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HB ohne Filter vom 16. Oktober 2015

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Ford – Keine Zukunft unter Billigflagge, VW-Manipulation – weiter auf dem Prüfstand, Reifen-Management – Memo für die Macher, Klopp parkt um, Digitale GW-Dimension - Easyautosale.

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Heute: Ford – Keine Zukunft unter Billigflagge, VW-Manipulation – weiter auf dem Prüfstand, Reifen-Management – Memo für die Macher, Klopp parkt um, Digitale GW-Dimension - Easyautosale.

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Ford – Keine Zukunft unter Billigflagge

Da kündigt Ford, in personam Ford-Verkaufsdirektor Raymond Damerow, in AUTOHAUS.de am 8. Oktober an, dass die Zusammenarbeit mit freien Neuwagenportalen nach dem Händlervertrag erlaubt sei. ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Koblitz entgegnete am 13. Oktober 2015 in einer sehr guten Stellungnahme: "Die Betrachtung ist lebensfremd und offenbar vom Wunsch diktiert, einer Auseinandersetzung mit dem Bundeskartellamt aus dem Weg zu gehen." Und Rechtsanwalt Uwe Brossette von Osborne Clarke ergänzt: "Der Vermittlungsvertrag von beispielsweise Autohaus24.de sagt deutlich, dass Gegenstand der Zusammenarbeit zwischen Händler und Plattform die 'endgültige Vermittlung' von Nutzern der Plattform zum Händler ist. Daher besteht neben dem Auftrag des Kunden insbesondere auch ein Vertragsverhältnis zum Händler. Die Plattform ist daher beides: Kundenvermittler und ständiger Vermittler des Händlers. Und genau das Letztere verstösst gegen den Händlervertrag."

Schauen wir die Praxis an. Internetvertrieb ist seit 1998 im Automobilhandel Realität. Eine besondere Spezies bilden dabei die Neuwagen! Da haben sich zwischen den Importeuren/Herstellern und dem vertragsgebundenen Automobilhandel "freie Neuwagen-Vermittler" geschoben. Deren Ziel: Neuwagen mit hohen Rabatten zu vermitteln. Man ermittelt im Kundenauftrag den Preisvorteil und sichert dem Kunden den besten Preis zu. Jetzt sucht man den passenden Autohändler. Der Kunde weiß an dieser Stelle immer noch nicht, welcher Händler sein Vertragspartner wird. Man würde ja gerne im Internet vergleichen, ob der anbietende Händler anderen Kunden im Netz dieselbe Kondition einräumt, geschweige denn vor Ort in seinem Autohaus. Das wird ganz bewusst verschleiert. Das wäre unter anderem die Aufgabe des Kartellamtes, für fairen Leistungswettbewerb zu sorgen. Ansonsten boxt hier Papier- gegen Super-Schwergewicht.

© Foto: Autohaus24.de

Autohaus24.de

 

Schaut man bei Autohaus24.de, einer Börse von "Bild" und Sixt, rein, dann werden dort Neuwagen bis zu 39 Prozent angeboten. Das höchste Rabattangebot findet man aber mit 28,86 Prozent. Ergo: Es wird gezielt auf Lockvogelangebote abgehoben. Weiter wird damit geworben, sämtliche Marken anzubieten. Man schaue bei Mercedes-Benz nach und erhält dort als erstes die Volkswagen-Angebote. Vertieft man das, dann stellt man fest, dass bei den Daimler-Offerten keine Rabatte angegeben werden. Ähnlich läuft das bei Meinauto.de. Dort wird geworben: "Mit unserer unabhängigen Beratung zum günstigsten Händler." Als wüssten die im Vorhinein, wer der Günstigste ist!? Auch hier werden alle Marken angeboten. Schaut man bei Mercedes, so kann man diese günstig kaufen, leasen oder finanzieren, zu Top-Angeboten. Man liest dann aber, dass vorübergehend kein verfügbares Modell vorhanden ist. Das stand aber schon vor einem halben Jahr auf dieser Seite! Außerdem wird der Kunde im Ungewissen gehalten, ob ein Auto vorrätig oder nicht.

© Foto: Autohaus24.de

Google-Offerte von Autohaus24.de

© Foto: Autohaus24.de

Mercedes-Benzangebote bei autohaus.24.de

 

Sixt hat sein Modell umgestellt. Zunächst ist zu fragen, wie ist es möglich, das Sixt unter www.sixtneuwagen.de Neuwagen vermitteln darf? Dabei greift Sixt auf 4.692 verfügbare Neuwagen zurück. Die Offerten verraten aber ausschließlich die Finanzierungs- bzw. Leasingrate. Früher standen da angestammte Sixt-Hammerpreise. Da heißt es dann im Interentauftritt: "Bei uns finden sie ausschließlich Neuwagenmodelle von deutschen Herstellern ... wir handeln für unsere Kunden Top-Konditionen aus - damit Sie bis zu 56 Prozent sparen können." Mit wem verhandelt denn da Sixt? Wenn Sixt das über seine Leasingfirma veranstalten kann, ist das Geschäftsmodell für jeden anderen Autohändler ebenso offen. Was bedeutet das aber, wenn man diese Entwicklung weiter denkt?

© Foto: www.sixtneuwagen.de

Sixt Neuwagen

Wenn einige ausgesuchte Händler im Verbund mit ihrem Hersteller im Dunkeln zu Lasten der gesamten Händlerorganisation digital kungeln, so stirbt nach und nach das offizielle Händlernetz. Und wenn die Händlerschaft wegbricht, die dem Hersteller nach wie vor den größten Ertrag einspielt, dann brechen in Folge auch die Erträge beim Hersteller ein. Die zweite Vertriebsschiene über die Jungwagen ist der Vorreiter dieser Geldvernichtungsmaschinerie. Ford, wie die anderen Hersteller, Importeure und der ZDK haben hier dringlichen Handlungsbedarf mit dem Kartellamt. Gerade Ford kann bei gegebener Ertragssituation in Europa nicht unter Billigflagge laufen. Offensichtlich steht in der GVO etwas anderes drin als die Sichtweise des deutschen Kartellamtes. Kann der Verdrängungswettbewerb nur in der Überlegung bestehen, wie ich meinem Markenkollegen schaden kann, dann wird das eine überschaubare Zukunft.

Ich wehre mich wirklich nicht gegen den Internetvertrieb, sondern dagegen, dass ein paar Schlaue die anderen für blöd halten, die Arbeit machen lassen und selber vom Schreibtisch aus zu Lasten der Gemeinschaft locker abkassieren wollen. Es gibt ja einige Marken, die dieses fragwürdige digitale Geschäftsmodell der freien Börsen, die von zwei Prozent Provision pro Vermittlung leben, aus gutem Grunde meiden. Es gibt aber immer noch zu viele Händler die meinen, sie könnten vom Jahresbonus leben. Das hat Auto König in Wunsiedel auch gemeint ...

VW-Manipulation – weiter auf dem Prüfstand!

Die Löscharbeiten im VW-Konzern sind noch nicht erledigt. Und wo das Feuer erloschen, ist aufräumen angesagt. Eine Herkulesarbeit. Was in einer Woche alles passiert. Martin Winterkorn muss alle Ämter aufgeben. Auch sein Chefposten bei der Porsche SE Holding Salzburg, bei der 30.000 Mitarbeiter tätig sind und über deren Achse im Jahr 650.000 Fahrzeuge weltweit gehandelt werden. Winterkorn soll zumindest Aufsichtsratsmitglied bei Bayern München bleiben. So der Wunsch von Bayernpräsident Karl-Heinz Rummenigge. Am Dienstag kommt die Ankündigung, dass die Investitionen für die Marke Volkswagen um eine Milliarde Euro gekürzt werden. Es wird im Gesamtinvestitionspaket von 107 Milliarden Euro nicht die letzte Milliarde sein. Das Nachwuchszentrum, 40 Millionen Euro, für den VfL Wolfsburg wird nicht gebaut. Hollywood plant einen Film über die Affäre. Strippenzieher Ferdinand Piech wird von Leonardo DiCaprio gespielt. "Uschi" durch Kate Winslet. Skoda-Vorstandsvorsitzender und einst möglicher Winterkorn-Nachfolger Winfried Vahland (58) schlägt das Amt als VW-Chef Amerika aus und verlässt den Konzern. 

Gestern wurden in Leipzig die wichtigsten Führungskräfte zusammengetrommelt und auf Demut eingeschworen. VW-Chef Müller: "Ziel für VW ist nun, nicht zur alten Stärke zurückzufinden, sondern eben auch zu neuer." Die zentrale Führungsstruktur sei überholt. Freiraum heißt dann aber auch mehr Verantwortung. Ebenfalls am Donnerstag ordnete das KBA – ein einmaliger Vorgang (!) – für 2,4 Millionen Diesel den Rückruf an. Davon sind auch Fahrzeuge der Marken Audi, Seat, Skoda und einige VW-Nutzfahrzeuge betroffen. 

Es erstaunt, dass sich bis zur Stunde die Überwachungsvereinigungen bezüglich Fahrzeug-Messverfahren in Schweigen hüllen. Das hat wohl auch mit hohen Abhängigkeitsgraden von der Automobilindustrie zu tun. Auch wartet man immer noch auf eine Stellungnahme des ZDK oder auch der betroffenen Händlerschaft, die in der Sache Entschädigungsansprüche selbstredend einfordern. Dazu einige Fragen:

  • Wie geht man mit betroffenen Lagerwagen um?
  • Wie mit drohenden Verlusten im GW-Bereich (Restwerte)?
  • Was wird in Sachen Zielvereinbarung fürs Jahr 2016 zugrunde gelegt?
  • Wie können die Kunden ihre Ansprüche auf Schadenersatz geltend machen?
  • Wann liegen für den Kunden mögliche Minderungsansprüche vor?
  • Was, wenn für den Kunden die Garantiefrist bald abläuft?
  • Wie werden die Kundenzufriedenheitsbefragungen bewertet?

Es geht hier nicht um Häme in irgendwelcher Art, sondern um die Wiedergutmachung von angerichtetem Schaden. Warum wird hier hinter vorgehaltener Hand getuschelt, anstatt auf Augenhöhe der Sachstand vermeldet? Man wird sehen, wie die Vergütungspraxis für die 2,4 Millionen Fahrzeuge gehandhabt wird. Was nützt eine tolle Werkstattauslastung, wenn hinten nur ein durchlaufender Posten rauskommt? Nochmals Konzernchef Müller aus seiner Leipziger Rede: "Ich jedenfalls will meinen Beitrag leisten, dass wir künftig anders, nämlich auf Augenhöhe zusammenarbeiten." Möge sich das auf den angstfreien, offen, kreativen und konstruktiven Umgang zwischen Hersteller und Händler positiv auswirken. Der "Alte" in Salzburg wird das weiterhin anders sehen. Ganz anders!

Reifen-Management – Memo für die Macher

Der Reifenmonat Oktober hat mit seinem Gummiduft Herbstglanz. Besonders im eigenen Räder-Hotel. 85 Prozent der Autohändler bevorzugen die interne Reifeneinlagerung, der Rest arbeitet mit externen Anbietern zusammen oder kombiniert. 85 Prozent sind also Räder-Hoteliers!

Nachstehende Abbildung zeigt nochmals die exakte Gemengenlage für den Reifengesamtmarkt. Danach, so die Prognose, sollen 2015 19,81 Millionen Stück M+S-Reifen verkauft werden. 30 Prozent der Reifen im Autohaus werden inzwischen als Kompletträder verkauft. Für diese werden - je nach Menge - zwischen 2,5 und acht Prozent als Verkaufsprämie bezahlt. Ohne Frage, der Ganzjahresreifen erhält Schub. Michelin will mit dem "CrossClimate" für jedes Wetter gerüstet sein. Sommerreifen mit Wintereignung. Der neue Goodyear Vector glänzt mit besten Nässequalitäten, hoher Aquaplaningsicherheit, niedrigem Rollwiderstand und hoher Laufleistung.

© Foto: BRC, Admir Silajdzic

Der Reifengesamtmarkt in Deutschland

© Foto: Michelin, Aldi

Michelin CrossClimate - Ganzjahresreifen und Aldi-Offerte

 

Und wo kaufen die Händler ein? 45 Prozent bedienen die Bezugsachse ihres Herstellers. Über den Reifengroßhandel werden 25 Prozent geordert und immerhin 40 Prozent bedienen sich der Online Börsen. Klar, der Preise wegen. Außerdem findet auch im Reifengeschäft ein Wandel vom Lager- zum Bestellsortiment statt. Je nach Hersteller und Bezugsquelle macht allerdings der Frühbestellbonus für das Winterreifengeschäft vom Mai bis Ende August bis zu 15 Prozent Einkaufspreisvorteil aus! Und das wird mit interessanten Zahlungszielen bis zum Jahresende kombiniert.

Und wie sieht die Wettbewerbssituation im Reifengeschäft aus? Da dominiert mit 43,4 Prozent der Reifenfachhandel. Die Autohändler sind mit 22,2 Prozent im Boot, ATU & Co 8,1 Prozent. Aldi macht die ersten Gehversuche mit Winterzubehör. Im Angebot ist auch ein Felgenstender zu erwerben.

Klopp parkt um!

Das ist eine der schönen Seiten der Werbung, wenn Botschaften kreativ umgesetzt werden. Ein Hoch der originellen Kreativität! Jürgen Kloppt wechselt nach Liverpool. Vauxhall, das englische Opel, ist wie zufällig Automobilpartner des FC Liverpool. Die Marketing-Vorständin Tina Müller hat "blitzartig" mit Scholz & Friends geschaltet und in Bild sichtbar Zeichen gesetzt. Die Zeitung setzte sie mit einem Dankesgruß prompt auf die Gewinnerposition auf dem Titelblatt. Livercool!

Diese Woche wurde vom Branchenverband GDV die Entschädigungssumme für die knapp 18.000 Fahrzeuge, die 2014 gestohlen wurden veröffentlicht: 262 Millionen Euro. Land Rover und Audi standen in der Klauerskala ganz oben. Zu Opel haben die Knacker die größte Distanz. Selbst in Berlin. Dort wurden allein 3.100 Fahrzeuge entwendet. Mal sehen, was sich Tina Müller nun werblich einfallen lässt. Etwa so: Mit Opel brauchst du in Berlin nicht umparken. Du bist auch so ganz sicher.

© Foto: Bild

Bild: Tina Müller & Jürgen Klopp

Digitale GW-Dimemsion - Easyautosale

Wer kennt Easyautosale? Dahinter steht ein digitaler Vertriebskanal für GW. Jeder Autofahrer, der sich von seinem Fahrzeug trennen möchte, kann dies übers Netz an Easyautosale anbieten. Er erhält in kurzer Folge eine Begutachtung und Schätzung, was das Fahrzeug beim Verkauf bringen wird. Zeigt sich der Kunde damit einverstanden, wird das Fahrzeug registrierten Händlern zum Kauf angeboten. Easyautosale ist also eine Einkaufsofferte, die sich ausschließlich an Händler richtet und agiert seit August 2011 im Netz. 

Mir gefiel die Idee so gut, dass wir den Initiator Nico Poletti zu einem Vortrag im Rahmen unseres AUTOHAUS/DEKRA GW-Kongress nach Hannover einluden. Poletti, BFC-Absolvent in Calw und davor mit 29 Jahren jüngster Geschäftsführer Deutschlands in einem Porsche-Zentrum (Passau), gab eine so auffällig positive Präsentation, dass wir ihn zusammen mit seiner Gründungspartnerin Christina Rossgoderer für einen weiteren Vortrag an der Hochschule in Geislingen verpflichteten. Die Referenten zeigten der Studentenschaft die zeitliche Entwicklung der Idee auf, die Teamarbeit, die damit verbunden war, die Bedeutung von Talent, das unternehmerische Risiko und was Leidenschaft ausmacht. Und immer wieder der gesunde Menschenverstand. Eine unvergessene Performance.

Diese Woche wurde nun bekannt gegeben, dass Autoscout24 das Start-up-Unternehmen übernommen hat. Poletti und Rossgoderer wirken dort weiter. Mir fällt diese Art von Entwicklung schwer. Kaum hat ein kleines Unternehmen eine gute Idee, wird es von den Großen eingekauft. Und die Großen haben ja oft keine Mission, sondern ausschließlich die der wunderbaren Geldvermehrung. Und das in möglichst kurzer Zeit. Die Erkenntnis: Im digitalen Bereich zählt die unternehmerische Idee. Da hat man nicht "lebenslänglich" - wie mit einem beton-gläsernen Autohaus.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Nico Poletti und Christina Rossgoderer

Spruch der Woche:

"Ob eine Frontscheibe ein Grad steiler steht oder nicht – damit will und werde ich mich nicht befassen." (Matthias Müller)

Mit hoffendem Wochenendgruß – auf die neue Stärke von Volkswagen!

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

 

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