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Autoverkauf 4.0: Chinas Händler machen es vor

27.04.2025 21:26 Uhr | Lesezeit: 4 min
AUTOHAUS China-Tour-2025 auf der Auto Shanghai
Die AUTOHAUS Businessreise führte die Teilnehmenden auch auf die Leitmesse Auto Shanghai.
© Foto: AUTOHAUS

Digital, schnell, kundenorientiert: Der deutsche Automobilhandel kann von China lernen – wie eine AUTOHAUS-Businesstour gerade eindrucksvoll zeigt.

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AUTOHAUS hat aktuell eine Businesstour nach China organisiert. Die Teilnehmer besuchen die Auto Shanghai 2025, treffen chinesische Händlerkollegen in ihren Betrieben und diskutieren mit der China Automobile Dealership Association (CADA) über die zukünftige Rolle des Automobilhandels. Mit dabei ist Branchenexperte Norbert Irsfeld, der regelmäßig im AUTOHAUS veröffentlicht. Seine Eindrücke und Erkenntnisse vor Ort zeigen: Der deutsche Automobilhandel kann einiges von seinen chinesischen Kollegen lernen. 

Der Siegeszug der Elektromobilität 

Wovon Deutschland noch ein gutes Stück entfernt ist, ist in China längst Realität: Fast jedes zweite neu zugelassene Fahrzeug im ersten Quartal 2025 verfügte über einen elektrischen Antrieb. Gleichzeitig steigen die Neuwagenzulassungen dank staatlicher Abwrackprämien, während neue Benziner den ungeordneten, fast fluchtartigen Rückzug antreten. 

Die Neuen Wilden 

Start-ups mit kaum aussprechbaren Markennamen wildern als Disruptoren mit niedrigen Verkaufspreisen und hoher Produktsubstanz im unübersichtlichen Markt für innovative Elektro-Pkw. Die Folge: "New Electric Vehicles" (NEV) versprechen weder für die Hersteller noch für den Handel auskömmliche Margen. Die Neuen Wilden suchen ihr Heil im digitalen Direktvertrieb. Das hat weniger mit Überzeugung als mit der nackten Notwendigkeit zu tun, Vertriebskosten vermeintlich zu senken.

Vabanque-Spiel für den Handel 

Gleichzeitig stoßen die Newcomer im chinesischen Automobilhandel auf Misstrauen. Aus Sicht stationärer Automobilhändler ist es ein Vabanque-Spiel, zu entscheiden, mit welcher neuen Elektro-Marke nachhaltig vertriebliche Erfolge zu erzielen sind. Es steht immerhin das Image des langjährigen Autohauses auf dem Spiel, wenn Marken eingestellt oder die Teilebelieferung nicht zuverlässig erfolgt. 

Die Teilnehmenden der AUTOHAUS China-Tour 2025
Die deutsche Branchendelegation erlebt Chinas Automarkt derzeit hautnah.
© Foto: AUTOHAUS

Autoverkauf am digitalen Fließband 

Die Antwort vieler chinesischer Händler auf den Paradigmenwechsel: Man versucht sich in der Besetzung attraktiver Nischenmärkte (Geländewagen), die chinaweit bedient werden. Oder man investiert in Soziale Medien und Videobotschaften. Mitarbeiter werden zu Influencern, die die Fahrzeuge live ihren Followern präsentieren. Autoverkauf am digitalen Fließband und im industriellen Maßstab! Die aktive Produktion eigener Leads wird zum zentralen Erfolgsfaktor im Autohaus. Das Vertriebsmodell ist mühsam und erfordert unternehmerischen Langmut. In einem besuchten Autohaus zeigte die Tagesstatistik eine Konversionsrate von 400:1. Das Zeitalter klassischer Verkäufer wurde in dem betroffenen Autohaus für beendet erklärt – so ändern sich Berufsbilder.

Kein Verkauf ohne Upselling 

Gleichzeitig entdeckt der chinesische Handel das Upselling für sich, in dem Zubehör und Tuningprodukte zuhauf angeboten werden. Kunden, die das Autohaus besuchen, konfigurieren nicht nur Ausstattungsmerkmale am großformatigen Flatscreen, sondern entscheiden sich unter anderem für neue Frontteile oder Anhängerkupplungen. Selbstverständlich legt man dem Kunden offensiv den Abschluss einer Finanzierung oder eines Leasingangebots ans Herz.

Der Kundenertrag rückt ins Zentrum 

Die Kundenbindung durch attraktive Finanzierungsangebote führt geradewegs zur Frage, wie man den Kundenwert individuell steigern kann. Es steht weniger der Fahrzeugertrag im Vordergrund, sondern der Kundenertrag. Ein chinesischer Autohauskollege versucht sich mit der Gründung eines Kundenclubs für junge Kunden, die mit seinen Geländewagen im Fahrtraining das Abenteuer suchen. 

Norbert Irsfelds erstes Fazit: China zeigt, wie dynamisch und kundenorientiert sich der Automobilhandel wandeln kann – und dass Deutschland gut beraten wäre, einige dieser Entwicklungen genau zu beobachten.


Auto Shanghai 2025 - Impressionen

Menschen laufen über den Messestand der Marke Volkswagen. Bildergalerie



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#Automarkt China

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KOMMENTARE


SchwarZi

29.04.2025 - 00:00 Uhr

Ich finde es wirklich erschreckend, wie hier blind gejubelt wird und man 2 Märkte vergleicht, die nicht vergleichbar sind. (...) In China, einem Land in dem der Staat die Richtung allein vorgibt (und nicht die Bürger) wird das E-Vehikel massiv subventioniert. Gleichzeitig ist zwar der Kauf eines Verbrenners jederzeit möglich, aber der Staat kontrolliert die Zulassung. Diese repressiven Maßnahmen feiert man hier also? Aber mein Problem liegt woanders...in der Nachhaltigkeit. Die Deutschen fahren ihre Autos inzwischen sehr sehr lange. So kann man heute noch Ersatzteile für 35 Jahre alte Fahrzeuge problemlos kaufen. Eine derartige Infrastruktur aufzubauen kostet hunderte von Millionen Euro. Die Deutschen haben ein andere Verhältnis zu ihren Autos, das kann ich nach insgesamt fast 30 Jahren in dieser Branche bestätigen. Selbst vermeintliche "Kleinigkeiten" wollen die Deutschen abgestellt haben, z.B. - die berühmten Windgeräusche bei 180 auf der Autobahn - das Knistern im Armaturenbrett auf Kopfsteinpflaster - die Software die nicht vollumfänglich kompatibel mit dem eigenen Smartphone ist - das Fahrwerk welches bei Spurrillen zu stark einseitig zieht - das sporadische Aufleuchten einer Kontrollanzeige alle 300-500km ect. Dafür braucht es ein Netz von geschulten Spezialisten, von Werkstätten, technischen Support bei Hersteller. Und all dies kostet viel viel Geld. Ich sage es mal salopp, für die paar Einheiten in Europa bzw. Deutschland, binden sich die Chinesen das nicht ans Bein. Die Umweltvorschriften in Sachen Entsorgung und Wiederverwertbarkeit in der EU, auch hier denke ich nicht das es von chinesischer Seite ein großes Interesse gibt. Alles was ich bisher in Sachen Auto und China gesehen habe, ist (überspitzt) ein Wegwerfprodukt. Keine Fahrzeuge die auf 15 oder gar 20 Jahre Lebenszyklus ausgelegt sind. Aber genau diese 15-20 Jahre sind in Europa und auch den USA oft Realität. Deshalb sollten wir alle selbstbewusst auftreten und unsere Stärken in den Vordergrund stellen.


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