"Weniger technische Zukunftsmusik, dafür mehr Hier und Jetzt – auch auf die Gefahr hin, ohne eCall, Digitalisierung und Datenschutz etwas uncool zu wirken", so stieg Werner von Hebel in sein nach eigener Aussage beileibe nicht neues Paradethema Instandsetzen vor Erneuern ("I vor E") ein. Das Plenum folgte den Ausführungen des langjährigen Dekra-Gutachten-Chefs und ehemaligen Audatex-Geschäftsführers, der heute seine eigene Kfz-Sachverständigenorganisation noxa solutions erfolgreich am Markt etabliert hat, dennoch sehr aufmerksam.
Seine über 35 Jahre Branchenerfahrung und Hintergrundwissen bildeten im Endeffekt dann doch die Basis für einen Ausblick in die Zukunft des deutschen Instandsetzungsmarktes. "Die vor einigen Jahren noch sehr kontrovers diskutierte Schadensteuerung seitens der Versicherungswirtschaft ist längst Realität geworden. Wer sich dieser Entwicklung verschließt, entzieht sich selbst auf Dauer die Geschäftsgrundlage", machte der gelernte Kfz-Sachverständige deutlich.
Großes Umsatzpotenzial
Voraussetzung für fach- und sachgerechte Karosseriereparaturen auch in Grenzfällen sind ständige Weiterbildung der Mitarbeiter und Investitionen in aktuelle Instandsetzungstechnik. Dann könne man auch von echtem Handwerk sprechen und stolz auf seine Leistung sein, statt als "reiner Teiletauscher" zu fungieren – Aussagen, mit denen Werner von Hebel bei den anwesenden Betriebsinhabern und Vertretern der Eurogarant offene Türen einrannte. Längst sind Abschnittsreparaturen von der Automobilindustrie freigegeben, die technischen Vorteile liegen auf der Hand: Geringere Eingriffe in die Karosseriestruktur gewährleisten die Aufrechterhaltung von Korrosionsschutz und vor allem passiver Sicherheit. Eine ordentlich ausgeführte Instandsetzung senkt darüber hinaus durch weniger lange Rüst- und Lackiervorbereitungszeiten die Reparaturkosten für Versicherung und Autofahrer gleichermaßen.
Gerade bei Fahrzeugen der Segmente III und IV kann dies die individuelle Mobilität erhalten, führte von Hebel aus: "Viele Kunden fahren lieber mit ihrem eigenen Auto wieder vom Hof, als nach einem wirtschaftlichen Totalschaden ein Ersatzmodell zu kaufen. Landet das Fahrzeug in der Restwertbörse, ist es für die Werkstatt verloren." Die Reparatur bedeute aktive Kundenbindung und zudem die Gelegenheit, deutlich mehr kleinere Aufträge abzuarbeiten, statt sich auf das vermeintlich lukrativere Austauschgeschäft zu stürzen. Immerhin seien in Deutschland 17 Millionen ältere Fahrzeuge mit einem Restwert unter 5.000 Euro unterwegs, ein gewaltiges Umsatzpotenzial.
Was diese Vorteile konkret in Zahlen für K&L Betriebe bedeuten können, welche Chancen Schadenmanagement für die Reparaturbranche bietet und wie Werner von Hebel seine Thesen in ein anschauliches Beispiel aus der Medizin verpackte, lesen Sie im Jahresschlussheft von SchadenBusiness, das am 21. Dezember mit AUTOHAUS 23/24 erscheint. (kt)
Udo Hoyer