Seat: "Wir sind rundum zufrieden"

AH: Herr Bauer, wie ist das Jahr für Seat gelaufen? Der Wachstumskurs hat sich ja fortgesetzt. B. Bauer: Die jüngsten Zahlen für das erste Halbjahr bestätigen den ungebrochenen Aufwärtstrend der vergangenen Jahre. Wir stellen mit jedem neuen Monat und Quartal den vorangegangenen Rekord wieder ein. Konkret heißt das: Die Halbjahresbilanz, also Januar bis Juli 2019, glänzt mit mehr als 369.500 verkauften Fahrzeugen weltweit. Das ist wieder ein Plus von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch der Juli 2019 ist der absatzstärkste, den Seat bisher verzeichnet hat - mit einem Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unser Marktanteil in Deutschland stieg in diesem Monat auf 4,8 Prozent - damit gehört Seat zu den acht beliebtesten Automarken in Deutschland. Wir sind rundum zufrieden, ruhen uns aber keineswegs auf den Lorbeeren aus, sondern arbeiten weiter an dem Ausbau dieser tollen Zahlen. AH: Was sind die Treiber bei Seat? B. Bauer: Einerseits punktet Seat mit seinem ausgewogenen Modell-Portfolio. Erst kürzlich rollte der millionste Seat Leon vom Band, der den Seat Ibiza als Dauerbrenner an der Spitze der beliebtesten Seat-Modelle ablöst. Der Seat Leon ist definitiv einer unserer Eckpfeiler, aber auch die jüngeren Mitglieder in unserer Produktfamilie kommen gut an. Der Seat Arona ist der Verkaufsschlager in unserer SUV-Familie - er hat sich als kompakter Crossover etabliert. Andererseits kann Seat auch mit der in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigerten Produktqualität punkten. Die "wahrgenommene Qualität" ist im Vergleich zu früher kaum mehr vergleichbar. Der Kunde sieht sie nicht nur, er erlebt sie auch bei jeder Fahrt. Hinzu kommt, dass Seat in Sachen Konnektivität einer der führenden Hersteller ist. Gerade die jüngeren Fahrer wissen das zu schätzen. Seat ist beispielsweise der erste Hersteller, der Amazon Alexa und Shazam fest in seine Fahrzeuge integriert hat. Maßgeblich an unserem Erfolg ist aber auch das hohe Engagement der Handelsorganisation. AH: Was erwarten Sie bis zum Ende des Jahres? Die Wirtschaftsdaten kündigen eine Flaute an. B. Bauer: Wir glauben ganz fest an eine Fortsetzung unseres Wachstumskurses. Bereits im ersten Halbjahr und ganz konkret im Juni konnte Seat - wie bereits erwähnt - trotz des nahezu stagnierenden Gesamtmarktes deutlich zulegen. Wir hoffen, dass wir diese Entwicklung weiter beibehalten können und wie bereits 2018 ein neues Rekordjahr verzeichnen. Auf dem deutschen Markt haben wir mit mehr als 84.000 Neuzulassungen ein Plus von 11,4 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 hingelegt - das stimmt mich auch für die Gesamtbilanz 2019 sehr optimistisch. AH: Wie wird sich das kommende Jahr für den Automarkt entwickeln? B. Bauer: Der Trend zeichnet sich ja jetzt schon ab. Ich glaube, dass alternative Antriebe wie CNG noch stärker in den Fokus rücken. Allen voran wird Elektromobilität das große Thema sein. Um die Gunst der Kunden zu gewinnen und wirklich konkurrenzfähig zu sein, braucht es bezahlbare Elektrofahrzeuge. Wichtig ist zudem, dass sich diese Kunden bei Kurz- und Mittelstrecken keine Sorgen um die Praktikabilität machen müssen. Hierfür braucht es aber nicht nur E-Fahrzeuge, die als solche konzipiert und dementsprechend effizient sind, sondern auch einen weiteren Ausbau der Infrastruktur. Ein attraktives Elektrofahrzeug alleine reicht also nicht, auch die Nutzung muss attraktiv, also uneingeschränkt alltagstauglich sein. AH: Mit welchen Modellen ist in den nächsten sechs Monaten zu rechnen? B. Bauer: Ich kann so viel verraten: Wir betreiben in den kommenden Monaten intensive Modellpflege und führen bei mindestens einem für die Marke wichtigen Modell die nächste Technologie-Generation ein. Wir haben uns dabei vor allem auf eine erneute Anhebung der Qualität und auf noch effizientere und zukunftssichere Antriebe konzentriert. Elektromobilität AH: 2020 steht im Zeichen der E-Mobilität. Wie hat sich Seat darauf eingestellt? B. Bauer: Wir haben mit dem Seat el-Born bereits ein seriennahes Konzept auf Basis des MEB-Baukastens präsentiert. Der Seat el-Born wird alle Anforderungen an ein zeitgemäßes und zukunftssicheres Elektrofahrzeug ohne Einschränkung erfüllen. Er soll preislich auf einem ähnlichen Niveau liegen wie ein vergleichbarer Benziner oder Diesel. Neben dem Preis sollen aber auch Reichweite und "Ladepraxis" uneingeschränkt alltagstauglich sein. Mehrere hundert Kilometer fahren und binnen eines kurzen Zwischenstopps für weitere hunderte Kilometer nachladen wird kein Problem mehr sein. AH: Sind die Kunden bereit, in diese Technologie zu investieren? B. Bauer: Beim Seat el-Born kann man eigentlich kaum noch von einem Investment sprechen. Selbstverständlich wird es einen gewissen Aufpreis gegenüber konventionell motorisierten Fahrzeugmodellen geben, aber: Ist die Infrastruktur vorhanden und der Kunde an nachhaltiger und dennoch individueller Fortbewegung interessiert, bekommt er mit dem Seat el-Born ein Elektrofahrzeug, das neben den eben genannten Vorzügen auch modernste Technologie und ein deutliches Plus an Komfort bietet. AH: Wie weit sind die Händler mit den Investitionen in Ladestationen? Sind Sie damit zufrieden? B. Bauer: Mit dem Seat Mii electric kommt ja bereits zeitnah das erste vollelektrisch angetriebene Fahrzeug von Seat zu den Händlern. Um den Seat Mii electric glaubhaft an Kunden zu vermitteln, brauchen Händler dafür natürlich die lokale Infrastruktur. Die Gespräche und Verhandlungen über mögliche Subventionen laufen bereits. Wir investieren hier ja in eine sichere Zukunft und das ist beiden Seiten bewusst. CNG-Antrieb AH: Seat setzt als weitere Alternative auf CNG. Welche Überlegungen haben zu dieser Initiative geführt? B. Bauer: Seat bietet bereits seit geraumer Zeit CNG-betriebene Fahrzeuge an und mit dem Seat Arona sogar das einzige kompakte Crossover-SUV, das von komprimiertem Erdgas angetrieben wird. Wir sehen CNG als umweltfreundliche und gleichermaßen wirtschaftlich interessante Alternative zu konventionellen Kraftstoffen. Entscheidend ist, dass unsere TGI-Motoren auf unseren bewährten TSI-Motoren basieren. Die Technik ist also ausgereift, die Motoren sind an den entscheidenden Stellen modifiziert und verstärkt, der Kunde stellt beim Motorlauf und Komfort zwischen Benzin- und CNG-Betrieb keinerlei Unterschied fest. AH: Warum ist CNG als Treibstoff eine sinnvolle Alternative? B. Bauer: Sosehr der Fokus in naher Zukunft auf Elektromobilität liegen mag, sprechen wir bei flächendeckender Verbreitung von Elektrofahrzeugen immer noch von einem Zukunftsthema. Wir sehen den CNG-Antrieb genau deshalb als sinnvolle Alternative, weil CNG sofort verfügbar, wirtschaftlich und vor allem umwelttechnisch interessant ist. Unsere TGI-Motoren stoßen im Vergleich zu konventionellen Verbrennern bis zu 25 Prozent weniger CO2, bis zu 95 Prozent weniger Stickoxide und so gut wie gar keine Rußpartikel aus. Und: Wer sein Auto mit Biomethan betreibt, ist im Alltag nahezu klimaneutral unterwegs. Steuerliche Vergünstigungen und der Preisvorteil bei jedem Tankvorgang sind zudem zusätzliche Anreize für ein CNG-Fahrzeug. Gerade für Vielfahrer und für Flotten sind Fahrzeuge mit komprimiertem Erdgas sinnvoll. AH: Wie lauten hier Ihre Erwartungen? B. Bauer: Neben dem weiteren Ausbau und den Förderungen der Infrastruktur wären weitere Förderungen für CNG-Fahrzeuge notwendig, um diese Technologie gegenüber konventionellen Verbrennern interessanter und zugänglicher zu machen. Wir werden uns als Automobilhersteller zudem um eine verstärkte Kommunikation pro CNG bemühen und dafür sorgen, dass die Sichtbarkeit unserer TGI-Technologie deutlich erhöht wird. Auch der Handel kann hierfür etwas tun: CNG verstärkt anbieten und den Ausbau der Infrastruktur auf dem eigenen Gelände forcieren. Man muss dem Kunden ein Stück weit entgegenkommen. AH: Der Konzern setzt bei CNG gerade auf die junge Kundschaft von Seat. Wie werden Sie diesen Erwartungen gerecht? B. Bauer: Unser CNG-Antrieb ist aktuell im Seat Arona TGI, Seat Ibiza TGI, Seat Leon TGI und in der Kombiversion Seat Leon Sportstourer ST TGI verfügbar. Alle drei Modellreihen sind vor allem bei unseren jüngeren Kunden beliebt. AH: Welche speziellen Angebote gibt es? B. Bauer: Zum einen bieten wir unsere TGI-Modelle zum Preis eines vergleichbaren Benziners an, zum anderen werden wir erdgasbetriebene Fahrzeuge in Zukunft mit einem weiteren Kaufanreiz noch mehr "pushen". Wie ich bereits sagte, halten wir CNG für eine sofort verfügbare, wirtschaftlich interessante und umweltschonende Alternative. Und das wollen wir genau so auch umsetzen und anbieten. AH: Wie überzeugen Sie den Handel? B. Bauer: Für die Sichtbarkeit und Akzeptanz beim Kunden ist natürlich auch der Handel ein wichtiger Baustein. Es herrscht immer noch zu große und vor allem unberechtigte Unsicherheit, die dem Kunden direkt vor Ort durch das Verkaufspersonal genommen werden kann. Die Kommunikation muss hier forciert werden, Werbung kann dabei eine wichtige Rolle für den Erfolg spielen. Natürlich sind für CNG-Antriebe auch gezielte Schulungen notwendig. Ein weiterer Hebel können Kooperationspartner wie Energieversorger und Tankstellen sein. AH: Was sind die Highlights auf der IAA? B. Bauer: Zur IAA in Frankfurt bringen wir einige Neuheiten mit. Ohne zu viel zu verraten: Besucher dürfen sich auf mindestens einen neuen Antrieb für ein Seat-Modell freuen. Außerdem zeigen wir aktuelle Modelle in neuen Ausstattungslinien und mit alternativen Antrieben. Spannendes gibt es aber auch von Cupra: Auf der IAA präsentieren wir das erste vollelektrische CUV der Marke. AH: Herr Bauer, vielen Dank für das Gespräch! Interview: Ralph M. Meunzel Autoflotte Fuhrpark-Tag CNG ist gerade für Fuhrparks eine echte Alternative zum Diesel. In Kooperation mit Seat und der Fachzeitschrift FAHRSCHULE lädt das AUTOHAUS-Schwestermagazin Autoflotte am 5. November (Raum Frankfurt) und 15. November (Raum München) zum Fuhrpark-Tag. Unter dem Motto "TCO und Emissionen mit CNG senken" gibt es aufschlussreiche Vorträge und Fahrtests.Mehr Infos unter: www.autoflotte.de/cng

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