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Studie: Aftersales-Geschäft wächst weiter

11.08.2017 16:30 Uhr
Studie: Aftersales-Geschäft wächst weiter
Rund ein Fünftel setzt die weltweite Autoindustrie mit Reparaturen und Ersatzteilen um.
© Foto: fotolia - Tomasz

Der Markt für Kfz-Service und Ersatzteile verspricht kontinuierliches Wachstum. Doch das Geschäft wird zunehmend komplexer. Der Großteil der Zulieferer sieht sich unzureichend gerüstet für Digitalisierung und neue Rivalen.

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Die Autobranche darf auf weiteres Wachstum im globalen Kfz-Aftersales hoffen. Nach einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung McKinsey und des europäischen Automobilzuliefererverbands Clepa sollen die Umsätze von knapp 800 Milliarden auf 1,2 Billionen Dollar im Jahr 2030 zulegen. Das entspräche einem jährlichen Anstieg von drei Prozent. Treiber der Entwicklung sei der chinesische Markt mit einem Plus von 8,1 Prozent, hieß es. In Europa und Nordamerika dürften die Wachstumsraten mit 1,5 bzw. 1,6 Prozent deutlich geringer ausfallen.

Wie wichtig der Aftersales für die Branche ist, zeigen diese Zahlen: Der Studie zufolge bleiben Reparaturen und der Teile-Handel mit rund einem Fünftel der Gesamtumsätze auch in Zukunft eine wichtige Säule. Aktuell fallen 53 Prozent der Erlöse auf Verschleißteile, dahinter rangieren Unfallreparaturen (zwölf Prozent), Diagnose (neun Prozent) und Services (sechs Prozent).

Laut Andreas Cornet, Seniorpartner von McKinsey, müssen sich die Branchenplayer trotz der positiven Prognose auf einen massiven Wandel einstellen: "Das Aftersales-Geschäft wird sich komplett verändern. Neue Geschäftsmodelle wie beispielsweise der Direktvertrieb von Autoteilen über das Internet werden die bestehende Aufteilung zwischen Autoherstellern, Zulieferern, Distributoren und Werkstätten neu sortieren."

Insbesondere digital- und fahrdatenbasierte Dienstleistungen wie Updates für das Auto oder Echtzeit-Diebstahlschutz werden nach Ansicht von Cornet in Zukunft stark wachsen – auf rund 20% Umsatzanteil in zehn Jahren. Bis zu einem Viertel der Teile könnten 2030 online gekauft werden. Verschleißärmere Technologien wie elektrische Antriebe würden die Nachfrage nach Ersatzteilen dämpfen ebenso wie die Einführung sicherer, selbstfahrender Autos. 80 Prozent der befragten Automobilzulieferer und Branchenvertreter gaben in der Befragung an, auf diese Veränderungen schlecht vorbereitet zu sein.

Zulieferer mit Nachholbedarf

"Insbesondere bei der Digitalisierung hinken viele Zulieferer noch hinterher", so Cornet. 42 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich die Profitabilität ihres Aftersales-Geschäfts in den kommenden zehn Jahren verschlechtern werde. Lediglich 29 Prozent gehen von einer Verbesserung der Marge aus.

"Zulieferer müssen jetzt handeln, um sich ihren Anteil am zukünftigen Aftersales-Geschäft zu sichern", betonte Dirk Breitschwerdt, ebenfalls McKinsey-Seniorpartner und Co-Autor der Studie. "Sie sollten eine Strategie umsetzen, die auf den eigenen Stärken aufbaut – ob Kundenbindung, überlegenes Netzwerk oder Technologieführerschaft." Dann gelte es, schnell mit neuen Angeboten in den Markt zu gehen, um früh Erfahrungen zu sammeln. Breitschwerdt: "Dies schließt auch Kooperationen mit Start-ups aus dem Digitalumfeld ein." (rp)

Die Studie "The changing aftermarket game" nennt sechs Trends, denen sich Zulieferer stellen sollten:

- Die Konsolidierung wird sich in Europa fortsetzen – vor allem unter Distributoren und Großhändlern. Eine Landschaft wie in Nordamerika, in der die vier führenden Großhändler 40% des Marktes ausmachen, ist nicht unrealistisch.

- Autohersteller expandieren in das Aftersales-Geschäft mit seinen attraktiven Renditen – auch, um dem Kunden eine Erfahrung "aus einer Hand" zu bieten.

- Wie andere Produkte werden auch Autoteile durch die Digitalisierung immer stärker online verkauft werden. Sensible oder komplizierte Komponenten wie Airbags oder Windschutzscheiben werden aber weiterhin durch Hersteller oder unabhängige Werkstätten vertrieben.

- Fahrdaten werden zu einem attraktiven Ziel – sie können helfen, den Kunden mit seinen Wünschen besser zu verstehen und Services (z.B. im Falle einer Panne) schneller anzubieten oder gar zu warnen, bevor ein wichtiges Bauteil im Auto ausfällt.

- Neue Wettbewerber aus dem Digitalumfeld, beispielsweise aus dem Flottenmanagement oder den Versicherungen, versuchen, sich einen Teil des Geschäfts zu sichern.

- Durch die Digitalisierung wird die Preistransparenz größer. Bis zu 30 Prozent der Kunden in Europa informieren sich vorab über günstige Werkstätten.

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KOMMENTARE


Jan Mangold

29.08.2017 - 09:41 Uhr

Einmal weitergedacht, wie entwickelt sich der Aftersales mit zunehmender Einführung des autonomen Fahrens?Werden im Zusammenspiel vieler verschiedener Sensoriksysteme mit vereinzelt noch selbst gesteuerten Fahrzeugen die Schadens- und Reparatursummen steigen oder sinken?LG JM


Anonym

29.08.2017 - 14:37 Uhr

@JMSelbst gesteuerte Fahrzeuge steuern vorher ausgewählte Werkstätten an. Diese bekommen die Aufträge durch Ersteigerung oder ähnliches. Eine Plattform wird sich da evtl. dazwischen schalten, wie heute schon abzusehen. Und dann verdient genau einer an dem ganzen Spiel, und die anderen arbeiten.Dementsprechend meine These: Die Summen werden größtenteils gleich bleiben, aber bei den Werkstätten wird weniger ankommen. Meine Vorstellung zumindest.Was die Sensorik an sich angeht, gehe ich schwer von steigenden Summen aus.


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