Der seit 20 Jahren andauernde Trend sinkender Zahlen der Verkehrstoten wurde im Jahr 2011 durchbrochen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach den nun vorliegenden endgültigen Ergebnissen heute mitteilte, starben vergangenes Jahr 4.009 Menschen bei Verkehrsunfällen. Das waren 361 Personen oder 9,9 Prozent mehr als im Jahr davor. Damit hat der Straßenverkehr im Jahr 2011 durchschnittlich elf Menschen pro Tag das Leben gekostet. Auch die Zahl der Verletzten hat im Jahr 2011 zugenommen: Es wurden 10,2 Prozent mehr Verkehrsteilnehmer schwer und 4,8 Prozent mehr leicht verletzt.
Nach dieser heute bekannt gegebenen Jahresbilanz ist festzuhalten, dass letztlich die ohnehin schon zum Ende des vergangenen Jahres abgegebenen Prognosen nochmals einen zusätzlichen Negativtrend erhalten haben: Kurz vor Weihnachten rechnete Destatis mit rund 3.900, vor Silvester der ADAC mit 3.910 Toten in 2011. Am 24. Februar 2012 vermeldete das Statische Bundesamt Wiesbaden einen weiteren Anstieg auf 3.991 Tote, was einer Gesamtzunahme von 343 tödlich im deutschen Straßenverkehr verletzten Personen bzw. 9,4 Prozent entsprach.
Dieser Anstieg hat sich jetzt bei 9,9 Prozent manifestiert. Konkret heißt das, dass in den vergangenen vier Monaten nochmals 18 Menschen zusätzlich betrauert werden mussten, die erst Monate später ihren Verletzungen, die aus einem Verkehrsunfall im Jahr 2011 resultierten, erlegen sind. Damit gab es in Deutschland 2011 nicht nur knapp 10 Prozent mehr Verkehrstote als das Jahr davor. Auch die psychologisch nicht unbedeutende Marke von 4.000 wurde nicht nur erreicht, sondern sogar noch überschritten, obwohl der deutsche Straßenverkehr diese in 2010 bereits sehr deutlich unterschritten hatte.
Mehr tödliche Verkehrsunfälle auf Landstraßen
Im weiteren Verlauf der offiziellen Meldung aus Wiesbaden sind weitere Erhebungen wie folgt ausgewiesen: Die Polizei registrierte im Jahr 2011 insgesamt 2,36 Millionen Verkehrsunfälle, 2,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Abgenommen hat aber nur die Zahl der Unfälle mit ausschließlich Sachschaden, und zwar um 3,2 Prozent auf 2,06 Millionen. Die Unfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, nahmen dagegen um 6,2 Prozent auf knapp 306.300 zu. Zu dieser Entwicklung des Unfallgeschehens im Jahr 2011 dürften laut Destatis die sehr unterschiedlichen Witterungsbedingungen in den letzten beiden Jahren beigetragen haben.
Die meisten Verkehrsteilnehmer (60,9 Prozent) starben auf Landstraßen außerorts. Außerorts stieg die Opferzahl im Jahr 2011 mit + 10,6 Prozent am stärksten an.
Zahl der getöteten Kindern geht zurück
Erfreulicherweise kamen nach dem Anstieg im Jahr 2010 im vergangenen Jahr wieder weniger Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr ums Leben. 2011 starben 86 Kinder – das waren 17,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In allen anderen Altersgruppen gab es jedoch mehr Todesopfer zu beklagen. Die Zahl der tödlich verunglückten Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren ist um 14,9 Prozent auf 116 angestiegen. Um fast den gleichen Prozentsatz (+14,7 Prozent auf 1.044 Personen) nahm die Zahl der getöteten älteren Menschen ab 65 Jahren zu.
Ältere Fußgänger besonders gefährdet
Im Jahr 2011 verloren im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Fußgänger (+ 29,0 Prozent) und Motorradfahrer oder -mitfahrer (+ 11,5 Prozent) ihr Leben im Straßenverkehr. Von den 614 getöteten Fußgängern war jeder zweite 65 Jahre oder älter. Bei den tödlich verletzten Motorradfahrern gab es mit + 49,6 Prozent den stärksten Anstieg bei den 25- bis 34-Jährigen.
Alkohol wieder einer der häufigsten Unfallursachen
Nicht angepasste Geschwindigkeit, die im Jahr 2010 noch das häufigste Fehlverhalten darstellte, lag im Jahr 2011 nur an dritter Stelle aller Unfallursachen. Die absolute Zahl von Unfällen wegen nicht angepasster Geschwindigkeit ist im Jahr 2011 zurückgegangen. Dennoch gab es 7,1 Prozent mehr Tote bei diesen Unfällen, die nach wie vor die schlimmsten Folgen haben: Beinahe 40 Prozent aller Unfalltoten des vergangenen Jahres gehen auf zu hohe Geschwindigkeit eines Unfallbeteiligten zurück.
Die Zahl der Todesopfer bei Alkoholunfällen ist erstmals seit dem Jahr 2002 angestiegen, und zwar um 17,0 Prozent auf 400. Damit starb jeder Zehnte bei einem Alkoholunfall. (wkp/ll)
Jahresbilanz: Zahl der Verkehrstoten 2011 sogar über 4.000 angestiegen
361 Todesopfer mehr auf deutschen Straßen als noch 2010 – das ist die traurige Bilanz 2011 des Statistischen Bundesamtes. Damit ist die Zahl der Verkehrstoten das erste Mal seit 20 Jahren wieder angestiegen.