Neben dem Markennamen ist der Preis immer noch eines der wichtigsten Entscheidungskriterien beim Reifenkauf. Zu Recht? Für die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung Grund genug 15 aktuelle Sommerreifen der weit verbreiteten Dimension 205/55 R16 einem gründlichen Test zu unterziehen.
Schwarz und rund soll er sein – und möglichst billig. Dies ist für viele Autofahrer immer noch der Maßstab beim Reifenkauf. Dass damit Risiken verbunden sind, ist nur wenigen bewusst. "Ich fahre doch eh' nicht schnell", ist ein häufiges Argument Pro Billigreifen. Doch sind 100 km/h auf nasser Straße schnell? Wohl eher nicht. Ein Aufprall mit knapp 50 km/h aber schon! Denn genau das ist der Unterschied zwischen dem besten und dem schlechtesten Reifen beim gemeinsamen Test von GTÜ und dem Autoclub ACE in der Disziplin Bremsen auf nasser Straße.
Dramatische Unterschiede auf nasser Straße
Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet der teuerste Reifen im Test, der Continental Premium Contact 5, den billigsten Reifen, den Rotalla F108 auf diese dramatische Weise ausbremst. Bei den großen Marken werden Millionen in Forschung und Entwicklung investiert. Billighersteller, deren Fabriken wie im Fall Rotalla meistens in China stehen, begnügen sich dagegen mit schlichter Nachahmung. Das gilt auch für die beiden anderen Billigheimer Goodride und High Performer, die bei Nässe ebenfalls völlig unbefriedigende Leistungen zeigen. Wenn jedoch ein Vredestein aus holländischer Produktion nur auf dem Niveau eines Goodride verzögert, ist natürlich auch dort Nachholbedarf angesagt.
Die bekannten Marken wie Continental (Platz 1) und Dunlop mit dem SP Sport Fast Respone (Platz 2) leisten sich keinen Ausrutscher dieser Art. In diesen erlauchten Kreis ist nun endgültig auch der finnische Hersteller Nokian mit dem V (Platz 3) aufgestiegen. Ebenfalls auf diesem Niveau landen der Semperit Speed-Life, der Fulda EcoControl HP und der Hankook Kinergy Eco K425.
Dicht darauf folgen Goodyear Efficient Grip und der Pirelli-Klassiker Cinturato P7. Neben dem Markenimage gibt es bei jedem der Reifen noch spezifische Stärken und Schwächen. So rollen beispielsweise der Goodyear und der Fulda besonders leicht ab und helfen damit Sprit zu sparen. Dafür büßen die beiden Eco-Reifen etwas Nasshaftung ein. Der Dunlop rollt deutlich schlechter, bietet dafür aber ausgezeichnete Eigenschaften auf trockener und nasser Straße.
Zielkonflikt Nasshaftung und Rollwiderstand
Der klassische Zielkonflikt zwischen Nasshaftung und Rollwiderstand ist zwar noch immer spürbar, die Kunst einen Reifen zu entwickeln, der in keiner Disziplin elementare Schwächen zeigt, andererseits weit fortgeschritten. Doch noch gelingt nicht allen Herstellern der notwendige Spagat.
Im Mittelfeld fallen der Firestone mit schlechtem Rollwiderstand und mäßigen Leistungen im Trockenen sowie Kumho und Sava – letzterer eine der weniger bekannten Marken aus dem Hause Goodyear/Dunlop – negativ auf. Die beiden verlieren bei Nässe, wie zuvor schon der Vredestein, deutlich an Boden. Jedenfalls zuviel, um noch das begehrte GTÜ-Prädikat "empfehlenswert" zu bekommen. (he/lk)
Kfz-Sachverständige: GTÜ testet Sommerreifen
Insgesamt 15 aktuelle Reifen der Saison wurden von der GTÜ und dem Automobilclub ACE verglichen. Die Markenreifen sind dabei die klaren Sieger, die Billigpneus aus Asien hingegen nicht akzeptabel.