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Nach Bundesrats-Zustimmung: Weg frei für HVO100 Diesel in Deutschland

25.03.2024 05:27 Uhr | Lesezeit: 8 min
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Am Ziel der Zulassung des alternativen Dieselkraftstoffes angekommen: Die Protagonisten der Initiative HVO100 mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (mi.), Automobilclub-GF Michael Haberland (r. daneben), Albert Vetterl (3.v.r.), Präsident und LIM des Kfz-Gewerbes Bayern sowie Konrad Weßner, GF der Marktforschung puls (3.v.l.).
© Foto: Mobil in Deutschland e.V.

Am Freitag, 22. März 2024, hat der Bundesrat seine Zustimmung zur Zulassung von klimaschonenden Dieselreinkraftstoffen erteilt. Damit kann HVO100 voraussichtlich ab dem 13. April 2024 an deutschen Tankstellen in Reinform getankt und verkauft werden.

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Die ersehnte Zulassung für den non-fossilen Dieselkraftstoff HVO100 ist da. "Er vereint Klimaschutz und automobile Mobilität", so der Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. und könne deshalb "ein Game-Changer im Ringen um das Aus der Verbrennungsmotors sein – sowohl im Pkw-Bereich als auch beim Güter- und Schwerlastverkehr".

Die beschlossene Anpassung der 10. BImSchV durch die Aufnahme der Dieselkraftstoffnorm DIN EN 15940 war die Voraussetzung dafür, dass klimaschonende Kraftstoffe wie HVO100 an Tankstellen in Deutschland angeboten werden können. In vielen anderen Ländern Europas können Autofahrer bereits den alternativen Kraftstoff tanken, der künftig mit dem Hinweis "XtL" gekennzeichnet sein wird.

"Emissionen drastisch reduziert"

HVO100 (Hydrotreated Vegetable Oil, zu deutsch "hydriertes Pflanzenöl"), ist ein Dieselreinkraftstoff, der durch die Umwandlung von Pflanzenölen, pflanzlichen und tierischen Fetten oder wieder verwertbaren Abfallstoffen wie Speiseölen und Fettresten entsteht. HVO100 werden folgende Vorteile zugeschrieben: Bis zu 90 Prozent geringere Treibhausgasemissionen im Vergleich zu fossilem Diesel, bis zu 33 Prozent weniger Feinstaub sowie weniger Partikel, bis zu 9 Prozent weniger Stickoxid und nahezu frei von Schwefel, Sauerstoff und Aromaten.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind ebenfalls breit gefächert und reichen von Schwerlast- und Güterverkehr, über Busse und PKW bis hin zu Baufahrzeugen, Schiff und Bahn. Die Integration dieses Kraftstoffs erfordert laut Mobil in Deutschland e.V. keine umfassenden Modifikationen an bestehenden Dieselanlagen bzw. Motoren, was eine reibungslose Implementierung in die bestehende Fahrzeugflotte ermögliche. 

"Echte Alternative zum E-Auto"

Ab dem 13. April 2024 werden voraussichtlich die ersten Tankstellen in Deutschland den neuen HVO-Kraftstoff in ihr Portfolio aufnehmen. Dr. Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland e.V. und Initiator der Kampagne "HVO100 goes Germany", die die Markteinführung von HVO in Deutschland begleitet, begrüßt diese Entscheidung: "Der Autofahrer hat zum ersten Mal eine echte Wahl an der Zapfsäule, ob er weiterhin fossil tanken möchte oder eben klimafreundlich. Annähernd CO2-neutral konnte er vorher nur mit dem E-Auto unterwegs sein. Das ändert sich jetzt. Daher war die Zulassung von HVO100 in Deutschland längst überfällig. HVO100 ist eine Revolution an der Zapfsäule. Im Sinne von Klimaschutz und Mobilität."

Bereits eine gute Woche zuvor lud der Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. zur exklusiven Auftaktveranstaltung "HVO100 goes Germany" in die Motorworld Manufaktur Berlin ein, wo mehr als 250 geladene Gäste aus Wirtschaft, Industrie, Verbänden und Politik über den neuen Dieselkraftstoff HVO100 informiert wurden.

Röhrl: "Verbrenner wird noch ganz lange leben"

Neben Testfahrten mit dem neuen Sprit, unter anderem in INEOS Grenadier Fahrzeugen, fanden auch unterschiedliche Experten-Panels statt. Unter anderem legte Rallyelegende Walter Röhrl seine Sicht der Dinge in Bezug auf den Verbrennungsmotor und alternative Kraftstoffe dar: "Für mich ist jede Autofahrt eine Freude und das jetzt umso mehr, wenn es mit umweltfreundlichen Kraftstoffen geht. Den Verbrennungsmotor wird es noch eine ganz lange Zeit geben."

Marktforschungsergebnisse von puls

Im zweiten Expertenpanel stellten Dr. Konrad Weßner von puls Marktforschung und der Geschäftsführer des Bundesverbands freier Tankstellen e.V., Daniel Kaddik, die Ergebnisse der repräsentativen Marktforschungsstudie zu HVO100 vor, die im Vorfeld der Veranstaltung durchgeführt wurde, um die Bekanntheit und Zukunftsfähigkeit des neuen HVO-Kraftstoffs näher zu beleuchten. Nur 12 Prozent der Autofahrer haben bereits von HVO100 gehört; zwei Drittel würden sich aber bei Wahlfreiheit eher für einen Verbrenner mit nonfossilen Kraftstoffen entscheiden anstatt für ein Fahrzeug mit batterieelektrischem Antrieb. Daniel Kaddik vom bft ist sich daher sicher: "Mit HVO kann jeder einen Beitrag zur Defossilisierung des Verkehrs leisten. Die Kunden müssen aber wissen, was es ist und was es kann. Dafür treten wir gemeinsam an."

"Klimaschutz nur bei Technologieoffenheit"

Die Verbindung von Theorie und Praxis vermittelten in einem dritten Expertenpanel die Bundestagsabgeordnete Judith Skudelny (FDP) und Christian Nikolai von FuelMotion, die an diesem Tag den HVO100-Kraftstoff zur Verfügung gestellt haben. Skudelny, die sich als eine der ersten schon seit vielen Jahren mit dem Thema HVO-Kraftstoffe beschäftigt, wies dabei auf die aktuellen politischen Gegebenheiten und Herausforderungen hin. Beide Experten forderten Vernunft und Pragmatismus, um die Menschen bei einem solch wichtigen Thema wie Klimaschutz unbedingt mitzunehmen. "Klimaschutz funktioniert nur durch Technologieoffenheit. Dazu zählen ganz eindeutig auch Verbrenner mit synthetischen XtL-Kraftstoffen wie HVO", so Christian Nikolai.

"Meilenstein für nachhaltigere Mobilität"

Bei der anschließenden Abendveranstaltung war Bundesminister für Digitales und Verkehr Dr. Volker Wissing zu Gast in der Motorworld Manufaktur Berlin, um mit Dr. Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland e.V., über den neuen Dieselkraftstoff zu sprechen. Haberland wies in seiner Einführung besonders auf die Wichtigkeit von Technologieoffenheit hin, die in Deutschland und der EU so dringend gebraucht wird: "Die bevorstehende Markteinführung von HVO100 markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Mobilität. Wir sind zuversichtlich, dass HVO100 ein Erfolg an der Tankstelle wird. Zum ersten Mal hat der Autofahrer jetzt die Wahl an der Zapfsäule, ob er weiterhin fossil tanken möchte oder eben klimafreundlich. Das ging vorher nur durch die Anschaffung eines E-Autos. Wir müssen alle Optionen nutzen – und dazu zählen besonders auch alternative Kraftstoffe wie HVO100."

Klares Bekenntnis von Volker Wissing

Auch Volker Wissing verlor ähnliche Worte und betonte noch einmal die Wichtigkeit und das Potenzial von HVO100 für Deutschland und für eine klimafreundliche Mobilität – auch als Zeichen für Technikoffenheit und gegen Verbote: "Diese Gesellschaft muss mobil bleiben. Der Zugang zu individueller Mobilität ist das Fundament des Wohlstands in Deutschland. Und die Menschen wollen individuelle Mobilität. Und diese Bedürfnisse der Gesellschaft müssen wir mit unseren Aufgaben in Einklang bringen, das Ganze klimaneutral zu organisieren. Das ist das, worum es geht." HVO könne da einen wertvollen Beitrag leisten, um individuelle Mobilität und Logistik und Klimaneutralität zu vereinen.

Auch Kfz-Gewerbe Bayern und TÜV SÜD als Protagonisten

Wissing bedankte sich am Schluss für das starke Engagement von Mobil in Deutschland e.V. und den Unterstützern der gleichnamigen Kampagne "HVO100 goes Germany", das für den Erfolg des neuen Kraftstoffs unerlässlich sei. Die Kampagne wurde von Mobil in Deutschland e.V. genau zu diesem Zweck initiiert, den neuen HVO-Kraftstoff in der Branche, bei der Politik, aber auch bei den Autofahrern bekannter zu machen und so für mehr Aufmerksamkeit und einen schnelleren Markthochlauf in Deutschland zu sorgen.

Viele namhafte Partner unterstützen dieses Vorhaben – darunter der Bundesverband freier Tankstellen e.V., der mittelständische Tankstellenbetreiber Benzin-Kontor, FuelMotion GmbH, das Logistikunternehmen Große-Vehne, das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern, die Motorworld Manufaktur Berlin, pulsMarktforschung, Sternauto, TÜV SÜD und der Verband der deutschen Autohöfe e.V.

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Erster Tankvorgang mit HVO100: Rennfahrerlegende Walter Röhrl mit Michael Haberland und Christian Nikolai von FuelMotion, der den Kraftstoff zur Verfügung stellte.
© Foto: Mobil in Deutschland e.V.
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