"Das alles muss nicht sein", sagt mit voller Überzeugung Dominik Denk, der in der Branche bekannteste Hageldienstleister aus dem Nachbarland Österreich mit Firmensitz in Zell am Pettenfirst. Der erfahrene Geschäftsführer der Car-Rep-Profiteam Denk GmbH zog gegenüber AUTOHAUS dabei einen durchaus zulässigen Vergleich der aktuellen Corona-Situation mit der Hagelabwicklung vor einigen Jahren, wie er sie aus seiner Region noch bestens kennt: "Damals wurden keine riesigen Hallen um jeden Preis angemietet." Erst in der jüngeren Vergangenheit sei es quasi mehr und mehr Usus geworden, alle nur denkbaren Schäden in kurzfristig angemietete Hallen zu steuern – "vorbei an bestehenden Strukturen unzähliger Werkstattbetriebe und mit der Folge teilweise hoher Menschenansammlungen".
20 mal 250 ergibt auch 5.000
Denk läßt seine Kritik nicht einfach nur im Raum stehen, sondern erklärt an einem konkreten Beispiel mit 5.000 gemeldeten Hagelfahrzeugen, wie die Prozesse auch anders laufen können und selbst das K&L Reparaturgewerbe davon einen Nutzen hat: "Ich kann diese 5.000 Schäden alternativ und direkt auch in 20 bestehende Betriebe der näheren Umgebung routen und dort genauso effizient die Besichtigungen und Reparaturen erledigen. In jeden einzelnen Standort kommen letztlich im Durchschnitt dann lediglich 250 Fahrzeuge. Die sind in zehn Arbeitstagen besichtigt und – je nach Reparaturquote und Schadenbild – in zehn bis zwanzig Arbeitstagen auch fertig repariert." Laut Dominik Denk entstünden bei solch einem Vorgehen keinerlei Mehr- oder Minderkosten. Die ansonsten anfallenden Mieten für eine große Halle könne man anteilig den Werkstätten vergüten.
Das Auftragsvolumen werde also "einfach in kleinere Einheiten gesplittet mit z.B. maximal fünf gleichzeitig anwesenden Personen", die damit auch genug Platz für ausreichenden Abstand zueinander hätten. Auf diese Weise wäre zudem das Infektionsrisiko "für die Reparateure, die Sachverständigen und die Autohalter ebenfalls drastisch reduziert".
Rentabilitätssicherung für Werkstattpartner
Am Ende, so der renommierte Dellenexperte aus Oberösterreich weiter, wären "alle Stationen gleich schnell aufgearbeitet, als wenn die gesamten Fahrzeuge in einer großen Halle konzentriert gewesen wären und nebenbei einige Partnerbetriebe mit durch Corona ausgelöstem Auftragsrückgang in ihrer Rentabilität gefestigt". Als rhetorische Frage ergänzt er: "Ist dies nicht eine klassische Win-Win-Win Situation?"
Das Car-Rep-Profiteam sei "bereit, in ganz Europa in diesem Sinn die Werkstätten, Versicherungen sowie auch Schadensteuerer zu unterstützen". Zur Schadenfeststellung habe man sich explizit ein eigenes Zelt "mit perfekten Kontrasten" fertigen lassen. Die Reparatur selbst werde mit zertifizierten Dellentechnikern abgewickelt. Jeder dieser Techniker verfüge über die Hochvoltausbildung HV1 und könne selbstständig die Kalkulation der Fahrzeuge mittels Tablet durchführen. Falls gewünscht und erforderlich, stellt Denk auch qualifiziertes Montagepersonal zur Verfügung und deckt zusätzlich den Lackierbereich mit ab.
15 Praxistipps für Autohäuser und Reparaturbetriebe
Dominik Denk rät insbesondere den betrieblichen Kunden, folgende Themen zu beachten:
1. Check der Versicherungspolice: Passt die Deckungssumme noch zur Fahrzeuganzahl bzw. dem Bestandswert? Wie ist der Selbstbehalt gestaltet (tages-, ereignis-, fahrzeugabhängig)?
2. Bekommt der Betrieb Unwetterwarnungen und wie verlässlich sind diese?
3. Werden die Autos auch nach dem zehnten Fehlalarm noch vom Platz unter Dach gefahren?
4. Wer überprüft stichprobenartig die Fahrzeuge im Freien, falls es hagelte? (Keinesfalls sollte die Kontrolle in der Sonne, im nassen oder schmutzigen Zustand stattfinden, weil dabei selbst mittelgroße Dellen leicht übersehen werden).
5. Wer organisiert die Reparaturabwicklung im Fall eines Großereignisses am Standort (alle Arten von Eigen- und Kundenfahrzeuges sowie gesteuerte Schäden)?
6. Wer ist für die Kundenbetreuung, die Koordination der Sachverständigen zuständig?
7. Wie viele Fahrzeuge sollen pro Woche instandgesetzt werden? Daraus ist die Anzahl der eingesetzten Hageltechniker und die etwaig nötige, betriebseigene Lackierkapazität abzuleiten.
8. Wer führt den Scheibentausch durch?
9. Wer errechnet die Kapazität für Montagearbeit und Teilelagerung der demontierten Montageteile?
10. Wer sichert die Ersatzteilversorgung mit Leisten, Glas, Karosserieteilen, deren Zwischenlagerung, den Leihwagenbedarf und die Parkplatzsituation ab?
11. Wer organisiert in der Urlaubszeit ggfs. welche Vertretung für zuständige Mitarbeiter im Autohaus?
12. Wer kümmert sich in Corona-Zeiten um die Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen und Vorschriften der jeweils zuständigen Regierungen (Maskenpflicht für Mitarbeiter und Kunden, Abstandsregelung im Kunden- u. Werkstattbereich, Desinfektion für Personen und Fahrzeuge)?
13. Möchte ich die Aufträge von Subunternehmen (Dellentechniker, Glas- und Lackpartner, Teilelieferanten usw.) unterschreiben bzw. können Kostenvoranschläge oder Reparaturaufträge nicht auch ohne Unterschrift digital übermittelt werden?
14. Aus welcher Region kommt mein Subunternehmer? Wie ist dort die Corona-Situation und geht er verantwortungsbewußt mit allen Hygiene-Auflagen um?
15. Jeder Betrieb sollte spätestens ab Mai eines Jahres auf alle Parameter vorbereitet sein, denn „ab diesem Zeitpunkt ist in Deutschland mit einer Hagelgröße zu rechnen, welche auch Fahrzeuge beschädigt und dies beginnt bekanntlich ab 1,5 cm Korngröße". (bs)