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HB ohne Filter: ZDK-Präsident Jürgen Karpinski +++ Teslas fehlerhafter "Autopilot" +++ JLR-Durcheinander

HB ohne Filter: ZDK-Präsident Jürgen Karpinski +++ Teslas fehlerhafter "Autopilot" +++ JLR-Durcheinander
© Foto: Prof. Hannes Brachat / AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Kommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
09.06.2023
Lesezeit:
10 min

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ZDK-Präsident Jürgen Karpinski und sein Meisterwerk! +++ ZDK-Präsidentenwahl  -  Chance für Aufbruch! +++ "Autopilot" von Tesla - markante Mängel! +++ JLR Jaguar Land Rover – Markantes Durcheinander!

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Montag, 5. Juni 2023

ZDK-Präsident Jürgen Karpinski und sein Meisterwerk!

AUTOHAUS Online hat in einem ausführlichen Interview mit dem scheidenden ZDK-Präsidenten Jürgen Karpinski seine gewichtigen Stationen in drei Spitzenämtern als ZDK-Präsident, Landesverbands-Präsident Hessen und Obermeister der Kfz-Innung Frankfurt eingehend gewürdigt. Wahrlich, ein Meisterwerk, was der scheidende Präsident in über 40 Jahre Ehrenamt geschaffen hat. Daneben hat er über Jahre, bis sein Sohn Mark in die operative Geschäftsführung eintrat, seine Firmen alleinverantwortlich geführt. Immobilien, Bauen, das ist eine weitere Leidenschaft, in der er Kreativität wie besondere Geschäftstüchtigkeit bewies. Was allein die Immobilie der Kfz-Innung Frankfurt über seine Wirkzeit oder auch die Immobilie des Landesverbandes Hessen in Wiesbaden an Wertsteigerung erfahren haben, ist mehr als beruhigend. Für ihn sind das gelegte stille Verbandsreserven.

Berlin ruft!

Man hätte ihm final zu seinem Ende als ZDK-Präsident gewünscht, dass er nach einstimmiger Beschlussvorlage des ZDK-Vorstandes den Immobilienerwerb in Berlin noch erfolgreich hätte abschließen können. Die Landesverbände Bayern und Nordrhein-Westfalen haben das trotz einstimmigem Beschluss ohne eigene Alternative gezielt ausgebremst. Sie haben 34 Jahre nach Grenzöffnung Karpinskis historische Sternstunde, endlich den Standort Berlin sichtbar und aktiv zu setzen vermasselt. 

Die Nachfolge

Es war ZDK-Ehrenpräsident Fritz Haberl, der 2007 seinem Freund und VW-Händlerkollegen Robert Rademacher, dem größten VW-Händler - Gottfried-Schultz-Gruppe - klarmachte, dass er ZDK-Präsident werden müsse. Und selbiger Robert Rademacher machte 2014 Jürgen Karpinski klar, dass er der richtige Nachfolger im ZDK-Präsidentenamte sei. Eine gute wie kluge Empfehlung! Eigentlich müsste nun Karpinski seinen Nachfolger vorschlagen, nachdem er am besten weiß, welche Fähigkeiten und Könnerschaft der "Neue" mitbringen sollte.

Das Prädikat Karpinski

Was zeichnet ZDK-Präsident Jürgen Karpinski aus? Die Leidenschaft für das Auto wie die Branche. Sie drückte sich in einem gigantischen Engagement aus, das er als ZDK-Präsident über neun Jahre an den Tag legte. Ja, Präsenz! Er hat sich über all die Jahre seines umfangreichen Wirkens eine substantielle Vernetzung geschaffen und auch dem Referat Öffentlichkeitsarbeit im ZDK eine hohe Priorität,  wie auch besonderen Sinn für aktuelle Themen zugeordnet. All seine Aufgaben in Aufsichtsräten, Beiräten erfüllte er mit großer Sorgfalt. Jürgen Karpinski war ferner ein großartiger Botschafter für das Kfz-Gewerbe.

Verbandsstruktur

Seine besonderen Führungsgaben wie sein geduldiges, gelassenes Naturell führten dazu, dass er die gesamte Verbandsstruktur organisatorisch beieinander hielt. Ein Mammutwerk! Eine Meisterleistung! Welch ein Zeitaufwand! Es sei an dieser Stelle einmal mehr deutlich gesagt, dass sich der ZDK über seine Organisationsstruktur selber im Wege steht. Bei den 14 Landesverbänden führt jeder ein ausgeprägtes Eigenleben. Was der ZDK oben macht ist für sie mehr Beiwerk. Der ZDK ist ferner von deren Beitragszahlungen der Landesverbände und Innungen abhängig und muss sich immer wieder artig zurückhalten. Die Fabrikatsverbände pochen ebenso auf ihrer Eigenständigkeit. Was will und soll dann ein ZDK-Präsident aus dem jeweils kleinsten Nenner politisch machen, wenn ihm überall die Hände gebunden sind und er nur im Dauerspagat agieren kann?! Man wird den Eindruck nicht los, dass sich an der Verbandsstruktur, auch hin zu größeren Innungseinheiten erst dann etwas ändern wird, wenn sie sich selbst an die Wand gefahren haben. Die größten Enttäuschungen in unserem Gewerbe sind mangelnde Solidarität und unterbelichtete Veränderungsbereitschaft. Ein Beispiel: Da meinen an vorderer Stelle allen Ernstes immer noch ein paar, man müsse das E-Auto verhindern, aufhalten, umso länger habe das Kfz-Gewerbe volle Werkstattauslastung. Derartige geistige Heimat macht sprachlos.

Unter diesen aufgezeigten restriktiven Realitäten verdient das Wirken von ZDK-Präsident Jürgen Karpinski eine ganz besondere positive Würdigung. Wertschätzung!

Persönliche Stationen

Sie gestatten mir bitte noch ein paar persönliche Anmerkungen zum großen Meister. Ich kenne Jürgen Karpinski seit 30 Jahren, als sein Schwiegervater Willi Schmitt damals Obermeister der Kfz-Innung Frankfurt war. Ein Original. Ein Motorradfan, was sich auf den Schwiegersohn Jürgen Karpinski übertragen hat. Die haben doch beispielsweise in einer Motorrad-Fan-Gruppe sage und schreibe in drei Tagen 3.000 Kilometer runtergespult. In einem Guss nach Genua, dann Ajaccio auf Korsika, dann nach Ardesch in Südfrankreich, über die Französischen und Schweizer Alpen via Schwarzwald und dann nach Hause. Wilde Buben! Ja, der "Jürgen" hat diverse Marathons gelaufen, boxte bei BC Ringfrei - mit Karl Mildenberger - und kann auf einschlägige Durchschlage-Übungen - 60 km - bei der Bundeswehr verweisen. Ich war selbst dabei, als er mit seinen Vorstandskollegen der Innung eine Veranstaltung zur Zukunft der Innung veranstaltete und wir im Wald in den Bäumen hingen und im Team das gemeinsame Abseilen angingen. Team-Geist!

Ich möchte ein Hoch auf seine Offenheit, auf seine Liberalität anstimmen. Meine journalistische Aufgabe sehe ich u.a. in der kritischen Analyse. Dazu gab es auch das eine und andere aus der ZDK-Koblitzära kritisch deutlich zu machen. Und jetzt Karpinskis Größe. Der ZDK-Präsident spielte da nie, nicht ein einziges Mal den Beleidigten. Er griff zum Telefon, erläuterte seine Überlegungen und warb auch um Verständnis für eine abweichende Position. Schließlich hatten wir ein gemeinsames Ziel, die beste Lösung für die Branche. Seine Stärke: Glaubwürdigkeit! Dafür und seine Geduld bin ich ihm sehr verbunden.

HB Karpinski
Der Präsident in seinem Chef-Büro im VW-, Audi-, Skoda-Autohaus Schmitt in Frankfurt. Den lebenden Beweis für sein Motorradfaible demonstriert er mit dem Kultmotorrad Horex VR6-SilverEdition. Man muss ihn dazu live reden hören. Begeisterung ist Untertreibung! In diesem Büro führten wir in stets guter Aura manches Gespräch und manches Interview.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Auch das hat er mir zum Geschenk gemacht, dass er eigens zu meinem Abschied als offizieller Hochschullehrer 2014 kam und meine Hochschultätigkeit für die Branche würdigte. Ich hätte sein Kommen wirklich nicht erwartet. Das aber ist er: Er ist da!

HB Karpinski Prof. Hannes Brachat
Juni 2014, im AudiMax der Hochschule in Geislingen, Jürgen Karpinski und Prof. Hannes Brachat
© Foto: AUITOHAUS

Welch ein Idealist! Ein Großer, ein Meister geht. Möge seine Saat weiter für das Auto-Gewerbe aufgehen!

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Dienstag, 6. Juni 2023

ZDK-Präsidentenwahl - Chance für Aufbruch!

In der Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberpfalz, in Regensburg, fallen kommende Woche, am 14. Juni 2023 markante ZDK-Würfel. In "Ratisbona" geht dann ein neuer ZDK-Präsident vom Acker. Wer wird seit der ZDK-Gründung 1909 der 15. ZDK-Präsident sein? Burkhard Weller oder Arne Joswig oder ein anderer  Überraschungsbewerber? Seit Januar 2023 hat der ZDK mit Dr. Kurt-Christian Scheel einen neuen ZDK-Hauptgeschäftsführer. Sprich, da können künftig zwei "Pferde" an markantem automobilem Strang an erster Stelle in die Zukunft ziehen, Zukunft gestalten. Wer entscheidet die Präsidentenwahl?

Die Stimmverteilung gestaltet sich wie folgt:

HB ZDK-Wahl Stimmverteilung
ZDK-Wahl-Stimmverteilung
© Foto: ZDK

Im Klartext, die Fabrikatsverbände, sprich Markenhändler, haben mit 25,5 Prozent Stimmenanteil Leichtgewicht. Die Landesverbände tragen die höchsten stimmberechtigen Beiträge bei und entscheiden mit 71,8 Prozent der Stimmen. Tatsache aber ist, dass in den Beiträgen der Landesverbände die Markenhändler dort bis zu 80 Prozent der Beiträge bezahlen, den Rest Freie Werkstätten und Kfz-Kleinbetriebe. Innerhalb der Landesverbände dominiert an erster Stelle Bayern (23,2 Prozent Stimmengewichtung), Nordrhein-Westfalen (20,3 Prozent) und Baden-Württemberg (13,7 Prozent). Spätestens hier müsste man hinterfragen, ob das Branchenbild bei insgesamt 14 Landesverbänden so angemessen gespiegelt wird? Insgesamt sind 28.575 Mitglieder gemeldet. Die drei starken Landesverbände stellen 16.363 Mitgliedsbetriebe. Das sind 57 Prozent. Oder anders: 43 Prozent finden keine angemessene Berücksichtigung. Bayern hält allein 23,3 Prozent der Stimmen. Die gesamten Fabrikatsverbände 25,5 Prozent. Bayern so stark wie die gesamten Fabrikatsverbände. Welch vermessene Realität!

ZDK-Vorstandschaft

Jetzt ist dann ein neuer ZDK-Präsident gewählt, mit wem gestaltet er die ZDK-Zukunft? Mit dem neuen Hauptgeschäftsführer, Dr. Kurt-Christian Scheel, dessen Bonner Team und maßgeblich mit denen, die die Politik des Ganzen vorgeben, der ZDK-Vorstandschaft. Und da sitzen die jeweiligen Vertreter aus den Landesverbänden und den Fabrikatsvereinigungen drin. Insgesamt 16 an der Zahl. Vorstandschaft meint, dass die dieses Gremium verantwortlich für die Zukunftsfähigkeit des ZDK und für alles, was der ZDK für Zukunftsfähigkeit des Auto-Gewerbes zu tun hat. Das wurde in einem Strategiemeeting ZDK 2030 angegangen.

HB ZDK-Strategiemeeting 2030
Strategiemeeting ZDK 2030
© Foto: ProMotor

Das war im September 2021. Und was wurde seitens der Vorstandschaft bis heute konkret umgesetzt? Man hört und liest nichts. Es mangelt einmal mehr an der konsequenten Umsetzung.

Konsequente Umsetzung

Da hat Österreichs oberster Gerichtshof in Wien gegen den österreichischen Importeur Peugeot 2020 ein historisches Urteil gefällt. So darf Peugeot im Neuwagenvertrieb Prämienzahlungen an den Handel nicht mehr an Kundenzufriedenheitsumfragen koppeln. Ebenso ist unzulässig, die Handelsspanne der Partnerbetriebe zu reduzieren, wenn diese vom Importeur bewusst überhöhte Verkaufsziele verfehlen, und den Vertragshändlern durch subventionierte Fahrzeuge aus Niederlassungen Konkurrenz zu machen.

Im Werkstattbereich hat der Importeur den Angaben zufolge sein aufwendiges Kontrollsystem abzustellen – gleiches gilt für nicht kostendeckende Stundensätze, die Garantie- und Gewährleistungsarbeiten für die Autohäuser unrentabel machen. PSA darf auch die Kosten seines Mystery Shopping und Audit-Systems für Neuwagen- und Werkstattgeschäft nicht weiter auf die Händler überwälzen.

Wer setzt dieses Urteil im ZDK – eben auch in den neuen Händlerverträgen – konsequent durch? Dazu braucht es einen ZDK-Präsidenten, der das konsequent verfolgt, durchsetzungsstark ist und auch in Herstellergesprächen auf Augenhöhe verhandeln kann.

Anderes Beispiel: Neuwagen-Garantiezeiten. Die markanten (deutschen) Automobilhersteller setzen auf zwei Jahre. Hyundai hat fünf Jahre, KIA sieben Jahre, Mazda sechs Jahre, Mitsubishi fünf Jahre. Jetzt kommt der vietnamesische Hersteller VinFast und offeriert für seine E-Autos zehn Jahre! Wer nimmt im ZDK gegenüber den Herstellern diese Frage in die Hand? Auch im ausgewogenen Verhältnis zu den Freien Werkstätten? Das muss ein ZDK-Präsident artikulieren können! Die Hersteller setzen doch Kundenzufrieden an die erste Stelle. Mit einer Garantiezeit von zwei Jahren? Wie lange denn noch?

Bei-Sitzer!

Von den Mitgliedern im ZDK-Vorstand kann man das offensichtlich nicht erwarten. Die sehen sich mehr als "Bei-Sitzer". Sie sitzen bei! Gewohnheit ist da für manchen der dickste Leim. Sie kleben. Hören sie das Wort Veränderung, entsteht da ein grandioser Team-Geist, der in Wahrheit nur dem Verharren der eigenen Position dient. Da steht keiner dem anderen auf die Zehen. Aber kreativ bewirken für die Branche tun sie so gut wie nichts.

Wer fordert und setzt es endlich durch, dass nach zwei Wahlperioden "frisches Blut" zugeführt wird? Amtsbegrenzung! Da heißt es beispielhaft bei einem Vorstandsmitglied aktuell in dessen Vita: Seit 2011 "Vorstand Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe ZDK". Also nicht "Mitglied im Vorstand", sondern Vorstand. Er ist inzwischen 72 Jahre alt, hat sich schon lange von seinem Ford-Betrieb verabschiedet, ist aber dennoch auch Vorsitzender im Meisterprüfungsausschuss HWK Koblenz. Welches Vorbild für junge Meister?! Da fand neulich eine Kfz-Innungsversammlung statt. Die Innung 70 Mitglieder stark. Anwesend zur Versammlung waren acht. Fünf davon älter als 60 Jahre alt. Welch ein Magnetismus für den Nachwuchs! Zurück zum unserem "Vorstand": Er sollte auf Geheiß von Ex-Bundesinnungsmeister Hülsdonk auch noch ZDK-Schatzmeister werden, nachdem er in seinem Laden so erfolgreich agierte. Pure Klüngelei! Selbige Herren verhindern jede notwendige organisatorische Strukturveränderung im ZDK. Oder da sitzt im Vorstand der Landesverbandspräsident von Baden-Württemberg, Michael Ziegler (68), Ex-Top-Manager bei der Emil Frey Group. Nachdem die Emil Frey Group großer internationaler Privatimporteur für Toyota, Subaru, Stellantis, Mercedes-Benz u.a ist, zugleich Europas größter Automobilhändler, Ziegler obendrein über seine EFA Autoteilewelt eine enge Zusammenarbeit mit den Herstellern pflegte, wird er in Sachen Herstellerpolitik einen sehr behutsamen, wohlwollenden Umgang mit den Herstellern einfordern, sprich bremsen! So verfolgt da jeder seine spezifischen Eigeninteressen.

Konkrete Herausforderungen

Ein paar weitere Beispiele: Manche Marken haben markante Teilerückstände. Da liegen selbst in kleineren Betrieben 100 offen Aufträge vor. Wo bleibt der Vergleich, wie die Aufwendungen – Ersatzwagen u.a. - bei den einzelnen Marken vergütet werden? Wie werden Probefahrten vergütet? Wo bleibt die Darstellung der Neuwagenpreisentwicklungen bei den einzelnen Marken der letzten fünf Jahre? Welche Marke übt gegenwärtig wie den Direktvertrieb aus? Worin unterscheiden sich die Inhalte der einzelnen Marken in Sachen Agenturvertrieb? Wie sehen dazu die Forderungen des ZDK aus? Wie weit hat sich der Online-Autokauf entwickelt? (inkl. Börsenvergleich) Welche Politik schlägt der ZDK in Sachen "Daten-Management" vor? Wie sieht pro Marke der aktuelle Stand von OTA (Over the air Update, Softwareaktualisierung), Functions on Demand (Hinzubuchungen von Sonderausstattungen) und wie wird daran der Handel beteiligt? Wie sehen pro Marke die Werkstattstandards für E-Autos aus? Mit Preisangaben! Die Vorgaben für E-Ladestationen? Um welche Dimension wird der Werkstattumsatz (Lohn und Teile) pro E-Auto konkret zurückgehen? Wo bleibt der jährliche Vergleich der Werkstattstundenverrechnungssätze? All das bedarf eines sehr starken Präsidenten, der Prioritäten setzen kann, der durchsetzungsstark ist, der führen kann und dabei wirkungsvolle Branchenpolitik zu artikulieren weiß. Also, kein Bremser, sondern ein Akteur!

Mit Burkhard Weller als ZDK-Präsident und dem neuen Hauptgeschäftsführer Dr. Kurt-Christian Scheel ist die große Chance gegeben, dass die beiden Hauptmacher neu sind, von außen kommen, an keiner Seilschaft hängen und von Berlin aus beherzt die Zukunft gestalten können. Man sollte diese Chance des Aufbruchs im Interesse des Auto-Gewerbes dringlich nutzen. Die Kleinbetriebe wie die Freien Werkstätten werden bereits über den neuen Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün sichtbar im ZDK-Vorstand vertreten.

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Mittwoch, 7. Juni 2023

"Autopilot" von Tesla - markante Mängel!

In seiner Pfingstausgabe berichtete das "Handelsblatt", dass in der Redaktion 100 Gigabyte Daten eingegangen seien. Das umfasst mehr als 23.000 Dateien. Darunter befindet sich auch eine Auflistung über Vorfälle zu Fahrassistenzsystemen, bei denen Kunden Sicherheitsbedenken anmeldeten. Beschwerden über Selbstbeschleunigungen von Fahrzeugen, Probleme mit der Bremsfunktion. Die Zahl der dokumentierten Crashs liegt bei mehr als 1.000. Das hat aktuell zahlreiche Gerichtsprozesse zur Folge. Der Tech-Visionär Elon Musk hat bereits 2016(!) angekündigt, dass das autonome Fahren im Wesentlichen ein gelöstes Problem sei. Sieben Jahre später ist der Level 5 noch nicht erreicht. Und Carlos Tavares, Stellantis-Chef, meinte neulich, diesen höchsten Automatisierungslevel wird es nie geben.

Musk haut mit seinem "Autopiloten" werblich fürchterlich auf den Putz. Es handelt sich dabei nicht um eine autonome Fahrfunktion, sondern allenfalls um ein konventionelles Assistenzsystem, das gegenwärtig ermöglicht, mal die Hände vom Steuer zu nehmen. Der Autopilot ist aber nie vollautomatisiert autonom unterwegs. Teslas Autopilot ist also eine irreführende Bezeichnung, ein Marketinginstrument für Musk, die seinen technologischen Vorsprung der Marke belegen soll.

Da kamen bei den genannten Daten auch Anschriften und Gehaltsangaben von Mitarbeitern hoch, selbst die Sozialversicherungsnummer von Elon Musk. Ebenso sensible Kundendaten. Und wie reagiert Tesla auf diesen "Datenfund"? Standesgemäß! Tesla will nicht, dass darüber berichtet wird. Die "Handelsblatt"-Journalisten haben Tesla zuvor 65 Fragen zu den "Tesla-Files" gestellt. Tesla ging darauf nicht ein. Faktum ist, Tesla ging offenbar mit gewichtigen Daten zu lax um. Komisch, auch in den einschlägigen Fachmedien ist dieses Thema schon nach dieser kurzen Zeit vom Tisch. Wie geht das? Elon Musk macht es als Einzelkämpfer möglich!

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Freitag, 9. Juni 2023

JLR Jaguar Land Rover – Markantes Durcheinander!

Dr. Armin Schirmer ist Dozent an der Hochschule Geislingen und lehrt dort "Marketingpolitische Entscheidungen in der Automobilwirtschaft".  Aktuell schreibt er an einem Buch mit dem Arbeitstitel "Tops und Flops, Mythen und Hypes in der automobilen Markenwelt". Das Buch wird im Herbst bei "Springer-Vieweg" erscheinen. Schirmers Beitrag soll nachstehend aufzeigen, welche Bedeutung eine große Markenkleinigkeit hat. Welche Komplexität auf dem Weg nach "Brand"!!

Als Tata 2008 die Marke Land Rover von Ford (genauer: von der Premier Automotive Group, PAG) übernahm, 2013 in die Jaguar Ltd. integrierte und damit das Unternehmen Jaguar Land Rover gründete, blieben die Marken Jaguar und Land Rover als Marken unverändert. Das Unternehmen Jaguar Land Rover trat seither gegenüber dem Kunden nicht in Erscheinung, allein die Marken Jaguar und Land Rover standen im Vordergrund. Ob sich das ändern wird, wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall teilte das Unternehmen mit, unter dem neuen Namen JLR ab Mitte 2023 eine neue eigene Identität mit neu gestalteter Wortmarke zu schaffen (Abb. 1).

JLR-Logo
Neue Wortmarke JLR
© Foto: JLR

Presseinformation von JLR: "Die neue JLR-Identität verkörpert Eleganz, Modernität und Zukunftsorientierung des Unternehmens", auf dem Weg, "ein echtes modernes Luxusunternehmen zu werden". Warum die JLR-Identität jetzt wichtig ist für ein Unternehmen, das namentlich gegenüber dem Kunden (bisher) nicht in Erscheinung trat, entzieht sich unserer Kenntnis. Möglicherweise will man gegenüber den internen und externen Stakeholdern Aufbruch signalisieren. JLR gab weiter bekannt, dass es ab sofort die vier Marken Range Rover, Defender, Discovery und Jaguar gibt, die nach dem "House of Brands"-Ansatz gestärkt werden; gleichzeitig gibt es aber noch die Marke Land Rover, die als Markenzeichen integraler Bestandteil bleiben und auf Fahrzeugen weiterhin sichtbar sein soll (siehe folgende Abbildung). JLR soll als "einheitlicher Anker für unsere vier eigenständigen britischen Marken dienen". Das niedergleitende "J" im der neuen Wortmarke von JLR soll Eleganz vermitteln und den "Wandel hin zu Raffinesse und Modernität" unterstreichen!

JLR House-of-Brands
Geplantes Markengebäude von Jaguar Land Rover
© Foto: JLR

Jetzt ist das Durcheinander perfekt: Vier Produktmarken, dann noch Land Rover und über allem JLR? Offenbar ist den verantwortlichen Managern nicht klar, was eine "House-of-Brands"-Strategie im Unterschied zu einer Branded-House-Strategie ist.

Bei der House-of-Brands-Strategie werden gegenüber dem Kunden nur die Einzelmarken kommuniziert; die Unternehmensmarke ist keine Dachmarke und wird dem Kunden gegenüber auch nicht kommuniziert, sondern nur gegenüber internen und externen Stakeholdern (wie bei Procter & Gamble oder Stellantis). Über den selbstständigen Marken gibt es keine Dachmarke.

Demgegenüber wird bei der Branded-House-Strategie nur die Unternehmensmarke kommuniziert; sie ist die Dachmarke zu den Produktmarken, die als Submarken fungieren (wie bei Sixt mit den Submarken Sixt share oder Sixt ride).

Es gibt auch gemischte Strategien als Kombination beider Strategien.

JLR verfolgt also jetzt eine House-of-Brands-Strategie, und die vier Marken werden selbstständig geführt? "Defender" und "Discovery" als eigenständige Marken, ohne Bezug zu Land Rover? Und was ist jetzt mit der Marke Land Rover, dessen Logo in im Markenbild von JLR (siehe vorige Abbildung) klein und schüchtern daherkommt? Tim Theobald von der Zeitschrift "Horizont" meint, dass die vier Marken und auch Land Rover jetzt Subbrands seien mit einer Dachmarke JLR. Auch die "Automobilwoche" ist verwirrt: Land Rover sei jetzt Dachmarke, aber keine Automarke mehr. Land Rover steht auf jedem Auto von JLR (außer Jaguar), ist aber keine Automarke mehr? Wie geht das denn? Selbstständige Marken im House-of-Brands und gleichzeitig als Subbrands einer Dachmarke, das schließt sich aus. Entweder selbstständig ohne Dachmarke oder aber Subbrand! Und ist Land Rover jetzt Submarke zu JLR und gleichzeitig Dachmarke zu den drei Produktmarken? Das Verhältnis der beiden Marken Land Rover und Range Rover war schon in der Vergangenheit markentechnisch nie geklärt: mal war Range Rover eine Submarke von Land Rover, mal eine eigenständige Marke (die als Premiummarke mit Land Rover nichts zu tun haben wollte). Auf landrover.de hat die Automobilmarke Land Rover aktuell drei Modellreihen (oder Submarken): Range Rover, Discovery, Defender, der Name JLR taucht nicht auf.

Solch ein Durcheinander ist selten. Im Marketing gibt es nur ein Ziel: die jeweilige Marke muss sich im Kopf des Kunden verankern. Ob das so gelingt? Häufig werden Konzepte nicht so umgesetzt oder gelebt wie geplant, aber dass ein Konzept schon im Ansatz so verquer ist? Die Dachgesellschaft von JLR ist der indische Konzern Tata, und man fragt sich, ob da einige Manager von JLR zu sehr unter indischer Hitze gelitten haben?

Wahrscheinlich ist, dass sich nichts ändert, nämlich dass JLR als Unternehmensmarke weiterhin für den Kunden nicht in Erscheinung tritt, dass Land Rover die zentrale Marke (Dachmarke) bleibt und die Marken Range Rover, Defender und Discovery Submarken bleiben oder werden. Aber wer weiß, wir lassen uns überraschen. Gut, dass die Marke Jaguar, die allerdings unter stark schrumpfenden Absatz leidet und ums Überleben kämpft, von diesem Durcheinander unberührt bleibt.

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Spruch der Woche

"Die Werkstatt der Zukunft befindet sich in der Gegenwart."

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen nach Regensburg. Regensburg ist – so sagt man – wie New York, nur ganz anders ...

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 23. Juni 2023!

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KOMMENTARE


Martin Fehringer

09.06.2023 - 16:41 Uhr

Lieber Hannes, ein toller Newsletter heute. LG aus dem Hegau Martin Fehringer


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