Wer dauerhaft Erfolg haben möchte, muss innovativ sein und Lösungen für die der jeweiligen Branche inhärenten Probleme finden. Im saisonalen Hagelgeschäft beispielsweise gilt es, das eigene Personal möglichst ganzjährig auszulasten, um nicht monatelangen Leerlauf zu riskieren. Um sich im umkämpften und preisintensiven Markt der lackschadenfreien Ausbeultechnik zu behaupten, müssen sich bietende Chancen konsequent genutzt werden – mit der gebotenen Schnelligkeit, Präzision und Arbeitsqualität. Die in Hamburg ansässige DRS Group hat sich dabei mehr als einmal dazu entschieden, ausgetretene Pfade zu verlassen und Dinge anders zu machen. Geschäftsführer und Gründer Danny Ralf Stepputis erläutert im Exklusiv-Interview, wie so aus einem kleinem motivierten Team ein international aufgestelltes Erfolgsunternehmen wurde.
AH: Herr Stepputis, obwohl DRS in vielen Bereichen die Benchmark setzt, treten Sie in der Branche eher zurückhaltend auf. Woran liegt das?
D. Stepputis: Das ist Teil unserer Unternehmensphilosophie. Statt laut zu trommeln, setzen wir bewusst auf langfristige Beziehungen zu Kunden, die unsere Art zu arbeiten und unsere Diskretion zu schätzen wissen. Ich persönlich mag verbindliche und verlässliche Absprachen, die von beiden Seiten eingehalten werden. Solche Partner haben wir in mehreren Fahrzeugherstellern oder Captive-Versicherern gefunden, für die wir beispielsweise exklusiv das Autohaus-Geschäft für 3.000 Betriebe nach Hagelschlag deutschlandweit abwickeln. Schnell, kompetent und ISO-zertifiziert. Ein weiteres Geschäftsfeld sind professionelle Nacharbeiten in den Werken der Automobilindustrie. Hier geht es um Neufahrzeuge, weswegen nur höchste Qualität akzeptiert wird.
Industrielle Dimensionen
AH: Welche Geschäftszweige sprechen Sie da an?
D. Stepputis: Wir haben uns von der reinen Hagelschadenreparatur zum Fullservice-Dienstleister weiterentwickelt: De- und Remontage bieten wir ebenso an wie komplette Maintenance-Konzepte inklusive Vorschadencheck, Batterietests, Fahrzeugwäsche, Ersatzteilhandling und Folierung. Wir kommen also aus dem klassischen Ausbeulgeschäft, haben uns aber schon sehr früh in Richtung Großschäden spezialisiert und dies bis in industrielle Dimensionen perfektioniert. Dabei spielt unser festangestelltes Projektteam eine entscheidende Rolle wenn es um stabile Prozesse, Abläufe und Qualitätssicherung geht. Auch verfügen wir über mehrere mobile Lackierkabinen, die wir je nach Schadensbild beim Kunden vor Ort in Einsatz bringen. 500.000 reparierte Fahrzeuge und 550 Großkunden weltweit sprechen eine deutliche Sprache.
AH: Wie kann man sich diese Industrialisierung der Smart Repair vorstellen?
D. Stepputis: Hagelschläge auf großen Lagerplätzen oder an Werksstandorten sind sicherlich die Königsdisziplin unserer Branche. Es gilt in kürzester Zeit geeignete Projektleiter und Technikerteams an den Einsatzort zu bringen und den Hersteller handlungsfähig zu halten. Die beschädigten Fahrzeuge blockieren Stellplätze, während die Fertigung weiter läuft. Über die Jahre haben wir hier zwei Weltrekorde aufgestellt, auf die wir sehr stolz sind. 2017 hat DRS in Mexiko rund 40.000 Fahrzeuge repariert – der größte mir bekannte Einzelauftrag der Geschichte. Wir hatten drei Monate lang 1.264 Mitarbeiter vor Ort, die acht Hotels komplett belegten. Für die nötige Mobilität sorgten zwei Boeing 747 und 18 Reisebusse. Tag für Tag hat unsere Mannschaft über 1.000 Fahrzeuge mit Hagelschäden qualitativ so instandgesetzt, dass die Autos neuwertig in den Handel gehen konnten. Eine enorme Ersparnis für die Versicherer und eine gigantische logistische Leistung, für die wir einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde angemeldet haben.
Eigene Software im Einsatz
AH: Wie behält man in solchen Situationen den Überblick?
D. Stepputis: Durch Unterstützung mit modernster Technik. Wir haben seit 7 Jahren eine komplett selbst entwickelte Software namens Sky im Einsatz, mit der wir unsere Projekte abwickeln. In Mexiko hatten wir 16 verschiedene Übergabestationen und wussten trotzdem immer, welchen Status jedes Fahrzeug gerade hat. Über ein Echtzeittracking, das Versicherer und Hersteller immer häufiger fordern, haben wir jederzeit Transparenz, wo im Reparaturprozess sich ein Auto gerade befindet und welche Arbeiten bereits durchgeführt wurden. Die digitalen Schadenakten sind rund um die Uhr für die Prozessbeteiligten einsehbar. Denken Sie beispielsweise an die Logistiker, die so schon vor der tatsächlichen Reparatur des Fahrzeugs den Transport der reparierten Fahrzeuge antizipieren und disponieren können. Die Autos sind so einfach schneller im Handel und beim Endkunden.Mit der modularen Hochleistungsplattform von DRS haben wir zudem ein Baukastensystem geschaffen, mit dem wir wirklich jedem Kunden einen maßgeschneiderten Prozess bieten. Obwohl wir es immer mit Hagel zu tun haben, ist doch jedes Projekt anders. Wir bekommen unsere Vorgaben vom Auftraggeber und setzen diese in höchster Qualität um. Da sind wir Dienstleister mit Leib und Seele.
Eigenes LaKaZe
AH: Im Laufe dieses Jahres haben Sie mit der Eröffnung eines modernen K&L-Zentrums bei Wolfsburg für Aufsehen gesorgt. Welche Strategie verfolgen Sie damit?
D. Stepputis: Neben den bereits angesprochenen Produktlinien der industriellen Hagelschadenreparatur und dem mobilen Geschäft gemeinsam mit den Autohäusern bietet DRS in der Tat auch einen stationären Werkstattbereich. So betreiben wir seit 2014 im niedersächsischen Lehre, bei Braunschweig, einen Reparaturbetrieb für Privat-, Flotten- und Firmenkunden. Der Reparatur Service deckt ein breites Portfolio ab: Neben Karosserie und Lack bieten wir auch Smart Repair und Mechanikarbeiten an, dazu einen Reifen-und Räderservice und Dienstleistungen wie Hol- und Bring- oder Mobilitätsservices. Dieses zusätzliche Standbein hatte vom Start weg großen Erfolg. Deswegen haben wir bereits vor drei Jahren mit der Planung und Standortsuche für ein zweites K+L-Zentrum begonnen, für das wir in Isenbüttel, bei Wolfsburg, ideale Voraussetzungen gefunden haben. Auf 20.000 Quadratmeter haben wir einen Werkstattbereich von 3.000 Quadratmeter realisiert, der weit über die Region hinaus seines gleichen sucht. Neben einer hochmodernen Lackieranlage der Firma Wolf bieten wir dort geradezu Laborbedingungen für Hagelschadeninstandsetzung und klassische Unfallreparatur – von der Richtbank über Aluminiumarbeitsplätze und die Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen bis hin zum modernsten E-Mobility-Center außerhalb eines Herstellerwerkes. Ein Blockheizkraftwerk sorgt für Energieeinsparungen. Und diese beiden Standorte sind nur der Anfang.
Weitere Standorte avisiert
AH: Welche weiteren Investitionen haben Sie geplant?
D. Stepputis: Eines der größten Probleme im Autohausgeschäft und auf den Lagerplätzen der Republik ist der begrenzte Platz. Dazu kommen nach einem regionalen Unwetter die fehlenden Werkstattkapazitäten, sowohl was Blech als auch Lackierung angeht. Die angestammten Partner der Betriebe sind nach Groß- schadenereignissen heillos überlastet. Leichte Hagelschäden kann man sicherlich auch vor Ort reparieren, aber die wirklich schweren Fälle erfordern modernes Equipment und optimale Arbeitsbedingungen. Nur so sind wir in der Lage das bestmögliche Qualitätsergebnis zu erreichen.Deswegen haben wir uns entschieden, die Fahrzeuge in unser K&L-Zentrum nach Wolfsburg zu verbringen. Um die Logistik weiter zu verbessern, hat DRS auch das Nachbargrundstück erworben, das über einen eigenen Bahnanschluss verfügt. Auf diesem Gelände soll zudem ein modulares Parkhaus für über 3.000 Fahrzeuge sowie eine eigene Waschstraße entstehen. Wir setzen also auch in Zukunft ganz klar auf das Großschadengeschäft und wollen dieses sogar noch ausweiten: Wenn es - wie 2019 geschehen - im Süden der Republik zu schweren Hagelschäden kommt, ist eine Verbringung nach Norddeutschland nicht immer wirtschaftlich. Wir sind deshalb aktuell auf der Suche nach einem weiteren geeigneten Standort, um die anderen Regionen Deutschlands abdecken zu können. Wir investieren also weiter in Qualität und die Zukunft des Unternehmens – nicht umsonst sind wir vor kurzem innerhalb Hamburgs in ein neues größeres Verwaltungsgebäude umgezogen. Wir freuen uns sehr darauf, unsere Kunden und interessierte Leser in Isenbüttel, Lehre und Hamburg begrüßen zu dürfen. Unsere Türen stehen gerne für Sie offen.
Welche die wichtigsten Meilensteine in der bisherigen Unternehmensgeschichte waren und wie man bei DRS die Reklamationsquote bei unter 0,1 Prozent hält, lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Hagelbranche, die gemeinsam mit AUTOHAUS 23/24 am 20. Dezember 2019 erscheinen wird. (kt)