind Orte zum Leben. Es sind Städte für Menschen und nicht Städte für Autos."

In vielen Großstädten in Deutschland und Europa gibt es Überlegungen, dem Auto angesichts von Staus, aus Klimaschutzgründen sowie für mehr Verkehrssicherheit Raum wegzunehmen. So gilt Kopenhagen als eine der fahrradfreundlichsten Städte mit eigenen Schnellwegen für Radfahrer. In Berlin ist die Einkaufsmeile Friedrichstraße in einem Modellversuch abschnittsweise für den Autoverkehr gesperrt worden. Das Projekt soll Ende Januar 2021 beendet und ausgewertet werden.

"Wir wollen zu einem anderen Mix von Verkehrsmitteln kommen", sagte Dedy. "Zu einem Mix, bei dem das Auto eine geringere Rolle spielt. Es gab vor Corona ein paar ganz gute Entwicklungen. Bus und Bahn hatten Zuwächse bei den Fahrgastzahlen. Aber beim Umbau des Verkehrs in den Städten ist noch viel Luft nach oben." Das Fahrrad biete eine große Chance, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetags.

Mehr Vernetzung

Es gebe zu wenig Konzepte über alle Verkehrsträger hinweg. "Wir brauchen einen attraktiveren öffentlichen Personennahverkehr. Wir brauchen eine bessere Taktung und mehr Regionalverkehr bei der Bahn. Wir brauchen auch in Städten die Vernetzung zwischen den verschiedenen Systemen. Das haben wir im Moment noch zu wenig", so Dedy. Carsharing und Fahrräder sollten zum Beispiel am Ende einer S-Bahn-Linie stehen. "Und bei den E-Rollern müssen die Leute wissen, wo sie hingehören und wo nicht. Wir sollten mehr in Beförderungsketten denken."

Neben einem Deutschlandtakt bei der Bahn brauche es auch bessere digitale Buchungssysteme für Tickets über Stadtgrenzen und Verkehrsverbünde hinaus, sagte Dedy: "Wenn ich in Stuttgart vor einem Automaten stehe, brauche ich erst mal eine Einführung, weil ich vorher in Frankfurt war und das Ticketsystem völlig anders aussah. Das ist zu verwirrend. Wir müssen digitale Ticketsysteme weiterentwickeln. Und zwar so, dass ich als Fahrgast damit Verkehrsangebote unterschiedlicher Regionen und Unternehmen buchen kann." (dpa)

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KOMMENTARE


Alter Zausel

03.09.2020 - 11:59 Uhr

Noch ein weltfremder Traumtänzer! Verödete Innenstädte sind sicher eine tolle Alternative. Wer aus gut 50 km zum Einkauf mit anschließendem Restaurantbesuch in die Stadt fährt, kommt weder mit dem Fahrrad noch mit dem ÖPNV, um bepackt wie ein Esel durch die Stadt zu laufen. Dann bringt eben Amazon u. Co. die Ware ins Haus. Leidgeprüfte Laden- u. Restaurantbesitzer sollten den Herrschaften mal richtig Feuer machen. Auch bei Theater,- Oper- oder Kinobesuchern aus dem Umland ist das nicht vorstellbar. Zu dem privaten Pkw gibt es keine Alternative, ganze Fahrspuren für Radfahrer (die unter Missachtung aller Regeln eh fahren wie u. wo sie wollen) zu sperren, um Staus zu provozieren, ist ebenso verrückt wie die Autoindustrie immer weiter zu schädigen. Ich bin auch für Fußgängerzonen u. autofreie Bereiche - wenn in der Nähe ausreichende u. bezahlbare Parkmöglichkeiten bestehen. Und warum buhlen Bürgermeister um Firmenansiedlungen, wenn sie Pendler nicht vorbehaltlos akzeptieren? Oder fährt jetzt jeder Bus an Schulen u. Kitas vorbei u. nach Feierabend gerne auch mal zum Supermarkt u. wartet dort?


Dieter Michael Hölzel

03.09.2020 - 12:49 Uhr

Dann vertreiben Sie halt die Auto aus den Städten Herr Dedy, dann gibt's keine Knöllchen mehr und die Gewerbesteuer holen Sie sich dann von der Hundesteuer, Luftraumsteuer - Müllabfuhr um 100% erhöhen - Wasser/Gas von den Stadtwerken ebenfalls um 100% erhöhen, Fahrradsteuer und E-Roller. Es wird Ihnen schon noch viel mehr einfallen, damit Deutschland die Welt rettet. Die Bürger kaufen bei den Supermärkten auf der grünen Wiese ein und der Kaufhof/Karstadt zieht auch aufs Land. In Nürnberg und anderswo werden gerade die desolaten Brücken saniert, aber die brauchen wir dann auch nicht mehr, Lieferverkehr zur Versorgung der Geschäfte schafft auch weniger CO2, denn die brauchen wir auch nicht. Gestatten Herr Geschäftsführer, Sie brauchen wir überhaupt nicht! Sicher sind jetzt auch nicht gleich beleidigt, Ihr monatliches Salär ist ja gesichert, aber Sie werden durch vereinsamte Städte laufen, wenn Sie nicht gerade einen Bungalow auf dem Lande haben.


Ingo Kampf

04.09.2020 - 08:32 Uhr

Städte sind nicht autonom - sie leben auch von ihrem Umfeld. Man sieht ja durch den Vertrieb über das Internet, dass die Leute gar nicht mehr in die Städte müssen. Das Home-Office kommt dazu. Aus anderen Gründen ziehen junge Familien ins Umland. In den Städten verbleiben Studenten, Singles und Migranten. Da braucht ein Bürgermeister gar keine Schikanen für den Individualverkehr aufzubauen - er wird auch sofort bleiben. Ich werde mich jedenfalls mit über 60 Jahren nicht auf das Fahrrad setzen, um mir mit anderen, teilweise rüpelig fahrenden Zeitgenossen die Radwege zu teilen oder mich von einer jungen Mutter mit ihrem Lastenrad ankeifen zu lassen. Ein Lastenrad bei Regen oder im stürmischen Herbst erfordert schon Hardcore-Ökos, die ich gar nicht in meiner Nähe haben will. Der öffentliche Nahverkehr ist gekennzeichnet durch ein problematisches Klientel, auf dessen Tuchfühlung ich gern verzichte. Die Städte gehen kaputt, weil sie die Disziplinlosigkeit der Schulhöfe von Großstadtschulen aufweisen. Schlendern kann man nicht mehr ohne um herumlungerndes Volk zu laufen. Die Eintönigkeit der Kettenläden törnt ab.


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