Der Erweiterte Vorstand des ZKF diskutierte auf seiner Oktober-Sitzung über die kürzliche Veröffentlichung einer Studie des Gesamtverbands der Versicherer (GDV). In dieser wurden Gründe für die Erhöhung der steigenden Autoreparaturkosten in Form von steigenden Stundensätze über 200 Euro für Karosseriearbeiten und 220 Euro für Lackierarbeiten kommuniziert (wir berichteten). Die Basis für die Studie waren Daten der Sachverständigenorganisation DEKRA aus dem Jahr 2024.
Verbands-Analyse: "Datenmaterial nicht vergleichbar"
"Dabei werden aber Besonderheiten und Vergleichbarkeiten von Studien und Problemfelder des Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerks nicht aufgezeigt. Hersteller- und Markenbetriebe tragen mit Verrechnungssätzen zwischen 300 und bis zu über 500 Euro zusätzlich zur Verschärfung von Diskussionen bei und katapultieren den vom GDV kommunizierten Werkstattstundensatz insgesamt in die Höhe", lautet ein erster, wesentlicher Kritikpunkt des Zentralverbands.
Für das Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerk mit seinen reparierenden Mitgliedsbetrieben sei es irritierend, dass vordergründig die Erhöhungen der Unfallreparaturkosten der Werkstätten als Hauptgrund für die enormen Erhöhungen der Prämien beschrieben werden. Tatsächlich aber würden sich "erhebliche Unterschiede" zeigen.
ZKF-Präsident Arndt Hürter analysiert: "Nur einheitliche Datenstrukturen schaffen eine Vergleichbarkeit in der Außenkommunikation. In der Studie des GDV wurden Brutto-Werte der SVS in der Kommunikation zunächst veröffentlicht. Um eine Vergleichbarkeit mit betrieblichen Daten von Betrieben vorzunehmen, müssen Netto-Werte der Stundenverrechnungssätze (SVS) zunächst korrigiert werden – so liegen wir bei Karosseriearbeiten der GDV-Studie bei ca.163,62 Euro und Lackarbeiten von 178,20 Euro pro Stunde ohne gesetzliche Mehrwertsteuer."
"Basis des DEKRA-SVS ist ein Mix aus Betrieben"
Darüber hinaus seien die von DEKRA ermittelten Daten eine Übersicht von verwendeten SVS in den Regionen aller Kfz-Betriebe. Laut DEKRA bilde diese Datenbasis "alle im Vorjahr erstellten Gutachten aus Privat- und Versicherungsaufträgen von freien und markengebundenen Fachwerkstätten zum ausgehängten SVS, als auch mit individuellen Vereinbarungen" ab. Hier werde der Jahresdurchschnitt für alle Reparaturbetriebe und im Anschluss für die Postleitzahlregionen als das arithmetische Mittel gebildet. Aus Sicht des ZKF "kann dies für den Betrieb nur als Richtschnur dienen und ersetzt keine Berechnung eines betriebsindividuellen SVS", so Präsident Hürter.
Aber auch der Unterschied zwischen einem "ausgehängten" SVS für den Kunden als sichtbarem Preis für eine Arbeitsstunde (dafür hat ein Handwerksbetrieb im Kundenbereicheine Aushangpflicht) und dem vom Betrieb betrieblich erzielten SVS müsse unterschieden werden. "Hier fließen Probleme der Kostenerhöhungen, Auslastung der Betriebe sowie viele weitere betriebliche Faktoren mit ein, die das Unternehmen in seinen Kalkulationen berücksichtigen muss", so Hürter.
Starke Kostenanstiege bei Lack und Ersatzteilen als wahre Preistreiber
Weiter betont er: "Die stark gestiegenen Kosten, z. B. bei Löhnen und Energie, waren in den letzten Jahren ein Grund, um die Stundenverrechnungsätze anzupassen. Die ,wahren‘ Gründe jedoch sind im starken Anstieg der Ersatzteilpreise, aber auch beim Lackmaterial in den letzten Jahren zu finden." Dass dabei steigende Kosten in die Kalkulationen der Betriebe Einfluss finden müssen, sei grundsätzlich "der richtige Weg".
ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm betont, "der betrieblich erzielte SVS trägt maßgeblich zum betriebswirtschaftlichen Erfolg für das Unternehmen finanziell bei. Dieses Vorgehen ist für Betriebe überlebenswichtig, um zahlungsfähig und wettbewerbsfähig zu bleiben“.
ZKF-Branchenbericht zeigt operative Leistungsfähigkeit
Der vom ZKF jährlich erhobene Betriebsvergleich belege, dass Einfluss auf die Rendite der Betriebe – neben den betrieblichen Kosten wie etwa dem Material – auch die Höhe der Stundenverrechnungssätze der Versicherer hat. Noch immer liege das EBITDA der reparierenden Betriebe im Karosserie- und Fahrzeugbau unter dem weiterhin gewünschten Ergebnis. Betriebe benötigten aber zwingend einen betriebswirtschaftlichen Gewinn, um Investitionen, z. B. in Digitalisierung, Arbeiten an HV-Fahrzeugen und Nachhaltigkeit in den Betrieben tätigen zu können.
Teilepreisanstieg um mehr als 70 Prozent in 10 Jahren
Hier müsse aus Sicht des ZKF-Vorstandes, insbesondere im Bereich der Ersatzteilpreise, der starke Anstieg der Kosten mit den vorliegenden Problemen zunächst gelöst werden, so der Hauptgeschäftsführer. Dies habe auch die aktuelle Studie des GDV des vergangenen Jahres gezeigt, wonach bei der langfristigen Entwicklung der Kosten im Bereich der Pkw-Ersatzteile diese um durchschnittlich über 70 Prozent in den letzten 10 Jahren angestiegen sind. Genau dieser Trend aber halte weiter an: "Zwischen August 2024 und August 2025 sind die Preise im Schnitt um knapp sechs Prozent gestiegen, bei einzelnen Teilen wie Vordertüren und Motorhauben sogar um rund acht Prozent“, wird GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen von den Verantwortlichen des ZKF zitiert.
Rentables Handwerk vs. teure Designschutz-Folgekosten
Der ZKF-Vorstand fordert, dass die Stundenverrechnungssätze von Versicherungen für die Freien Werkstätten ausreichend sein müssen, um Investitionen vornehmen zu können und um Spezialisten zu entlohnen, die diese anspruchsvollen Tätigkeiten in der Unfallreparatur ausführen können. Kritisch wird dabei der Design- und Markenschutz der Autohersteller für sichtbare Ersatzteile angesehen, die durch das dabei entstehende Monopol einerseits zu Preiserhöhungen führen und andererseits die Prämien ansteigen lassen. Hier stehe das Handwerk mit der Industrie im Wettbewerb.
Klare Forderungen an die Versicherer
Fazit des ZKF-Präsidenten: "Angaben von Daten müssen eine Vergleichbarkeit aufweisen und ,Äpfel dürfen nicht mit Birnen‘ verglichen werden. Versicherer dürfen nicht nur Werkstätten Prämienerhöhungen zuschieben, sondern den Verbraucher auch über den Tatbestand der ständig steigenden Lack- und Ersatzteilpreise aufklären. Darüber hinaus müssen die Versicherer zudem die Prämien so kalkulieren, dass auch Werkstätten einen auskömmlichen und fairen SVS erhalten." Dies gelte insbesondere für die Freien Karosserie- und Lackbetriebe, die "mit deutlich geringeren SVS kalkulieren müssen, als dies Markenwerkstätten tun und damit den Versicherern sowie dem gesamten Markt schaden".