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HB ohne Filter: ZDK-Präsidentenwahl 2023 +++ EU-Auto-Importhandel +++ Werkstatt-Preispolitik

HB ohne Filter: ZDK-Präsidentenwahl 2023 +++ EU-Auto-Importhandel +++ Werkstatt-Preispolitik
© Foto: Prof. Hannes Brachat / AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Kommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
12.05.2023
Lesezeit:
15 min

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ZDK-Präsidentenwahl 2023 – Aufbruch in neue Offenheit! +++ EU-Auto-Importhandel passé? +++ Werkstatt-Preispolitik +++ Tarifrunde Kfz-Gewerbe 2023 +++ Synthetische Kraftstoffe sind für Klimaschutz unerlässlich

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Montag, 8. Mai 2023

ZDK-Präsidentenwahl 2023 – Aufbruch in neue Offenheit!

In AUTOHAUS Online vom 5. Mai 2023 haben wir das Interview mit ZDK-Präsidentenbewerber Arne Joswig, das er mit seinen "Zuarbeitern" zusammengetragen hat, publiziert. Das ist wirklich lesenswert und stellt auch Wichtiges aus der aktuellen wie zukünftigen Verbandspolitik dar. Geht man die einzelnen Punkte durch, hat man den Eindruck, als sei beim ZDK alles, auch zukünftig auf gutem Weg. Man kennt das aus Wahlprogrammen der Parteien: Anspruch und Wirklichkeit fallen da vor und nach der Wahl deutlich auseinander. Es sei so! Es fällt so schwer, Realitäten zu sehen.

Nun meint Arne Joswig ganz markant: "Die Zeit der One-Man-Shows ist vorbei." Welch harmoniesüchtigem Sozialisierungsgedanken hängt er da nach? Das "Wir" in der künftigen Verbandsausrichtung findet bei ihm markanteste Betonung.   

Die Solisten

Jedes Orchester (Team) hat und braucht seine Solisten, um hohe Kunst darzustellen. Gestaltet von den Besten! Jedes Fußballteam braucht seine Lewandowskis, die die Tore schießen! Siehe in der höchsten Liga die aktuell schwankenden Bayern. Sind Unternehmerpersönlichkeiten wie Reinhold Würth (88), Ferdinand Piech (Ɨ), Helmut Werner (Ɨ) oder aus dem Handel Größen wie Walter Frey (79), Albert Still (80), Hans Ravenborg (Ɨ), Kurt Kröger (86), Fritz Haberl (Ɨ), Lothar Pulvermüller (Ɨ), Bruno Widmann (96), Wilfried Wilhelm Anclam, Helmut Peter, Uwe Feser, Burkhard Weller, Maik Siebrecht u.a. "One-Man-Shows", die aufgrund ihrer genialen Gaben mit ihren Teams außergewöhnliche Lebenswerke geschaffen haben? Soll diese Zeit – so die Feststellung Joswigs - für Solisten vorbei sein? Nein, im Gegenteil, wir bräuchten mehr von ihrer "Sorte"! Wie viele leben von deren Genialität? 

Und noch etwas, nachdem ich die meisten der aufgezeigten Persönlichkeiten über Jahre journalistisch begleiten durfte und persönlich erfahren habe: Sie sind oder waren allesamt nicht nur genial, sondern verdammt fleißig. Sie können fünf Dinge gleichzeitig erledigen und entscheiden. Nicht nur Luft holen! Wenn jemand wie unsere Alt-Kanzlerin Angela Merkel von 2005 bis 2021, also 16 Jahre Kanzlerin, verantwortliche Solistin (!) war, über welch physische und psychische DNA müssen solche Menschen von Natur aus verfügen? Anders lässt sich die Aufgabe wie das Pensum gar nicht "meistern"! 

Es sei nicht abwertend gemeint, wenn ein Kfz-Meister sich für einen Kleinbetrieb - klein, aber fein - mit fünf Mitarbeitern entschieden hat und gute Geschäfte macht. Respekt! Wenn aber einer wie Burkhard Weller von drei Mitarbeitern über die Jahre ein Unternehmen mit 35 Standorten und über 2.000 Mitarbeiter aufgebaut hat und selbst bei vollem Risiko aktuell managt, dann wirkt dieser in einer anderen unternehmerischen Dimension und hat dabei eine umfassendere Komplexität zu bewältigen. Wo bleibt dafür die fundamentale Wertschätzung?! ZDK-Ehrenpräsident Fritz Haberl, langjähriger MAHAG-Chef in München, hat das vorgelebt, wie man eine große Autohausgruppe steuert, aktiver ZDK-Präsident ist und obendrein noch als Mitglied im Deutschen Bundestag agiert! Haberl war bislang nun mal als ZDK-Präsident die einsame Spitze. Weller könnte ihm im Format folgen. 

Der spezielle Sitz

Es ist nun mal so, dass in zahlreichen Branchengremien der ZDK-Präsident und nicht das ganze ZDK-Wir-Team sitzt. Sei es in den Gesprächen mit dem VDA oder VDIK, den DL-Gesellschaften TÜV, Dekra u.a., sei es als Gesellschafter bei der DAT, Nürnberger (Garanta) usw. Da ist dann wirklich die "One-Man-Show" gefordert. Da sollte seitens des Gewerbes der Beste Branchenreferenz vorlegen. Wir wollen als Branche ernst genommen werden. Und das bedarf einer starken Persönlichkeits-Präsenz! Der beste Solist eben! 

Verbandsfinanzierungsfundamente der Zukunft 

Ein Grundthema wird im Joswig-Interview gar nicht angesprochen. Warum? Weil es da manches zu vertuschen gibt. Wie sieht grundsätzlich die finanzielle Zukunft des Kfz-Verbandswesens aus? Die Zahl der Kfz-Betriebe wird sich rückläufig entwickeln. Ergo sinken die Einnahmen der Mitgliedsbeiträge. Und wie gedenkt man das auszugleichen? Es gilt vermehrt unternehmerische Aktivitäten zu ergreifen. Und da ist es nur von Vorteil jemanden an der Verbandsspitze zu wissen, der das Potenzial hat vorzulegen, wie das unternehmerisch professionell zu gestalten ist. Der die richtigen Tore schießt, sprich Ideen hat und eine starke Durchsetzungskraft für die Umsetzung mitbringt! 

Die Wirtschaftsgesellschaften 

Schaut man sich dazu die aktuelle Zusammensetzung des ZDK-Vorstandes an, ist da aufgrund der jahrelangen personellen Gleichbesetzung, der Überalterung und deren Ferne zum  automobilen Alltag auch künftig wenig Innovatives zu erwarten. Bleibt zu hoffen, dass am 14. Juni 23 in Regensburg nicht nur der ZDK-Präsident neu gewählt wird, sondern eben auch die ZDK-Vorstandschaft eine substantielle Rundumerneuerung erfährt. Man muss diese Gedanken runterdeklinieren auf die 236 Auto-Innungen. Auch dort ist diese Überalterung gängige Realität. So 30 (!) Prozent der Mitglieder zu einer Innungs-Versammlung kommen, darf man das als Erfolg werten. Was wird also gezielt getan, um junge Nachwuchskräfte aktiv in die Gremien einzubinden? Dazu ist von Joswig nichts zu vernehmen. Veränderung würde ja die angestammte Harmonie stören. 

Und nochmals zu den Finanzen. Weshalb werden beispielsweise die Geschäftsberichte der "Wirtschaftsgesellschaften" auf den Innungsversammlungen, beim Landesverband auch beim ZDK nicht publiziert? Auch da gäbe es berechtigte Fragestellungen, die die Harmonie stören würde. Also wird das unter den Teppich gekehrt. 

Personale ZDK-Besetzung 

Im Rahmen der finanziellen Substanz sollte auch mal einer ohne den "sozialisierenden Wir-Effekt" der angekündigten Joswig-Ära hinterfragen, ob es wirklich der über 70 Mitarbeiter im ZDK bedarf? Das sind mehr, als sich der VDA, die Industrie leistet. Davon ist dann jeder Dritte auch noch Geschäftsführer. Und man schaue sich den Output mancher Referate an. Da gibt es einerseits viel Positives zu sagen. Man sollte umgekehrt aber mal genauer hinschauen, in welchen Referaten es dringlich gilt, echte Potenziale zu wecken. Beispiel Personalressort! 

Tarifpolitik

Seit 40 Jahren wird Tarifpolitik in einheitlicher landespolitischer Manier durchgezogen. Eine der besonderen Herausforderungen ist aber doch, wie wir in den Kfz-Betrieben Mitarbeiter halten können? Wo bleibt dafür das Konzept für die Tarifpolitik der Zukunft, wie Pakete zu schnüren sind, um den Verbleibfaktor von Mitarbeitern zu erhöhen? Siehe nachstehend separate Ausführungen zur aktuellen Tarifpolitik. Ob da ZDK-Mitarbeiter in Bonn die erforderlichen unternehmerischen Sichtweisen dafür mitbringen? Da braucht es aber einer kreativen "One-Man-Show", die klar die maßgeblichen Akzente für die Branche aus eigener Erfahrung und entsprechender Betriebsgröße zu setzen weiß und spezielle Aufträge über die ZDK-Hauptgeschäftsführung initiiert. 

Politische Akzente 

Arne Joswig sitzt seit 2014 im ZDK-Vorstand. Zu zahlreichen Themen, die er nun als Lösung im Interview anspricht, war von ihm in den abgelaufenen zehn Jahren nichts Markantes zu vernehmen. Vertrieb der Zukunft, Datenmanagement, Personalmanagement, Serviceauslastung u.a. Arne Joswig hat sich in Sachen Öffentlichkeitsarbeit ohne Frage besondere Verdienste erworben. Auch mit der ersten ZDK-Demo in Berlin, die er initiiert hat. Ich habe mit ihm dazu sehr gerne und eingehend und mit Freude zusammengearbeitet. Noch mehr: Arne Joswig war der, der vor fünf Jahren im ZDK wieder die Türen für AUTOHAUS geöffnet hat. Und ich möchte betonen, dass wir über diese Strecke wirklich hervorragend, zügig, verlässlich, eben auch sehr menschlich zusammengearbeitet haben. Dank seinem Entgegenkommen. 

ZDK-Kommunikationspolitik 

Dennoch, die Kommunikationsaktivisten in den einschlägigen PR-Abteilungen der Verbände sehen primär Reichweiten, die Likes. Es kommt aber doch auf die Wirkung an! Dabei werden erstaunlich verzerrte Seifenopern komponiert. Ein markantes Beispiel. Es sollte doch möglich sein, dass der ZDK bei wichtigen Entscheidungen per Knopfdruck direkt sämtliche Mitglieder in Deutschland per E-Mail informieren kann, ohne den vorab gefilterten Hemmschuhen aus den Landesverbänden und den Innungen, die meinen, sie müssten da noch etwas künstlich als Eigenleistung hinzufügen. Der Informationsfluss von oben nach unten muss schnell und direkt geschehen. Das Beispiel zeigt den dringlichen Handlungsbedarf. 

Zur Thematik Kommunikation in der Zukunft wird im Joswig-Interview nur schnabuliert. Es soll wieder mehr Freude machen, in den Gremien mit zu arbeiten. Gut und recht, was, wenn aber der Nachwuchs fehlt? 

Werkstatttests

Was glauben Sie, wie die regelmäßigen Werkstatttests in "auto motor sport" oder "AutoBild" seit 30 Jahren auf das Image der Branche einschlagen? Wer nimmt dieses Thema endlich substantiell in die Hand, um das auf einen neuen Sockel für die Branche zu stellen? Welche zehn Punkte gilt es bei einer Inspektion zu beachten, um eine hohe Kundenzufriedenheit zu erreichen? Dazu bedarf es aber auch einer "One-Man-Show"“, der in dieser Frage mit dem TÜV und Dekra mal über deren Teste dazu kompetent Tacheles redet. Diese verharren seit ewigen Zeiten auf demselben Testmodus. Dacia-Fahrer sehen da im Anspruch an eine Werkstatt manches anders als Porsche-Fahrer. Getestet wird im undifferenzierten Einheitsbrei! 

Zukunft Berlin! 

Die Signale für Berlin setzt Joswig auf "grün". Warum gelingt es ihm bislang nicht, die großen Verhinderer, die Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Bayern auf Kurs zu bekommen? Beide Landesverbände - sie werden das nie einräumen - wollen in Wahrheit einen schwachen ZDK, um ihre landespolitische Daseinsberechtigung überhaupt zu rechtfertigen. Nennen wir das bayerisch "Weinzierl-Destruktion".

Werkstattauslastung

Ein sehr wichtiges Grundthema der Transformation wurde im Joswig-Interview überhaupt nicht angesprochen. Die Hauptherausforderung in Sachen Service der Zukunft ist für Freie Werkstätten wie für die Markenwerkstätten das E-Auto: Werkstattauslastung! Das müsste das Hauptanliegen für Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün sein. Wo bleibt das substantielle Bemühen hier Klarheit, Transparenz zu schaffen? Die einen reden von 70, die anderen gar von 90 Prozent Servicerücklauf. Siehe da, es bedarf einer "One-Man-Show", um dieses Thema im Verbund mit den Herstellern und Importeuren aufzusetzen. Die "Zukunftswerkstatt 4.0" in Esslingen müsste dazu beste Zuarbeiten leisten.   

Die Branche möge sich bis zum großen Wahl-Ereignis am 14. Juni 2023 in Regensburg aktiv und offen über den besten Präsidenten, aber auch über die völlige Neubesetzung der ZDK-Vorstandschaft offen austauschen und die jeweiligen Posten in geheimer Wahl besetzen, damit jeder Wahlberechtigte auch wirklich frei in seiner Entscheidung ist. Alles andere wäre politische Mache!

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Dienstag, 9. Mai 2023

EU-Auto-Importhandel passé?

Es war ein langer und holpriger Weg, bis sich die EU-Geleise im Neuwagenvertrieb über Jahre öffneten. Man blicke einen Moment auf die steuerlichen Belastungsunterschiede, Währungsfragen, Bezahlsysteme u.a. Die politische Vorgabe, dass jeder EU-Bürger sein Fahrzeug in dem Land kaufen darf, das er für sich sinnvoll hält, hat da liberale Türen geöffnet. Dann waren und sind es auf der einen Seite die freien privaten EU-Importeure wie auch inzwischen verschiedene Fahrzeugbörsen oder auch die international tätigen Auktionshäuser, die den internationalen EU-Markt durch ihre beherzten Marktaktivitäten öffneten und im Abwicklungsprozedere Sicherheit schafften. Klar, zum Nutzen auch der deutschen Händler

Auf der Handlungsagenda der Automobilhersteller steht über die Vertriebsausrichtung "Agentur" die Thematik Preis auf der Agenda. Gemeint sind die gigantischen Neuwagenpreisunterschiede von bis zu 40 Prozent innerhalb der EU. Über das künftige Agenturgeschäft wollen die Hersteller die Thematik Preisdisziplin im Neufahrzeugbereich enger an sich ziehen. Auch im Gebrauchtwagengeschäft will der Hersteller künftig Marge abgreifen. Das alles auch vor dem Hintergrund des Direktvertriebs, den die Hersteller weiter ausbauen wollen. Übermorgen EU-weit? Da wird es dann in den Vertriebsrädern kräftig knirschen!

Ja, die Preisdifferenzen werden EU-weit aufgrund der Agenturen schmäler werden. Dennoch, den EU-Import wird es trotzdem weiter geben. Die Hersteller sind an einem einheitlichen Listenpreis der Neufahrzeugen EU-weit interessiert. Wer aber die Verdienstunterschiede der Menschen innerhalb der einzelnen EU-Länder anschaut, weiß, dass sich eben ein Mechaniker in Rumänien bei einem Monatsverdienst von 1.500 Euro keinen Neuwagen für 30.000 Euro leisten kann. Das ist die eine Schraube, an der permanente Feinjustierung seitens der Hersteller stattfindet. 

Die zweite Schraube ist das Faktum, dass im einen und anderen EU-Land ein Hersteller/Importeur weniger verkauft als geplant. Das wird auch weiterhin Realität sein. Und bei dieser Differenz kommen dann die Privatimporteure zum Einsatz. Die Hersteller/Importeure können auf eine große Zahl privat agierender EU-Händler zugehen. Da gibt es einige ganz große, dann normale und übrige. Diese werden nach außen seitens der Hersteller/Importeure mit großem Schweigen überzogen und in ihren Marktaktivitäten zu angemessener Zurückhaltung aufgefordert, um das Marktgleichgewicht einigermaßen zu halten. Ferner möchte der jeweilige private Importeur seine wahren Einkaufsquellen nicht publizieren. Geschäftsgeheimnis! Da herrscht untereinander reger Wettbewerb

Sondermodelle mit Ausstattungspaketen 

Um die Fahrzeuge im Verbund mit den Listenpreisen dennoch im jeweiligen Land günstiger, eben erschwinglicher zu machen, werden ganz gezielt "Sondermodelle" aufgelegt. Darin werden Ausstattungspakete weit günstiger oder gar gratis integriert, günstige Finanzierungskonditionen eingebunden, kostenlose Winterreifen eingepackt usw. Ferner sind dann markenspezifische Außendienstmitarbeiter unterwegs, die im jeweiligen Land vor Ort registrieren, was die jeweilige Konkurrenz sichtbar offeriert, um kurzfristig marktkonform reagieren zu können. Insider gehen davon aus, dass bei aller Agenturverengung weiterhin eine Neuwagenpreislandschaft im Schnitt von 20 bis 30 Prozent unterhalb des Listenpreises Realität sein wird. Es wird also den Vertriebskanal EU-Auto-Importe weiterhin, sprich neue EU-Autoware geben. 

Die Herausforderung für die Händler wird in der Zukunft im Zugang zu den Daten liegen und in ihren Möglichkeiten die Preisunterschiede für den Kunden transparent zu machen. Recherchen zeigen, dass zahlreiche sogenannte Konfiguratoren eigentlich nur digitalisierte Preislisten sind. Das erkennt man daran, dass man beispielsweise bei einem Auto drei Lenkräder und drei Farben auswählen kann. Eine Baubarkeitsprüfung wird überhaupt nicht ausgewiesen. Oder eine Gegegenüberstellung zur deutschen Ausstattung ist nicht gegeben. Einzig bei der Firma TOHA Automobil-Vertriebs GmbH wird man da fündig. TOHA hat einen eigenen EU-Konfigurator entwickelt, der diese Themen transparent aufbereitet.

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Mittwoch, 10. Mai 2023

Werkstatt-Preispolitik

Steigende Energiekosten, steigende Zinsen, künftig 8,5 Prozent Lohnerhöhung, Inflationsprämie, Inflationsrate von ach Prozent, wie soll der einzelne Autobetrieb diese Mehrbelastungen abdecken? Einige Ökonomen gehen soweit, dass Unternehmen die Inflation treiben, um ihre Gewinne zu steigern. Bei Daimler wurde das durchschnittliche Neuwagenpreisniveau von 2019 bis 2022 von 52.000 auf 72.000 Euro hochgeschraubt. Daimler fuhr 2022 auf einsamem Margen-Gipfel. Wie lange noch? 

Und wie sieht es im Service der Autobetriebe wirtschaftlich aus? Für 2022 können gute Werkstattergebnisse vermeldet werden. Im Klartext, da ist bei den Kunden eine auffällig positive Zahlungsbereitschaft auszumachen, trotz der aufgezeigten Quereinschläge. Die Branche steht aktuell bei einem durchschnittlichen Stundenverrechnungssatz von 81 Euro zuzüglich MwSt. Nachstehendes Beispiel aus dem Autohaus König, Berlin und vielen weiteren Standorten, agiert mit einer sehr mutigen Preispolitik. War eben von 81 Euro pro Stunde als Verrechnungssatz die Rede (= 96 Euro inkl. MwSt.), so kommen im Hause König in der Gruppe 1 168,62 Euro zum Ansatz. Das steigert sich im Lackbereich pro Stunde auf 306,43 Euro. Die HUK würde dies an dieser Stelle ganz anders ansetzen. 

Jetzt fährt man bei König von Monat zu Monat eine spezielle Werkstattaktion. Im Mai – siehe Abbildung – geht es um den Frühjahrscheck + Klimaaktion. Diese kostet den Kunden normalerweise 369 Euro und wird nun mit 169 Euro ausgelobt. 200 Euro Preisreduzierung? Ein normal veranlagter schwäbischer Kunde denkt sich dabei, wie denn das möglich ist, dass hier mit 200 Euro Preisnachlass gearbeitet wird und umgekehrt ein Preisniveau gefahren wird, das ob seiner Gigantomanie scharfe Fragezeichen setzt? Dennoch, das Bewertungssregister weist für das Unternehmen "sehr gut" aus.

Service-Aktionen im Autohaus König
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Man sollte sich an dieser Stelle ein paar Grundsätze für die Preispolitik im Service wieder mal abrufen. Es sollte nicht der Stundenpreis, sondern jeweils die individuelle Serviceleistung im Vordergrund stehen. Der Preis ist nicht das Gegenstück zu den betriebseigenen Kosten. Die zentrale Frage lautet: Wie viel ist der Kunde bereit zu bezahlen? Dennoch, Preisstellung ist Weichenstellung! Es ist ratsam, den Servicepreis auf den gefahrenen Kilometer umzurechnen. Kostet eine Inspektion 500 Euro und die nächste ist nach 25.000 Kilometer fällig, so sprechen wir von zwei Cent pro Kilometer!

Im Zentrum des Servicegeschäftes steht die Leistung der Werkstatt. Nur eine qualitativ gute Werkstattleistung lässt sich dem Kunden verkaufen. Dieser setzt sein Vertrauen in die geleistete Arbeit. Die Erinnerung an schlechte Qualität hält länger als die kurze Freude über einen niedrigen Preis. Wir sollten also nicht Preise, sondern Wert verkaufen. Der Preis ist ein Merkmal von vielen! Ergo: Leistungen verkaufen – Leistung sichtbar machen!

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Donnerstag, 11. Mai 2023

Tarifrunde Kfz-Gewerbe 2023

Inzwischen haben die meisten Kfz-Landesverbände ihre Tarifverhandlungen mit Tarifverträgen bis März 2025 abgeschlossen. Baden-Württemberg hatte dabei quasi Pilotcharakter. Am 28. März 2023 fand dazu im Ländle der erste Verhandlungstag mit der IG-Metall statt. Er wurde mit der Drei-Prozent-Offerte der Arbeitgeber ergebnislos beendet. Am 31. März endete die Friedenspflicht. Ab da waren dann Warnstreiks möglich. Jetzt fanden in verschiedenen Autohäusern "aktive Arbeitspausen" statt. So die IG-Metall-Verbalvorgabe. "Aktive Arbeitspause" klingt doch viel "grüner"“ als Warnstreik. Dazu schaltetedie IG Metall über YouTube und ihre Newsletter spezifische Kampagnenwerbungen. Kfz-Tarifrunde 2023 - Einen Gang hochschalten!  

Bitte: Einen Gang hochschalten. Man muss sich diesen Trailer mal reinziehen. Dessen Diktion: Aufmarsch!

Und dann findet im weiteren Verlauf eine verhandlungsbegleitende Kundgebung vor dem Verhandlungslokal in Leinfelden-Echterdingen statt. 1.200 Metaller und Metallerinnen üben Live-Druck auf die Arbeitgeber aus. Deren Begründung für 8,5 Prozent mehr Lohn: Das Kfz-Gewerbe erwirtschaftet eine wachsende Umsatzrendite. Es liegen volle Auftragsbücher vor. Ebenso ist eine hohe Werkstattauslastung gegeben. Die Inflation machte im Januar und Februar 2023 8,7 Prozent aus. Die Beschäftigten haben Mehrkosten für Energie, Transport und Lebensmittel zu bezahlen. Und dann sollte noch zusätzlich etwas für privaten Konsum übrigbleiben, denn die Wirtschaft braucht diesen konsumtiven privaten Impuls, um zu wachsen!

IG Metall-Warnstreiks im Kfz-Gewerbe 2023
© Foto: IG Metall / Frank Schnelle

Mal sehen, bis wann die IG Metall dem öffentlichen Dienst nacheifert und zusammen mit "Fridays for Future" oder gar den "Klebeaktivisten" streikt. Dann hätten wir den politischen Streik. Eine kleine Minderheit zwingt einer großen Mehrheit ihren Willen auf und fügt denen Schaden zu, die mit dem Tarifkonflikt nichts zu tun haben.

Betriebliche Auswirkungen

Die Personalkosten im Autohaus - gerade bei Service-Betrieben - machen bis zu 60 Prozent der Gesamtkosten aus. Hohe Lohnkosten, hohe Sozialabgaben, hohe Strompreise, da beherrscht Deutschland in der Spitzengruppe einen Sonderplatz. Und das belastet gleichermaßen die Betriebe. Und die Frage für die Kfz-Betriebe ist nun bei insgesamt 8,6 Prozent mehr Lohn und 2.500 Euro Inflationsausgleich, wie die Produktivität in den Werkstätten weiter optimiert werden kann. Papierlose Werkstatt, Online-Terminvereinbarung, Prozessverbesserung u.a. 2022 wurden bei allen bedenklichen Entwicklungen dennoch gute Werkstattergebnisse eingefahren. Doch die erzielten Gewinne sind für anstehende Investitionen dringlich erforderlich. Von Solardächern, E-Ladesäulen bis zu neuen Werkstattgeräten. Die Weiterbildung sei erwähnt! Ebenso die steigende Zinslast.

Das Meer der Sozialabgaben

Werfen wir einen Blick auf die hohen Sozialabgaben und dort auf die Entwicklung der Renten, Krankenversicherung, Pflege, so trifft man auf leere Kassen. Geht das so weiter, steigen die Beitragssätze deutlich über 40 Prozent. Das Renteneintrittsalter muss steigen. Der Beitrag zur Rentenkasse wird nicht bei aktuell 18,6 Prozent stehen bleiben können. Dazu ist von der jungen Generation wenig zu vernehmen, obwohl sie das aufgrund des Generationenvertrages bezahlen soll. Kann es in Zukunft bei einem garantierten Rentenniveau von mindestens 48 Prozent überhaupt bleiben? Der Bundeszuschuss zur Rentenkasse betrug 2021 bereits 106 Milliarden Euro! Das ist ein Viertel des Bundeshaushalts! Was bleibt da noch, um in die Zukunft des Landes zu investieren? Die offene Diskussion darüber wird der Wählerstimmen wegen vermieden.

Tarifpolitik der Zukunft

Muss es nicht grundsätzlich nachdenklich stimmen, dass seit über 40 Jahren den Arbeitgebern und den Gewerkschaften nichts Neues in Sachen Entlohnung einfällt als dieses Kräftemessen und Feilschen in Tarifverhandlungen? Das ist aber der Grund, weshalb zahlreiche Kfz-Betriebe ohne Tarifbindung arbeiten. Ein großes Thema ist doch: Wie gelingt es, Mitarbeiter in den Betrieben zu halten? Jetzt hat man in einigen Tarifgebieten die betriebliche Überlassung von Leasing-Fahrrädern im Wege einer freiwilligen Entgeltumwandlung vereinbart. Ein unglaublicher Fortschritt! Nachstehend seien freiwillige Entlohnungsleistungen aufgezeigt, wie sie in einigen Autohäusern praktiziert werden. Hier am Beispiel aus dem Autohaus Siebrecht in Uslar:

Mitarbeiter-Benefits im Autohaus Siebrecht
© Foto: Autohaus Siebrecht

Diese starren Tarif-Regelungen bedeuten Einengung. Was, wenn morgen die Umsatzrendite im Kfz-Gewerbe rückläufig ist? Da bedarf es nicht starrer, sondern flexibler Lösungen. Beispiel: Urlaubs- und Weihnachtsgeld abschaffen und durch individuelle Prämien ersetzen. Und diese sind umso höher, je besser das Betriebsergebnis ausfällt. Oder auch umgekehrt. Wer entwickelt das Konzept für eine zukunftsfähige Lösung?

4-Tage-Woche

Der ZDK tut ferner gut daran, sich im Interesse der Mitglieder eingehend mit der 4-Tage-Woche zu beschäftigen. Sie wird vielfach als "Milchmädchenrechnung" abgetan. Belgien hat die Vier-Tage-Woche beispielsweise gesetzlich verankert. Eigentlich sollte sich der ZDK mit seinem Nachbarverband austauschen, wie das in den Betrieben in Belgien praktisch umgesetzt wird. 80 Prozent der Mitarbeiter wünschen sich die 4-Tage-Woche. Klar, bei vollem Lohnausgleich! Wie aber soll das bei gegebenen Öffnungszeiten - auch samstags - im Auto-Gewerbe realisiert werden? Im Service ist die Branche Dienstleistungsgewerbe.

Es reicht nicht, einfach eine oberflächliche verbandspolitische Stellungnahme herauszugeben, wir sind dagegen, sondern das bedarf der detaillierten Analyse für den Verkauf, für den Service, für die Buchhaltung, Disposition, Telefon-Management, Marketing, für Klein-Betriebe, für Großbetriebe. Zwöf Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf Teilzeitbasis. Da würde sicher manche bei einer 4-Tage-Woche wieder voll arbeiten. Ergo: Es sollte im ZDK das Referat "Berufsbildung" dringlich um die wichtige Aufgabenstellung Personal-Management, Personalentwicklung im Auto-Gewerbe erweitert und entsprechend qualitativ personell besetzt sein.

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Freitag, 12. Mai 2023

Synthetische Kraftstoffe sind für Klimaschutz unerlässlich

Auf der traditionellen Maimarkt-Messe in Mannheim fand dazu am 7. Mai eine Fachdiskussion zum Thema E-Fuels statt. 30.000 Besucher wurden an diesem Tag auf der Messe registriert. Friedrich Haag, MdL (FDP) Tankstellenunternehmer im Klartext: "E-Fuels, aus erneuerbarer Energie hergestellte Kraftstoffe, ermöglichen weitgehend klimaneutrale Mobilität, auch für Bestandsfahrzeuge. E-Mobilität hingegen ist einseitig auf den Neuwagenmarkt ausgerichtet."

Die FDP-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg wirbt für E-Fuels.
Die FDP-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg wirbt für E-Fuels,
© Foto: Screenshot

Der renommierte Techniker am KIT in Karlsruhe, Prof. Dr. Thomas Koch: "Die CO2-Diskussion ist eher der Hebel zur Einengung der individuellen Mobilität. Die E-Mobilität hat eine soziale Bedeutung. Diese Fahrzeuge sind sehr, sehr teuer. Viele werden sich ohne E-Fuels individuelle Mobilität nicht mehr leisten können." Er sprach sich für ambitionierte Reduzierungsziele des CO2 beim Treibstoff aus, die mit entsprechenden Beimischungsquoten erreicht werden könnten. Die E-Fuels müssten dort erzeugt werden, wo regenerative Energien im Überfluss vorhanden seien. Dann wären 80 Cent Herstellungskosten je Liter durchaus vorstellbar. Die häufige Kritik an E-Fuels mit einem hohen und teuren Primärenergiebedarf bei uns und damit verbundenen Kosten von vier bis fünf Euro je Liter konterte er mit dem Vergleich, dass es schließlich auch wenig effizient sei, Zitronen in Alaska anzubauen  – ebenso wie E-Fuels über die gesamte Herstellungskette im teuren Energieland Deutschland zu erzeugen. Er betonte, wie wichtig der Hochlauf von synthetischen Kraftstoffen auch für den Heizungsbereich sei.

V.l.n.r.: Dr. Christian Jung, MdL,  Friedrich Haag, MdL, Tankstellenunternehmer, Prof. Thomas Koch, Leiter Institut Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Dietmar Clysters, Obermeister der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald, und Carst
V.l.n.r.: Übergabe eines Kanisters mit echtem E-Fuel an die beiden Abgeordneten Dr. Christian Jung, MdL,  Friedrich Haag, MdL, Tankstellenunternehmer, Prof. Thomas Koch, Leiter Institut Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Dietmar Clysters, Obermeister der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald, Gastgeber und Carsten Beuß, Hauptgeschäftsführer Kfz-Landesverband Baden-Württemberg
© Foto: Kfz-Gewerbe Baden-Württemberg

Carsten Beuß: "Diese Veranstaltung lief im Rahmen unserer gemeinsamen Aktion mit der FDP-Landtagsfraktion zum Thema Klimaschutz und E-Fuels. Den Auftakt haben wir mit der Pforzheimer Kfz-Innung im Autohaus Gerstel veranstaltet. Jetzt aktuell auf dem Mannheimer Maimarkt. Wir werden das mit weiteren Veranstaltungen im Raum Ulm, Karlsruhe und im Schwarzwald fortsetzen."

Es sei vermerkt, dass die Auto-Branche neben Friedrich Haag noch einen zweiten Kfz-Unternehmer im Landtag von Baden-Württemberg hat, Tobias Vogt, Bietigheim-Bissingen.

Tobias Vogt
© Foto: Tobias Vogt

Er ist in der CDU-Fraktion zugleich der Sprecher für Mittelstandspolitik und Berichterstatter für Umwelttechnologie. Er absolvierte u.a. das berufsbegleitende Studium "Bachelor of Arts" sowie "Master of Arts" an der Hochschule in Geislingen. Unter dem Dach von Favo sind die Bereiche Handel, Autovermietung, Kfz-Sachverständigenbüro u.a. angegliedert. Im Vogt Autozentrum ist Tobias R. Vogt als Geschäftsführender Gesellschafter mit den Volkswagen-Konzernmarken aktiv, vor allem im Service.

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Spruch der Woche

"Objektiv gesehen ist alles subjektiv. Auch im Blütenmonat Mai!"

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 26. Mai 2023!

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