HB ohne Filter vom 1. Oktober 2010
präsentiert von

Heute mit den Themen: Wonnemonat Oktober – "Winterreifen", ZAK-Elektroauto, Mittelstandspolitik – wo bleibst du?, Auto-Verkäufer im "ams"-Test, Händler- und Werkstattsuche per iPhone.
Steigen Sie ein in die Diskussion! Am Ende des Beitrags finden Sie den Button “Kommentare”. Klicken Sie darauf und kommentieren Sie Prof. Brachats Kommentar.
27. September – Montag
Wonnemonat Oktober – "Winterreifen". Eigentlich ist die "natürliche Spielregel" für den richtigen Reifeneinsatz klar. Im Oktober sind die Fahrzeuge auf Winter-, im April auf Sommerreifen zu wechseln. Warum muss es überhaupt gesetzlich geregelt werden, dass Winterreifen in der Wintersaison selbstredend für alle Verkehrsteilnehmer die empfehlenswerte Alternative ist? Nein, da führen die Politiker zum 1. Mai 2006 eine wachsweiche Winterreifenverordnung ein, wonach die Bereifung den Wetterverhältnissen angepasst sein muss. Jetzt hat das Oberlandesgericht Oldenburg (!) die "Winterreifenverordnung" aus dem Jahre 2006 für verfassungswidrig erklärt. Wenn schon eine gesetzliche Regelung erforderlich ist, schaue man einmal in benachbarte Länder. In Österreich sind vom 1. November bis 15. April "Winterfinken" vorgeschrieben. In Schweden vom 1. Dezember bis 31. März.
Und welche Reifengattung ist grundsätzlich vorzusehen? Laut EU-Richtlinie 92/93 EWG solche mit M + S-Kennzeichnung. Und die Profis werden gleich hinzufügen, solche mit dem Schneeflockensymbol auf der Flanke. Man würde sich nun von der anstehenden Verkehrsministerkonferenz der Länder mal eine beherzte Äußerung wünschen und die lautet: Winterreifen sind von Oktober bis Ostern aufzuziehen, und zwar solche mit M+S-Kennzeichnung und Schneeflockensymbol! Das ist die Regel! Die Selbstverständlichkeit! Ohne gesetzliche Bevormundung! Das wäre die verbrauchergerechte und sicherheitsbezogene Empfehlung! Da behauptet "AutoBild", dass 90 Prozent der Autofahrer jährlich saisonal auf Winterreifen umsteigen. Ob man diese Zahl für bare Münze nehmen sollte?
Unabhängig davon muss der Markenhandel die Wachstumschancen im Reifengeschäft ab Oktober wieder voll ausschöpfen. Der Reifenersatzkoeffizient liegt pro Fahrzeug bei einer Einheit Reifen pro Jahr. Der deutsche Reifenersatzmarkt beträgt also pro Jahr sage und schreibe 42 Millionen Pneus. Was bedeutet das für das einzelne Autohaus? Wer beispielsweise in seinem Autohaus 1.000 Stammkunden hält, hat pro Jahr ein Reifenpotenzial von 1.000 Stück. Wie viel davon wird tatsächlich realisiert? Im Branchenschnitt im Autohaus 30 Prozent. 60 Prozent erwirtschaftet der Reifenfachhandel. Gut sechs Prozent, sprich 1,9 Millionen Einheiten werden heute bereits über Internet vertrieben. Das Autohaus verdient gutes Geld mit dem "Reifen-Hotel". Das ist ein wirkungsvolles Kundenbindungsmedium. Allerdings nehmen erst 20 Prozent der Kunden im Autohaus die "Reifenabsteige" wahr. Außerdem kann das Autohaus im Sachen Komplett-Räderverkauf preislich sehr gut mithalten. Das zentrale Manko liegt in den Ablaufprozessen. Die Zeitvorgabe für einen Satz Reifenwechsel liegt bei 25 Minuten. Im Formel I-Zirkus erledigen die Formel I-Mechatroniker das in sieben Sekunden. Praktische Erkenntnis: Da liegt für den Markenhandel noch verdammt viel "Luft" dazwischen!
Zum X-ten Mal führt das Kfz-Gewerbe im Oktober den Lichttest durch. Angeblich sind da 15 Millionen Fahrzeuge mit Defekten an der Beleuchtungsanlage unterwegs. Das Gewerbe behebt kleinere Mängel sofort. Der Kunde hat nur den Teileaufwand zu bezahlen. Weshalb bauen wir die Beleuchtungstests nicht grundsätzlich endlich zu einem Sicherheitstest aus? Zur Automechanika 2010 stellte Procontour (www.proconutour.com) die elektronische Reifenprüfung vor. Neben der vorgegebenen Beleuchtungskontrolle wird automatisch das Thema "Reifen" überprüft. Die Profiltiefe, das Abriebbild, die Profilart und der Luftdruck, Und das rechtzeitig zur Winterreifen-Saison. Ran! Nachdem gleichzeitig 11.900 Augenoptiker in der Republik noch die Linsen der Autofahrer auf ihre Tagessehschärfe überprüfen, sollte der einzelne Betrieb vor Ort hier mit seinem Optiker gemeinsam auftreten und das Sicherheitsansinnen gemeinsam nach außen tragen. Kooperieren! Vom kombinierten Gewinnspiel, das mit der Beleuchtungsaktion angeboten wird, ganz abgesehen. Details dazu siehe unter www.licht-test.de
28. September – Dienstag
ZAK-Elektroauto. ZAK, die zertifizierten und anerkannten hauptberuflichen Kfz-Sachverständigen, trafen sich heute in Bayreuth zu ihrer Jahreshauptversammlung. Präsident Ralf Graf stellte u.a Prof. Dr. Hermann Kurth vom Institut für Methodische Analysen in Bischoffen vor. Er referierte eingehend über die Elektromobilität. Kurth skizzierte dazu zehn Szenarien – von den Risiken der Elektrifizierung über die für die Fahrzeughersteller bis hin zu den geeigneten Nutzern für E-Fahrzeuge. Dabei machte Kurth wesenhaft deutlich, dass die Umweltkomponente des Elektrofahrzeuges davon abhängig ist, wie der "grüne" Strom erzeugt wird. Sprich, es kommt auf den Strommix an. In Dänemark wird der Strom vor allem durch Windkraft und Biomasse erzeugt, in Frankreich mit Atommeilern und Wasserkraftwerken, in Deutschland mit konventionellen Kraftwerken, unterstützt durch Kohle und Erdgas. Entsprechend fragwürdig sind in Deutschland die Voraussetzungen für Elektroautos, um die Klimabelastung aus dem Straßenverkehr zu ziehen. Da machen Elektroautos in Deutschland wenig Sinn. Kurth spricht dem klassischen Verbrennungsmotor mit ein bis zwei Litern Verbrauch eine bessere Energie- und Umwelteffizienz zu als dem Elektroauto. Außerdem würden alternative Kraftstoffe in Zukunft eine weit höhere Bedeutung haben als bisher.
Das neue Energiekonzept, das diese Woche in Berlin verabschiedet wurde, soll helfen, Deutschland zu modernisieren. Das Automobil ist mit 16 Prozent an Schadstoffen mit von der "Sünder-Partei". Die deutschen Gebäude sind mit 60 Prozent vertreten. Durch das konzertierte Lamento der Haus- und Grundstücksbesitzer wurde es versäumt, feste Vorgaben für diese Energieverschwender zu machen. Wo bleibt der öffentliche Aufschrei. Da meinte die Kanzlerin in einem Interview, dass die Vermieter die Sanierungskosten eines Gebäudes auf die Mieter umlegen können. Prompt kommt der Aufschrei der Mieter und Hausbesitzer. Das sei für sie nicht nachvollziehbar und offensichtlich nicht zu Ende gedacht. Sie zahlen offensichtlich zukünftig lieber einen höheren Preis für Öl und Gas und ferkeln weiter!
29. September – Mittwoch
Mittelstandspolitik – wo bleibst du? Vergangene Woche wurde eine weitere Krankenkassenreform verabschiedet. Ist es die achte oder gar die neunte in Folge? Abermals wird ein Defizit von elf Milliarden Euro erwartet. Die FDP ist vor der Bundestagswahl mit ganz anderen Versprechungen aufgetreten als mit der neuerlichen Beitragserhöhung von 14,9 auf 15,5 Prozent. Man staune, eine abermalige Beitragserhöhung, die neben den Arbeitnehmern auch ganz maßgeblich den Mittelstand in der Arbeitgeberfunktion belasten wird. Die Bürgerlichen kriegen offensichtlich nicht mehr an Neukonzeption zustande als die Große Koalition oder Rot-Grün zuvor. Weshalb brauchen wir 60.000 verschiedene Medikamente, wenn andere Länder mit 10.000 gleichermaßen gesund sind? Weshalb sind dieselben Medikamente im EU-Ausland um 30 Prozent billiger als hier? Wo bleibt der Pillen-Internetvertrieb? Weshalb braucht es 300 verschiedene Krankenkassen? Wann wird der Moloch der "Kassenärztlichen Vereinigung" endlich gesprengt? Wann erhalten die Pflichtversicherten – wie in der Kfz-Versicherung auch -, die keine Leistungen in Anspruch nehmen, endlich einen niedrigeren Beitragssatz? Wer löst endlich diesen verharzten Knoten auf?
Wo bleibt der Aufstand der 4,131 Millionen Selbständigen? Davon haben 80 Prozent eine Mitarbeiterzahl von bis zu neun Beschäftigten. Der Mittelstand stellt also 99,7 Prozent der Unternehmen in Deutschland, beschäftigt 70,9 Prozent aller Arbeitstätigen, generiert 82,4 Prozent der Auszubildenden und zahlt 60,2 Prozent der Unternehmenssteuern. Offensichtlich sind sich die zahlreichen Mittelstandsvereinigungen selbst nicht grün. Warum löst man sie nicht auf, wenn sie nichts bewirken? Wenn den Reden keine sichtbaren Taten folgen? Wann wird endlich das Image des Mittelstandes in der Öffentlichkeit so poliert, wie es seiner Bedeutung entspricht?
30. September – Donnerstag
Autohäuser im "ams"-Test. "auto motor sport" hat in seiner neuesten Ausgabe (21/2010 – S. 138 ff.) abermals 2.120 markengebundene Handelsbetriebe testen lassen. Insgesamt wurden 15 Kriterien getestet, vom Initialkontakt bis zu Finanzdienstleistungen. Audi schob sich auf Platz eins vor. Hyundai legte auf der Positivskala am stärksten zu! Die größten Defizite liegen grundsätzlich im Beratungsgespräch, im Probefahrt-Management und im Nachfassen einer potenziellen Kundenanfrage. Wo bleiben die Terrier-Qualitäten? Die wenigsten Verkäufer bieten überhaupt eine Probefahrt an! Tatsache ist, je größer die Anzahl an durchgeführten Probefahrten, desto höher liegt die Abschlussquote. Das lässt sich belegen. Wer als Kunde im Autohaus war, der hat schon einige Informationsstationen u.a. im Internet hinter sich. Er hat also ein konkretes Interesse am Fahrzeugkauf.
Aktives Nachfassen wahrt die Chance, Unschlüssigkeit in Klarheit zu verwandeln. Ergo: Dranbleiben! Im Beratungsgespräch selbst geht es um eine saubere Bedarfsanalyse und einer engagierten Erklärung für das "besondere Objekt" wie der kompetenten Antwort auf die gestellten Fragen. Und das ist in erster Linie eine Frage der Motivation des Verkäufers. Die kürzeste Definition von Motivation lautet: Ich will! Eigentlich kann man auf die gesamte "Testerei" verzichten, wenn das Wollen in der Verkaufsmannschaft stimmen würde. Das ist das eigentliche Thema!
Oktober – Freitag
Händler- und Werkstattsuche per iPhone. Die Online-Datenbank der Kfz-Innungen (www.kfz-meister-finden.de) ist jetzt auch über eine iPhone- oder iPod-Touch-Anwendung abzurufen. Über diese Schiene kann ab sofort jeder Interessierte einen Händler oder eine Werkstätte der gewünschten Automarke suchen. Über eine Karte wird ihm der Weg ins Ziel gezeigt. Routenplanung! Diese App ist für den Interessenten kostenfrei unter www.kfzgewerbe.de/app bzw. im Apple AppStore erhältlich.
Spruch der Woche:
"Wenn wir die Probleme nicht lösen, lösen die Probleme uns."
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
René Artois
E. Kühlwetter (wallibelli)
Jörg-Uwe Banach
Kenner
Karl-Heinz Scherer
Oliver Hey
Thorsten Hillmann
Insider dh
Michael Geßler
Grantler