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Mercedes-Benz: 65 Jahre Crashtests für mehr Sicherheit

23.09.2024 20:43 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Beginn der Crashtest-Zeitrechnung: Eine Vorserien-Heckflosse der MB-Baureihe W 110 "fliegt" 1959 mit 55 km/h ungebremst auf ein festes 17-Tonnen-Hindernis, um dort auszuloten, wieviel Energie die vorgelagerte "Knautschzone" absorbieren kann, ohne dass die feste Fahrgastzelle kollabiert. Um die Bewegungen von Dummy und diversen Sandsäcken filmen zu können, wurden die linksseitigen Türen vor dem Crash entfernt.
© Foto: mvconlineticker.de

Vor genau 65 Jahren startete Mercedes-Benz seine ersten Crashversuche mit Komplettfahrzeugen. Zielstellung damals: Die Konstruktion der Karosserie unter realen und reproduzierbaren Bedingungen testen, um die passive Sicherheit optimieren zu können.

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Die Entscheidung, künftig neben Berechnungen und der Auswertung realer Unfälle auch eigene Crashversuche durchzuführen, fiel bereits im Jahr 1958. Ein Jahr später sollte es am 10. September 1959 dann so weit sein: Wie der MB-Oldtimer-Ticker (mvconlineticker.de) berichtet, wurde an diesem Tag ein Vorserienfahrzeug der kommenden Baureihe W 110 einem Frontalaufprall auf ein feststehendes Hindernis ausgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt war auch der weltweit erste Personenwagen mit Sicherheitskarosserie bereits auf dem Markt, die Oberklasselimousine der Baureihe W 111. Crashversuche mit diesem Fahrzeug bestätigen die Wirksamkeit der Sicherheitskarosserie für alle Insassen.

Vordenker Béla Barényi

Als "Vater" der passiven Sicherheit bei Mercedes und auch der übrigen Automobilwirtschaft gilt bis heute Béla Barényi, Urheber u.a. von 2.500 Patenten. Ab 1939 arbeitete Barényi für die Daimler-Benz AG und machte die passive Sicherheit von Autos zu seiner Lebensaufgabe. Zusammen mit Daimler-Benz-Entwicklungsvorstand Hans Scherenberg formulierte Barényi 1966 die bis heute gültige Aufteilung von aktiver und passiver Sicherheit.

Barényis Konstruktionen und Erfindungen machten Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz zu den sichersten ihrer Zeit, wie es auch Wikipedia entsprechend festgehalten hat. Erstes Projekt war ein neuartiger Plattformrahmen für das Mercedes-Benz-170V-Cabriolet (Baureihe W 136), der Insassen bei einem Seitenaufprall besser schützte als bei früheren Konstruktionen. Die Serieneinführung dieses Konzepts erfolgte 1953 bei der "Ponton"-Baureihe W 120. 1948 erfand er ein Prinzip für versenkte Scheibenwischer, die ein geringeres Verletzungsrisiko für Fußgänger bedeuten. Auch die sogenannte Sicherheitslenksäule geht auf ihn zurück.

Erste Fahrgastzelle mit Knautschzone

1951 gelang Barényi mit seiner zum Patent angemeldeten Sicherheitsfahrgastzelle der wohl bedeutendste Durchbruch: Erstmals wurde eine hochfeste Fahrgastzelle mit einer definierten Knautschzone versehen. In der im August 1959 präsentierten Oberklasse-Baureihe W 111 ("Heckflosse") ging diese Innovation erstmals in Serie. Die ersten Crashversuche unter Realbedingungen, die einen Monat später nochmals mit einem Vorserienfahrzeug der Baureihe W 110 gefahren wurden, bestätigten den avisierten Erfolg der Sicherheitsfahrgastzelle deutlich.

1963 erfand Barényi die "Sicherheitslenkwelle für Kraftfahrzeuge" und ließ auch diese Technik patentieren. Als vollständiges System hatte diese Sicherheitslenkung 1976 in der Baureige W 123 Premiere. Neben seinem Engagement für die passive Sicherheit entwickelte Barényi auch wegweisende Automobilkonzepte wie das Wohnmobil Mercedes-Benz Großer Reisewagen und das Kompaktfahrzeug K-5. Ab 1955 bis zu seiner Pensionierung 1974 leitete er die Vorentwicklung bei Daimler-Benz. 1990 veratarb er im Alter von 90 Jahren in Böblingen.

Geröntger Crash als aktuelle Speerspitze

Mercedes-Benz entwickelt die Methoden der Crashtests laufend weiter. 2016 wurde beispielsweise das heutige Technologiezentrum für Fahrzeugsicherheit in Sindelfingen eröffnet, das auch sehr komplexe Crashtests ausführen kann. Einen Offset-Crashtest zwischen zwei Elektroautos zeigte Mercedes-Benz im Oktober 2023. Rund ein halbes Jahr später röntgte Mercedes-Benz als erster Autohersteller weltweit einen Crashtest und macht damit alle Vorgänge in Fahrzeugstrukturen und Dummys sichtbar (wir berichteten).

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