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Bayerisches Kfz-Gewerbe 2016: Zum Bleiben verdammt?

03.11.2016 11:51 Uhr
Klaus Dieter Breitschwert
Klaus Dieter Breitschwert: gehöriger qualitativer Anpassungsdruck.
© Foto: Kfz-Gewerbe Bayern

AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach mit Bayerns Kfz-Präsident Klaus Dieter Breitschwert über Trends der Branche und die Zukunft des Verbandes.

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Von Prof. Hannes Brachat

Das Kfz-Gewerbe Bayern legt seinen Geschäftsbericht 2015/16 vor. AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach darüber mit dem Bayerischen Kfz-Präsidenten und Landesinnungsmeister Klaus Dieter Breitschwert, MdL a.D. Außerdem geht es um die speziellen Aktivitäten in Sachen Digitalisierung sowie die Zukunft des Verbandes.

Herr Breitschwert, sie haben zusammen mit ihren Kollegen unlängst den respektablen Geschäftsbericht des Kraftfahrzeuggewerbe Bayern 2015 vorgelegt und artikulieren auch über das Jahr die aktuellen Marktdaten. Das liest sich, als herrschte 2016 in Bayern die beste Marktstimmung?

K.D. Breitschwert: Einerseits sprechen Zahlen und Fakten. Andererseits sehen wir sehr wohl, dass man auf wachsende Komplexitäten nicht mit Oberfläche, Banalisierung oder gar Emotionalisierung antworten kann. Die reine Zahlenbetrachtung ist das eine, die Qualität, die dahinter steht, das andere. 

Zentrale Herausforderungen

Können Sie das beispielhaft artikulieren?

K.D. Breitschwert: Dieses Jahr kam in jedem Winkel der Branche verbal das Thema Digitalisierung an. Eine Folge davon: Wenn beispielsweise morgen alle neuen Automobile digital verkauft würden, weshalb bedarf es dann zukünftig noch gigantischer baulicher Investitionen in ein Autohaus? Wir fordern nach wie vor einen Investitionsschutz. Investition ja, aber mit klarer Perspektive. Weiter prüfen wir gerade mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, welche konkreten Aktivitäten wir in unserem Alltag digitalisieren können bzw. müssen. Das beginnt bei der elektronischen Fahrzeugzulassung, geht über die Erstellung digitaler Garantieanträge mit einer einzigen elektronischen Unterschrift des Kunden, geht weiter über vertragliche Vereinfachung des gesamten Kundenvertragswesens bis hin zur digitalen Steuerung aller behördlichen Überprüfungen. Es gehört E-Government hinzu, die kompletten Abwicklungen mit dem Finanzamt, von den elektronischen Belegen bis zur elektronischen Bilanz. Und es wird im Rahmen der Digitalisierung der Tag kommen, an dem man juristische Fragen digitalisiert beantwortet erhält, um nur einige Beispiele zu nennen.

Konkrete Ergebnisse?

Sie sind offensichtlich der erste Kfz-Verband, der die digitalen Themen offensiv, lösungsorientiert angeht. Sie sind nun als Verbandspräsident seit elf Jahren im Amt und bringen mit 22 Jahren als Landtagsabgeordneter einschlägige politische Erfahrungen mit. Können Sie nachvollziehen, dass zahlreiche Autohausinhaber nicht nur politikverdrossen, sondern auch verbandsverdrossen sind? 

K.D. Breitschwert: Wir haben in AUTOHAUS immer wieder über einschlägige Themen diskutiert, sei es das Thema nicht ausreichender Garantievergütung, die Abgasuntersuchung mit Endrohrprüfung, seien es die Vertriebswege am Handel vorbei, die Rolle des Bundeskartellamtes, seien es angemessene, sinnvolle Hersteller-Standards, seien es die Auswirkungen der großen Zahl an Tageszulassungen oder denken sie an die überzogenen Unsinnsabmahnungen der DHU. Das sind alles dicke Bretter. Und wo bleiben die konkreten Ergebnisse?

Unsere Mitglieder wünschen sich in der großen Zahl Politiker, aber auch Verbandsfunktionäre, die das tun, was sie sagen, und das sagen, was sie denken. Und sie wollen, dass man nicht nur redet, sondern auch etwas sagt. Wir müssen uns in erster Linie mit den Anliegen unserer Mitgliedsbetriebe und unserer Branche befassen und weniger mit uns selbst. Im Vordergrund muss das Mitgliederinteresse stehen und nicht nur die Organisation. 

Zukunft des Verbandes

Ihre Amtszeit läuft im September 2017 aus. Wie geht es weiter? Schließlich haben Sie zum einen den Bayerischen Landesverband aus der damaligen "Fexer-Malaise" wieder zusammengeführt. Außerdem haben Sie gerade durch Ihr politisches Netzwerk den Landesverband zu einer respektablen Institution gemacht.

K.D. Breitschwert: Lassen sie mich das ganz generell für das Verbandswesen sagen. Wenn sie in all unsere Gremien schauen, dann haben wir auf jeder Ebene und in allen Gremien überalterte Strukturen – ich zähle mich auch dazu. Es fehlt die gesunde Mischung! Wer unternimmt aber aktiv etwas dagegen und führt die Jungunternehmer und Jungunternehmerinnen ins Verbandswesen? Wir treffen vielfach auf das Phänomen, dass sich nur noch Unternehmer aktiv ehrenamtlich in der Szene einbringen (können), wenn ihre Söhne oder Töchter zu Hause den Betrieb operativ führen. Und wir haben in Bayern ja sieben große Innungen mit jeweils mehr als 800 bis 2.000 Mitgliedern. Da steht jeweils ein beachtlicher Geschäftsbetrieb dahinter. Wie können solche Einheiten geführt werden, damit das Ehrenamt seiner Aufgabe gerecht wird und die betrieblichen Interessen aus der Sicht der Kfz-Unternehmer in geeigneter Weise in die Verbandsarbeit mit der Vielfältigkeit der gestellten Aufgaben eingebracht werden  können. Die beteiligten hauptamtlichen Mitarbeiter müssen wissen, wie sich die Dinge aus der Sicht eines mittelständischen Betriebsinhabers darstellen.

Letztlich geht es aber bei den Amtsträgern bei der Wirkung um das Ganze und zwar auf allen Ebenen. Man muss vernetzt sein, die jeweiligen Entscheidungsträger kennen. Denken Sie an den Bereich der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

Spezielle Aufgaben

Wie sieht dazu Ihre eigene Vorstellung aus?

K.D. Breitschwert: Lassen sie mich im Klartext antworten. Wenn ich all unsere Herausforderungen in der Branche sehe, ob in der Kfz-Technik, in IT-Fragen, in Sachen Digitalisierung, Weiterbildung oder gar in der Unternehmensnachfolge, sehe ich für viele in unserer Branche das Thema "Überforderung" aufleuchten. Das bedeutet für all unsere Kfz-Innungen aber auch in Sonderheit für den Kfz-Landesverband, der den Innungen Hand in Hand zuarbeiten soll, einen gehörigen qualitativen Anpassungsdruck.

Was mich bei alledem zuversichtlich stimmt ist die Tatsache, dass das alles  - wie es ist - von Menschen gemacht wurde und in Zukunft auch von Menschen gemacht wird. Also können sie das auch verändern. Und da würde ich mir zusätzlich in unseren Gremien junge, engagierte Unternehmer und Unternehmerinnen wünschen, die sich für die Sache ehrenamtlich mit dem nötigen Blick für den Fortschritt, für die Zukunftsgestaltung einbringen. Ich war politisch schon immer ein Mensch mit einer hohen Dosis an Zuversicht. Dazu braucht man Mut und den Faktor Hoffnung.

Kfz-Gewerbe Bayern Geschäftsbericht 2015/16

Den Geschäftsbericht 2015/2016 gibt es zum Download unter: http://www.kfz-bayern.de/wir-ueber-uns/geschaeftsberichte-bayern

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